IV - Entwicklung (Das Jugendalter) Flashcards
Pubertät - Definition
…ist gekennzeichnet durch bedeutsame körperliche Veränderungen, die durch Ausschüttung von Hormonen ausgelöst und gesteuert werden.
Äußerlich wahrnehmbar:
Wachstumsschübe, Veränderung der Körperproportionen, Gewichtszunahme, Entwicklung sekundärer Geschlechtsmerkmale
Pubertät - Bedeutung für Jugendliche
Für Heranwachsende selbst ein entscheidendes Erlebnis, mit dem sie in die Geschlechtsreife eintreten
(Mädchen: erste Menstruation, Jungen : erste Ejakuation)
Heranwachsende beobachten ihre eigene Entwicklung sehr genau und vergleichen sich mit gleichaltrigen (Bsp. 7. Klasse: Längenwachstum, Beispiel 9. Klasse: Mädchen - Wachstum der Brüste und Jungen – Stimmbruch)
–> Hinweis: Vor allem Früh- und Spätentwickler sind in der Selbst- und Fremdwahrnehmung herausgehoben
sog. Entiwcklungsaufgaben
Die Entwicklungspsychologie spricht von sogenannten Entwicklungsaufgaben:
herausfordernde Aufgaben, die von uns Anpassung, Veränderung und Neuorientierung verlangen.
R. J. Havighurst (1940) entwickelt Stufenmodell
- gliedert menschliches Leben in Lebensphasen
- jede Lebensphase mit spezifischen Entwicklungsaufgaben (die mit anderen physischen, psychischen und sozialen Ressourcen zu bewältigen sind, um Entwicklungsaufgaben in späteren Lebensabschnitten zu meistern
Beispiele für Entwicklungsaufgaben
Vergleich 1980 und 2012
Vergleich 15-18 jährige 1980er und 21. Jahrhundert
Dreher/Dreher, 1980er
- Aufbau eines Freundeskreises
- Akzeptanz eigene körperliche Erscheinung
- Entwicklung einer Zukunftsperspektive
- Wissen wer man ist und was man will
Hurrelmann/Quenzel, 2012
- Aufbau von Freundschaften mit Gleich-altrigen
- Einüben weiblicher und männlicher Rollen
- Erweiterter Umgang mit Konsum
- Herausbilden von Interessen, Hobbys
Die Bedeutung von Entwicklungsaufgaben in der Schule
Die Vielfalt und Komplexität der Aufgaben, und Bedürfnis der Jugendlichen sich mit diesen auseinanderzusetzen, lässt schulische Aufgaben in den Hintergrund treten.
Identitätsentwicklung - Bedeutung f. Jugendliche
Eine eigenständige konsistente Identität zu erlangen spielt im Jugendalter eine bedeutsame Rolle, weil körperliche, soziale und vor allem kognitiven Veränderungen so groß sind
Psychologische Identitätsbegriff - Def.
Selbstverständnis/ Selbsterkenntnis der eigenen Person und Wahrnehmung der eigenen Persönlichkeit durch Andere
- -> Im engen Kontext dazu steht das Selbstkonzept, das Bild, dass sich jemand von sich selbst macht. Das Selbstkonzept setzt sich aus unterschiedlichen Teilselbstkonzepten zusammen:
- Schulisches Selbstkonzept
- Soziales Selbstkonzept
- Emotionales Selbstkonzept
- Körperliches Selbstkonzept
Die Rolle der Schule für die Identitätsentwicklung und das Selbstkonzept
Die Fähigkeit auf die Frage „Wer bin ich“ eine umfassende und realistische Antwort zu geben, hängt stark von der kognitiven Entwicklung ab. Aufgrund der langen Schulzeit spielen schulische Erfahrungen für die gesamte Selbstkonzeptbildung eine wesentliche Rolle
Phasenmodell nach Erikson (1966) zur Identitätsentwicklung
Jedes Individuum durchläuft während seines Lebens acht Entwicklungskrisen.
Wenn es Individuum gelingt Krise zu bewältigen ist es für nachfolgende Phase gut aufgestellt. Im Jugendalter die fünfte Krise:
Identität vs. Identitätsdiffusion
Empirische Untersuchungen wie Jugendliche Identität aufbauen
(James E. Marcia, 1960-1980)
Unterscheidung in vier Identitätsformen: diffuse, übernommene, kritische und erarbeitete Identität. Diese Reihenfolge ist nicht immer zwingend.
Heute: Diffuse Identität von Mienert (2008) zum Normalfall erklärt durch multioptionale und individualisierte Gesellschaft
Entwicklung der sozialen Beziehungen im Jugendalter
Zu den grundlegenden Entwicklungsaufgaben gehört der Aufbau qualitativ neuer Beziehungen zu gleichaltrigen und parallel dazu die Ablösung von Erwachsenen.
In der Pubertät werden Autoritäten getestet, herausgefordert und zuweilen provoziert und gleichzeitig kann emotionale Nähe zu Bezugspersonen gesucht werden
–> Ambivalentes Verhalten
- Peergroup spielt eine wichtige Rolle indem sie Sicherheit und Orientierung gibt
Entwicklung der Geschlechtsidentität
Geschlechtsentwicklung umfasst drei Bereiche, mit denen sich Jugendliche auseinandersetzen
- -> Geschlechtsidentität: Eigenwahrnehmung und Körperbewusstsein
- -> Geschlechtstypisches Verhalten: rollentypische Verhaltensweisen
- -> Sexuelle Orientierung: Homo-, Hetero-, Bi-, Transsexualität
- Geschlechtsidentität im Grundschulalter: Geprägt von familiärem Kontext
- Geschlechtsidentität Jugendliche: Konfrontation mit gesellschaftlichen Rollenerwartungen
- Die individuelle Ausgestaltung der eigenen Geschlechtsrolle geschieht vor dem Hintergrund dieser kulturell und sozial vermittelten Geschlechterbilder
Gesellschaftliche und schulische Anforderungen an Heranwachsende
Anforderungen an Jugendliche haben sich in den letzten Generationen deutlich geändert
Familiäre Lebensformen und Lebensbedingungen sind vielfältiger geworden, Medien- und Konsumwelten im steten Wandel und auch in Schulen Veränderungen
Gleichzeitig Vorbereitung auf immer komplexer werdenden Arbeits- und Lebenswelten, bei gleichzeitig weniger Sicherheit und Verbindlichkeit und verlangen von persönlicher Flexibilität
Die Folgen der gesellschaftlichen und schulischen Anforderungen am Gym
Steigende Übergangsquoten an Gymnasien, „Inflation der Bildungstitel“,
Erhöhung des Drucks auf Kinder und Eltern (Gefahr der Überforderung)
Schule erwartet von pubertierenden SuS mehr und andere Leistungen als früher, die SuS aber auch aufgrund steigender kognitiver Entwicklung leisten können
Wie gehen Jugendliche mit steigenden Anforderungen an sie um?
Jugendstudien geben Auskunft darüber, wie Jugendliche mit Anforderungen umgehen. Die Shell-Studie (2013) unterschiedet vier Mentalitätstypen
- -> Leistungselite der selbstbewussten Macherinnen und Macher
- -> Engagierte pragmatische Idealistinnen und Idealisten
- -> Skeptische, resignierte und unauffällige Jugendliche
- -> Robuste Materialisten und Materialistinnen
- Für die große Mehrheit gilt: „Man möchte aufsteigen, nicht ausscheiden“ (Calmbach u.a., 2012)
- Laut Sinus-Studie (2012) gehen SuS „gerne oder zumindest ohne großen Widerwillen zu Schule“