III - Lernen in der Schule (Lernmotivation) Flashcards
die Rolle des Lehrers in Sachen Motivation
Ist motivieren Lehreraufgabe?
Ja, denn:
„Schulischer Unterricht gewinnt seine Qualität durch die Lehrperson und deren Eingehen und Einwirken auf die Schüler/innen.“ Ziel ist es gegebenenfalls extrinsische Motivation (durch Lehrer geschaffen) zu intrinsischer, bzw. selbstbestimmter Lernmotivation werden zu lassen.
Definition ‘Lernmotivation‘
Definition Lernmotivation
- Innere Bereitschaft etwas (Wissen/Können) zu lernen und damit verbundene Aufgaben zu tun.
- Lernmotivation beeinflusst (energetisiert, kurbelt an, leitet, intensiviert) Lernverhalten
Motive: soziales Motiv, Neugier/Interesse an Erkenntnissen, Belohnungsmotiv, etc.
Lernmotivation ist ein vorrübergehender Zustand (state) und nicht ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal (trait)
o Dispositionelle Lernmotivation: aufgrund von Werteinstellung oder Begabung in vielerlei Hinsicht lernbegierig
o Habituelle Lernmotivation: im Bezug auf bestimmte Sachgebiete immer wieder lernmotiviert
Lernmotivation lässt über die Schullaufbahn nach, besonders im 6. und 7. Schuljahr
o Unterschiede sind fach-, geschlechts- und schichtspezifisch
o Subjektive Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen und die Anforderungen der Schulen gehen zunehmend auseinander; Pubertät gilt ebenfalls als Ursache
intrinsische und extrinsische Lernmotivation
Intrinsische Lernmotivation (=Freude am Tun, Interesse)
- Tätigkeitsbezogen (=z.B. Internetrecherche im Unterricht)
- Sachbezogen (= Begeisterung für z.B. die Handlung des Buches)
Extrinsische Lernmotivation (= Lernen ist Mittel zum Zweck)
Beispiele extrinsische und intrinsische Lernmotivation
intrinsisch:
Löst Mathe-Aufgaben in Ferien/Urlaub, weil der/die S. Freude dran hat zu Knobeln.
extrinsisch:
lernt in den Ferien/im Urlaub, weil sie zuletzt eine 5 hatte, was ihre Eltern sehr ärgerte. Ihr Fleiß war die Bedingung dafür, dass sie danach noch nach Spanien in den Urlaub gehen.
Integrationsansatz von Deci und Ryan
Integrationsansatz von Deci und Ryan (2000)
o Zwischen „Nicht Motiviert“ und „Intrinsisch Motiviert“ gibt es bei ihnen vier Abstufungen extrinsischer Motivation :
externe Regulation (Handeln basiert auf Anreiz von Anderen; Bestrafungen vermeiden, Belohnung erhalten)
Introjektion (Handeln basiert auf Wunsch zu Handeln ‚wie es sich gehört‘)
Identifikation (Handeln ergibt sich aus eigenen Zielen und Wertvorstellungen)
Integration (Handeln ergibt sich aus Selbstverständnis der eigenen Persönlichkeit)
o Nach Deci und Ryan sind selbstbestimmte Motivationsformen (Identifikation, Integration) die für Pädagogen erstrebenswertesten
Was ist der sog. Korrumpierungseffekt?
Beim Korrumpierungseffekt verdrängt sekundäre Motivation die vorherige primäre Motivation. Vorher hat die Tätigkeit selbst motiviert (intrinsisch), nachher motivieren vor allem Ergebnisse, die außerhalb der Tätigkeit liegen (extrinsisch, z. B. versprochene Belohnungen). Fällt nun der äußere Anreiz weg, geht das ursprünglich gerne und freiwillig gezeigte Verhalten zurück.
Der Effekt kann auftreten, wenn Menschen bewusst oder unbewusst ihr eigenes Verhalten zunächst mit äußerem Druck (zwingende Umstände) oder einer Belohnung begründen, obwohl die wahre Ursache des Verhaltens in eigenen Wünschen oder Interessen lag (zum Beispiel Neugier).
Auf das tatsächliche Verhalten bezogen kann es durch die Gabe eines äußeren Anreizes zu einer kurzfristigen Steigerung des bestärkten Verhaltens kommen.
Fällt der Anreiz dann aber weg, sinkt die Häufigkeit des entsprechenden Verhaltens jedoch unter das ursprüngliche Ausgangsniveau.
Intrinsische Motivation kann nur korrumpiert werden, wenn sie vorhanden und groß genug ist. Ist das Anfangsinteresse ohnehin gering, funktionieren äußere Anreize hingegen.
Motivationstheorien
1) Erwartungs-Wert-Ansatz (u.a. Rheinberg (1989)
• Motivation ergibt sich aus Erwartung an Konsequenz des Handelns
•”Kosten-Nutzen-Denken”
• Menschen handeln zweckorientiert, immer extrinsisch motiviert
2) Bedürfnis-Ansatz (u.a. Deci und Ryan (1985))
• Menschen handeln um drei psychologische Grundbedürfnisse (basic needs) zu erfüllen
• Kompetenz
• Autonomie
• soziale Einbindung
• Befriedigung der Bedürfnisse ist Voraussetzung für stabile Lernbereitschaft
Lernmotivation im Laufe der Schulzeit
.
Förderung der Lernmotivation
Nötig: Abstimmung des Lernangebots auf die Bedürfnisse der Lernenden
- Unterscheidung in Maßnahmen zur kurzfristigen und langfristigen Motivation
1) kurzfristiges Motivieren
- Prinzip der Passung (= Aufgabenschwierigkeit etwas über Wissens- und Könnensstand)
- Kognitive Konflikte (=neue Erfahrungen, Uneindeutigkeiten)
- Anschaulichkeit, konkrete Beispiele
- Methodenwechsel
- Fortschritte registrieren, Loben, Anerkennen
- Belohnungen
- Notendruck
- die eigene Person (Lehrer) als Motivator
2) langfristiges Motivation
- allgemeine/s Lehrerverhalten und Unterrichtsgestaltung
- -> strukturiert, gerecht, nahbar, abwechslungsreich, etc.
- Orientierung an Grundbedürfnisse
- -> Raum für Kompetenzerleben + Autonomie
Woran wäre Motivation zu erkennen?
Erkennbar an:
Innere Bereitschaft selbst nicht erkennbar, aber…
Beobachtbare Verhaltensweisen: Schüler melden sich, stellen fragen, wollen ausprobieren, üben, arbeiten konzentriert, sprechen über das Thema, vergleichen Können, registrieren Fortschritte, setzen sich Ziele, bringen eigene Ideen, etc.
aktive Mitarbeit ohne äußeren Zwang
Wie kann man von außen für Motivation sorgen?
Äußere Reize & Lernmotivation
- Umwandlung von außengesteuert zu selbstregulierter Motivation kann erfolgen über
o Lernen am Modell
o kognitives, einsichtiges Lernen
o klassisches und operantes Konditionieren - Externe Anreize sind da nötig, wo eigene Motivation nicht stabil ist. Mittel dazu sind Lob, Verbale Würdigung, Noten, (Diskutabel: Stempelbildchen und Süßigkeiten)
THESE: Intrinsische Motivation kann durch äußere Belohnung beeinträchtigt werden ( These der Korrumpierung -> freiwilliges Vergnügen wird zur fremdbestimmten Arbeit)
o Widersprüchliche Studienergebnisse
o Lob und verbale Beeinträchtigungen beinträchtigen Motivation eher nicht, Belohnung schon
Was ist der Unterschied zwischen den beiden Motivationstheorien
(Rheinberg und Deci u. Ryan)?
Rheinberg: Erwartungs-Wert-Ansatz (´89)
•Menschen handeln zweckorientiert, immer extrinsisch motiviert (Kosten-Nutzen-Modell)
Deci + Ryan: Bedürfnis-Ansatz (´85)
• Menschen handeln um drei psychologische Grundbedürfnisse (basic needs) zu erfüllen (Kompetenz, Autonomie, soziale Einbindung)
Wie kann man kurzfristig motivieren?
1) kurzfristiges Motivieren
- Prinzip der Passung (= Aufgabenschwierigkeit etwas über Wissens- und Könnensstand)
- Kognitive Konflikte (=neue Erfahrungen, Uneindeutigkeiten)
- Anschaulichkeit, konkrete Beispiele
- Methodenwechsel
- Fortschritte registrieren, Loben, Anerkennen
- Belohnungen
- Notendruck
- die eigene Person (Lehrer) als Motivator
Wie kann man langfristig motivieren?
- durch das eigene (L.) Verhalten und wie man den U. gestaltet.
- indem die psychologischen Grundbedürfnisse erfüllt werden (Kompetenz • Autonomie • soziale Einbindung)
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1) Lehrerverhalten und Unterrichtsgestaltung
- gerechte Lehrkräfte
- Arbeitsatmosphäre
- gut strukturierter Unterricht
- auf Fragen eingehen
- anschaulich und abwechslungsreicher Unterricht
2) Selbstbestimmte Lernmotivation
- Orientierung an psychologischen Grundbedürfnissen (s.h. oben)
- Raum für Kompetenzstreben und Autonomie
- Arbeit mit Wochenplan, Projektarbeit, Freiarbeit
- > Beispiel: Jenaplan-Schule Jena –> “Best Practice” Projektarbeit