Sitzung 8: systemische Therapie - Teil 1 Flashcards

1
Q

Systemische Therapie - Historie

A
  1. 1950: Entwickelte sich aus ver. natur-, human- und sozialwissenschaftlichen Ansätzen
  2. Kybernetik erster Ordnung (1950-1980): Ziel der Vorhersagkarbeit und Planbarkeit komplexer Systeme; Aufrechterhaltung von Gleichgewichtszuständen
  3. Kybernetik zweiter Ordnung (ab ca. 1980): Theorien über Beobachter*innen von Systemen –> Veränderung nur als Eigenleistung des System möglich
  4. Konstruktivistische Wende (z.B.: Waltzlawick, Luhmann)
  5. Seit 2019: sozialrechtlich anerkannt als weiteres Richtlinienverfahren als Leistung der KGV (nur für Erwachsene)
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2
Q

Systemische Therapie - Welche Systeme gibt es?

A
  1. Fremdorganisierte (allopoietische) Systeme: Maschinen (z.B.: Auto, Thermostat)
  2. Selbstorganisierte (autopoietische) Systeme: Leben
    a) Biologische Systeme: z.B.: Zelle, Blutkreislauf
    b) Sinnessysteme:
    I. Psychische Systeme: Sinnesverarbeitung durch Gedanken (Mensch)
    II- Soiale Systeme: Sinnesverarbeitung durch Kommunikation (z.B.: Familie, Gruppe, Organisation, Gesellschaft)
    s. F. 5
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3
Q

Definition: Systeme

A
  1. Ganzheitlicher Zusammenhang von einzelnen zueinander in Beziehung stehenden Elementen, definiert durch eine Grenze von seiner Umwelt
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4
Q

Eigenschaften von Systemen

A
  1. Zugehöhrigkeit: Welche Elemente zu einem bestimmten System gehören (und welche nicht) bestimmt sich durch die Perspektive von beobachter*innen –> Grenze zwischen System und Umwelt (“innen” im System und “außen” außerhalb des Systems)
  2. Emergenz: Ein System ist mehr als die Summe seiner Elemente; Elemente können nciht isoliert verstanden werden
  3. Problemdeterminiertes System: Das System interagiert mit dem Problem und macht etwas damit, evlt. macht das System etwas dann auch erst zu Problem –> Die Kommunikation über ein Problem kann auch zu dem Problem beitragen
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5
Q

Grundlagen der Systemischen Therapie

A
  1. Konstruktivismus
  2. Homöostase
  3. Aquifinalität
  4. Autopoiesis
  5. Selbstorganisation
  6. Emergenz
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6
Q

Grundlagen der Systemischen Therapie: 1. Konstruktivismus:

A

philosophische Richtung des 20. JH
1. Annahme: Gegenstände unserer Erkenntnis sind nicht unabhängig von uns, sondern werden erst durch eine/n Beobachter*in im Vorgang des Erkennens konstruiert

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7
Q

Grundlagen der Systemischen Therapie: 2. Homöostase:

A

Gleichgewicht eines dynamischen Systems

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8
Q

Grundlagen der Systemischen Therapie: 3. Aquifinalität

A

Fähigkeit des Systems, auf ver. Wegen zum gleichen Ergebnis zu kommen

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9
Q

Grundlagen der Systemischen Therapie: 4. Autopoiesis

A

Aus der Biologie stammender Begriff zur Beschreibung der Eigenschaft lebendiger Systeme, die sich selbst als Einheit reproduzieren können –> Autopoiesische Systeme sind das Produkt ihrer eigenen Organisation

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10
Q

Grundlagen der Systemischen Therapie: 5. Selbstorganisation

A

von lebenden, sozialen Systemen: Chaos (Veränderung) und Ordnung (Stabilität) stehen in einem sich selbst organisierenden System in einem dynamischen Verhältnis zueinander
-_> Syteme können sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Entwicklungsverlauf einfach oder komplex, stabil oder instabil zeigen

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11
Q

Grundlagen der Systemischen Therapie: 6. Emergenz

A

Das Hervortreten neuer Eigenschaften eines System, die zuvor keines seiner einzelnen Mitglieder gezeigt hat

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12
Q

Systemische Therapie: Theoretische Annahmen

A
  1. zirkuläres Verständnis
  2. Kommunikation und Narration
  3. Psychische Entwicklung
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13
Q

Systemische Therapie: Theoretische Annahmen: 1. zirkuläres Verständnis

A
  1. keine einseitige Ursache-Wirkbetrachtung: von Krankheits- und Beziehungsprozessen bei psychischen Störungen
  2. Wechselwirkung:
    a) Symptome eines Familienmitglieds haben Auswirkungen auf Interaktion innerhalb und außerhalb der Familie
    b) Interaktion in der Familie haben Auswirkungen auf die Symptome
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14
Q

Systemische Therapie: Theoretische Annahmen : 2. Kommunikation und Narration

A

zentral sind die von ver. Menschen erzählten Geschichten

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15
Q

Systemische Therapie: Theoretische Annahmen: 3.psychische Entwicklung

A
  1. als dynamischer Prozess –> Um Entwicklung angemessen verstehen zu können, gilt es das System in dem Entwicklung passiert, zu verstehen
  2. Entwicklung ist sowohl kontinuierlich als auch dyskontinuierlich
  3. Weiterentwicklung ist unvermeidbar
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16
Q

Systemische Theorie vs. Systemische Therapie

A
  1. Systemische Theorie: versucht mit abstrakten Begriffen und Konzepten Modelle zu entwicklen, mit denen sich Systeme beschreiben und verstehen lassen –> systemische zusammenhänge und interpersonelle Beziehungen als Grundlage für Diagnose und Therapie
  2. Systemische Therapie: Sozialrechtlich anerkanntes psychotherapeutisches Verfahren (aktuell für Erwachsene)
    a) Grundlage: Kommunikations- und Systemtheorien, konstruktivistische Ansätze und biopdychozoaile Modell
    b) Fokus: auf sozialen Kontext psychischer Störungen, d.h. neben “Indenxpatient*in” werden weitrere Mitglieder des (für P. bedeutsamen) sozialen System einbezogen
17
Q

Systemische Therapie: Gegenstand der Therapie

A

Interaktion zwischen den Mitgliedern eines Systems und der erweiterten sozialen Umwelt –> Einzel-, Familien-, Mehrpersonentherapie; Inter- vs. Intrapersonelles System

18
Q

Systemische Therapie: Definition

A
  1. soziales System: neben dem P. werden weitere Mitglieder der des für den P. bedeutsame soziale System mit einbezogen
  2. Zentrum des therapeutischen Interesses: sind die Interaktionen zwischen Mitgliedern dieses sozialen Systems und deren weiterer sozialer Umwelt
  3. Ziel: ist die Umwandlung symptomfördernder Interaktionsmuster und zur kreativen Entwicklung neuer Lösungsmöglichkeiten abzuregen
  4. Behandlungsfokus: auf der Veränderung familiären und sozialen Interaktionen, narrativen und intrapsychischen Mustern hin zu einer funktionalen Selbstorganisation des P. und des für die Behandlung relevanten sozialen Systems, wobei die Eigenkompetenz der Betroffenen genutzt wird
19
Q

Therapeutische Grundhaltung

A
  1. Klient statt Patient
  2. Respekt und Wertschätzung: gegenüber den Personen und den klinischen Symptomen
  3. Systemischer Imperativ: “Handele stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird”
  4. Expertise des Nicht-Wissens: Anregungen des Systems und der Selbstorganisation
  5. Konstruktivisitsch-relativierende Haltung: zu eigenen Wissen und eigenen Sprache
  6. Irritation / Pertubation (Musterunterbrechung): Verstörung von problematischen Ordnungsmustern
  7. Neutralität und Allparteilichkeit: Gleichmäßige Anerkennung ver. Seiten
  8. Ressourcen und Lösungsorientierung: Kleint als “Kunde”, der/die selbst am bestem weiß, was Ihm/Ihr gut tut und was seine/ ihre Ziele sind
20
Q

Systemische Therapie: Grundlegende Ansätze

A
  1. Strukturell-strategische Perspektive
  2. Mehrgenerationenperspektive
  3. Experimentelle (erlebnisaktivierende) Familientherapie
  4. Lösungsorientierte Ansätze
  5. Narrative Perspektive
21
Q

Systemische Therapie: Grundlegende Ansätze: 1. Strukturell-strategische Perspektive

A
  1. geprägt durch: Salvador Minuchin, Jay Haley, Cloe Madanes –> Weiterentwicklung von Mailänder Arbeitsgruppe um Mara Palazzoli
  2. Fokus: auf zirkuläre Modelle: Nutzen von zirkuläre Kausalität –> Definiert durch Struktur und Organisation (Subsysteme: ehelich, elterlich, geschwisterlich)
  3. Gut funktionierende (“normale”) Familie: klare Grenzen der Subsysteme
  4. Problematische Familie: verstrickte Familie (Grenzen sind verwischt); Familie mit übermäßig starren Grenzen, isolierte Familie (wenig Bildung und Nähe)
  5. Kontinuum: jede Familie und jedes Subsystem kann (als Momentaufnahme) innerhalb des Kontinuums Verstrickung, normal, Isolation zugeordnet werden

–> s. auch Triangulation F. 11

22
Q

Systemische Therapie: Grundlegende Ansätze: 2. Mehrgenerationenperspektive

A
  1. Geprägt durch: Murray Bowen, Ivan Böszörményi-Nagy
  2. Bindungstheorie: Verknüpft systemische und psychodynamische Konzepte –> Bezüge zur Bindungstheorie
  3. Transgenerationale Weitergabe familiärer Muster
  4. Genogramm-Arbeit
  5. Beispiele Problematischer Interaktionen:
    a) Delegation: Weitergabe von ungelösten Entwicklungsaufgaben oder -konflikten von Eltern- und Kindergeneration
    b) Parentifizierung: Rollenumkehr zwischen Eltern.- und Kindergeneration innerhalb eines Familiensystems
23
Q

Systemische Therapie: Grundlegende Ansätze: 3. Experimentelle (Erlebnisaktivierende) Familientherapie

A
  1. Geprägt durch: Virginia Satir, Carl Whitacker
  2. Betrachtung von klinischen Problemen mit Bezug zu:
    a) blockiertem Emotionsaustausch
    b) Selbstwert-Regulation
    c) Nähe- und Distanz-Wünsche von einander nahestehenden Menschen
  3. Entwicklung der Familienskulptur
  4. Wurzeln in humanistischer Orientierung
  5. Fehlfunktionen als Resultat unterdrückter Impulse und Gefühle
24
Q

Systemische Therapie: Grundlegende Ansätze: 4. Lösungsorientierte Ansätze

A
  1. Begründet: auf der Arbeit von Steve de Shazer
  2. Orientierung auf Ressourcen und Lösungen
  3. “sparsame” Haltung: Konsequente Orientierung an Motivationslage von Klienten
  4. Beispiel:
    a) Solution Talk
    b) Lösungsorientierte Fragen
    c) Wunder-/ Feenfragen
25
Q

Systemische Therapie: Grundlegende Ansätze: 5. Narrative Perspektive

A
  1. Soziale Systeme: leben durch und in Erzählungen (Narrationen), die das Verhalten der beteiligten prägen –> Erzählen als Familienaktivität
  2. Durch Kommunikation und Sprache wird Realität und Identität (mit-)konstruiert
  3. Störungen sind die Folge problemerzeugender (negativer, abwertender, entmutigender) Erzählungen über einen Menschen oder eine Familie
  4. Erzählungen werden dekonstruiert, um den Blick auf Alternativgeschichten zu lenken
  5. Methoden:
    a) Reflecting Team
    b) offener Dialog
    c) Narrative Methoden
26
Q

Systemische Fragen: Stellenwert von Fragen in der Systemischen Therapie

A
  1. Fragen sind ein zentrales Element systemischer Intervenierens. Ein genauerer Blick auf die scheinbar harlose Methoden des Fragens zeigt, dass es sich um eine Form der Intervention handelt, die nicht unterschätzt werden sollte –> Entsprechend dem kommunikationstheoretischen Axiom, dass man nicht nicht kommunizieren kann, ist es unmöglich, Fragen zu stellen, ohne damit zugleich bei den begraten Personen eigene Ideen anstoßen
  2. Mit dem systemischen Fragen werden Informationen nicht gewonnen, sondern erzeugt -> zentrale Bestandteil der Interventionslogik, die Reflexionen und Entwicklungen anregt
  3. durch Fragen werden implizite Botschaften übermittelt und neue Informationen generiert –> Potenziert sich mit steigender Teilnehmer*innen Anzahl
27
Q

Systemische Fragen: Fragentypen

A
  1. Hypothetische Fragen: Angenommen, dass,… Was wäre, wenn…, Stellen sie sich einmal vor, dass….: “Stellen sie sich vor, Sie müssten so tun, als wäre das Problem nicht da, was müssten sie dafür tun?” “Angenommen es gibt einen Zusammenhang zwischen … und … wie müsste ich mir diese vorstellen?
  2. Zirkuläre Fragen: “ Sigmund was glaubst du, was es für deine Frau Martha bedeutet, dass du schweigst?”
  3. Skalierungsfragen: “Auf einer Skala von 0 - 10…? –> Effekt: Ideen, Überzeugungen, Stimmungen, Konzepte, Meinungen werden genauer differenziert und Ambivalenzen können verdeutlicht und im Verlauf “verflüssigt” werden
  4. Wunderfragen: “Stellen sie sich vor, es geschieht ein Wunder”, „Wer würde zuerst erkennen, dass ein Wunder über Nacht geschehen ist?“, „Was würden sie als erstes machen?“ „Wer wäre am meisten überrachst davon?“) –> Effekte: a) Unverbindlichkeit (=man ist nicht gleich für die Herstellung verantwortlich und knn phantasieren),b) Erkenntnis: Wunder = handfeste Tätigkeiten
  5. Reflexive Fragen: “Wie geht es ihnen heute mit unserer Zusammenarbeit?”
28
Q

Systemische Therapie: Indikation

A

Aufgrund der Flexibilität der Systemischen Therapie (Einzel-, Paar-, Gruppen- Multifamilientherapie) vor allem die Frage nach der adaptiven Indikation

  1. funktionaler Zusammenhang: klinisches Problem eng verknüpft mit dem System (z.B.: Paar- oder Familiensetting)
  2. Chronische/ sehr belastende akute Krankheitsprozesse haben
  3. Bewältigungskompetenzen der Angehöhrigen erschöpft
  4. Problematik in der partnerschaftlichen Situation
  5. Bewältigung kritischer familiärer Lebensereignisse
  6. Mehre Familienmitglieder brachen psychotherapeutische Unterstützung
29
Q

Systemische Therapie: Kontraindikation

A
  1. Im Therapieverlauf zeigen sich unerwünschte Wirkungen oder es wird deutlich, dass angestrebte Zielsetzung nicht erreicht werden kann
  2. Im Rahmen der Auftragsklärung wird anlehnende Haltung ggü. systemischen Vorgehen deutlich
  3. Schwerwiegende Gesundheitsprobleme von Teilnehmer*innen können durch Belastungen des Paar- oder Familiengesprächs verschlimmert werden
  4. Gefahr, dass Inhalte der Therapie zu Gefährdung oder Schädigung außerhalb der Therapie führen (z.B.: Gewalt, Missbrauch, Vorteile einer beteilgiten Person…)
  5. Keine ausreichende Rahmenbedingungen oder fehlende Ausbildung des/der Therapeut*in
30
Q

Studenkontingent

A

LZT: 36
Max: 48
sowohl für Gruppe als auch einzel