Prüfungsfragen Flashcards
Fall 1 Junger Mann, spielt Tag und Nacht online Computerspiele, trinkt viel Red Bull, sonst keine Sozialkontakte. Wohnt alleine in einer Eigentumswohnung, die er vom Vater geerbt hat, der früh verstorben sei; die Kindheit sei schwierig gewesen. Verlasse nur ungern das Haus, weil er dann den Eindruck habe, etwas im Internet zu verpassen. Er wisse, dass das nicht normal sei.
Diagnose: Schizoide Persönlichkeitsstörung (F60.1) und Impulskontrollstörung
(Internetabhängigkeit) (F63.0)
1 ) Diagnosekriterien (psychiatrisch): Schizoide Persönlichkeitsstörung, Pathologische Spielen
(Internetabhängigkeit)
Im ICD 11: Glücksspiel und Gaming disorder (Computerspiele)
1 a) Kriterien Persönlichkeitsstörungen allgemein:
G1. Abweichungen von erwarteten, kulturell anerkannten Verhaltensvorgaben in mehr als 1 der folgenden Bereiche:
Kognition (=Wahrnehmung und Interpretation von Menschen, Dingen und Ereignissen; Einstellung und Vorstellung von sich und anderen),
Affektivität (=emotionale Ansprechbarkeit und Reaktion in Varianz, Intensität und
Angemessenheit),
Impulskontrolle und Bedürfnisbefriedigung,
zwischenmenschliche Beziehungen und Art des Umganges damit.
G2. die Abweichung im Verhalten ist unflexibel, unangepasst oder unzweckmäßig.
G3. persönlicher Leidensdruck und/oder nachteiliger Einfluss auf soziale Umwelt.
G4. Abweichungen bestehen schon lange und haben in später Kindheit/Adoleszenz begonnen.
G5. abweichendes Verhalten kann nicht durch andere psychische Erkrankungen erklärt werden.
G6. Organische Erkrankungen, Verletzungen oder deutliche Funktionsstörungen sind
ausgeschlossen.
1 b) Kriterien schizoide Persönlichkeitsstörung, mind. 4 Eigenschaften:
++ nur wenige Tätigkeiten bereiten Freude
++ emotional kühl, distanziert, affektflach
++ kaum warme, zärtliche Gefühle oder Ärger für andere
++ Gleichgültigkeit gegenüber Lob oder Kritik
++ kaum Interesse an sexuellen Erfahrungen
++ Aktivitäten lieber alleine
++ Beschäftigung mit Phantasien und introvertiert
++ kaum enge Freunde oder vertrauensvolle Beziehungen
++ Mangel an Gespür für soziale Normen, ein Nicht-befolgen geschieht unabsichtlich
Kriterien pathologischer Internetgebrauch
++ Internet- und Computerspielnutzung kann kaum kontrolliert werden.
++ Entwicklung zur Sucht (Gewöhnung, problematischer Gebrauch, Sucht) ähnlich wie beim Glücksspiel und Suchterkrankungen. Inkl. Toleranzentwicklung und Entzugssymptomen
++ alltagsrelevante Beeinträchtigung (milde, moderat, schwerwiegend)
++ starke Stimmungsänderungen und Frustrationserleben bei Unterbrechung
Diagnostik (somatisch):
Basisdiagnostik je nach Begleiterkrankung
Diagnostik allgemein für PST: psychiatrisches Erstgespräch (Beziehungsverhalten),
Fremdanamnese, bei Komorbiditäten vorher diese behandeln – dann erst Testung
Diagnostik (psychiatrisch)
Diagnostik (somatisch)
2 ) Differentialdiagnose(n) PPST
schizoide PST: andere PST (schizotype PST -> exzentrisch, schrullig, magische Denkinhalte; paranoide PST -> Misstrauen oder paranoiden Ideen;
selbstunsichere PST -> vermeiden von sozialen Kontakt aus Angst vor Bewertung;
zwanghafte PST -> Vernachlässigung von Beziehungen aufgrund von Beschäftigung mit anderen Dingen
Autismus-Spektrum (soziale
Interaktion stärker beeinträchtig) Drogenkonsum, organische Erkrankungen
3 ) Internetabhängigkeit - Komorbiditäten: schizoide PST:
andere PST (z.B. Zwanghaft, selbstunsicher),
depressive Syndrome,
Angststörung,
somatoforme Störungen
affektive Störungen,
Impulskontrollstörungen,
Substanzmissbrauch bzw. - abhängigkeit
4 ) Psychopharmakotherapie: je nach Komorbiditäten, ev. Antidepressiva (SSRI, NDRI, Methylphenidat), (lt. FA-Kurs: Anti-Craving-Substanz Naltrexon),
Menschen mit schizoider PST sind
selten in Behandlung.
5 ) Psychotherapie/psychosoziale Therapie schizoide PST: Verbesserung der sozialen Integration, Verbesserung der Wahrnehmung der Emotionen, des Körpers, der Sinneswahrnehmungen
Psychotherapie/ psychosoziale Therapie Internetabhängigkeit: manualisierte KVT; keine klassische abstinenzorientierte Behandlung möglich – Medienkompetenz, Ernstnehmen der empfundenen
Intimität und Identifikation in der virtuellen Welt, soziale Hemmung und Ängste sowie Misstrauen und Vorbehalte, therapeutische Beziehung und Beziehung in der Bezugsgruppe.
6 ) Zusatzfrage: Welche Faktoren erhöhen das Risiko für Internetabhängigkeit? Junges Alter, ständiger Internetzugang, komorbide Erkrankungen (Persönlichkeitsstörung, Vulnerabilität für Suchterkrankungen z.B. Selbstunsicherheit, familiäre Faktoren)
7 ) Körperliche Folgen: Vit. D Mangel, Haltungsschäden, metabolisches Syndrom, Thrombosen
ad Fall 1: F60 Spezifische Persönlichkeitsstörungen
G1. charakteristische und dauerhafte inneren Erfahrungs- und Verhaltensmuster der Betroffenen weichen insgesamt deutlich von kulturell erwarteten und akzeptierten Vorgaben (Normen) ab.
-> in mehr als 1 der folgenden Bereiche:
1. Kognition (dh Wahrnehmung und Interpretation v. Dingen, Menschen und Ereignissen; entscheidende Einstellungen und Vorstellungen von sich und anderen)
2. Affektivität (Variatrionsbreite, Intensität und Angemessenheit der emotionalen Ansprechbarkeit und Reaktion)
3. Impulskontrolle und Bedürfnisbefriedigung
4. Art des Umgangs mit anderen Menschen und die Handhabung zwischenmenschlicher Beziehungen
G2. Abweichung ist so ausgeprägt, dass das resultierende Verhalten in vielen persönlichen und sozialen Situationen unflexibel, unangepasst oder auch auf andere Weise unzweckmäßig ist (nicht begrenzt auf einen speziellen auslösenden Stimulus oder eine bestimmte Situation).
G3. Persönlicher Leidensdruck, nachteiliger Einfluss auf die soziale Umwelt oder beides sind dem unter G2. beschriebenen Verhalten zuzuschreiben.
G4. Nachweis, dass die Abweichung stabil, von langer Dauer ist und im späten Kindesalter oder der Adoleszenz begonnen hat.
G5. Abweichung kann nicht durch das Vorliegen oder die Folge einer anderen psychischen Störung des Erwachsenenalters erklärt werden. Es können aber episodische oder chronische Zustandsbilder der Kapitel F0-F5 und F7 neben dieser Störung existieren oder sie überlagern.
G6. organische Erkrankung, Verletzung oder deutl. Funktionsstörung d. Gehirns müssen als Ursache für die Abweichung ausgeschlossen werden (sonst: F07).
.
-> G1-G6 am besten auf Basis vieler Informationsquellen (inkl. Fremdanamnese)
.
-> Persönlichkeitsstörungen sind schwere Störungen der Persönlichkeit und des Verhaltens (kein org. oder andere psychiatrische Ursache)
-> persönliches Leiden und soziale Beeinträchtigungen
-> ICH-SYNTHON
ad Fall 1: F60.1 Schizoide Persönlichkeitsstörungen
A. Allg. Kriterien F60 sind erfüllt.
B. Mind. 4 von
1. nur wenige Tätigkeiten bereiten Freude (wenn überhaupt)
2. emotionale Kühle, Distanziertheit oder abgeflachter Affekt
3. reduzierte Fähigkeit, warme zärtliche Gefühle oder Ärger auszudrücken. (Alexithymie)
4. erscheint gleichgültig und indifferent ggü. Lob oder Kritik von anderen
5. wenig Interesse an sexuellen Erfahrungen mit einem anderen Menschen (unter Berücksichtigung d. Alters)
6. fast immer Bevorzugung von Aktivitäten, die alleine durchzuführen sind. (Einzelgänger)
7. übermäßige Inanspruchnahme durch Phantasien und Introvertiertheit
8. keine engen Freunde oder vertrauensvolle Beziehungen (höchstens 1) vorhanden oder gewünscht
9. deutl. mangelhaftes Gespür für geltende soziale Normen und Konventionen; wenn sie nicht befolgt werden, geschieht das unabsichtlich
Ausschluss:
Asperger S.
schizoide Störung des Kindesalters
Schizophrenie
schizozotype Störung
wahnhafte Störung
.
–> Rückzug von affektiven, sozialen oder anderen Kontakten mit übermäßiger Vorliebe für Phantasie, einzelgängerisches distanziertes Verhalten und in sich gekehrte Zurückhaltung; begrenztes Vermögen Gefühle asuzudrücken und Freude zu erleben. (red. emotionale Ausdrucksfähigkeit), Autonomiebestrebungen in soz. Beziehungen
.
Komorbidität:
weitere PSST
Depression
Angsterkrankung
somatoforme St.
.
Ätiologie:
Störung d. affektiven Reagibilität als Überlebensstrategie bei Negieren v. Kindern/Säuglingen durch primäre Bezugspersonen
ad Fall 1: Differentialdiagnosen der schizoiden PSST
andere PSST
- schizotyp: exzentrisch, schrullig, magische Denkinhalte
- paranoid: MIsstrauen, paranoide Ideen
- selbstunsicher: meiden v. Kontakten aus Angst vor neg. Bewertung / Ablehnung
- zwanghaft: Vernachlässigen v. Beziehungen wegen starker Beschäftigung mit Arbeiten + Verpflichtungen, auch Unbehagen f. Emotionen
Autismus Spektrum Störung:
stereotype Verhaltensweisen, soziale Interaktion stärker beeinträchtigt, mehr Beeinträchtigung in Kindheit
organische Erkrankung
Drogenkonsum
ad Fall 1: Therapie der schizoiden PSST
selten in Behandlung,
-> bei Angstsympt. oder Depression
schwieriger Beziehungsaufbau
Verbesserung der Wahrnehmung von Emotionen, Körper, Sinneswahrnehmungen, Training sozialer Kompetenzen + Kommunikation
Pharmakotherapie: nur bei Leidensdruck ?
ad Fall 1: F63 Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle
wiederholte Handlungen ohne vernünftige Motivation, aus dranghaften Impulsen heraus
-> können nicht kontrolliert werden
-> schädigen meist die Interessen der Person oder anderer Menschen, kein pers. Nutzen
-> währenddessen Euphorie, Lust, Erleichterung
Ausschluss:
abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle die das sexuelle Verhalten betreffen F65.x
gewohnheitsmäßiger exzessiver Gebrauch von Alkohol oder psychotroper Substanzen F10-F19
ICD 11:
Impulskontrollstörung im engeren Sinn
- pathologische Brandstiftung
- path. Stehlen
- intermitt. explosible Sz.
- patholog. Sexualverhalten, Hypersexualität
Ätiologie: unklar
- Lernprozesse: aufrechterhaltung d. Verhaltens durch pos. Gefühle (Euphorie, Lust, Erleichterung, Beruhigung, Spannungsabbau)
- Persönlichkeitsfaktoren: Neigung neue Reize zu suchen um Langeweile zu vermeiden
- NEurobiologie: veränderungen der Aktivität v. Dopamin und Seotonin
- Komorbidität mit ADHS
Diagnose F63
Fehlen eines Motivs und typ. Spannungsaufbau und -abfall
DD
Ausschluss von Vorsatz und Episode einer psychiatr. Erkrankung oder organischen Faktoren (Dopaminerge Medikamente, Drogeneinnahme)
- Manie
- Schizophrenie
- Substanzinduzierte Impulskontrollst.
Therapie
- Verhaltenstherapie: Verbesserung d. Affektregulation + Selbstwahrnehmung, Identifikation automatischer Handlungsabbläufe, Identifikation dysf. Kognitionen
- Entspannungsverfahren
Pharmaka
- SSRI
ad Fall 1 F63.8 sonstige abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle (z.B. Pathologischer Internetgebrauch)
alle Arten v. andauernd wiederholendem unangepasstem Verhalten, die nicht Folge eines erkennbaren psychiatrischen Syndroms sind und bei denen die betroffene Person Impulsen, das path. Verhalten auszuführen, nicht widerstehen kann.
nach vorausgeheneder Anspannung erfolgt während der Handlung Gefühl der Erleichterung
-> nicht Folge einer anderen psychiatrischen Erkrankung
F63.81 intermittierende explosible St. -> ICD 11? DSM 5?
ad Fall 1 Pathologischer Internetgebrauch
= Unfähigkeit d. Kontrolle d. Internet- und Computernutzung (Computerspielen)
- ich-synthon
- starkes Verlangen
- Toleranzbildung
- Entzugssymptome (Reizbarkeit, Stimmungsänderung, Frustration)
- alltagsrelevante Beeinträchtigung und Leiden
-> im ICD 11:
- erfolglose Versuche Gebrauch zu kontrollieren
- kein Spielen um Geld (Internetspielen)
- Interessensverlust an Hobbies
- Angehörige / Therapeuten werden über Ausmaß des Gebrauchs getäuscht
- Internetspielen zur Vermeidung oder Erleichterung negativer Gefühle (Hilflosigkeit, Schuldgefühle, Ängste)
- Gefährdung v. Beziehung, Job, Ausbildung, Karriere
Formen:
Online Gambling
Online Gaming (Ego Shooter höheres Suchtpotential, Third Person Shooter, Casual Games)
Social Media
-> auch Suchtkriterien anwendbar:
- Craving
- Toleranzentwicklung
- Einengung
- Beibehalten trotz neg. Konsequenz
- körperl. Entzug
- Kontrollverlust
ad Fall 1 Komorbidität v. Path. Internetgebrauch
- ADHS
- Substanzgebrauch/-abhängigkeit
- affektive Störung / Depression
- Impulskontrollstörung
ad Fall 1 Therapie des path. Internetgebrauchs
manualisierte KVT, geringe Evidenz für Medikation (SSRI, NDRI, Methylphenidat), Naltrexon bei Spielsucht und Internetsucht
Behandlungsziel:
Medienkompetenz
keine Abstinenz