Schwerpunktthema: Lehrerbelastung Flashcards
Def. Resilienz
Definition: Resilienz
Resilienz bezeichnet die Fähigkeit einer Person oder einer Gruppe, mit belastenden Lebensumständen
erfolgreich umzugehen und daraus weitere Bewältigungskompetenzen zu entwickeln.
Weshalb fällt es schwer, dass L. und S. eine geeignete Resilienz entwickeln?
- Da beide Seiten belastet, ists wahrscheinlich, dass sie es sich gegenseitig bei Konflikten erschweren
o So wird z. B. die Qualität der Misserfolgsbewältigung als Reaktion auf nicht erreichte Ziele oder frustrierte Bedürfnisse von Lehrkräften wie Schülern besonders strapaziert
Die Folge eher: Regulationsgewohnheiten, die kurzfritsig emotionalle Entspannung bringen, nicht langfristigen Zielen oder erfolgreiche gemeinsame Aufgabenbewältigung näher bringen
Beschreibung des IQES Qualitätsrahmen:
Aufgaben und Tätigkeiten von Lehrkräften
- Damit L. und Schulen = gut und gesund:
- -> Müssen Ausreichende Ausprägungen in drei Qualitätsdimensionen vorweisen bzw. auf diesen drei Dimensionen laufend Entwicklungsarbeit leisten
- Leistungen
- nach innen (= Förderung der Selbstwirksamkeit und Selbstwertschätzung)
oder nach außen (= erfolgreiche Aufgabenbewältigung), - Strukturen/Prozesse:
- Strukturen (= Anregungs- und Unterstützungssysteme, professionelle Lerngemeinschaften)
- Prozesse im Umgang mit sich selbst, mit Schülern, Kollegen und Eltern - das Wohlbefinden der Beteiligten
Jede der Dimensionen hat dabei Ziel- und Mittelcharakter zugleich. z.B ist die Leistung Ziel, aber auch “Mittel” bzw. Bedingung für das Wohlbefinden…
Die Strukturen und Prozesse (Informationskultur, Feedbackkultur …) sind je nach Qualität unverzichtbare Garanten oder Misslingensbedingungen für Leistung und Wohlfühlen und sollten je nach Entwicklungsstand von Lehrperson oder Schule vorrangiges Entwicklungsziel sein.
Definition: Emotionsarbeit
Unter Emotionsarbeit wird ein stimmungsunabhängiges Zeigen von erforderlichen oder geforderten
Emotionen im Dienste des Auftrags oder der Organisation verstanden (Hochschild, 1984).
Definition: Ressourcen
Als Ressourcen werden dabei jene Bedingungen bezeichnet, die die Aufgabenerfüllung begünstigen
z. B. eine gemessen an der Aufgabenvielfalt und den Qualitätsansprüchen ausreichende Anzahl von Stellen pro Schule z. B. für Teamteaching, individuellen Förderung usw.
Definition: Belastungen
Als Belastungen gelten nach Leitner (1999) materielle, soziale oder organisatorische Arbeitsbedingungen, die die Erfüllung des berufl ichen Auftrages beeinträchtigen, erschweren oder behindern und vom Einzelnen kaum beeinflussbar sind.
Dazu gehört, dass das derzeitige Pflichtstundenmodell veraltet ist und die seit langem explodierenden außerunterrichtlichen Aufgaben nicht berücksichtigt.
Definition: Risikofaktoren
Als Risikofaktoren werden schließlich jene Personenmerkmale verstanden, die als ungünstige personale Voraussetzungen die Erfüllung der Anforderungen erschweren (vgl. Heyse 2007)
- Risikofaktoren durch Untersuchungsergebnisse mehrerer Studien
- Diese gut messbaren personalen Risikofaktoren werden inzwischen in Selbsterkundungsverfahren wie www.cct-germany.de (vgl. Nieskens & Hanfstingl, 2008) oder „Fit für den Lehrerberuf?“ (Herlt & Schaarschmidt, 2007) berücksichtigt.
Warum ist es wichtig, in der Lehrerausbildung diagnostisch differenzierend heranzugehen?
z.B. Thema Risikofaktoren:
- Risikofaktoren durch Untersuchungsergebnisse mehrerer Studien aufgezeigt
- Diese gut messbaren personalen Risikofaktoren werden inzwischen in Selbsterkundungsverfahren wie www.cct-germany.de (vgl. Nieskens & Hanfstingl, 2008) oder „Fit für den Lehrerberuf?“ (Herlt & Schaarschmidt, 2007) berücksichtigt.
- aber: Ein und dasselbe Personenmerkmal kann sowohl ein Risikofaktor als auch ein Qualitätsmerkmal sein
o Z.B. wenn hochempathischer Mensch evtl. resultierenden Distress nicht regulieren kann, dann kann man dran erkranken; umgekehrt, wenn gelernt hat damit umzugehen, kann sehr wertvolle Fähigkeit sein
Definition: psychische Beanspruchung
Als psychische Beanspruchung bezeichnet man das individuelle Reaktionsmuster auf die erlebten Anforderungen und Leistungsvoraussetzungen.
- Da die Ansicht zu Anforderungen, Belastungs- und Risikofaktoren als negativ (Bedrohung) oder positiv (Herausforderung) gesehen werden können, je nach individueller Voraussetzungen (Kompetenzen, Ressourcen und das persönliche Anspruchsniveau) der jeweiligen Person
wird zur Erklärung individueller Unterschiede im Erleben von Anforderungen und Belastungen das Konzept der „psychischen Beanspruchung“ herangezogen
Wie sollten Anforderungen, Belastungs- und Risikofaktoren betrachtet werden?
Ob z. B. Anforderungen, Belastungs- und Risikofaktoren negativ als Bedrohung oder positiv als Herausforderung aufgefasst werden,
hängt von den individuellen Voraussetzungen (Kompetenzen, Ressourcen und das persönliche Anspruchsniveau) der jeweiligen Person ab
Was ist der Spill-over-Effect?
Nicht selten resultieren kritische Überlastungen auch aus den privaten Rollenanforderungen. Sie belasten aber gleichwohl die berufliche Arbeitsqualität zum Schaden der Schüler und letztlich auch der Lehrpersonen.
Umgekehrt kann eine berufliche Überlastung sich auch im privaten Rollenhaushalt zeigen.
Was ist der kompensatorische Effekt?
Werden Ressourcen aus dem einen Bereich (beruflich
oder privat) genutzt, um Stress aus dem anderen Bereich zu puffern, spricht man vom kompensatorischen Effekt.
Nenne verschiedene Leistungsvoraussetzungen, die als potentielle Ressourcen bzw. Belastungsfaktoren gelten können, inkl. Beispiele.
(personale, soziale, ökologische, organisationale, gesellschaftliche)
personale
- Ressourcen, z.B.:
Fähigkeiten/Interessen/Gesundheit; Emotionsregulationskompetenz
- Belastungsfaktoren, z. B.:
Schlechte Balance zwischen Berufs- und Privatleben,
soziale:
- Ressourcen, z.B.:
Verfügbare Unterstützung, kollegiale Würdigung
- Belastungsfaktoren, z. B.:
Konflikte, Mobbing, fehlendes Stützsystem, mangelnde Interaktionskompetenz
ökologische: - Ressourcen, z.B.: Verfügbarkeit von Lehrerarbeitsplätzen in der Schule, Zeiträume für kollegiale Supervision - Belastungsfaktoren, z. B.: Lärm durch fehlende Schalldämmung
organisationale:
- Ressourcen, z.B.:
Zugriff auf Medien, Kreative Schulleitung
- Belastungsfaktoren, z. B.:
Fehlender Internetzugang, keine Steuerkreise, ungleiche Lastenverteilung im Kollegium
gesellschaftliche: - Ressourcen, z.B.: Rahmenbedingungen: Arbeitszeit - Belastungsfaktoren, z. B.: geringe Wertschätzung
Fremd- und Selbstwahrnehmungen bzgl. Ressourcen-Belastungen im Leben…?
Maßnahmen, diese in Einklang zu bringen?
Jede der in Abbildung 3 gezeigten Größen (personale, soziale, ökologische, organisationale, gesellschaftliche) kann mehr oder weniger zu Beanspruchsfolgen beitragen und sollte deshalb von externen Fachleuten methodisch objektiv und von der betroffenen Person subjektiv bewertet werden.
Die Unterschiede in der Einschätzung sind oft bedeutsam,
weil jemand z. B. seine Beanspruchung bei Aufgaben, die er gerne erledigt, als gering erlebt, obgleich physiologische Daten auf intensive Beanspruchung hinweisen und umgekehrt.
Es ist also sinnvoll, in die Tätigkeit von Lehrpersonen laufende Entwicklungsarbeit in Form von
- Qualitäts- bzw. Gesundheitszirkeln,
- Supervision oder
- kollegialer Beratung zu integrieren.
Solche Maßnahmen sind aber bislang im Tätigkeitsbild und im Zeitbudget der Lehrperson offiziell nicht vorgesehen
–> erst wenn dann nötig
Definition: Belastungsregulation
Belastungsregulation bezieht sich auf das Gesamt der Maßnahmen, die eine Person oder Gruppe nach innen wie nach außen unternimmt, um auftretende Belastungen zu bewältigen.
Was zählt zu den immer wieder als belastend hervorgehobenen Anforderungsmerkmalen?
(theoretisch für SuS und LuL zugleich)
Die aufgezählten Anforderungsmerkmale im Lehrerberuf werden jeweils erst bei spezifischen Personenmerkmalen riskant,
z.B. wer zum Perfektionismus neigt und mit entsprechenden Einschärfungen selbst in die Überforderung treibt…
o Erzwungene Zusammenarbeit
o Asymmetrisches Verhältnis zwischen den Schülern und Lehrkräften
o Hohe Anforderungen und Verantwortung bei eingeschränkter Erfolgskontrolle
o Geringe Situationskontrolle und Planbarkeit – laufende Diskrepanz zwischen Planung und Wirklichkeit
o Unklare Ergebniskontrolle (kurzfristig stimmungsabhängig, langfristig unklar)
o Diskrepanz zwischen Selbstanspruch und Wirklichkeit Kontrollverlust aushalten
o Fehlende Fremdverstärkung (Lehrkräfte ernten selten Beifall trotz starkem Einsatz)
o Extreme Aufgabenbreite
o Nie fertig sein
o Hohe Entscheidungsdichte bei unzureichender Information
o Laufend neue Zusatzaufgaben durch den Dienstherrn
Welches Thema hätte Ihrer Meinung nach in dem Übersichtswerk noch behandelt werden sollen?
.
Strategien der Stressverarbeitung nach Jahnke und Erdmann (1997)
von Autoren als … bewertet
ERFOLREICH
- Bagatellisierung
- Herunterspielen
- Schuldabwehr
- Ablenkung
- Ersatzbefriedigung
- Selbstbestätigung
- Entspannung
- Situationskontrolle
- Reaktionskontrolle
- Positive Selbstinstruktion
AMBIVALENT
- soziales Unterstützungsbedürfnis
- Vermeidung
STRESS VERMEHREND
- Flucht
- soziale Abkapselung
- gedankliche Weiterbeschäftigung
- Resignation
- Selbstmitleid
- Selbstbeschuldigung
AMBIVALENT
- Aggression
- Pharmakaeinnahme
Studie von Jahnke und Erdmann (1997) zur Stressverarbeitung in Anwendung für Lehrkräfte von Lehr, Schmitz und Hillert (2008)
- Beschreibung der Studie und Ergebnisse
- clusteranalytische Untersuchung zu Bewältigungsmustern von gesunden und kranken Lehrkräften
- habituelle Bewältigungsstrategien auf ihre Funktionalität für die Gesunderhaltung der Betroffenen untersucht
Ergebnisse:
- fanden drei habituelle Bewältigungsmuster, die sich in klinisch bedeutsamem Ausmaß hinsichtlich ihres Risikos eine psychische Störung aufzuweisen
- sowie in den Bereichen Depressivität, Burnout, Arbeitszufriedenheit, Wohlbefi nden und subjektive Erwerbstätigkeitsprognose unterschieden
Cluster:
- Der flexibel-kompensierende Cluster – 98% gesunde
- im inkonsistent kompensierenden Cluster schon 1/4 Patienten
- im ruminativ-selbstisolierende Cluster schon 79% also über 3/4 Teil der klinischen Gruppe!
- -> ihre Bewältigungsmuster dahingehend auffällig:
- lösen Problem nicht
- binden zugleich Ressourcen und steigern die Vulnerabilität für die Betroffenen und ihre Schüler
Definition: Präsentismus
Präsentismus ist die physische Präsenz am Arbeitsplatz, wobei aber aufgrund von Gesundheitsproblemen oder beruflicher Erschöpfung die Leistungserwartung nicht erfüllt werden kann (vgl. Group Mutuel, 2011).
Welche Fragen kann man sich in Anbetracht der aktuellen Lage bzgl. Belastungsregulation stellen?
- Warum ist Veränderungslernen unter voller Alltagsbelastung so schwer?
- Wie erklärt sich die Änderungsresistenz von destruktiven Gewohnheiten?
- Wie muss nachhaltige Veränderung gesteuert werden?
- Welche Psychologie-Didaktik muss dabei berücksichtigt werden?
- Welche Veränderungen sind mit Blick auf die Belastungsregulierung erfolgversprechend?
Was zeigen Studien bzgl. der Haupterkrankungen von Lehrkräften?
(Studie in Bayern)
.Weber, Weltle und Lederer (2004)
- 52 % aller Hauptdiagnosen von Lehrkräften bei 5.548 ärztlichen Dienstunfähigkeitsgutachten allein im Freistaat Bayern zur Gruppe „Psyche und Verhalten“ zuordnen,
- in weitem Abstand gefolgt von den Störungsgruppen „Muskel- und Skelettstörungen“ = 13 %
- und „Herz-Kreislauf-Erkrankungen“ = 9 %
o solche Erkrankungen könnte man eig vermeiden, wenn frühzeitig behandelt
o warum also erst so spät fachliche Hilfe gesucht??
Definition: Anpassungslernen
Beim Anpassungslernen werden unerwünschte Ist-Zustände (z. B. Schwatzen der Schüler) durch bewährte Handlungen (z. B. lautes Schimpfen) an vorgegebene Ziele (z. B. Ruhe herstellen, Ärger abbauen) angepasst.
Dies entspricht der Automatisierung von Denk- und Handlungsmustern.
Definition: Veränderungslernen
Beim Veränderungslernen werden nicht nur die Denk und Handlungsmuster sondern auch die Ziele, Normen und Werte hinterfragt, neue Prioritäten vergeben oder sogar Werte verändert.
Dadurch kommt es zu echten Veränderungen.
Welche Ansätze bestehen, dass man Veränderungslernen unter voller Alltagsbelastung zum Gelingen bringt?
Und woran scheitert es in der Regel?
Nach Sieland und Heyse (2010)
ist dafür das Zusammentreffen von Änderungsbereitschaft und Änderungsfähigkeit von entscheidender Bedeutung.
Das Modell eignet sich zur Analyse von Gelingens- und Misslingensfaktoren für Verhaltensänderungen unter Alltagsbelastungen.
Vier Bedingungsfaktoren:
Wollen, Sollen/Dürfen, Können, Wissen
– Wollen: wie sehr aufgrund Wertorientierungen bereit, Verhaltensweisen zu ändern, ob spürt, dass die Veränderung dringend notwendig.
– Sollen/Dürfen: fordert, unterstützt, ermöglicht Umfeld (Vorgesetzte und Peers) die Veränderungsabsicht oder erschwert eher?
– Wissen: Haben Akteure über ausreichendes Analyse-, Erklärungs-, Begründungs- und Veränderungswissen?
– Können: Stehen ausreichende Ressourcen an Zeit und Kraft, im sozialen
Stützsystem, durch Beratungsdienste oder Expertenhilfe zur Verfügung?
Diese vier Bedingungsfaktoren wirken wie Kettenglieder zusammen. Wenn eines zu schwach ist, wird die Kette bei Belastung an dieser Stelle reißen, egal wie stark die übrigen Kettenglieder sind.
Was kann man unter der Kooperativen Entwicklungsarbeit zur Stärkung der Selbststeuerung verstehen?
KESS