Erhebungsmethoden Flashcards

1
Q

Forschungsziele&Methoden der drei Forschungsperspektiven

A

Die Methoden sind immer abhängig vom Forschungsziel, das Forschungsziel ergibt sich aus der Forschungsperspektive, bzw. die Forschungsperspektive ergibt sich aus dem Forschungsziel!

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2
Q

Forschungsziele&Methoden&Anwendungsfelder des symbolischen Interaktionismus (theoretische Position)

A

Forschungsziel
- Rekonstruktion subjektiver Theorien&Bedeutungen, individueller Sinnzuschreibungen, biographische Abläufe

Methoden der Datenerhebung

  • Leitfaden-Interview
  • Narratives Interview

Methoden der Datenauswertung (Interpretation)
- Inhaltsanalyse, Theoretisches Codieren, verschiedene hermeneutische Verfahren

Anwendungsfelder
- Analyse von Alltagswissen, individuellem Erleben, Biographien

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3
Q

Forschungsziele&Methoden&Anwendungsfelder der Ethnomethodologie (theoretische Position)

A

Forschungsziel
- Rekonstruktion von Prozessen der Herstellung sozialer Wirklichkeit, alltägliche Handlungsroutinen (studies of work)

Methoden der Datenerhebung

  • Teilnehmende Beobachtung
  • Ethnographie
  • Fotographie
  • Video
  • Feldprotokolle

Methoden der Datenauswertung (Interpretation)
- Inhaltsanalyse, Diskursanalyse, Dokumentenanalyse

Anwendungsfelder
- Analyse von sozialen Interaktionen, Analyse von Arbeitsprozessen

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4
Q

Forschungsziele&Methoden&Anwendungsfelder der Sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

A

Forschungsziel
- Rekonstruktion von implizitem Wissen, von latenten Sinnstrukturen, von kulturell verankerten, handlungsleitenden Orientierungen

Methoden der Datenerhebung

  • Gruppendiskussion
  • Interaktionsaufzeichnungen
  • Fotographie
  • Video

Methoden der Datenauswertung (Interpretation)
- Inhaltsanalyse, Dokumentarische Methode, verschiedene hermeneutische Verfahren

Anwendungsfelder
- Analyse von Lebenswelten, Orientierungen, Haltungen, Kultur

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5
Q

Was nützt eine Dokumentenanalyse und wann wird sie angewendet?

A

Dokumentenanalyse ist oft unentbehrlich bei der Durchführung aller Formen von Organisationsanalysen (Geschäftsprozessoptimierung, Arbeitsanalyse, Personalbedarfsermittlung)

  • liefert schnell viele Informationen zum Untersuchungsbereich
  • kann häufig ohne Einbindung und Störung des Untersuchungsbereichs erfolgen
  • Aufwand für Vor-Ort-Erhebung wird durch vorgeschaltete Dokumentenanalyse gering gehalten
  • vorgefundene Infos erleichtern weitere Erhebungen&ermöglichen gezielte Fragen

Dokumentenanalyse wird oft im Vorfeld oder ergänzend zu anderen Verfahren der Datenanalyse verwendet! Dokumentenanalyse kann man auch alleine anwenden, z.B. bei Leitlinien

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6
Q

Welche Dokumente untersucht die Dokumentenanalyse?

A
  • Organigramme
  • Leitbilder/Unternehmensphilosophie
  • Geschäftsordnungen
  • Haushaltsplan/Wirtschaftsplan
  • Personalplan/Stellenplan, Dienstanweisungen
  • Arbeitsplatz-/Stellenbeschreibungen
    Aufgabengliederungen, Ablaufdarstellungen
  • Stellenvereinbarungen (z.B. Arbeitszeit)
  • Akten, Urkunden
  • Leitlinien
  • Bilder, Logos, Websites
  • Statistiken/Jahresberichte/Tätigkeitsberichte
  • Ergebnisse vorangegangener Organisationsstudien
  • Daten aus der Kosten-Leistungsrechnung
  • Berichte, Prüfungsmitteilungen
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7
Q

Welche Punkte sind bei der Analyse von Dokumenten zu beachten und warum?

A
  • Von wem wurde das Dokument erstellt? Dokumente werden von konkreten Akteuren /Instituionen erstellt
  • Zu welchem Zweck wurde das Dokument erstellt? Dokumente werden für einen bestimmten Zweck sowie Art des Gebrauchs erstellt
  • Ist es ein offizielles oder persönliches Dokument?
  • Ist der Zugang öffentlich, begrenzt öffentlich, oder privat?
  • > Interpretation:
  • Die Dokumente sollen immer mit Blick auf ihren spezifischen Bezugsrahmen (Herstellungskontext/Verwendung) untersucht werden (Wer? Wozu? Für Wen? Wann?)
  • Die Analyse kann sich auf die Inhalte, aber auch auf die Form und die Ästhetik
  • Die Analyse kann qualitativ-inhaltsanalytisch und/oder quantitativ erfolgen
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8
Q

Was nützt ein Interview und wann wird es angewendet?

A

Interview bildet wichtige Erhebungstechnik in fast allen Bereichen und Phasen von Analysen der AOW

Nutzen&Anwendungsbereiche

  • Kennenlernen&Eingrenzen des Untersuchungsbereichs
  • Erhebung von Aufgaben&Arbeitsabläufen
  • Infobeschaffung aber auch Klärung von Ergebnissen
  • als zentrales Instrument oder ergänzend zu anderen quali&quanti Erhebungstechniken
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9
Q

Wie sind Interviews aufgebaut und welche Ziele verfolgen sie?

A
  • Zuerst macht man eine theoretisch-wissenschaftliche Vorüberlegung (sind begründet)
  • Sind thematisch gegliedert
  • enthalten selten geschlossene Fragen: Leitfragen bilden nur Gedächtnisstützen (Ausnahme strukturiertes Interview kann auch geschlossene Fragen beinhalten)
  • strukturiertes, halbstrukturiertes, unstrukturiertes Interview unterscheiden sich im Grad der Festlegung, Formulierung&Reihenfolge der Fragen (und damit hinsichtlich Antwortmöglichkeiten)

Zielsetzungen:

  • Sollen Situationsdarlegungen&Selbstdarstellung durch Fragen anregen
  • Sollen Rekonstruktion von Erfahrungen, Perspektiven, Sinngebungen&Relevanzstrukturen von Individuen (individuell&übergreifend) ermöglichen
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10
Q

Leitfaden-Interview Aufbau&Fragearten

A
  • Nach thematischen Bereichen gegliedert
  • Werden oftmals mit einer offenen Frage eingeleitet&mit Konfrontationsfrage beendet
    • OFFENE FRAGEN zielen auf subjektive Sichtweisen (z.B. subjektive Theorie über Vertrauen: Warum vertrauen Menschen einander? Wie gehen Sie mit dem Homeoffice um?)
    • HYPOTHESEN-GELEITETE FRAGEN aus Vorverständnis abgeleitet (z.B. Vertrauen zwischen Fremden möglich? Denken Sie, dass Überstunden eher unmöglich oder eine Gefahr sind im Homeoffice?)
    • KONFRONTATIONSFRAGEN: vom Befragten entwickelte Zusammenhänge werden noch einmal im Licht konkurrierender Alternativen kritisch hinterfragt (das könnte doch auch anders gesehen werden, mit einem strikten Zeitplan könnte man die Arbeitsstunden doch wie im Geschäft abgleichen?)
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11
Q

Andere leitfadengestütze Interviews

A
  • FOKUSSIERTES Interview:
  • auf ein bestimmtes THEMA fokussiert (Erfahrungen, Situationen, Gegenstände), leitfadengestützt, wie nehmen Personen spezifische Gegenstände etc. wahr?
  • Anwendung: Marktforschung, Sozialforschung, z.B. Usability von Produkten
  • PROBLEMZENTRIERTES Interview:
  • auf ein bestimmtes gesellschaftliches, organisationales, oder persönliches PROBLEM zentriert (Erfahrungen, Wahrnehmungen, Refexionen), leitfadengestützt,
  • Wird mit Kurzfragebogen ergänzt mit Daten zur Person
  • Anwendung: Biographieforschung, Sozialforschung (z.B. Ist Homeoffice ein Problem für Sie?)
  • ETHNOGRAPHISCHES Interview:
  • auf ALLTAGSROUTINEN, WERTVORSTELLUNGEN, Alltagserfahrungen, Einstellung von Personen&Gruppen gerichtet, leitfadengestützt, umfassend
  • Anwendung: Feldforschung, Konsumentenforschung, Sozialforschung (z.B. Wie erleben sie es, wenn man in der Organisation nicht mehr ohne Desinfektionsmittel rumlaufen kann?)
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12
Q

Experteninterview (Leitfaden-Interview) Definition&Zielsetzungen

A
  • Befragung von Experten im Bereich spezifischer Handlungsfelder

METHODISCHE DEFINITION eines Experten:

  • „privilegierter ZUGANG zu Informationen (über Personengruppen oder Entscheidungsprozesse in einem bestimmten Handlungsfeld“
  • zugleich REPRÄSENTATEN eines spezifischen Handlungsfeldes

ZIELSETZUNGEN

  • EXPLORATION eines neuen Feldes, Hilfe&Orientierung für thematische Strukrurierung&Generierung von Hypothesen
  • SYSTEMATISIERUNG: Gewinnen von Kontextwissen zu Erkenntnissen aus anderen Methoden (z.B. bei Unklarheiten nach Mitarbeitendenbefragung)
  • THEORIENGENERIERUNG: Rekonstruktion des Wissens von verschiedenen Experten um eine Theorie zu gewinnen (z.B. bestimmte Abteilung macht andere Angaben als andere, man befragt Experten wieso)
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13
Q

Experteninterview (Leitfaden-Interview) Herausforderungen

A

Auf Seiten des INTERVIEWENDEN erfordert es:

  • hohe soziale&inhaltliche Kompetenz
  • gute Kenntnis der Sprache des Feldes
  • Bezugnehmende Anteilnahme (ohne weinen ;))
  • Bewusstsein, dass Status, Geschlecht, Generation (Youngster) einen Einfluss hat->Naivitätsunterstellung kann man aber auch nutzen, um unbefangen schwierige Fragen zu stellen

Auf Seiten des INTERVIEWTEN

  • haben wenig Zeit
  • blockieren das Thema (z.B. weil sie gar nicht Experte sind)
  • machen Interviewer zum Mitwisser in internen Konflikten->nicht einmischen!
  • wechselt häufig Rolle zwischen Experte&Privatmensch
  • Experte referiert Vortrag, statt sich auf Frage-Antwort einzulassen
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14
Q
Narratives Interview (offenes Interview)
Grundannahmen&Aufbau
A
  • geht davon aus, das Leitfaden nicht optimal ist für Erhebung subjektiver Erfahrung, zwängen in Frage-Antwort-Schema
  • Suche nach umfassenderem Zugang zu Selbstinterpretation, Biographie etc.
  • Grundannahme: Erzählende besitzen Kompetenz, Wirklichkeit zu strukturieren, ihre Handlungsmuster zu erklären, der Akzent/die Struktur wird von Erzählenden gemacht, sie stehen unter Zugzwang, ihre Geschichte zu schliessen, zu kondensieren, zu detaillieren (Gestaltschliessungs-, Kondensierungs-, Detaillierungszwang)
  • Aufbau:
    ERZÄHLAUFFORDERUNG breite Eingangsfrage (Erzählen sie mir ihre Lebensgeschichte)
    HAUPTERZÄHLUNG Interviewte erzählt
    ERZÄHLGENERIERENDES NACHFRAGEN nachhaken&stellen zusätzlicher Fragen
    INTERVIEWABSCHLUSS

Sonderfall: EPISODISCHES INTERVIEW Aufforderung zur Erzählung von (Ketten von) Episoden

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15
Q

Focus Groups&Gruppendiskussionen Einsatzbereiche

A

Zur effizienten Erhebung von:

  • einer Vielzahl an Meinungen&Perspektiven
  • Gruppendynamik&Prozessen
  • gemeinsamen Orientierungen in Teams
  • &Analyse von übergemeinschaftlichen Orientierungen (die über die Gruppe hinausgehen, z.B. Generation)

Zwei zentrale gruppenorientierte Erhebungsverfahren in der AOW!
Als zentrales Instrument oder ergänzend zu anderen qualitativen&quantitativen Erhebungstechniken

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16
Q

Was ist eine Gruppe?

A
  • eine Mehrzahl von Personen
  • die über längere Zeit
  • in direktem Kontakt stehen
  • soziale Prozesse, durch die sich ihre Rollen ausdifferenzieren
  • gemeinsame Normen&Werte entwickelt werden
  • ein Wir-Gefühl entsteht
  • dynamische Gebilde
17
Q

Focus Groups Erkenntnisinteresse&Anwendungsbereiche

A

Herkunft: Kommunikations-&Marktforschung (USA) (z.B. bei Radiomitteilungen) Es geht um einen bestimmten Fokus, fokussierte Themen, spezifische Dinge

Erkenntnisinteresse:

  • Wahrnehmungen, Einstellungen, Interpretationen zu/von Situationen, Gegenständen, Erfahrungen (z.B. räumliche Anordnung von Dingen in einem Laden)
  • Differenzen&Synergien zwischen Meinungen

Anwendungsbereiche:
- Konsumenten-, Meinungs-, Markt-, Evaluation, allgemeine Sozialforschung

18
Q

Focus Groups Gesprächsverlauf&Auswertungsschwerpunkte

A

Gesprächsverlauf:

  • sind auf ein spezifisches Thema fokussiert (Erfahrungen, Situationen, Gegenstände)
  • Einsatz verschiedener Stimuli=kreativen Techniken (Film, Radio, Produkte, spezifische Fragen zu bestimmten Themen)

Auswertungsschwerpunkte:
- explizite themenorientierte Inhalte (z.B. Wahrnehmung politischer Amtsträger)

19
Q

Gruppendiskussion Erkenntnisinteresse&Anwendungsbereiche

A

Herkunft: Sozialforschung (D) (z.B. Welche gemeinsamen Vorstellungen von Arbeit&Führung haben die Teammitglieder?)

Erkenntnisinteresse:

  • kollektive Meinungen&Einstellungen (was vereint die Menschen)
  • latente (auch tabuisierte) Überzeugungen
  • kulturelle Sinnsysteme&Wissensbestände von Gruppen/sozialen Feldern

Anwendungsbereiche:

  • Team-, Organisationsforschung
  • Organisationsentwicklung, Organisationskultur
  • Evaluation, allgemeine Sozialforschung
20
Q

Gruppendiskussion Gesprächsverlauf&Auswertungsschwerpunkte

A

Gesprächsverlauf:

  • werden thematisch nur angeregt (Selbstläufigkeit) (z.B. Wie erleben sie hier die Arbeit?)
  • thematische Schwerpunktsetzungen erfolgen durch die Gruppe (kann in verschiedenste Richtungen gehen)
  • Dynamik ist offen

Auswertungsschwerpunkte:

  • explizite themenorientierte Inhalte
  • Gruppendynamik, Diskursorganisation
  • implizite, latente übergreifende Meinungen
21
Q

Gruppendiskussion Theoretischer Hintergrund (Geschichte)

A

1955 Frankfurter Institut für Sozialforschung, Pollock: tabuisierte Meinungen, Stammtisch, Hitler, „latent vorhandene Einstellungen werden dem Einzelnen häufig erst während der Auseinandersetzung mit anderen Menschen deutlich“

1960 Mangold: arbeitsteilige Vortragung von Gruppenmeinungen, „Gruppenmeinung ist keine Summe von Einzelmeinungen, sondern das Produkt kollektiver Interaktionen, alle sind aneinander orientiert“

1977 Bielefelder Soziologie, Volmerg/Niessen: sind Gruppenmeinungen nur situativ? Nein, „Gruppenmeinungen sind Ausdruck situationsübergreifender Erfahrungszusammenhänge“

1922/2008 Empirische Wissenssoziologie, Karl Mannheim, Ralf Bohnsack: „Angehörige von Gruppen sind oft durch Gemeinsamkeiten des Schicksals, biographischen Erlebens, Sozialisationsgeschichte verbunden“->bilden dadurch gemeinsame Orientierungen aus, durch Befragung wird gemeinsame/s Geschichte/Erleben wieder hervorgerufen

22
Q

Focus Groups&Gruppendiskussionen Planung, Durchführung, Moderation

A

Wichtige Vorentscheidungen:

  • Forschungsdesign? (z.B. Fallvergleich, Momentaufnahme)
  • Gruppenform? Reale Gruppe oder künstliche Gruppe
  • Homogenität/Heterogenität der Gruppen?
  • Gruppengrösse (3-7)
  • Dauer des Gesprächs (1-1.5h)

Durchführung:

  • Moderation von Gruppen ist anspruchsvoll (man muss geschult sein)
  • Rahmenbedingungen sicherstellen (Ruhe)
  • Einleitung/Vorstellung des Projekts, des Interesse, auch tabuisierte Themen
  • Vorstellen der gesprächsführenden Person
  • Kunst der Gesprächsbegleitung: soziale Erwünschtheit, Schweigen, Dominanz
  • Kurzfragebogen, Beobachtungsprotokoll
  • Aufzeichnung des Gesprächs, Sicherheitskopie
  • Auswertung ist anspruchsvoll (Focus Groups: eher leitfadengesteuert, Antworten auf spezifische Fragen, Gruppendiskussion: Dynamik, übergeordnete Orientierungen)
23
Q

Beobachtung&Ethnographie Einsatzbereiche

A
  • Konsumentenverhalten, Marktforschung
  • Bedingungen am Arbeitsplatz&in der Organisation (z.B. Lichtverhältnisse, Ergonomie, Artefakte)
  • Interaktionen&Situationen am Arbeitsplatz (z.B. Notfallsituation)
  • Arbeitstätigkeiten&-abläufe, psychische Belastungen, Gefährdungen
  • Analyse komplexer organisationaler Verhältnisse, Organisationskultur

Als zentrales Instrument oder ergänzend zu anderen qualitativen (Checklisten, Interviews, Arbeitstagebücher) und quantitativen (Mitarbeitendenbefragungen) Erhebungstechniken

24
Q

Beobachtungsinterview

A
  • oftmals personenunabhängige, BEDINGUNGSBEZOGENE Untersuchungen
  • systematische Beobachtung von Arbeitsplatzsituationen (Störungen, Gefährdungen)&Arbeitstätigkeiten (in der Schichtarbeit, in der Fertigung eines Produkts)

Zielsetzungen

  • äussere Merkmale der Tätigkeiten zu beschreiben
  • Arbeitsprozesse&Handlungsstrukturen von Arbeitstätigkeiten verstehen&verbessern (z.B. Funktions-, Nutzungsprobleme)

Vorgehen

  • Beobachtung
  • gezielte Fragen an die Beschäftigten, leitfadengestütztes Verfahren (Verständnisfragen zu den beobachteten Sachverhalten, Erhebung von nicht direkt beobachtbaren Aspekten, von komplexen Erfahrungsbestandteilen&sozialen Bedeutungen)
25
Q

Welche zentralen Elemente/Festlegungen erfordern Beobachtungsinterviews?

A

festgelegt werden müssen:
- BEOBACHTUNGSFELDER bzw. räumlich-soziale Settings (z.B. Mensch-Maschine Interaktion am Fliessband)

  • BEOBACHTUNGSEINHEITEN (physikalische Objekte, soziale Akteure&soziale Felder, Verhalten, Gefühle von Einzelnen&Gruppen, Interaktionen, Ereignisse, Ereignisabläufe
  • ROLLE&SICHTBARKEIT der Beobachtenden (nicht-teilnehmende Beobachtung (durch einseitigen Spiegel, Video) vs. teilnehmende Beobachtung (im Feld), Sichtbarkeit der Beobachtenden (offen oder verdeckt))
  • STRUKTURIERTHEIT der Beobachtung&Beobachtungssituation (UNSYSTEMATISCH z.B. rein deskriptiv bei unerschlossenem neuem Feld, z.B. auch bei Projektarbeiten vs. SYSTEMATISCH z.B. wenn ich bereits weiss was ich beobachten will mit Beobachtungsbogen, z.B. häufig in der beruflichen Praxis NATÜRLICHE z.B. im Feld vs. KÜNSTLICHE/experimentell z.B. im Labor)
26
Q

Phasen der systematischen Beobachtung

A
  1. Was? Festlegung zentraler Aspekte der Beobachtung entlang von Fragestellungen&theoretischen Vorannahmen=sensitilzing concepts, z.B. Wohin treten Konsumierende wenn sie in einen Laden eintreten?
  2. Wo? Wen? Auswahl von Beobachtungsfeldern&Beobachtungseinheiten, z.B. Eingangsbereich Supermarkt, jüngere Personen
  3. Konstruktion des Beobachtungsbogens (bei strukturierter Beobachtung)
  4. Training der Beobachtenden
  5. Beobachtung im Feld, 4 Phasen, wie in einem TRICHTER:
    • Deskriptive Beobachtung (Orientierung im Feld)
    • Fokussierte Beobachtung (z.B. von relevanten Verhaltensformen, wie schnell Personen eintreten, in welche Richtung sie gehen)
    • Selektive Beobachtung (z.B. Nach Aufstellung von Typen, Suche nach Belegen für die generierten Typen von Verhalten etc., z.B. suchendes oder zielgerichtetes Verhalten )
    • Abschluss der Beobachtung nach theoretical saturation, ich suche nach einer theoretischen Sättigung meiner Hypothesen z.B. habe festgestellt, dass unter bestimmten Einrichtungsbedingungen der Weg von Konsumierenden immer in eine bestimmte Richtung geht
  6. Datenauswertung (Aufzeichnungen, Protokolle)
27
Q

Beobachtung Herausforderungen

A
  • Ressourcen, Erreichbarkeit
  • Interessenwahrung der Beobachteten
  • Datenschutz, Ethik der Forschung
  • Dilemma von Distanz&Identifikation d.h. going native=in einem Feld untergehen, wissenschaftliche Distanz nicht wahren können, Ethnozentrismus=bestimmte Dinge nicht wahrnehmen können, weil sie so fremd sind, aus meiner Kultur heraus interpretieren

Mögliche Lösungen:

  • gute Kontakte zu Gatekeepern und Schlüsselfiguren herstellen
  • Pragmatik&Nützlichkeit der Forschungsziele vermitteln, vor allem in sensiblen Bereichen da Beobachter Störfaktor ist
  • Organisationsgeschick, Kooperationsbeziehung herstellen
  • Sprache des Feldes sprechen, angemessenes Erscheinungsbild
28
Q

Beobachtungsdaten Auswertungsprobleme

A

Auswertung von Feldprotokollen ist anspruchsvoll!

  • geringer Grad an Formalisierung&Standardisierung des Verfahrens
  • Selektivität der Wahrnehmung&Subjektivität der Interpretation
  • potentiell mangelnde Reliabilität&Validität des Verfahrens

Mögliche Lösungen:

  • Bildung von Forschungsteams um die Selektivität der Wahrnehmung zu mindern
  • Selbstbeobachtung/Introspektion
  • Triangulation der Beobachtung mit weiteren Datenerhebungsverfahren
29
Q

Ethnographie

A

sehr altes Verfahren! z.B. Malinowski‘s anthropologische Untersuchung auf tropischer Insel, Kombination verschiedenster qualitativer Verfahren: Beobachtung, Interviews, Gespräche aller Art, Gruppengespräche

Im Kontext von Arbeits-&Organisationsforschung ist eher Ethnographie angesagt anstatt Anthropologie.

  • Man versucht, spezifisches soziales Feld möglichst DIFFERENZIERT zu beschreiben
  • diese Beschreibung findet auf der Grundlage einer KOMBINATION von qualitativen Erhebungs-&Auswertungsverfahren statt: Dokumentenanalyse, Beobachtung, Interviews
  • Analyse einer geringer Anzahl Fälle
  • EXPLORATIVES Erkunden
  • z.B. Eine Organisationskultur wird untersucht, z.B. FHNW wird untersucht: (komplexe Organisation) Beobachtungen in den Gängen, Lehrveranstaltungen, Leute in Räumen, Interviews, Gruppendiskussionen

Zielsetzungen:

  • GENERIEREN von Theorien über kollektive Sinngebungen&Wissensbestände, soziale Wirklichkeiten
  • DICHTE BESCHREIBUNGEN eines Feldes, die uns erlauben, konkretere Fragen dann im Anschluss zu stellen