Sprachentwicklung Flashcards
Allgemeines zur Sprache
- universell (wird von allen gelernt)
- erlernt nur durch Erfahrungen mit anderen sprechenden Menschen
- artspezifisch (möglicherweise z.B. Iteration und Rekursion)
Sprachkompetenz in 2 Schritten erlernen
- Sprachwahrnehmung / Sprachverständnis
- Sprachproduktion
Suprasegmentale Komponente
Funktion: Intonation, Betonung, Rhythmus
Wissen: prosodische Kompetenz
Phonologie
Funktion: Organisation von Sprachlauten (Phonem = kleinste Lauteinheiten)
Wissen: linguistische Kompetenz
Morphologie
Funktion: Wortstruktur (Morphem = kleinste bedeutungstragende Einheit)
Wissen: linguistische Kompetenz
Syntax
Funktion: Satzbildung
Wissen: linguistische Kompetenz
Lexikon
Funktion: Wortschatz aufbauen
Wissen: linguistische Kompetenz
Semantik
Funktion: Wort- / Satzbedeutung
Wissen: linguistische Kompetenz
Diskurs / Sprechakte
Funktion: sprachliches Handeln, Kohärenz der Konversation (z.B. Bitte u. Danke sagen)
Wissen: pragmatische Kompetenz
Metalinguistisches Wissen
wie Sprache funktioniert
Ammensprache
An Kinder gerichtete Sprache
Ergebnisse aus Studien zum Zweitspracherwerb
- Zweitsprache vor 4. Lebensjahr lernen leichter, wegen Organisation in Hirnarealen (Neville und Kollegen)
- Grammatik vor dem 7. Lebensjahr lernen leichter, unabhängig von vorherigem Kontakt zu dieser Sprache (Johnson und Newport)
Warum sind Kinder bessere Sprachlerner als Erwachsene?
Newport-Hypothese:
Kinder encodieren und nehmen kleinere „Sprachportionen“ wahr, wegen Gedächtnisbeschränkungen - Sprachstruktur lässt sich an kürzeren Beispielen leichter erlernen
(„Weniger ist mehr“)
Meilensteine der frühen Sprachproduktion
2 Monate: Cooing / Gurrlaute
6 Monate: Babbeling / „dada“
8-12 Monate: Sprechen ähnlich zu Muttersprache, aber ohne Bedeutung / „Kauderwelsch“; Jargoning; akustische Segmentierung; erste Worte werden verstanden
12 Monate: Erstworterwerb / Produktion beginnt; Übergeneralisierungen u. -diskriminierungen
18-24 Monate: Benennungsexplosion / Wortschatzexplosion (von 50 auf 200 Worte)
20-26 Monate: Zweiwortsätze
Frühes sprachrelevantes Interaktionsverhalten / Kommunikation mit anderen über Dritte
ab 4 Monaten: Blickfolgen / gaze following
ab 9 Monaten: gemeinsame Aufmerksamkeit / joint attention
ab 9 Monaten: Zeige-Gesten / pointing
Sprachproduktion: Aufbau des Lexikons
12 Monate: erste eigene Worte
18 Monate: Wortschatz beinhaltet 50 Worte
2 Jahre: Wortschatz beinhaltet 200 Worte
6 Jahre: Wortschatz beinhaltet am Ende 10.000 Worte (2-6 Jahre: 5 Wörter pro Tag)
Constraint-Hypothese zum Erwerb von Wortbedeutungen (angeboren)
Grundeinstellung: whole object constraint = Bezeichnung meint immer ganzes Objekt, nicht Teil des Objekts (z.B. Ball)
Disjunktionsbeschränkung / mutual exclusivity constraint = Objekt immer nur eine Bezeichnung, weitere Bezeichnungen meinen Objekteigenschaften (z.B. rot)
Lösungen für Induktionsproblem
- Constraintannahme (nativistisch)
- Beachtung allgemeiner Kontextinformationen
- Beachtung pragmatischer Hinweise im sozialen Kontext (z.B. Emotionen)
- Beachtung des sprachlichen Kontexts (z.B. Grammatik)
- Einflüsse von Erwachsenen
Interpretations- / Induktionsproblem
Was ist mit genanntem Wort gemeint? (ganzes Objekt, Teil des Objekts, Objekteigenschaft)
Holophrasische Phase
„Einwortsätze“ (ab ca. 12 Monaten, haben verschiedene Intentionen / Bedeutungen)
Grammatikentwicklung im Kindergartenalter
2-3 Jahre - root stage = einzelne gebildete Formen von Wörtern werden als feste Vokabeln gelernt
4-5 Jahre - rule stage = jetzt Verstehen von Regeln, deshalb übergeneralisierte Verwendung
6 Jahre - grammatical stage = Regeln werden korrekt angewendet, Ausnahmen fast alle bekannt
5-8 Jahre - Erwerb metalinguistischer Bewusstheit = wie Sprache funktioniert
Entwicklung von Grammatik und Sprachverständnis im Grundschulalter
- beginnende Verwendung abstrakter Begriffe (z.B. Moral)
- Verständnis von Passivformen (z.B. wurden gegessen)
- beginnendes Verständnis von Witz und Ironie
Entwicklung der Sprachpragmatik
3-4 Jahre: passen sich mit Sprache an Alter des Gegenübers an (z.B. mit Jüngeren kurze Sätze); Probleme bei inhaltlicher Bezugnahme zu Gesagtem; häufig Privatsprache (z.B. mit Kuscheltier)
bis 5 Jahre: lernen der Fähigkeit aufeinander zu reagieren und sich auf anderen zu beziehen (sprachliches „Turn taking“)
Late Talker
Mit 2 Jahren weniger als 50 Wörter im Gebrauch, keine Zwei-Wort-Sätze
(Indiz für Sprachentwicklungsstörung)
Late Bloomer / Spätblüher
Late Talker die Rückstände bis 30. Monat wieder aufgeholt haben
Störungen der Sprachentwicklung
- Artikulationsstörungen (deutlich bessere Prognose)
- Expressive Sprachentwicklungsstörungen (starke genetische Einflüsse)
- Rezeptive Sprachentwicklungsstörungen (starke genetische Einflüsse)
Spracherwerbstheorien - Der behavioristische Ansatz
Von Skinner, Sprache lernen durch operante Konditionierung und Shaping
Spracherwerbstheorien - Der nativistische Ansatz
Von Chomsky, bestimmte grammatische Regeln sind angeboren, gibt Universalgrammatik
Spracherwerbstheorien - Der konnektionistische Ansatz
Für Spracherwerb notwendige Info ist in Sprache selbst enthalten, Sprache beruht auf allgemeinen Lernmechanismen, Regelhaftigkeiten in Sprache beachten
Spracherwerbstheorien - Sprache als sozial-kommunikative Interaktion
Sprachentwicklung durch ihre kommunikative Funktion beeinflusst, Sprache soziale Fähigkeit, Sprache lernen durch Kommunikation mit anderen
Dafür spricht: frühe Sensibilität für pragmatische Sprachaspekte
Spracherwerbstheorien - Kognition und Sprache
Von Piaget, kognitive Entwicklung bereitet auf Spracherwerb vor / gibt kognitive Voraussetzungen für Spracherwerb
„Inside-out“-Theorien
- „Sprache von sich aus“
- Spracherwerb spezieller / eigener Lernmechanismus
- möglicherweise angeborenes Sprachwissen
„Outside-in“-Theorien
- „von außen herantragen“
- Spracherwerb genereller Lernmechanismus
- kein / wenig angeborenes Sprachwissen
Spracherwerbstheorien - Heutige Sicht
Kognitive Entwicklung und Spracherwerb beeinflussen sich gegenseitig