Entscheidungsanomalien Flashcards
1
Q
Was sind Entscheidungsanomalien?
A
- Abweichungen vom Rationalmodell (Bspw. Homo Oeconomicus)
- Entscheidungsanomalien sind normal, häufig und betreffen alltägliche, berufliche und marktorientierte Entscheidungen.
- In der Realität haben Menschen nicht die Zeit oder die Kapazität, alle Alternativen zu analysieren und Entscheidungen objektiv zu treffen
- Menschen neigen dazu, Entscheidungsheuristiken (Faustregeln) anzuwenden, um den Prozess zu vereinfachen, was aber nicht immer optimal ist
2
Q
Verzerrte Wahrnehmung von Informationen
A
- Bsp. optische Täuschungen
- Abhängigkeit der Urteile von Kontext- und Hintergrundvariablen
3
Q
Schwierigkeiten bei der Informationsverarbeitung
A
- Informationsmenge überfordert, knappe Zeit drängt, Entscheidungen zu komplex für menschlichen Verarbeitungskapazitäten → bestimmte Aufgabenmerkmale können in Irre führen
- Exponentielles Wachstum
- Menschen sind es gewohnt, Entwicklungen von Ereignissen linear in die Zukunft zu projizieren, und haben Schwierigkeiten, korrekte Prognosen zu erstellen, wenn die Entwicklung exponentiell verläuft (Bsp. Papier falten)
- Wahrscheinlichkeitsrechnung
- Schwierigkeit, Wahrscheinlichkeitsrechnungen zu verstehen → Bsp. Monty Hall Dilemma (Briefumschläge, Menschen größeres Bedauern empfinden, wenn sie aktiv handeln und verlieren, als wenn sie passiv bleiben.)
- Melioration
- Menschen bevorzugen oft Alternativen, die sofortigen Gewinn bringen, auch wenn diese langfristig nachteilig sind. (Wiederspruch zu Maximierungstheorie) Dies wird als Melioration bezeichnet und ist ein bekanntes Phänomen der Verhaltensforschung. (Exp. Walter Mischel mit Kinder und Süßigkeiten)
4
Q
Einfluss Gefühle
A
-
Antizipierten Gefühle
- Menschen versuchen, diese negativen Gefühle (Bedauern und Enttäuschung) zu vermeiden
- Retrospektives Bedauern: auf vergangene Entscheidungen bezogen.
- Antizipiertes Bedauern: zukünftiges Bedauern wird vorhergesehen und beeinflusst Entscheidungen.
- Je besser eine Entscheidung gerechtfertigt werden kann, desto geringer ist das Bedauern.
- Menschen versuchen, diese negativen Gefühle (Bedauern und Enttäuschung) zu vermeiden
-
Erwartete Nutzen
- Affective Forecasting besagt wie Menschen emotionale Reaktionen vorhersagen
- Vorhersage der Valenz (positiv/negativ) (Besonders gut)
- Vorhersage der spezifischen Emotionen
- Projection Bias: Aktuelle Gefühle werden oft in die Zukunft projiziert, was zu fehlerhaften Vorhersagen führt.
- Vorhersage der Intensität
- Vorhersage der Dauer der Emotionen
- Impact Bias: Menschen neigen dazu, die Dauer ihrer emotionalen Reaktionen zu überschätzen
- Affective Forecasting besagt wie Menschen emotionale Reaktionen vorhersagen
5
Q
Verzerrte Erinnerungen
A
- Verzerrungen können zu falschen Entscheidungen führen durch:
- Better-Than-Average-Effect: Menschen schätzen sich oft als überdurchschnittlich ein. Positive Merkmale werden überbewertet, negative Merkmale unterschätzt.
- Hindsight Bias: Menschen glauben im Nachhinein, Ereignisse schon immer richtig vorausgesagt zu haben.
- Peak-End-Regel: Erinnerungen werden stark von extremen Momenten und dem Ende einer Erfahrung beeinflusst.
- Ursachen
- Schlechtes Erinnerungsvermögen: Details früherer Prognosen werden vergessen oder ungenau erinnert.
- Selbstwertdienliche Anpassung: Erinnerungen werden positiv verzerrt, um das Selbstbild zu stärken.
- Ankereffekt: Informationen über tatsächliche Entwicklungen dienen als Anker für verzerrte Erinnerungen (Hawkins & Hastie, 1990).
6
Q
Woran wird nicht rationales Handeln des Menschen deutlich?
A
- Verzerrte Wahrnehmung von Informationen
- Schwierigkeiten bei der Informationsverarbeitung
- Einfluss Gefühle
- Verzerrte Erinnerungen
7
Q
Was sind schnelle und sparsame Heuristiken?
A
- Schnell: Sie ermöglichen schnelle Entscheidungen in komplexen Situationen.
- Sparsam: Benötigen wenig Informationen.
- Entwickelt aus evolutionären Fähigkeiten und oft unbewusst angewandt.
- Können klassische Normen der Rationalität verletzen, aber führen oft zu besseren Entscheidungen.
8
Q
Verfügbarkeitsheuristik
A
- Menschen bewerten die Häufigkeit oder Wahrscheinlichkeit von Ereignissen basierend auf der Leichtigkeit, mit der sie sich an diese Ereignisse erinnern.
- Häufig vorkommende oder medial präsente Ereignisse sind leichter abrufbar, was dazu führt, dass sie als häufiger oder wahrscheinlicher eingeschätzt werden.
- Urteilsbeeinflussung durch (und damit Verzerrung):
- auffällige Ereignisse
- Todesrisiken, die in den Medien stark präsent sind, wie Morde und Autounfälle, werden überschätzt, während „banale“ Todesursachen wie Herzinfarkte unterschätzt werden
- persönliche Stimmung
- Personen erinnern sich eher an Ereignisse, die ihrer aktuellen Stimmung entsprechen (Bower, 1981). Gut gelaunte Menschen erinnern sich eher an positive Ereignisse, schlecht gelaunte an negative.
- medial präsentierte Informationen
- Während einer Krise führt die mediale Berichterstattung zu einer verstärkten Wahrnehmung der negativen Lage, was den Eindruck verschärft, dass die Krise schlimmer ist, als sie tatsächlich ist.
- auffällige Ereignisse
9
Q
Repräsentativitätsheuristik
A
- Menschen beurteilen die Wahrscheinlichkeit, dass ein Element zu einer bestimmten Kategorie gehört, basierend auf der Ähnlichkeit (Repräsentativität) zwischen diesem Element und einem Prototypen der Kategorie.
- Dabei neigen sie dazu, wichtige statistische Informationen zu ignorieren.
- Typische Urteilsverzerrung durch:
- Base-Rate Neglect: Ignorieren der Grundwahrscheinlichkeiten zugunsten von Stereotypen.
- Ignorieren der Stichprobengröße: Fehlende Berücksichtigung der statistischen Schwankungen in kleinen Stichproben.
- Missverständnisse über Zufälligkeit: Menschen erkennen Zufälligkeit oft nicht und sehen Muster, wo keine sind (Gambler’s Fallacy, Hot Hand Fallacy).
- Konjunktionseffekt: Menschen überschätzen die Wahrscheinlichkeit von kombinierten Ereignissen im Vergleich zu Einzelereignissen.
10
Q
Anker-/Anpassungsheuristik
A
- Menschen beginnen ihre Schätzungen mit einem Ausgangswert (Anker), der entweder durch die Problemformulierung oder eine äußere Quelle vorgegeben wird.
- Die Anker-/Anpassungsheuristik zeigt, wie stark der erste Eindruck (Anker) Urteile beeinflusst, selbst wenn dieser Anker irrelevant oder unplausibel ist.
- Menschen passen ihre Schätzungen oft unzureichend an den Anker an, was zu Verzerrungen führt.
- Die Heuristik wird in verschiedenen Bereichen wie Marketing genutzt, um das Kaufverhalten zu beeinflussen. (nimm 3, zahl 2)
- Sogar Experten können sich diesem Effekt nicht entziehen, wie Studien zu Immobilienpreisen zeigen.
11
Q
Rekognitionsheuristik
A
- Menschen neigen dazu, einem bekannten Objekt einen höheren Wert zuzuordnen als einem unbekannten.
- „Less-is-more“-Effekt: Weniger Wissen kann zu besseren Entscheidungen führen.
12
Q
Take the Best Heuristik
A
- Entscheidungen basieren auf dem Vergleich der Optionen anhand eines relevanten Kriteriums.
-
Beispiel: Auswahl einer neuen Stadt zum Umzug.
- Zuerst wird ein wichtiges Kriterium (z.B. Hauptstadtstatus) gewählt.
- Wenn keine Option überwiegt, wird ein weiteres Merkmal herangezogen (z.B. Kulturangebot).
- Der Entscheidungsprozess endet, sobald eine Option bevorzugt wird.
- Bei geringer Informationsmenge in Gruppenentscheidungen wird oft die wichtigste Eigenschaft eines Problems zur Entscheidungsfindung genutzt, während andere ignoriert werden.
13
Q
Eliminationsheuristik
A
- Entscheidung durch sukzessive Elimination von Alternativen.
- Alternativen, die die Kriterien nicht erfüllen, werden eliminiert, bis eine einzige Alternative übrig bleibt.
14
Q
Prospect-Theorie
A
- Menschen zeigen eine systematische Verzerrung in der Wahrnehmung von Gewinnen und Verlusten.
- Prospect-Theorie erklärt Entscheidungen unter Unsicherheit und zeigt, dass Verluste schwerer wiegen als Gewinne.
- Menschen maximieren ihren subjektiven Nutzen, aber verzerren dabei Wahrscheinlichkeiten und Werte.
- Zwei Phasen der Entscheidung:
- Editierphase: Referenzpunkt wird festgelegt.
- Evaluationsphase: Bewertung der Optionen relativ zum Referenzpunkt (Gewinn oder Verlust).
- Wertefunktion: Im Verlustbereich steiler als im Gewinnbereich (Verluste schmerzen mehr als gleich große Gewinne erfreuen).
- Framing-Effekte und Heuristiken beeinflussen stark das menschliche Entscheidungsverhalten.
- Entscheidung hängt oft von der Darstellung (Framing) ab.
15
Q
Besitzeffekt
A
- Menschen akzeptieren nach einem Gewinn schnell den neuen Zustand als Status quo.
- Wird dieser Gewinn später wieder entzogen, wird dies nicht als Rückkehr zur Ausgangssituation, sondern als Verlust empfunden.
- Menschen messen einem Objekt, sobald sie es besitzen, einen höheren Wert bei
- Der Besitzeffekt widerspricht der Annahme, dass Präferenzen stabil und konstant sind.
- Besitzeffekt zeigt jedoch, dass Präferenzen nicht stabil sind: Personen bewerten Objekte, die sie besitzen, anders als Objekte, die sie nicht besitzen.