Soziale Motive: Prosoziale Motivation Flashcards
1
Q
Die evolutionspsychologische Sichtweise: Warum helfen Menschen?
A
- Verwandtschaftselektion: Menschen erhöhen die Chancen, ihre eigenen Gene weiterzugeben, indem sie Verwandten helfen.
- Reziprozitätsnorm: Menschen helfen mit der Erwartung, dass ihnen ebenfalls geholfen wird. In der Evolution hat diese Norm durch geschaffene Kooperationen einen Überlebensvorteil geboten.
- Soziales Lernen: Menschen zeigen eine Tendenz, sozialen Einfluss zu akzeptieren. Diese Fähigkeit, soziale Normen zu erlernen, könnte Teil des genetischen Erbes geworden sein.
2
Q
Kosten und Nutzen prosozialen Verhaltens
A
- Zentrale Annahme: Menschen orientieren ihr Handeln so, dass der Nutzen maximiert und die Kosten minimiert werden.
- mögliche Kosten: Zeitaufwand, Emotionale Belastung, Finanzielle Belastung
- möglicher Nutzen: Stimmungsverbesserung, Freude an der Verbesserung der Situation eines anderen, Anerkennung der Umwelt, Steigerung des Selbstwertgefühls
3
Q
Die Empathie-Altruismus-Hypothese
A
-
Unterscheidung zwischen Ziel und Konsequenz:
- Ziel einer altruistischen Handlung: Verbesserung der Lage anderer.
- Konsequenz: Persönliche Befriedigung durch die Handlung ist zulässig.
-
Zwei emotionale Reaktionen auf das Leid anderer:
- Mitgefühl (Empathie)
- Unbehagen (personal distress)
4
Q
Mitgefühl und prosoziales Verhalten
A
- Mitgefühl: Eine der wichtigsten Voraussetzungen für altruistisches Verhalten.
- Unbehagen: Führt eher zu egoistischen Motiven, wie dem Drang, eigene Spannungen zu reduzieren.
- Gleichgültigkeit
- Studien mit Kindern: Kinder, die als mitfühlend eingestuft werden (z.B. durch Mimik oder physiologische Maße), zeigen deutlich mehr prosoziales Verhalten als solche, die zu „personal distress“ neigen (Eisenberg, Fabes & Spinrad, 2006)
- Höheres Mitgefühl beeinflusst durch: Ähnlichkeit mit Opfer, Vertrautheit mit Opfer, Kulturell eigene Gruppe
5
Q
Entwicklung prosoziales Verhalten
A
- Bis zum Alter von drei Jahren zeigen Kinder eine Zunahme an Mitgefühl und prosozialem Verhalten. Übergang von Selbstbezogenheit zu empathischer Betroffenheit beobachtbar
- Erste tröstende Reaktionen treten einige Monate nach dem ersten Geburtstag auf
- Im zweiten Lebensjahr beginnen Kinder, anderen zu helfen, indem sie Dinge anbieten, die ihnen selbst Trost spenden
- Kinder (4-8 Jahre) bieten eher Hilfe an, wenn:
- Der erlittene Schaden groß ist.
- Kein Eigenverschulden vorliegt.
- Der Empfänger jünger und vertraut ist.
- Reziprozität: Kinder helfen eher, wenn die andere Person bereits geholfen hat.
- Einflüsse:
- Genetik
- Umwelteinflüsse
- Kulturelle Einflüsse
- Erziehungseinflüsse
- Geschlecht
6
Q
Helfen in Notsituationen - Verantwortungsdiffusion
A
- Das Phänomen wird als “Diffusion der Verantwortung” oder “Bystander-Effekt” bezeichnet.
- Jeder denkt, dass jemand anderes handeln wird, was in Notlagen zu Untätigkeit führen kann.
-
Experimentelles Design:
- Durchführung von Diskussionsrunden mit 2, 3 oder 6 Teilnehmern.
- Simulation eines epileptischen Anfalls durch einen Teilnehmer
- direkte Kommunikation verhindert
- Ergebnis: Mit zunehmender Gruppengröße sank der Prozentsatz derjenigen, die aktiv wurden
7
Q
Helfen in Notsituationen - Pluralistische Ignoranz
A
- Bezieht sich auf die Situation, in der Zeugen eines Vorfalls die Reaktionen anderer Beobachter wahrnehmen.
- Passives Verhalten anderer wird als Hinweis gedeutet, dass ein Eingreifen nicht angemessen ist.
-
Experimentelles Design:
- Simulation eines Unfalls in einem Nebenzimmer, begleitet von lautem Lärm und Schmerzensschreien.
- Versuchsteilnehmer wurden in zwei Bedingungen getestet: allein oder mit einem zweiten Zeugen.
- Ergebnis:
- Die Wahrnehmung von Reaktionen anderer kann das individuelle Hilfsverhalten beeinflussen.
- In Situationen, in denen Zeugen passive Reaktionen zeigen, kann dies zu einem Mangel an Hilfsbereitschaft führen (pluralistische Ignoranz).
8
Q
Helfen in Notsituationen - Bewertungsangst
A
- Die Furcht vor der Beurteilung des eigenen Handelns durch andere, die die Hilfsbereitschaft in Gruppen mindern kann.
- Die dargestellten Phänomene verdeutlichen, wie wichtig es ist, in Notsituationen direkte Ansprache zu suchen, um die Hilfsbereitschaft anderer zu aktivieren und die negativen Effekte von Bewertungsangst und Verantwortungsteilung zu minimieren.
9
Q
Verantwortung und prosoziales Verhalten
A
- Weiner (2001) beschreibt, wie die Wahrnehmung der Verantwortlichkeit des Opfers die emotionalen Reaktionen des Beobachters beeinflusst:
- Opfer als nicht verantwortlich: Führt zu Mitgefühl und erhöht die Wahrscheinlichkeit von Hilfeverhalten.
- Opfer als selbst schuld: Führt zu Ärger und verringert die Bereitschaft, zu helfen.
- Verantwortung ist ein wichtiger Faktor für prosoziales Verhalten und beeinflusst die Hilfsbereitschaft in Notfällen.
- Die Wahrnehmung von Verantwortung variiert zwischen Individuen und Kulturen, was die Dynamik von Hilfeverhalten beeinflusst.
- Das Verständnis dieser Konzepte kann helfen, Interventionen in Notsituationen zu verbessern und die Hilfsbereitschaft zu fördern.