Sitzung 4: Entwicklung im kulturellen Kontext Flashcards
Entwicklung findet in ständigem Austausch mit dem jeweiligen Kontext statt. Nenne typische und eher neuere Kontexte.
typische Kontexte:
- Familie (z.B. Erziehungspraktiken und -stile, Unterstützung, Austausch, erweiterte Familienmitglieder,..)
- > wie streng oder nachsichtig ist der Erziehungsstil
- Peers (z.B. Peer-Pressure, Gruppenidentitäten, sozialer Status,..)
- > Gruppenzwang bei z.B. Zigarettenkonsum
- Schule/Arbeit (z.B. Klassenklima, Anregungsgehalt, Lehrerverhalten,..)
- Nachbarschaft (z.B. Sicherheit, Infrastruktur,..)
neuere Kontexte:
- Soziale Medien (Kommunikation über soziale Netzwerke)
- Freizeitkontexte (Jugendliche haben heute viel mehr Freizeit als früher, die sie mit verschiedenen Dingen füllen können; viel mehr Möglichkeiten -> deshalb spielen diese Kontexte heute eine wichtigere Rolle als früher)
Erläutere den Ansatz zur ökologischen Entwicklung von Bronfenbrenner
- Individuum in der Mitte: eingebettet in Mikrokontexte
- Mikrosystem: sehr direkte Interaktionen (Mutter-Kind, Vater-Kind, LehrerIn-Kind)
- Mesosystem: besteht aus der Interaktion von Mikrosystemen (z.B. Eltern stehen mit LehrerInnen in Kontakt)
- Exosystem: Das Exosystem beeinflusst das Individuum, das Individuum hat aber keinen Einfluss auf das Exosystem (z.B. Arbeit der Eltern - Eltern leiden unter starken beruflichen Belastungen -> mehr Stress zwischen Eltern und Kind)
- Makrosystem: Kultur und Gesellschaft: kulturelle Gegebenheiten und gesetzliche Vorgaben, die eine Kultur/Gesellschaft bestimmen und festlegen wie sie funktioniert; spannt sich wie eine “große Glocke” über alle anderen Systeme
- Chronosystem: Veränderung dieser Systeme über die Zeit (z.B. Vater-Kind-System ändert sich, weil Kind ins Jugendalter kommt)
Was ist Kultur?
- Werte und Normen, die die Gesellschaft formen
Werte: was ist gut, was ist falsch
Normen: soziale Regeln und Richtlinien, die das Verhältnis in bestimmten Situationen regeln
Worin unterscheiden sich Kulturen?
- Machtdistanz
- Individualismus und Kollektivismus
- Maskulinität vs. Femininität
- Ungewissheitsvermeidung
- Lang- oder kurzfristige Ausrichtung
- Nachgiebigkeit vs. Beherrschung
Worin unterscheiden sich Kulturen:
Definiere Machtinstanz.
- Inwieweit werden ungleiche Machtverhältnisse akzeptiert?
- Was für einen Unterschied macht es, ob man in höheren oder weniger höheren Positionen ist?
Worin unterscheiden sich Kulturen:
Definiere Individualismus und Kollektivismus.
Individualismus (USA): Selbstbestimmung, Ich-Erfahrung und Eigenverantwortung; man geht stark von den eigenen Bedürfnissen aus
Kollektivismus (Asien): Integration verschiedener Menschen in der eigenen Lebenswelt, die eigenen Ziele werden so ausgerichtet, dass sie dem Kollektiv helfen; Wir-Gefühl
Worin unterscheiden sich Kulturen:
Definiere Maskulinität vs. Femininität.
- Kulturen unterscheiden sich auch darin, wie feminin oder maskulin sie sind
- feminine Werte: Fürsorglichkeit, Kooperation, Bescheidenheit
- maskuline Werte: Konkurrenzbereitschaft und Selbstbewusstsein
- vor allem in maskulinen Gesellschaften: stärkere Trennung von Männer- und Frauenrolle
Worin unterscheiden sich Kulturen:
Definiere Ungewissheitsvermeidung.
- Gesellschaften werden auch darin unterschieden, inwieweit sie Unsicherheiten vermeiden wollen
- In Gesellschaften, die Unsicherheiten sehr stark vermeiden, findet man viele Normen, Regeln und Gesetze
Worin unterscheiden sich Kulturen:
Definiere lang- oder kurzfristige Ausrichtung.
Planungshorizont in einer Gesellschaft (= kurzfristiges oder langfristiges Denken)
- z.B. Klimakrise
Worin unterscheiden sich Kulturen:
Definiere Nachgiebigkeit vs. Beherrschung.
- Inwieweit Menschen ihren Impulsen nachgehen oder sich beherrschen
- Bsp.: Marshmallow-Test: Inwieweit kann der Impuls reguliert werden?
Worin unterscheiden sich Kulturen:
Ist die Varianz innerhalb eines Landes oder zwischen den Ländern größer?
Varianz innerhalb eines Landes ist fast immer größer als die Varianz zwischen den Ländern!
Wie werden Menschen kulturell geprägt? Nenne und erkläre die beiden gesuchten Begriffe.
Enkulturation: Man bekommt etwas beiläufig mit (z.B. lernt man durch Zugucken von den Eltern, dass man an einer Tür anklopft, bevor man rein kommt)
- nicht gezielte Beeinflussung
- durch Kontakte zu Eltern, Lehrern, Peers, etc.
Sozialisation: gezielte Förderung bestimmter Eigenschaften
- kann auch in Form von Training oder Tutorien stattfinden
- Eltern/LehrerInnen haben bestimmte Vorstellungen davon, was sie dem Kind mitgeben wollen und sorgen daraufhin dafür, dass diese Eigenschaft sich auch entwickelt
-> Beide Prozesse führen dazu, dass Menschen innerhalb einer Kultur sich in Verhalten und Einstellungen ähneln -> das wiederum hilft bei der Interaktion, macht das gemeinsame Verhalten viel effizienter; man muss nicht in jeder Situation neu überlegen, wie man sich zu verhalten hat
Wie werden Menschen kulturell geprägt?
Sozialisation geschieht nicht immer nur durch ganz bestimmte Verhaltensweisen. Kinder werden in einer Entwicklungsnische geprägt. Erläutere die drei Bereiche, die dabei eine Rolle spielen
(s. Folie 10)
- Caretaker psychology umfasst das, was die Erzieher (Eltern, Lehrer) als wichtig empfinden, was dem Kind helfen wird
- i.d.R. unterscheiden sich Eltern hierbei
- kulturpsychologisch führen geteilte Werte und Normen in einer Gesellschaft dazu, dass es eine ähnliche Ausrichtung gibt: in individuellen Gesellschaften z.B. haben sowohl Eltern als auch Lehrer die Einstellung, dass Kinder ihre eigenen Bedürfnisse erkennen und verwirklichen wollen
- dadurch werden ganz bestimmte Settings geschaffen - Settings sind wie bestimmte Regeln, die eingehalten werden müssen
- die Gesellschaft gibt Jugendlichen die Möglichkeit ihre Autonomie zu verwirklichen (es werden Räume geschaffen, Erwachsene nehmen sich zurück, Jugendliche können sich selbst ausprobieren und entfalten)
- diese Settings entsprechen der Psychologie des Erziehers = denkt er, dass es wichtig ist, dass Jugendliche sich entfalten, wird er für eine solche Umgebung sorgen - Customs: Art und Weise, wie man miteinander umgeht
- kulturelle Unterschiede: z.B. Schlafarrangements: in individualistischen Kulturen gehen Eltern davon aus, dass Kinder lernen müssen sich zu regulieren und das führt häufig dazu, dass Kinder viel früher in ihrem eigenen Bett/Zimmer schlafen müssen - in kollektivistischen Orientierungen passiert das später
= Einstellungen von ErzieherInnen lassen sich durch solche Settings und Customs auf Kind übertragen
Was versteht man unter Akkulturation?
Menschen bleiben nicht immer in der gleichen Kultur; man wird viel mehr damit zutun haben, dass Menschen in einer Kultur zusammenkommen; Kultur ist nichts statisches/festes, sondern alle Überzeugungen verändern sich (innerhalb Gesellschaft und Individuen):
- Migration in ein anderes Land (viel klarer/deutlicher: wenn man als Deutscher nach China fährt: kulturelle Unterschiede erfordern eine Regulation)
- Sozialer Wandel (findet man in vielen Gesellschaften; normalerweise sehr langsam, kann aber auch schnell gehen; Bsp.: die Wende für die ehemalige DDR; Menschen mussten sich schnell an neue Muster gewöhnen)
Was ist zentraler Gegenstand der Akkulturationsforschung?
Welche Prozesse finden statt, wenn Individuen unterschiedlicher Kulturen aufeinander treffen?
Moderne Gesellschaften sind mit einer stark ethnischen und kulturellen Heterogenität konfrontiert. Große Teile der Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund. In welchem Alter ist der Anteil oft am größten?
Bei Kindern und Jugendlichen:
- Anteil der Migranten im Alter bis 10: 33%
z. B. durch unterschiedliche Geburtenraten
Was ist wichtig bei der Akkulturation?
Kulturelles Miteinander
- Verständnis für die Situation von Kindern und Jugendlich mit Migrationshintergrund muss erreicht werden
- gerade im Bildungskontext muss man lernen damit umzugehen, um Benachteiligung zu umgehen und Chancen zu fördern
Die Akkulturation beschreibt Veränderungen in kulturellen Mustern. Welche Veränderungen sind damit gemeint?
- Psychologische Adaption (= affektive Komponente)
- die Menschen, die sich schneller in einen neuen Kontext einleben, weisen geringere Werte von Depressivität und höheres Wohlbefinden auf
- Theorien aus Stress- und Copingforschung: Migration geht mit Stress einher, der bewältigt werden muss; dann fühlt man sich wohler - Soziokulturelle Adaption (= behaviorale Komponente)
- vor allem zur Vorhersage von kulturellen Fähigkeiten (Sprache, Verhalten)
- Ansätze zum kulturellen Lernen: Veränderung findet dadurch statt, dass man neues lernt
- Adaptation wird durch Wissenszuwachs erklärt - Soziale Identifikation (= kognitive Komponente)
- Maße der Zugehörigkeit einer Gruppe; zu wem gehöre ich?
- Meistens findet Migration mit der Auseinandersetzung mit der eigenen Identität statt
- Man findet diese nicht nur bei frisch eingewanderten Migranten, sondern auch bei Minoritäten
=> diese drei Bereiche sind nicht ganz trennbar! In allen befinden sich Veränderungsprozesse, wenn Kulturen in Kontakt kommen
Welche zwei Fragen sind bei Berry’s Akkulturationsstrategien entscheidend?
- Wird es als wertvoll angesehen die Herkunftskultur beizubehalten? (Ja/Nein)
- Wird es als wertvoll erachtet Beziehungen zu anderen im Aufnahmeland aufzubauen? (Ja/Nein)
- laut Berry, muss man diese beiden Fragen sehr stark beleuchten, wenn man verstehen will, wie Migranten sich in einem neuen kulturellen Kontext anpassen
Je nach dem, wie Migranten die zwei Fragen von Berry beantworten, lassen sich 4 Strategien ableiten. Welche sind das?
Integration: beide Fragen werden bejaht
Assimilation: Kontakt mit der Aufnahmekultur, Herkunftsland ablegen
Seperation: behalte Herkunftskultur, Aufnahmekultur nicht annehmen
Marginalisierung: beides ablehnen
Berry hat sein Modell erweitert, indem er die Aufnahmegesellschaft noch mit eingebracht hat, denn auch diese entwickelt Strategien. Welche sind das?
Multikulturalismus: nehmen Migranten gerne in die Gesellschaft auf, möchten aber ihre Kultur weiterhin beibehalten
Melting pot: sollen es nicht beibehalten, sondern sich anpassen
Segregation: bleibt unter euch, zieht euch zurück
Exklusion: weder noch, sollen am besten wegbleiben
WICHTIG: die Strategien der Migranten funktionieren nur, wenn die Aufnahmegesellschaft mitspielt!
Welche Kritik wurde an dem Modell von Berry ausgeübt?
- Aufnahmegesellschaft selten kulturell homogen, wie vom Modell angenommen (es gibt mehr als zwei Gruppen)
- Strategien zu unscharf definiert und sind nicht unabhängig (Was geht und was nicht?)
- Kaum Annahmen über Veränderungen, obwohl Akkulturation vor allem auf Veränderungsprozesse abhebt (Woher kommt das: Wieso präferiert der eine Mensch Integration und ein anderer Assimilation? Solche Fragen kann das Modell nicht beantworten)
- Zu allgemein: Einstellung muss nicht in jedem Kontext gleich sein (Menschen können Strategien sehr unterschiedlich einsetzen; unterschiedliche Strategien in verschiedenen Kontexten)
Akkulturationsprozesse sind heute viel stärker durch …. geprägt. Was hat das mit der Dynamik in Akkulturation zutun?
= Entwicklungspsychologie
- Dynamik ist in aktuellen Akkulturationstheorien kaum präsent
- Entwicklungspsychologie bietet viele dynamische Ansätze, da Ziel dieser immer die Untersuchung von Veränderung ist (Bsp.: durch die Pubertätsforschung)
- Lösung: neuere Ansätze entwickeln
- > Forschung zu Dynamik der Pubertätsentwicklung kann Vorlage liefern
Es gibt verschiedene Arten des Timings, also wann Akkulturation stattfindet. Welche sind das?
Chronological Timing: Alter bei Einreise - direkte Konfrontation mit neuer Gesellschaft
- Wann passiert die Veränderung?
- Beispiel: Person A ist mit 14 Jahren in ein neues Land gereist
Transition Timing: Beginn der Adaptionsprozesse (kann vor oder nach Einreise sein)
- praktisch ist es häufig der Fall, dass die Veränderungsprozesse vor der Einreise, also vor der eigentlichen Migration, stattfinden
- Beispiel: Person A ist mit 14 nach Deutschland gekommen, hat aber bereits mit 12 angefangen, sich darauf vorzubereiten (Sprache gelernt, etc.)
Relative Timing: Adaption im Vergleich zu Peers: früh, spät, ähnlich
- Man reist in ein neues Land und fängt sehr viel später erst mit der Eingliederung an
- Beispiel: Person B kommt auch mit 14 nach Deutschland, aber wohnt erst eine Zeit in einem Auffangwohnheim, fängt erst später an sich eine Wohnung zu suchen, etc.