Qualität, Güte, Ethik in der qualitativen Forschung Flashcards
Warum braucht es Strategien der Qualitätssicherung in der qualitativen Forschung?
Qualitative Forschung hat NICHT die klassischen Gütekriterien (Objektivität, Reliabilität, Validität), sie hat EIGENE KRITERIEN. Aber: Keine konkreten Richtlinien, nur EMPFEHLUNGEN zur Sicherung der Qualität und Güte qualitativer Forschung. Wir sprechen hier von der Qualität des GESAMTEN FORSCHUNGSPROZESSES, nicht nur von der Güte des methodischen Vorgehens!
Warum braucht qualitative Forschung Strategien zur Qualitäts-&Gütesicherung?
- wenn Forschende ihre Ergebnisse prüfen&sichern wollen
- wenn Auftraggebende oder scientific community die Resultate der Forschung beurteilen wollen
- wenn Forschungsförderungsinstitutionen, Geldgeber, Peers Anträge oder Publikationen einschätzen sollen
Verfahren zur Qualitätssicherung in der qualitativen Forschung
- Orientierung an DAUMENREGELN und SCHLÜSSELFRAGEN zur Reflexion von Forschungsschritten und -methoden
- Checkliste zur Auswahl einer qualitativen Forschungsmethode
- Daumenregeln&Schlüsselfragen - ANALYTISCHE INDUKTION
- Insbesondere im Auswertungsprozess (Interpretation)
- Man soll im Forschungsprozess immer „negative“ Fälle hinzuziehen
- Methode zur systematischen Interpretation durch Bezug „negativer“ Fälle (die Hypothesen nicht bestätigen, die abweichen von den ersten Annahmen&Interviews, die anderes zeigen), ihr entscheidendes Instrument ist die Ausnahme, der von der Hypothese abweichende Fall - TRIANGULATION
- Verknüpfung von unterschiedlichen Daten, Forschenden, Theorien, Methoden- Datentriangulation: verschiedene Datenquellen werden einbezogen (z.B. Interviewdaten&visuelle Daten, quantitative Daten), Subtypen der Datentriangulation: Daten die sich hinsichtlich Erhebungszeitpunkt, Raum, Personen etc. unterscheiden
- Triangulation von Forschenden: verschiedene Forschende werden eingesetzt, um Verzerrungen durch die Person der Forschenden zu minimieren (z.B. Interpretation eines Interviews von mehreren Forschenden)
- Theorien-Triangulation: Es wird mit verschiedenen theoretischen Perspektiven und Hypothesen an die Daten herangegangen, z.B. unterschiedliche Erklärungsansätze&sensitizing concepts
- Methoden-Triangulation: verschiedene Erhebungs-/Auswertungs-Methoden werden kombiniert
Was ist das Problem der Generalisierung in der qualitativen Forschung?
Frage: Wie können wir von diesen wenigen Fällen, die wir untersucht haben, auf andere Fälle schliessen? Wie können wir generalisieren/verallgemeinern?
Generalisierung ist gar nicht das Ziel qualitativer Forschung!
Möglichkeiten einer ANNÄHERUNG:
- Es muss geklärt werden, welcher Grad der Generalisierung angestrebt wird und erreichbar ist
- Aussagen über den Einzelfall hinaus machen ist möglich, indem ich verschiedene Fälle und Kontexte einbeziehe (z.B. theoretical sampling, zirkuläres Vorgehen)
- Systematischer Vergleich des erhobenen Materials (Methode des konstanten Vergleichs im Prozess der Theoriengenerierung, sprich Vergleich Fall A und Fall B und Fall C, Vergleich Daten in den Fällen, Vergleich der Codes&Kategorien in den Fällen, Fallkonstrastierung=Unterschiede&Gemeinsamkeiten herausfinden, Idealtypenbildung=Beschreibung idealer Typen z.B. spezifische Merkmale für empathisches Führungsverhalten zusammenfassen, die sich maximal unterscheiden von autoritärem Führungsverhalten)
- > Im konstanten Vergleich von DATEN, KATEGORIEN, CODES, FÄLLEN werden UNTERSCHIEDE&GEMEINSAMKEITEN ausgemacht und diese Gemeinsamkeiten erlauben es uns in einem beschränkten Mass zu generalisieren
Kernkriterien für die Güte qualitativer Forschung (Teil der Qualität der Forschung)
- NÄHE zum Gegenstand
- Forschung findet möglichst nahe an der Alltagswelt der Beforschten statt, weil es erlaubt, über bisherige Erkenntnisse hinauszugehen, Rekonstruktion
- Offenes und gleichberechtigtes Verhältnis zu dem Beforschten (Begegnung auf Augenhöhe) - VERFAHRENDSDOKUMENTATION
- reflexive und gute Dokumentation des Forschungsprozesses (inkl. des Vorverständnisses, des Analyseinstrumentariums, Erhebung&Auswertung) - GEGENSTANDSANGEMESSENHEIT der METHODEN (Vorgehen wurde angemessen für den Gegenstand gewählt und ist begründet)
- eine Indikation für qualitatives Vorgehen, für die Methodenwahl, für das Forschungsdesign liegt vor - REGELGELEITETHEIT, VEREINHEITLICHUNG des methodischen Vorgehens
- die Analyseschritte werden systematisch festgelegt (bei gewisser Flexibilität)
- systematische Verfahren werden angewendet (im Rahmen des Erhebungs-&Auswertungsverfahrens) - ARGUMENTATIVE ABSICHERUNG der INTERPRETATION im Forschungsteam (Garantie, dass Subjektivität nicht zu Verzerrungen führt)
- Interpretationen werden argumentativ begründet
- Brüche der Interpretation werden erklärt
- Alternativdeutungen werden in Gruppen diskutiert - KOMMUNIKATIVE VALIDIERUNG von Daten und Ergebnisse
- Validierung von Daten und Ergebnissen durch diejenigen, die mir geholfen haben, die Daten zu erfassen
- MEMBER CHECK=Befragung der Befragten=Ich lege meine Erkenntnisse denjenigen vor, die ich befragt habe, bzw. Informierung des Unternehmens über meine Resultate. Widerspiegelt es Erleben der Befragten? Kann sein, dass sich Befragte nicht erkennen, sagen so meinte ich das nicht, oder genau so ist es. - TRIANGULATION
- Kombination von Methoden, Forschenden, Untersuchungsgruppen, Daten, sowie von Settings und theoretischen Perspektiven
- >verbessert die Breite, Tiefe&Konsequenz des methodischen Vorgehens, aussagefähigere Resultate
Ethische Richtlinien psychologischer Forschung
- Forschungsethik ist ein wichtiges Thema
- Wird durch Ethikkommissionen garantiert
- Ethische Richtlinien sind wichtig, da Personen möglicherweise verletzbar sind, beschützt werden müssen, blossgestellt werden könnten->INFORMED CONSENT ist wichtig, nur die informierte Zustimmung (auf Aufklärung basiertes Einverständnis) der Befragten etc. garantiert, dass die Forschung ethischen Richtlinien entspricht
- Ethische Richtlinien für Psychologinnen und Psychologen der Schweizerischen Gesellschaft für Psychologie (in der Forschung: Verantwortung der Forschenden, Würde&Integrität nicht verletzen)