F63 abnorme Gewohnheiten oder Störungen der Impulskontrolle (inkl. Internetsucht) Flashcards

1
Q

F63 Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle

A

wiederholte Handlungen ohne vernünftige Motivation, aus dranghaften Impulsen heraus
-> können nicht kontrolliert werden
-> schädigen meist die Interessen der Person oder anderer Menschen, kein pers. Nutzen
-> währenddessen Euphorie, Lust, Erleichterung

Ausschluss:
abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle die das sexuelle Verhalten betreffen F65.x
gewohnheitsmäßiger exzessiver Gebrauch von Alkohol oder psychotroper Substanzen F10-F19

ICD 11:
Impulskontrollstörung im engeren Sinn
- pathologische Brandstiftung
- path. Stehlen
- intermitt. explosible Sz.
- patholog. Sexualverhalten, Hypersexualität

Ätiologie: unklar
- Lernprozesse: aufrechterhaltung d. Verhaltens durch pos. Gefühle (Euphorie, Lust, Erleichterung, Beruhigung, Spannungsabbau)
- Persönlichkeitsfaktoren: Neigung neue Reize zu suchen um Langeweile zu vermeiden
- NEurobiologie: veränderungen der Aktivität v. Dopamin und Seotonin
- Komorbidität mit ADHS

Diagnose F63
Fehlen eines Motivs und typ. Spannungsaufbau und -abfall

DD
Ausschluss von Vorsatz und Episode einer psychiatr. Erkrankung oder organischen Faktoren (Dopaminerge Medikamente, Drogeneinnahme)
- Manie
- Schizophrenie
- Substanzinduzierte Impulskontrollst.

Therapie
- Verhaltenstherapie: Verbesserung d. Affektregulation + Selbstwahrnehmung, Identifikation automatischer Handlungsabbläufe, Identifikation dysf. Kognitionen
- Entspannungsverfahren

Pharmaka
- SSRI

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Q

F63.0 pathologisches Spielen

A

(siehe auch Suchtkriterien v. Alkohol)

A. wiederholte (2 oder mehr) Episoden von Glückspiel über Zeitraum von mind. 1 Jahr

B. Episoden bringen keinen Gewinn, sondern werden trotz subj. Leidensdruck und Störung der Funktionsfähigkeit im tägl. Leben fortgesetzt (Fortsetzung)

C. intensiver Drang zu spielen, der nur schwer kontrolliert werden kann -> nicht in der Lage das Glücksspiel durch Willensanstrengung zu unterbrechen (Kontrollverlust)

D. ständige Gedanken oder Vorstellungen vom GLückspiel oder mit dem Umfeld des Glücksspiels beschäftigt (Craving)

-> Symptome der nicht stoffgebundenen Abhängigkeit

Ausschluss:
- exzessives Spielen manischer Pat. F30
- n.n.b. Spielen oder Wetten Z72.6
- Spielen bei dissozialer Persönlichkeitsstörung F60.2

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3
Q

F63.0 path. Spielen Allgemeines (Symptome, DD Risikofaktoren)

A

Ätiologie
- Männer häufiger
- niedriger sozioökonom. Status
- Migration
- Beginn in Adoleszenz
- unbehanddelt: chron. und kontinuierlich zunehmend
- Risiko für Suizid

Symptome
- beim Glücksspiel rauschhafte Euphorie und erh. Selbstwertgefühl (Kick, ähnlich Rauschzustand)
- kriminelle Handlungen, Geldbeschaffung
- Folge: massive finanzielle, berufl., interpersonelle Probleme
- verheimlicht
- magisches Denken
- ICH-synthon

DD
Manie
Dissoziale PSST
.
Komorbiditäten
- Substanzmissbrauch, -abhängigeit (Alkohol - v.a. Männer, Tabak)
- affektive Störung (depr., bipolar), Angsterkrankung (v.a. Frauen)
- Impuslkontrollstörung
- ADHS
- PSST (dissoz., narzist., emotional instabil)

Verlauf
1. Vulnerabilität
2. Gewinnphase -> magisches Denken
3. Verlustphase -> chasing
4. Verzweiflungsphase -> Kriminalität, Selbstmordversuche

Allgemeine Risikofaktoren
- junges Alter
- männl.
- Verhaltensauff.
- Risikofreude, Impulsivität
- geringer Selbstwert, Omnipotenzgefühl
- magisches Denken, Fehleinschätzen der Gewinnwahrscheinlichkeit
- geringe soziale Kompetenz
- psychiatr. St.
- Substanzgebrauch (Drogen, Alkohol, Tabak)
- geringer Bildingsstand
- schlechtes Geldmanagement

Soziale Risikofaktoren
- Suchtbelastung in Familie
- inkohärenter Erziehungsstil, fehlende Regeln
- geringe fam. Bildung
- tolerante Einstellungen zum Glücksspiel
- Oriblemat. soz. Modelle
- Armut, Arbeitslosigkeit
- Migrationshintergrund
- ungeregelter Zugang/ Permanente Verfügbarkeit v. Glücksspiel
- Werbung f. Glücksspiel
- Delinguenz, illegale Handlungen

Glücksspielarten
Automaten
Sportwetten
Karten
Internetglücksspiel

typische Merkmale
- hohe Ereignisfrequenz
- Auszahlungsintervall
- Kompetenzanteile
- Variabilität der Ereignisse
- Fast-Gewinne
- Ton, Licht, Farbeffekte

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4
Q

Therapie der F63.0 Path. Spielen

A

Ziel: Abstinenz

Psychotherapie (Einzel + Gruppe)
- ressourcenorientierte Ansätze
- KVT, Schematherapie
- Akzeptanz/Commitmenttherapie ACT
- ambulante Behandlung
- Selbsthilfegruppen

Angehörigenarbeit: Angst + Unsicherheit, Verhemlichung, soz. Rückzug, Isolation, Information, Bewältigungsstrategien, Familiendynamik
- CRAFT Community Reinforcement Ansatz + Familientraining
- ETAPPE Entlastungstraning für Angehörige pathologischer Glücksspieler
- EfA Entlastung für Angehörige pathologischer Glückspieler

Sozialarbeit: Finanzplan, Schuldenregelung

Pharmaka
-> keine Zulassung
-> Off label:
- my Opioid Rezeptor Antagonist: Naltrexon (Dependex, Revia), reduziert Verlangen, weniger Episoden, Nalmefen
- SSRI bei Komorb. Depression oder Angstst., red. Glücksspielintensität
- Stimmungsstabilisatoren (Lithium, Valproat, Topiramat) bei bipolar Komorbidität -> red. Spielintensität

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5
Q

F63.1 Pathologische Brandstiftung (Pyromanie)

A

A. 2 oder mehrere vollzogene Brandstiftungen ohne erkennbares Motiv

B. intensiver Drang Feuer zu legen, mit Gefühl von Spannung vorher und Erleichterung nachher

C. ständige Gedanken oder Vorstellungen des Feuerlegens oder den mit dieser Handlung verbundene Umständen beschäftigt (z.b. übertriebenes Interesse an Löschfahrzeugen oder damit, die Feuerwehr zu rufen)

-> oft Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr und an Löscharbeiten beteiligt
-> oft emotional unbeteiligt angesichts entstandener Schäden
-> sehr selten, häufiger Männer (8:1)
-> sozial unterpriviligiert
-> Beginn im Kinesalter, episodischer Verlauf (m. symptomfr. Intervallen)
-> spontan Ausführung geplant

Ausschluss:
Brandstiftung:
- als Grund zur Beobachtung wegen V.a. psychishe Störung
- bei Intoxikation mit Alkohol oder psychotr. Subst.
- bei organischen psych. St.
- bei Schizophrenie
- bei Störungen des Sozialverhaltens
- durch Erwachsene mit dissozialer PSST

Komorbidität
- ADHS
- Störung d. Sozialverhaltens
- Lernschwierigkeiten
- andere Impulskontrollstörungen
- Intelligenzminderung
- körperliche Defizite

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6
Q

F63.2 Pathologisches Stehlen (Kleptomanie)

A

A. 2 oder mehr Diebstähle ohne erkennbares Motiv, sich selbst oder andere zu bereichern (werden weggeworfen, wegegeben oder gehortet)

B. intensiver Drang zum Stehlen, Gefühl von Spannung vorher und Erleichterung nachher

.
Ausschluss
Ladendiebstahl als Grund zur Beobachtung wegen des V.a. psychische Störung Z03.2
organische psychische STörungen
Stehlen bei depressiver Störung

Symptome:
- Diebstähle ich-dyston (darüber klar, etwas Verbotenes/Sinnloses zu tun)
- spontan und ungeplant
- gestohlene Gegenstände ungenutzt, gehortet oder entsorgt
- zunehmendes Verlangen, Toleranz und Entzugssymptome (Verhaltensabh.)

Beginn später Adoleszenz (bis 21.Lj.)
Frauen: MÄnner 3:1
episodische und chronische Verläufe

Komorbiditäten
- affektive Störungen
- Angstst.
- Essst.
- ADHS
- PSST

Therapie
Einzelfallstudien zu imaginativer Desensibilisierung, verdeckte Aversionstechnik

Pharmaka
1. Wahl Naltrexon (1b)
SSRI (pos. EInzelfallberichte jedoch keine Überlegenheit ggü. Placebo)

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7
Q

F63.3 Trichotillomanie (path. Haareausreißen)

A

A. sichtbarer Haarverlust aufgr. anhaltender+wiederholter Unfähigkeit, Impulsen des Haareausreißens zu widerstehen

B. intensiver Drang, Haare auszureißen, zunehmende Spannung vorher und Erleichterung nachher

C. Fehlen einer vorbestehenden Haarentzündung, nicht im Zusammenhang mit Wahn oder mit Halluzinationen

Ausschluss:
stereotype Bewegungen m. Haarezupfen F98.4

-> beachtl. Haarverlust, vorzugsweise Kopfhaare, Verheimlichen (Kopfbedeckung, Vorgeben dermatolog. Erkrankung)

häufig mit anderen Verhaltensst.:
- Haareausreißen bei Puppen
- Trichopagie (Aufessen d. Haare)
- Nägelkauen
- Kratzen

-> bei Kindern vorübergehende GEwohnheit zum Abbau v. Anspannung

bei Erwachsenen: Frauen:Männer 10:1
Beginn: mit ca. 10J.
episodisch, fluktuierend oder chron. kontinuierlich

Komorbiditäten
- affektive St.
- Angsterkrankung
- Zwangsstörung
- Substanzmissbrauch
- andere Verhaltensst.

Dermatillomanie
- Wiederholtes Zupfen und Quetschen der Haut
- Gesicht, Hände, Arme
- mit Fingernägeln, Pinzetten, Nadeln ect
- bis zu mehrere Std pro Tag
- 75% Frauen
- Verhalten kann n. unterdrückt werden
- Leidensdruck

ICD 11: körperbezogene reptitive Verhaltensstörung

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8
Q

F63.8 sonstige abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle (z.B. Pathologischer Internetgebrauch)

A

alle Arten v. andauernd wiederholendem unangepasstem Verhalten, die nicht Folge eines erkennbaren psychiatrischen Syndroms sind und bei denen die betroffene Person Impulsen, das path. Verhalten auszuführen, nicht widerstehen kann.

nach vorausgeheneder Anspannung erfolgt während der Handlung Gefühl der Erleichterung

-> nicht Folge einer anderen psychiatrischen Erkrankung

F63.81 intermittierende explosible St. -> ICD 11? DSM 5?

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9
Q

Pathologischer Internetgebrauch

A

= Unfähigkeit d. Kontrolle d. Internet- und Computernutzung (Computerspielen)
- ich-synthon
- starkes Verlangen
- Toleranzbildung
- Entzugssymptome (Reizbarkeit, Stimmungsänderung, Frustration)
- alltagsrelevante Beeinträchtigung und Leiden

-> im ICD 11:
- erfolglose Versuche Gebrauch zu kontrollieren
- kein Spielen um Geld (Internetspielen)
- Interessensverlust an Hobbies
- Angehörige / Therapeuten werden über Ausmaß des Gebrauchs getäuscht
- Internetspielen zur Vermeidung oder Erleichterung negativer Gefühle (Hilflosigkeit, Schuldgefühle, Ängste)
- Gefährdung v. Beziehung, Job, Ausbildung, Karriere

Formen:
Online Gambling
Online Gaming (Ego Shooter höheres Suchtpotential, Third Person Shooter, Casual Games)
Social Media

-> auch Suchtkriterien anwendbar:
- Craving
- Toleranzentwicklung
- Einengung
- Beibehalten trotz neg. Konsequenz
- körperl. Entzug
- Kontrollverlust

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10
Q

Komorbidität v. Path. Internetgebrauch

A
  • ADHS
  • Substanzgebrauch/-abhängigkeit
  • affektive Störung / Depression
  • Impulskontrollstörung
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11
Q

Therapie des path. Internetgebrauchs

A

manualisierte KVT, geringe Evidenz für Medikation (SSRI, NDRI, Methylphenidat), Naltrexon bei Spielsucht und Internetsucht

Behandlungsziel:
Medienkompetenz
keine Abstinenz

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12
Q

Pathologisches Kaufen

A

unter F63.8 oder F63.9 zu kodieren

wiederholter, unwiderstehlicher Impuls einzukaufen
vorher: Erregung, Anspannung, Angst
währenddessen: Tiefe Befriedigung, Glück, Euphorie, Erleichterung
sinnlos, gekaufte Dinge ungenutzt, ungeöffnet
neg. finanz. und psychosoziale Folgen
Kaufhandlung ich-synthon
Auslöser für Episode: neg. Gefühle bei Depression, Angst und Langeweile
entzugsartige Symptome!
Verhaltensabjängigkeit

DD: pathologisches Horten (Zwangsspektrumstörung)

Komorbiditäten:
- Substanzmissbrauch/-abh.
- affektive Störung
- Impulskontrollstörung

Beginn: späte Adoleszenz
chron. episodisch mit symptomfreien Intervallen

Therapie:
VT in Gruppe (Unterbrechung, Normalisierung, Restruktuierung v. dysfunkt. Grundannahmen)
Selbsthilfegruppen
kein Wirksamkeitsnachweis für SSRI

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