Intergruppenbeziehungen Flashcards
Theorie des Realistischen Gruppenkonflikts - Kernidee (situationale Faktoren)
- Entwickler: Muzafer Sherif (1966).
- Kernidee: Intergruppenkonflikte und Feindseligkeiten entstehen, wenn Gruppen konkurrierende, unvereinbare Ziele verfolgen, insbesondere um begrenzte Ressourcen (z. B. Arbeitsplätze, Wohnraum).
Theorie des Realistischen Gruppenkonflikts - Durchführung Sherifs Ferienlagerstudien (situationale Faktoren)
- Durchführung: In den 40er und 50er Jahren in den USA; Teilnehmer waren ca. 11-jährige Jungen der weißen Mittelschicht.
- Auswahl der Teilnehmer: Sorgfältige Auswahl, um unauffällige Persönlichkeiten zu gewährleisten; Jungen kannten sich vorher nicht.
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Experimentelle Phasen:
- Phase 1: Aufteilung in zwei Gruppen, getrennte Aktivitäten ohne ausgeprägte Feindschaft.
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Phase 2: Einführung von Wettkämpfen zwischen den Gruppen (z. B. Tauziehen), die zu intensiven Feindseligkeiten führten.
- Wettbewerb: Der Gewinn brachte attraktive Preise (z. B. Taschenmesser), während die Verlierer leer ausgingen.
- Ergebnis: Dramatische Verschlechterung des Klimas zwischen den Gruppen, einschließlich physischer Auseinandersetzungen (z. B. Überfälle auf Lager, Essenswürfe).
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Phase 3: Versuche zur Reduzierung der Feindseligkeiten durch Schaffung gemeinsamer Ziele (positive Interdependenz).
- Beispiel: Ein LKW, der nicht ansprang, konnte nur durch Zusammenarbeit beider Gruppen bewegt werden.
- Ergebnis: Nach der gemeinsamen Bewältigung mehrerer Notsituationen nahmen die Feindseligkeiten tatsächlich ab.
Theorie des Realistischen Gruppenkonflikts - Schlüsselerkenntnisse (situationale Faktoren)
- Negative Interdependenz: Wettkämpfe und das Streben um begrenzte Ressourcen führen zu Konflikten und Feindseligkeiten zwischen Gruppen.
- Positive Interdependenz: Gemeinsame Ziele und die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit können Spannungen abbauen und die Gruppenverhältnisse verbessern.
- Anwendung der Ergebnisse: Die Erkenntnisse sind relevant für die Gestaltung sozialer und organisatorischer Beziehungen, um Konflikte zu minimieren.
Relative Deprivation - Definition (situationale Faktoren)
- Begriffserklärung: Relative Deprivation beschreibt das subjektive Empfinden, im Vergleich zu anderen stärkere materielle Entbehrungen zu erleiden.
- Kernpunkt: Menschen fühlen sich durch andere Gruppen bedroht oder benachteiligt, auch wenn objektiv keine Knappheit an Ressourcen vorliegt
Relative Deprivation - Bedeutung für intergruppale Einstellungen (situationale Faktoren)
Negative Einstellungen gegenüber Fremdgruppen sind positiv mit kollektiver relativer Deprivation verknüpft (z. B. „Wir Deutschen“ im Vergleich zu „Einwanderern“)
Theorie der Sozialen Identität - Einführung (situationale Faktoren)
- Entwicklung: Die Theorie wurde von Henri Tajfel und Turner (1979) formuliert, basierend auf den Ergebnissen der Minimalgruppen-Experimente.
- Ziel der Theorie: Untersuchen, wie Intergruppenbeziehungen ohne Vorurteile oder persönliche Feindseligkeiten entstehen können.
Theorie der Sozialen Identität - Minimalgruppen-Paradigma (situationale Faktoren)
- Definition: Ein experimentelles Design, das zeigt, dass bereits die bloße Einteilung in Gruppen diskriminierendes Verhalten hervorrufen kann.
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Kriterien für die Versuchssituation:
- Keine Face-to-Face-Interaktion.
- Anonyme Gruppenmitgliedschaft.
- Keine rationale Verbindung zwischen den Einteilungskriterien und dem Verhalten.
- Entscheidungen dürfen nicht den persönlichen Interessen dienen.
- Existenz von Wahlmöglichkeiten zwischen kompetitiven und kooperativen Verhaltensweisen.
- Verhaltensweisen haben reale Konsequenzen.
Theorie der Sozialen Identität - Durchführung Minimalgruppen-Experimente (situationale Faktoren)
- Erster Teil: Kinder werden zufällig in Gruppen eingeteilt, ohne dass sie tatsächlich unterschiedliche Eigenschaften besitzen (z. B. Überschätzer vs. Unterschätzer).
- Zweiter Teil: Verteilung von Geldbeträgen an andere Versuchspersonen; Informationen über Gruppenmitgliedschaft werden bereitgestellt.
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Verteilungsmöglichkeiten:
- Maximierung des Gewinns der eigenen Gruppe.
- Maximierung des gemeinsamen Gewinns.
- Maximierung der Differenz zwischen Gruppen.
- Fairness
Theorie der Sozialen Identität - Ergebnisse Minimalgruppen-Experimente (situationale Faktoren)
- Versuchsteilnehmer tendieren dazu, Mitglieder der eigenen Gruppe zu begünstigen, was zeigt, dass bloße Kategorisierung in Eigen- und Fremdgruppe diskriminierendes Verhalten hervorrufen kann.
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Grundaussagen der Theorie der sozialen Identität:
- Menschen streben nach einem positiven Selbstkonzept.
- Selbstkonzept besteht aus persönlicher und sozialer Identität.
- Bewertung der Eigengruppe erfolgt im Vergleich zu relevanten Fremdgruppen.
- Streben nach positiver Distinktheit führt zu Abgrenzung der eigenen Gruppe („Wir sind besser als die anderen“).
- Ergebnisse der Minimalgruppen-Experimente wurden in verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen Teilnehmergruppen repliziert.
- Positive Distinktheit wird überwiegend durch Belohnungen und weniger durch Bestrafungen hergestellt
Theorie der Sozialen Identität - Kategorisierung und Selbstkategorisierung (situationale Faktoren)
- Kategorisierung geschieht nicht passiv, sondern spontan und basierend auf Prinzipien der Ähnlichkeit und Unterschiede (Meta-Kontrast).
- Mehrere Selbstkategorien können im Alltag existieren, wobei die am relevantesten für die Situation gewählte Kategorie sich durchsetzt (Selbstkategorisierungstheorie).
- Beispiel: In einer Gruppe von deutschen und internationalen Studierenden könnte die Selbstkategorie „international“ im Kontext des Gesprächs in einer anderen Sprache dominieren
Theorie des Intergruppenkontakts - Kontakthypothese (situationale Faktoren)
Definition: Allport postulierte, dass persönlicher Kontakt mit Mitgliedern von Fremdgruppen die negativen Einstellungen (Vorurteile) gegenüber diesen Gruppen reduzieren kann
Theorie des Intergruppenkontakts - Bedingungen für optimalen Intergruppenkontakt (situationale Faktoren)
Allport nannte vier Bedingungen, die idealerweise für einen effektiven Intergruppenkontakt erfüllt sein sollten:
- Gleicher Status zwischen den Gruppen.
- Gemeinsame Ziele, um Kooperation zu fördern.
- Kooperation statt negativer Interdependenz (im Gegensatz zu Sherifs Untersuchungen).
- Unterstützung durch Autoritäten, um den Kontakt zu legitimieren.
Theorie des Intergruppenkontakts - Metaanalyse von Pettigrew (situationale Faktoren)
- Ziel: Überprüfung der Kontakthypothese anhand von über 500 Studien mit mehr als 250.000 Teilnehmern.
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Ergebnisse:
- Durchschnittliche Korrelation zwischen Kontakt und Vorurteilen: r = –.21 (robuster negativer Zusammenhang).
- Kontakt führt zu weniger Vorurteilen, selbst wenn nicht alle von Allport aufgestellten Bedingungen erfüllt sind.
Theorie des Intergruppenkontakts - Mechanismen des positiven Kontakts (situationale Faktoren)
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Erklärung: Kontakt wirkt positiv aus mehreren Gründen:
- Informationen: Kontakterfahrungen bringen Informationen, die negativen Stereotypen widersprechen und diese langfristig auflösen können.
- Abbau von Ängsten: Kontakt hilft, Ängste gegenüber der anderen Gruppe abzubauen.
- Empathie: Er fördert die Fähigkeit, sich in die Mitglieder der anderen Gruppe hineinzuversetzen und deren Sichtweisen und Bedürfnisse besser zu verstehen
Dispositionelle Faktoren
Dispositionelle Faktoren sind relativ überdauernde interindividuelle Unterschiede, die ungünstige Konsequenzen für Intergruppenbeziehungen haben können.