Mathematisches Denken Flashcards
Approximative Mengenvergleiche: Kritische Ratio
Säuglinge unterscheiden zwischen Punktemengen in einem bestimmten altersabhängigen Bezugsverhältnis (Ratio)
Kritische Ratio:
Neugeborene => 3 (z.B. 1:3 oder 4:12)
6 Monate => 2 (z.B. 1:2 oder 6:12)
10 Monate => 1,5 (z.B. 2:3 oder 12:18)
Habituations-Dishabituationsparadigma - Xu & Spelke (2000)
Faktoren wie Punktegröße oder -dichte werden kontrolliert (=> Mengenwahrnehmung beruht nicht auf physikalischer Ausdehnung)
!Diskriminationsleistungen sind auf angeborenen intuitiven Mengensinn / „number sense“ / numerische Mengenerfassung zurückzuführen
Simultanerfassung / Subitizing
Fähigkeit, die Anzahl mehrerer Elemente erfassen zu können, ohne diese explizit abzählen zu müssen („magische Zahlengrenze“ bis 4)
Handelt es sich beim Subitizing um frühe numerische Kompetenzen? - Wynn (2007)
Ja, denn 5 Monate alte Babys schauen in allen Aufgaben länger auf das mathematisch unmögliche Ereignis (inconsistent outcome); im Bereich 1 bis 4 verstehen sie Addition und Subtraktion (siehe Mickey-Mouse Versuche)
„Analog magnitude model“
Analoge Mächtigkeitsrepräsentationen:
- größere Mengen
- ungefähre kardinale Wertigkeit
(approximative Mengenerfassung)
„Object file model“
Object-file Repräsentationen:
- kleinere Mengen
- konkrete Objekte
(raum-zeitliche Information & Objektindexsystem)
Objektindexsystem - Leslie et al. (1999)
- Objektindividuation: raum-zeitliche Infos + Merkmalsinfos einzeln betrachten (Indexzuweisung)
- Objektidentifikation: raum-zeitliche Infos + Merkmalsinfos aneinander binden (Merkmalsanbindung)
Belege für „Object file model“
- Studien zum frühen Additions/Subtraktionsverständnis („Ernie & Bert Versuche“)
- Studien zur Objekt-Individuation („Hasen Versuche“)
Replikation der Mickey-Mouse Versuche - Simon, Hespos, Rochat (1995)
!gleicher Versuchsaufbau, nur unterschiedliche Figuren
=> 5 Monate alte Kinder reagieren nur auf falsche Anzahl nicht auf falsche Identität der Figuren
(Beleg für „Object file model“)
Studie zur Objektindividuation - Xu & Carey (1996)
Raum-zeitliche Information ist die entscheidende wenn es um die Bestimmung der Anzahl geht (10 und 12 Monate alte Kinder individuieren)
Frühe Mengenoperationen - Resnick & Greeno (1990)
„Protoquantitative Schemata“ + Zahlenkenntnis = „Numerische Schemata“ (damit rechnen möglich)
„Protoquantitative Schemata“
- des Vergleichs: größer, mehr, viel, wenig, … (2 Jahre)
- des Vermehrens / Verminderns: wegnehmen, dazukommen, … (3-4 Jahre)
- der Teil-Ganzes-Relation: 8 zerlegen in 5 und 3, gehört zu, ist Teil von (3-4 Jahre)
Zahlenkenntnis
Erwerb der Zahlenwortreihe: 1, 2, 3, 4, 5, 6, … (2-3 Jahre)
„Numerische Schemata“
- Zahlenkenntnis mit protoquantitativem Schemata des Vergleichs integrieren
=> mentaler Zahlenstrahl: Vergleich von Positionen (ca. 4 Jahre) - Zahlenkenntnis mit Teil-Ganzes-Relation integrieren
=> Kardinalitätsprinzip (ca. 5 Jahre)
=> Zahlentripel: 5=2&3, 7=5&2, …
Wichtige Zählprinzipien im Kindergartenalter: What-to-count Prinzipien
- Abstraktion: jedes Set diskreter Einheiten zählbar (z.B. Elefanten, Steine, Bananen, …)
- Irrelevanz der Abfolge: ist egal, wo man anfängt zu zählen
Wichtige Zählprinzipien im Kindergartenalter: How-to-count Prinzipien
- Eins-zu-eins-Zuordnung: jedes Objekt wird nur einmal gezählt (2-3 Jahre)
- Stabile Reihenfolge: Abfolge der Zahlen steht fest (2-3 Jahre)
- Kardinalität: beim Zählen entspricht letzte Zahl der Gesamtanzahl
Rechenstrategien im Übergang ins Schulalter
- Abruf arithmetischen Faktenwissens: Lösung einfacher Aufgaben aus Gedächtnis abrufbar
- Abzählen: Aufgabe 2+2 => Kind streckt pro Hand zwei Finger aus und zählt ab
- Zählen vom größeren Summanden aus: Aufgabe 3+9 => 9, 10, 11, 12 (5-6 Jahre)
- Zerlegung / Dekomposition der Aufgabe in zwei leichtere Aufgaben: 3x4 => 4+4+4=12
Rechenstrategien im Übergang ins Schulalter - Ab wann korrekter Einsatz?
Bereits ab 4 Jahren wählen die Kinder die angemessene Strategie, aus den ihnen zur Verfügung stehenden, aus
Konzept der Gleichheit
Verständnis, dass die Werte zu beiden Seiten des Gleichheitszeichens ausgeglichen sein sollen (muss erklärt werden, damit es nicht zur Rechen-Routine kommt, denn diese führt zu Fehlern)
Kontextspezifische Unterschiede in der Rechenleistung - Nunes et al. (1993)
Brasilianische Kinder (9-15 Jahre), die auf Straßen Süßigkeiten verkaufen…
- zeigen im Straßenkontext exzellentes Rechenverständnis (4 Äpfel je 35 Cent)
- zeigen im Schulkontext schwaches Rechenverständnis (4x0,35)
Länder mit besserem mathematischen Verständnis…
- investieren mehr Zeit in Mathematikleistungen
- fokussieren sich mehr auf Verständnis von Grundbegriffen, als Lernen von Rechenwegen
(Bsp. Japan: 1 Stunde lang 1 Aufgabe besprechen => diskutieren alternative Lösungen / vermitteln mathematisches Verständnis)