Gedächtnis, Exekutive Funktionen Flashcards
Gedächtnis
Fähigkeit, Informationen zu enkodieren, zu speichern und abzurufen
Mit welchen Methoden lassen sich frühe Gedächtnisleistungen erfassen?
- Habituationsparadigma
- Verzögerte Imitation
- Mobilé-Paradigma
Mobilé-Paradigma
- Mobilé über Schnur mit Bein des Babys verbunden (Strampeln + Mobilébewegung)
- Strampelt Kind vermehrt wenn Mobilé ohne Verbindung zum Fuß über ihm hängt?
= schon in ersten Wochen kontinuierliche Verbesserung der Gedächtnisleistung, Vergessen ist reines Abrufproblem (Kind braucht Reinstatement/Erinnerungshilfe), Leistungen besser bei gleichen Kontextbedingungen, ab 6 Monaten wird Art des Mobilés egal (vorher Erinnerung nur bei originalem Mobilé)
Einfache Objektpermanenz - Piaget
Ab 8 Monaten: Kinder greifen nach einem zuvor verdeckten Objekt; aber Objektrepräsentation noch durch Veränderungen am Objekt beeinflussbar
A-/nicht-B Suchfehler - Piaget
Zwischen 8-12 Monaten:
Kinder repräsentieren Objekte noch nicht losgelöst von ihrer Lokation; deshalb nur einfache Objektpermanenz
Objektpermanenz (zwischen 12 und 18 Monaten) - Piaget
Objekte sind nun unabhängig von ihrer Lokation repräsentiert, sofern es sichtbare Lokationsveränderungen sind
(Überwindung unsichtbarer Lokationsveränderungen zwischen 18 und 24 Monaten)
Kritik an Piaget’s Versuchen zur Objektpermanenz
Aus defizitärer Handlungskoordination (greifen nach A und nicht B) wird auf defizitäres Wissen geschlossen
Neuere Untersuchungen zur Objektpermanenz - R. Baillargeon
Drehbrückenversuch zeigt:
Kinder verfügen bereits viel früher (ab 3,5 Monaten) über stabile mentale Objektrepräsentationen
(Piaget: manuelle Suchaufgabe vs. Baillargeon: visuelle Aufgabe)
Neuere Erklärungen des A-/nicht-B Suchfehlers
Reifungsproblem im Cortex wird verantwortlich gemacht
Versuch testet weniger Objektpermanenz, sondern eher Koordination von Zeit und Raum sowie Hemmen von ursprünglicher Handlung
Entwicklung von Informationsverarbeitungsprozessen
- mentale Prozesse werden stärker automatisiert und effizienter - mehr Speicherressourcen
- Artikulationsgeschwindigkeit für Wörter nimmt zu - mehr Wörter werden erinnert
Entwicklung von Gedächtnisstrategien
5-10 Jahre: Rehearsal (Encodieren)
2-5 Jahre: Sortierung (Organisieren)
6-10 Jahre: Gruppierung (Organisieren)
3 Jahre: Skriptbildung (Organisieren)
Adoleszens: Assoziationsbildung (Elaborieren)
Skript
Art Drehbuch für bestimmtes Ereignis (z.B. Teilaspekte eines Restaurantbesuchs in logischer Reihenfolge wiedergeben können: Setzen, Essen, Bezahlen, Gehen)
Nachfragen der Eltern fördert Abspeichern und Abrufen von Skripten
Rehearsal (Encodieren)
Verbales Wiederholen der sich zu merkenden Inhalte (5-10 Jahre)
Sortierung (Organisieren)
Räumliche Zuordnung von Objekten nach bestimmtem Kriterium (2-5 Jahre)
Gruppierung (Organisieren)
Items werden systemisch in Kategorien eingeordnet (6-10 Jahre)
Skriptbildung (Organisieren)
An Skripts entlang hangeln um Ereignisse besser zu erinnern (3 Jahre und älter)
Assoziationsbildung (Elaborieren)
Bildliche oder verbale Assoziationen zwischen Items bilden; Nutzung von Retrieval Cues; sehr anspruchsvoll; Beispiel sind Eselsbrücken (Adoleszenz)
Strategiedefizite (beim Lösen von Gedächtnisaufgaben)
Kindergartenalter: Mediationsdefizit
Vorschulalter: Produktionsdefizit
Frühes Schulalter: Nutzungsdefizit
Mediationsdefizit
Strategien werden nicht spontan gezeigt und nützen auch bei Unterweisung nichts (Kindergartenalter)
Produktionsdefizit
Strategien werden nicht spontan eingesetzt, nützen aber etwas wenn Kinder unterwiesen werden (Vorschulalter)
Nutzungsdefizit
Strategien werden spontan eingesetzt, nützen aber nichts weil sie noch zu viel Aufmerksamkeit fordern (frühes Schulalter)
Deklaratives Metagedächtnis
Wissen über Gedächtnisvorgänge (6-10 Jahre)
Prozedurales Metagedächtnis
Fähigkeit zur Überwachung und Regulation gedächtnisbezogener eigener Aktivitäten (6-10 Jahre)
Exekutive Funktionen (EF)
Regulations- und Kontrollmechanismen, die zielorientiertes und situationsangepasstes Handeln ermöglichen (z.B. Fehlerkorrektur, Erlernen neuer komplexer Fertigkeiten, Durchbrechen von Gewohnheiten, …) - Drechsler, 2007
Wichtige Hirnregionen für EF
Frontalhirn vor allem Präfrontaler Cortex (Reifungsprozesse bis ins frühe Erwachsenenalter), Thalamus, Teile der Basalganglien
Prominentes EF-Modell - Miyake et al. (2000)
Basismechanismen exekutiver Funktionen:
1. Inhibition dominanter Antworttendenzen (inhibition)
2. Aktualisierung von Arbeitsgedächtnisinhalten (upgrading)
3. Wechsel des Aufmerksamkeitsfokus (shifting)
Entwicklung von EF
Inhibition: ca 1/2 Jahr kurzes Innehalten von Bewegungen bei „Nein“; 4-5 Jahre verbesserter Bedürfnisaufschub; ca. 12 Jahre Fähigkeit wie bei Erwachsenen
Arbeitsgedächtnis/Upgrading: ab ca. 3 Jahren wesentliche Entwicklung
Perspektivübernahme/Flexibilität/Shifting: Säuglingsalter verschiedene Wege zur Zielerreichung möglich, ca. 4 Jahre einfache Wechsel von Regeln beachten
Förderansätze für EF - Diamond & Lee (2011)
- computerbasierte Förderung
- Sport und Bewegung
- traditioneller Kampfsport und Achtsamkeit
- Schulkonzepte
- additive Programme
Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
Einordnung: Beginn in der Kindheit und Jugend
Hauptkennzeichen: Probleme mit Aufmerksamkeit, Impulsivität und Selbstregulation (zusätzlich Hyperaktivität)
Prävalenz: 5,3% (mehr Jungen als Mädchen)