F60 Spezifische Persönlichkeitsstörungen Flashcards

1
Q

F60 Spezifische Persönlichkeitsstörungen

A

G1. charakteristische und dauerhafte inneren Erfahrungs- und Verhaltensmuster der Betroffenen weichen insgesamt deutlich von kulturell erwarteten und akzeptierten Vorgaben (Normen) ab.
-> in mehr als 1 der folgenden Bereiche:
1. Kognition (dh Wahrnehmung und Interpretation v. Dingen, Menschen und Ereignissen; entscheidende Einstellungen und Vorstellungen von sich und anderen)
2. Affektivität (Variatrionsbreite, Intensität und Angemessenheit der emotionalen Ansprechbarkeit und Reaktion)
3. Impulskontrolle und Bedürfnisbefriedigung
4. Art des Umgangs mit anderen Menschen und die Handhabung zwischenmenschlicher Beziehungen

G2. Abweichung ist so ausgeprägt, dass das resultierende Verhalten in vielen persönlichen und sozialen Situationen unflexibel, unangepasst oder auch auf andere Weise unzweckmäßig ist (nicht begrenzt auf einen speziellen auslösenden Stimulus oder eine bestimmte Situation).

G3. Persönlicher Leidensdruck, nachteiliger Einfluss auf die soziale Umwelt oder beides sind dem unter G2. beschriebenen Verhalten zuzuschreiben.

G4. Nachweis, dass die Abweichung stabil, von langer Dauer ist und im späten Kindesalter oder der Adoleszenz begonnen hat.

G5. Abweichung kann nicht durch das Vorliegen oder die Folge einer anderen psychischen Störung des Erwachsenenalters erklärt werden. Es können aber episodische oder chronische Zustandsbilder der Kapitel F0-F5 und F7 neben dieser Störung existieren oder sie überlagern.

G6. organische Erkrankung, Verletzung oder deutl. Funktionsstörung d. Gehirns müssen als Ursache für die Abweichung ausgeschlossen werden (sonst: F07).

.
-> G1-G6 am besten auf Basis vieler Informationsquellen (inkl. Fremdanamnese)
.
-> Persönlichkeitsstörungen sind schwere Störungen der Persönlichkeit und des Verhaltens (kein org. oder andere psychiatrische Ursache)
-> persönliches Leiden und soziale Beeinträchtigungen
-> ICH-SYNTHON

FA Kurs:
DEFINITION
Persönlichkeitsstörungen werden v. a. als sozial unflexible, wenig angepasste und im Extrem normabweichende Verhaltensauffälligkeiten verstanden.
Die Diagnose sollte nur erfolgen, wenn:
1. ein überdauerndes Muster des Denkens, Verhaltens, Wahrnehmens und Fühlens vorliegt, das sich als durchgängig unflexibel und wenig angepasst
darstellt; und
2. wenn Persönlichkeitsmerkmale wesentliche Beeinträchtigungen der Funktionsfähigkeit verursachen, sei es im privaten oder beruflichen Bereich; und / oder
3. wenn die Betroffenen unter ihren Persönlichkeitseigenarten leiden, also zu gravierenden subjektiven Beschwerden führt

ICD 11:
Zukünftige Einteilung nach ICD-11
- Nur dimensionale Unterteilung, keine Kategorien mehr
- AUSNAHME Borderline-Störung !
- Andauernde Funktionsbeeinträchtigungen im Bezug auf das Selbst-Funktionsniveau und das interpersonelle Funktionsniveau (leicht - mittel- schwer)
- Mindestens 2 Jahre (!), es wird nicht mehr von einer zeitlich stabilen Störung ausgegangen
- Es wird davon ausgegangen, dass es zur spontanen oder therapeutisch-induzierten Remission kommt, sowie die Symptomatik erst (durch schwere Belastungsereignisse) im Erwachsenster manifest wird

ICD 11:
Struktur des Selbst:
- Stabilität und Kohärenz des Identitätsgefühls
- insgesamt positives und stabiles Selbstwertgefühl
- Genauigkeit der eigenen Sicht auf die eigenen Stärken und Grenzen
- Fähigkeit zur Selbststeuerung und Emotionsregulation

Zwischenmenschliche Beziehungen:
- Empathie-Fähigkeit und Interesse an Beziehungen
- die Perspektiven anderer verstehen und berücksichtigen, Toleranz bezüglich unterschiedlicher Sichtweisen
- Entwicklung und Aufrechterhaltung wechselseitig befriedigender Beziehungen
- Fähigkeit, Konflikte zu lösen

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2
Q

Gesunde Persönlichkeit

A

Arbeits- und Leistungsfähigkeit
Liebes- oder Lustfähigkeit
Beziehungsfähigkeit
Selbstannahme und Selbstbehauptung, ausgewogener Selbstwert
ausreichende Belastbarkeit
Verantwortungsbereitschaft
Vergebungsbereitschaft
Positive Erwartungshaltung

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3
Q

Allg. zu Persönlichkeitsstörungen

A

Verhaltensweisen entwicklungsgeschichtl. sinnvolle Strategien für Anpassung oder emotionales Überlegen in aversiven / extrem ungünstigen Lebensbedingungen
->Persönlichkeitsstörung: Begriff als Fokussierung auf Defizite -> Stigmatisierung
-> Paradigmenwechsel: lebenslang veränderbar + behandelbar -> Beziehungs- und Interaktionsst.
-> Überlappungen v. Kategorien der PSST + Veränderungen über die Lebensspanne

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4
Q

Einteilung Persönlichkeitsstörungen

A

1) Cluster A: exzentrische, sonderbare St.
- paranoide PS
- schizoide PS
- schizotype St. F21

2) Cluster B: dramatische, emotionale, launische St.
- antisoziale/dissoziale PS
- emotional instabile PS (impulsiver vs. Borderline Typ)
- histrionische PS
- narzistische PS

Komorbiditäten: Suchterkrankungen, Angsterkr., Essstörungen, affektive St.

3) Cluster C: ängstliche St.
- ängstlich-vermeidende PS
- abhängige PS
- anankastische PS

Komorb.: somatoforme St.

Anhang:
narzistische PS
passiv aggressive (negativistische) PS

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5
Q

Epidemiologie Persönlichkeitsstörungen

A

10% Normalbevölkerung
Männer und Frauen gleich häufig
40% der psychiatr. Pat.
70-90% der forensischen Pat.

Diagnosestellung ab 14.Lj. außer antisozial erst ab 18.Lj.

FA Kurs:
Punktprävalenz von Persönlichkeitsstörungen in der Allgemeinbevölkerung werden
überregional auf etwa 10 - 15% geschätzt.
Jedoch, große Varianz in Abhängigkeit von spezifischer PS
Patientinnen mit PS stellen jedoch eine große Gruppe von Personen in
Behandlungssettings dar. In klinischen Populationen weisen bis zu 39,5% der
Patientinnen eine PS (nach ICD-10) auf.

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6
Q

Ätiologie Persönlichkeitsstörungen

A

30-50% genetische Beteiligung (Cluster B > Cluster C)
psychosoziale Faktoren: Missbrauch und Vernachlässigung im Kindesalter

Tiefenpsychologisch
Störung der frühkindl. Entwicklung -> Fixierung auf Bedürfnisse / Reaktionsweisen in dieser Stufe -> OPD Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (Beziehung - Konflikt - Struktur)

Interpersonell
interpersonelle Erfahrungen werden als Selbstschematata gespeichert
-> schemakonforme Reaktionen (Wahrnehmung + Kommunikation)
-> unterliegt nicht der bewussten Kontrolle
-> neg. Erleben bei nicht schemakonformen Wahrnehmungen

kognitiv/lerntheoretisch
Bedeutung kognitiver Grundannahmen, PSST als Folge von Überentwickelten dysfunktionalen kognitiven Grundannahmen + unterentwickelten günstigen kognitiven Schemata
Weiterentwicklung: Schematherapie Jeffrey Young

Integrativ
Diathese-Stress-Modell: biologisch, genetisch, psychosoziale Faktoren
genetische Faktoren (Vulnerabilität) + psychosoz. Belastungen -> dysfunktionale adaptive Verhaltens- und Erlebensweisen -> Stress -> Verstärkung der PSST

Entstehung der Emotional-instabilen PS
Zusammenspiel von Umwelt und Genetik (Bio-psychosoziales Model der BPS siehe u.a Leichsenring et al., 2011):
Temperament-Umwelt-Interaktion
-> Negative kindliche Beziehungserfahrungen: z.B. Verlust einer Bezugsperson, Vernachlässigung, Missbrauch, Ausgrenzung/Mobbing scheinen eine notwendige, wenn auch nicht ausreichende Bedingung für die Entwicklung der BPS zu sein.
-> Gleichgültiges und feindseliges („aversive“) elterliches
Verhalten führt zu einem signifikant häufigeren Auftreten von BPS aber auch von paranoider, passiv-aggressiver und schizotypischer Persönlichkeitsstörung.
-> Hinweise für genetisches Risiko

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7
Q

Diagnostik F60

A

Anamnes schwierig weil ich-synthon
Fremdanamnese!
-> Diagnose erst wenn psychiatrische Erkrankungen remittiert sind (weitgehend) -> nie in Krise stellen
-> treten nicht immer in gleicher weise in Erscheinung, abhängig von Lebensumständen

SKID II Strukturiertes klinisches Interview Achse II DSM5
IDCL-P INternat. Diagnosecheckliste PSST
IPDE International Personality Disorder Examination

weitere:
OPD Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik
STIPO Strukturiertes Interview zur Persönlichkeitsorganisation
Shedler-Westen Assessment Procedure (SWAP-200)
Persönlichkeits-Stil- und Störungsinventar (PSSI)

Andere psychometrische Instrumente zur Darstellung der Persönlichkeit (Prädiktoren für PS) u.a.
NEO-ffi (5-Faktorenmodell)
Freiburger Persönlichkeitsinventar

(Persönlichkeitsakzentuierungen: Inventar Klinischer Persönlichkeitsakzentuierungen (IKP))

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8
Q

Therapie Persönlichkeitsstörungen

A
  1. Wahl: Psychotherapie
    - Hierarchisierung v. Problembereichen
    - Beziehungsaufbau
    - Ziel: neue Fähigkeiten f. psychosoz. Probleme
    - psychosoziales Umfeld einbeziehen
    - Ressourcenorientierung
    - wichtig: Supervision d. Therapeuten

Pharmakotherapie:
f. komorbide psychiatrische Erkrankungen
symptomatisch (off label)
nur Kombi mit Psychotherapie

-> erhöhtes Suizidrisiko

keine Änderungenotivation, sondern Stabilisierungsmotivation (will so bleiben wie ich bin)

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9
Q

F60.0 Paranoide PSST

A

A. Allg. Krit. F60 erfüllt.

B. Mind. 4 von:
1. übertiebene Emfindlichkeit auf Rückschläge und Zurücksetzungen
2. Neigung, dauerhaft Groll zu hegen, d.h. Beleidigungen, Verletzungen oder Missachtungen werden nicht vergeben.
3. Misstrauen und eine anhaltende Tendenz, Erlebtes zu verdrehen, indem neutrale oder freundliche Handlungen anderer als feindlich oder verächtlich missgedeutet werden.
4. streitsüchtiges und beharrliches, situationsunangemessenes Bestehen auf eigenen Rechten.
5. häufig ungerechtfertigtes Misstrauen gegenüber der sexuellen Treue des Ehe- oder Sexualpartners.
6. ständige Selbstbezogenheit, besonders in Verbindung mit starker Überheblichkeit.
7. häufige Beschäftigung mit unbegründeten Gedanken an Verschwörungen als Erklärungen für Ereignisse in der näheren Umgebung des Patienten oder der Welt im Allgemeinen.

.
Begriffe:
querulatorische PSST
fanatische PSST

.
Ausschluss:
Paranoida F22.0
Paranoia querulans F22.8

.
-> tiefes Misstrauen, Motive anderer böse + diskriminierend
(Mobbing + narzistische Komponente)
-> übertriebene Empfindlichkeit ggü. Zurückweisung, Nachtragen von Kränkungen durch Misstrauen und Neigung, Erlebtes zu verdrehen
-> neutrale/freundliche Handlungen als feindlich oder verächtlich missdeuetet
-> bestehen auf eigene Rechte
-> Verdächtigungen bzgl. sex. Untreue
-> path. Eifersucht, überhöhtes Selbstwertgefühl und häufige, übertriebene Selbstbezogenheit mögl.

.
Komorbidität:
Depressive Episode
Angststörung
Zwangsstörung
Suchterkrankung
andere PSST, narzistisch, ängstl., Borderline

.
-> Übergang in Psychose mögl., wahnhafte Störung in Krisen

.
DD:
- paranoide Schizophrenie
- wahnhafte Störung
- organische Ursache (Labor, Bildgebung)
- chron. Alkohol/Suchtmittelgebrauch

.
Therapie
nur selten in psychoth. Behandlung (Misstrauen, andere an Misere schuld), meist wegen sekundärer Probleme (Depression)

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10
Q

F60.1 Schizoide Persönlichkeitsstörungen

A

A. Allg. Kriterien F60 sind erfüllt.

B. Mind. 4 von
1. nur wenige Tätigkeiten bereiten Freude (wenn überhaupt)
2. emotionale Kühle, Distanziertheit oder abgeflachter Affekt
3. reduzierte Fähigkeit, warme zärtliche Gefühle oder Ärger auszudrücken. (Alexithymie)
4. erscheint gleichgültig und indifferent ggü. Lob oder Kritik von anderen
5. wenig Interesse an sexuellen Erfahrungen mit einem anderen Menschen (unter Berücksichtigung d. Alters)
6. fast immer Bevorzugung von Aktivitäten, die alleine durchzuführen sind. (Einzelgänger)
7. übermäßige Inanspruchnahme durch Phantasien und Introvertiertheit
8. keine engen Freunde oder vertrauensvolle Beziehungen (höchstens 1) vorhanden oder gewünscht
9. deutl. mangelhaftes Gespür für geltende soziale Normen und Konventionen; wenn sie nicht befolgt werden, geschieht das unabsichtlich

Ausschluss:
Asperger S.
schizoide Störung des Kindesalters
Schizophrenie
schizozotype Störung
wahnhafte Störung

.
–> Rückzug von affektiven, sozialen oder anderen Kontakten mit übermäßiger Vorliebe für Phantasie, einzelgängerisches distanziertes Verhalten und in sich gekehrte Zurückhaltung; begrenztes Vermögen Gefühle asuzudrücken und Freude zu erleben. (red. emotionale Ausdrucksfähigkeit), Autonomiebestrebungen in soz. Beziehungen

.
Komorbidität:
weitere PSST
Depression
Angsterkrankung
somatoforme St.

.
Ätiologie:
Störung d. affektiven Reagibilität als Überlebensstrategie bei Negieren v. Kindern/Säuglingen durch primäre Bezugspersonen

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11
Q

Differentialdiagnosen der schizoiden PSST

A

andere PSST
- schizotyp: exzentrisch, schrullig, magische Denkinhalte
- paranoid: MIsstrauen, paranoide Ideen
- selbstunsicher: meiden v. Kontakten aus Angst vor neg. Bewertung / Ablehnung
- zwanghaft: Vernachlässigen v. Beziehungen wegen starker Beschäftigung mit Arbeiten + Verpflichtungen, auch Unbehagen f. Emotionen

Autismus Spektrum Störung:
stereotype Verhaltensweisen, soziale Interaktion stärker beeinträchtigt, mehr Beeinträchtigung in Kindheit

organische Erkrankung

Drogenkonsum

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12
Q

Therapie der schizoiden PSST

A

selten in Behandlung,
-> bei Angstsympt. oder Depression

schwieriger Beziehungsaufbau

Verbesserung der Wahrnehmung von Emotionen, Körper, Sinneswahrnehmungen, Training sozialer Kompetenzen + Kommunikation

Pharmakotherapie: nur bei Leidensdruck ?

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13
Q

F60.2 Dissoziale PSST

A

A. Allg. Krit. von F60 erfüllt.

B. Mind. 3 von
1. herzloses Unbeteiligtsein gegenüber Gefühlen anderer
2. deutl. und andauernde verantwortungslose Haltung und MIssachtung sozialer Normen, Regeln und Verpflichtungen
3. Unfähigkeit der Aufrechterhatung dauerhafter Beziehungen, obwohl keine Schwierigkeit besteht, sie einzugehen
4. sehr geringe Frustrationstoleranz und niedrige Schwelle für aggressives, einschl. gewalttätiges Verhalten
5. fehlendes Schuldbewusstsein oder Unfähigkeit, aus negativer Erfahrung, insbesondere Bestrafung, zu lernen
6. deutl. Neigung andere zu Beschuldigen oder plausible Rationalisierungen anzubieten für das Verhalten durch welches deie Betreffenden in einen Konflikt mit der Gesellschaft geraten sind.

.
-> andauernde Reizbarkeit und Verhaltensstörungen der Kindheit und Adoleszenz vervollständigen das Bild (n. für Diagnose nötig)

.
-> Missachtung sozialer Verpflichtungen
-> Mangel an Gefühlen für andere
-> Neigung zu GEwalt oder herzloses Unbeteiligtsein
-> Verhalten n. im Einklang m. sozialen Normen
-> Verhalten durch Bestrafung n. veränderbar
-> geringe Frustrationstoleranz, niedrige Aggressionsschwelle
-> Neigung andere zu beschuldigen, Rationalisierungen für das Verhalten

.
Ausschluss:
emotional instabile PSST
Störung d. Sozialverhaltens

.
DD:
narzistische PSST (Regeln gelten nur für andere, kein bewusstes Verstoßen um anderen zu schaden)

.
Hauptmerkmale
- Impulsivität
- geringe Frustrationstoleranz
- Mangel an Empathie
- M. an Schuldbewusstsein
- M. an Verantwortungsgefühl
- Missachtung/Verletzung d. Rechte anderer

.
Komorbiditäten:
>30% Suchterkrankungen / Substanzmssbrauch (Alkohol v.a.)
weitere PSST (Borderline, narzistisch, histrionisch)
ADHS

.
Ätiologie:
- biologische Faktoren (Zwillinge 50-60%)
- Suchterkrankung d. Eltern
- Ko. während SS / Geburt
- red. Serotonin
- frontal/limb: St. der Affektkontrolle
- zerrüttete Familienverhältnisse
- neg. Einfluss Peer Group
- mangelnde Entwicklung v. Gewissen, Über-Ich

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14
Q

Therapie dissozialer PSST

A

schwierig, Beginn oft fremdbestimmt
CBT: Entwicklung v. Selbstkontrolle / Emotionsregulation
Problemlösetechniken
Empathiefähigkeit
Prognostisch günstig: Abbruch v. schädlichen Beziehungen

-> beeinträchtigt nicht die Schuldfrage

evt. Psychopharmaka bei St. der Impulskontrolle: Phasenprophylaxe, Neuroleptika

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15
Q

F60.3 Emotional instabile PSST

A

F60.30 Impulsiver Typ

A. Allg. F60 Krit. erfüllt.

B. Mind 3 von
1. deutl. Tendenz unerwartet und ohne Berücksichtung der Konsequenzen zu handeln
2. deutl. Tend. zu Streitereien und Konflikten mit anderen, vor allem dann, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden
3. Neigung zu Ausbrüchen wie Wut oder Gewalt mit Unfähigkeit zur Kontrolle explosiven verhaltens (St. der Impulskontrolle)
4. Schwierigkeiten in der Beibehaltung von Handlungen, die nicht unmittelbar belohnt werden.
5. unbeständige und launische Stimmung

.
F60.31 Borderline Typ
A. Allg. F60 Krit. erfüllt.
B. Mind. 3 der oben unter F60.30 B. erwähnten Kriterien vorliegend. + zusätzlich mind 2 von
1. Störungen und Unsicherheit bezüglich Selbstbild, Zielen und innerer Präferenzen (einschl. sexueller)
2. Neigung sich auf intensive aber instabile Beziehungen einzulassen, oft mit der Folge von emotionalen Krisen
3. übertriebene Bemühungen, das Verlassenwerden zu vermeiden
4. wiederholt Drogungen oder Handlungen mit Selbstbeschädigung
5. anhaltende Gefühle von Leere.

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16
Q

F60.3 Emotional instabile PSST Symptome

A
  • gestörte Affektregulation (niedr. Reizschwelle, hoher Erregungsgrad)
  • abrupt wechselndes Gefühlschaos
  • Spannungszustände (Gefühle können nicht differenziert wahrgenommen werden)

Borderline:
- Selbstverletzung
- emotionale Leere
- Einsamkeit: übetriebene Bemühungen nicht verlassen zu werden

  • Flashbacks
  • Pseudohalluzinationen (ich-dyston)
  • Derealisation / Depersonalisation
  • St. des Identätserlebens
  • dysunktionales Verhalten: Alkohol, Drogen, Medikamentengebrauch, St. des Essverhaltens, impulshaftes Einkaufen, promiskuitiv, Zwangshandlungen, Aggressionsdurchbrüche
  • St. Nähe / Distanzregulation
17
Q

F60.3 Komorbiditäten

A

Depression 96%
Angstst. 89%
Substanzmissbr./abh. 64%
PTBS 58%
Essst. 53%
ängstl. vermeidende PS 47%
zwanghafte PS 16%
paranoide PS 12%
dependente PS 10%
ADHS d. Erw.

18
Q

F60.3 Epidemiologie und Ätiologie

A

Epidemiologie
1,6% der Allgemeinbevölkerung
15-20% der stationären
erhöhte Suizidrate (lt. Bohus geringste Suizidrate d. psychiatr. Erkr.)

Verlauf:
Beginn frühe Adoleszenz, Maximum psychischer Symptome 25. Lj. -> hohe Suizidrate 5-8%
.
Ätiologie
- psychosoziale Risikofaktoren
1. sexuelle Gewalterfahrungen 70%
2. nichtsex. körperl. GEwalterf. 60%
3. Vernachlässigung 40%
4. Fehlen einer 2. Bezugsperson (Schutz, Geborgenheit)
-> auch ohne Traumatisierung

  • Biologische Faktoren
    1. genet. Einfluss f- Entwicklung affektiver Labilität, v.a. f.dissoz. Zustände
    2. Aufmerksamkeitsdefizit in Kindheit ohne Hyperaktivität
    3. Bildgebung: red. Aktivität front. Kortex, Verkleinerung der Amygdala + Hippocampus, Dysfunktion serotonerg zentral, erhöhte Schmerzschwelle

-> beides führt zu Entwicklung dyfunktionaler Grundannahmen: “ich bin ein schlechter Mensch”, Schuldgefühle, dysfunktionale Problemlösestrategien zur vorübergehenden Linderung des Leidens -> verhindern langfristig pos. adäquate Lernerfahrungen, keine Verarbeitung v. traumat. Ereignissen

19
Q

F60.3 Diagnostik

A

IPDE International Personality Disorder Examination

BSL Borderline Symptom Liste (Bohus) -> Selbstrating

ZAN Scale: Fremdrating Skala (Zanarini Rating Scale for Borderline Personality Disorder)

BPDSI Borderline Personality Disorder Severity Index

20
Q

F60.3 Differentialdiagnosen

A

Depression
bipolar - wechselnd euphorisch/depr. bei F60.3 kurzdauernd
Suchterkrankungen
Essstörungen
andere PSST
artifizielle St. (heiml. verl. um als organisch krank zu erscheinen).
hochfunktionaler Autismus (Stressreaktion mit dissoziativen Anspannungszuständen -> SV zur Beendigung dieser Zustände -> Stressreaktion durch Reizüberflutung, St. d. Ablaufroutine)
ADHS
Schizophrenie (pseudopsychot. Symptome bei F60.3 flüchtig)

21
Q

F60.3 Therapie

A

1. Wahl Psychotherapie
DBT 1 Jahr ambulanz bester Wirksamkeitsnachweis

unabhängig v. Verfahren:
- vertrauensvolles, realistisches Beziehungsangebot v. Therapeuten
- Therapievertrag
- Hierarchie d. Problem-Reihenfolge f. Bearbeitung
- Ziel: Behandlung d. affektiven / emotionalen INstabilität
- vorzugsweise ambulant, stat. Krisenintervention

MEdikamente nur zeitlich begrenzt und f. spezifische Symptome, bzw. zur Behandlung von komorbiden psych. Erkr.
-> KEINE ZULASSUNG
Risiko von Polypharmazie
-> SSRI bei Komorb. Depr., Angsterkr.
-> niedrig dos. typische Antipsychotika oder atyp. Antipsychotika (Aripiprazol, Quetiapin)
-> Stimmungsstabilisatoren (Valproat, Topiramat, Lamotrigin)
-> Benzodiazepine (Suchtpotential)
-> Alpha-2 Agonist Clonidin (Catapresan®) bei adrenerger Hyperaktivität
-> Naltrexon (Opioid Antagonist) bei schweren dissoziativen Zuständen
-> sedierende Med. nur in Krisensituationen

CAVE: Olanzapin (Suizidalität, Gewichtszunahme)

22
Q

F60.3 Psychotherapie

A

1) Transference Focused Therapy TFT
= übertragungsfokussierte Psychotherapie
-> Fixierung/Regression auf Separations/INdividuationsphase (2.-4.Lj.) -> Nachreifung, Stabilsierung d. Persönlichkeit

2) Mentalization based therapy MBT
analytisches Entwicklungsmodell, multimodal, teilstat. Langzeittherapie und amb. Th., Behandlungswirkung nachgewiesen, jedoch später als bei DBT

3) Schematherapie nach Young SFT
Einzel/Gruppenbehandlung -> amb.

4) Dialektisch-behaviorale Therapie DBT
amb. Anwendung / 3 monatige stat. Behandlung
Fertigkeitentraining in der Gruppe
-> Vorbereitungsphase: Diagnose, Entstehungsmodelle, Therapieziele, Behandlungsbedingungen, Motivation
-> 1. Therapiephase: schwere Probleme auf Verhaltensebene, Suizidalität, selbstschädigung, red. therapiegefährdendem Verhalten, red. Drogenkonsum, Essanfälle, Fertigkeitentaining in Gruppe, Umgang mit Gefühlen + Spannungszuständen, Ziel: erhöhte emotionale Belastbarkeit
-> 2. Therapiephase: Folgen traumat. Erlebens, Abbau belastender emotionaler Symptome, Verbesserung Emotionsregulation und d. interpersonellen Verhaltens

5) Klärungsorientierte Psychotherapie

23
Q

F60.4 Histrionische PSST

A

A. Allg. F60 Krit. erfüllt.

B. Mind. 4 von:
1. dramatische Selbstdarstellung, theatralisches Auftreten oder übertriebener Ausdruck von Gefühlen
2. Suggestibilität, leichte Beeinflussbarkeit durch andere Personen oder durch äußere Umstände
3. oberflächliche, labile Affekte
4. ständige Suche nach aufregenden Erlebnissen und Aktivitäten, in denen die betreffende Person im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht
5. unangemessen verführerisch in Erscheinung und Verhalten
6. übermäßige Beschäftigung damit äußerlich attraktiv zu erscheinen

vervollständigen das Bild, sind aber nicht erforderlich:
-> Egozentrik
-> Genusssucht
-> dauerndes Verlangen nach Anerkennung, äußeren Reizen und Aufmerksamkeit
-> Mangel an Rücksichtnahme
-> erhöhte Kränkbarkeit
-> andauerndes manipulatives Verhalten
.
zentral:
-> oberflächliche + labile Affektivität
-> Selbstinszenierung, theatralisch
-> übertriebener Ausdruck v. Gefühlen
-> Suggestibilität
.

Begriffe:
hysterische PSST
infantile PSST

24
Q

F60.4 Histr. PSST Allgemein

A

lat. histrio = Schauspieler

Symptome:
- extrovertiert, charmant
- unecht ohne Tiefgang
- impressionist. Denkstil (sprunghaft, ungenau, unscharf)
- verzweifeltes Streben nach Anerkennung + Bewunderung
- tief verwurzelt red. Selbstwert, Gefühl unerwünscht, ungewollt zu sein

Krise:
- Trennung
- natürl. Alterungsprozess

Komorbidität:
- Depression
- Angsst.
- Zwangsst.
- Essst.
- Substanzmissbrauch
- somatoforme St.

Ätiologie
Zwillingsstudien 60% hohe Erblichkeit

Psychoanalytisches Modell: frühe Störung in Beziehung zum gleichgeschlechtlichen Elternteil -> große Angst vor weiterem Liebesentzug -> erhöhte Hinwendung zum gegengeschlechtlichen Elternteil -> Zuwendung suchendes verhalten f. Zuwendung, Wertchätzung und Aufmerksamkeit

andere Schulen: Primärpersönlichkeit + Erziehungsstil der Eltern

DD
- dependente PS bei Krise/Trennung unterwürfig, Demonstration v. Hilflosigkeit

Therapie
Aufbau v. stabilem Selbstwertgefühl
Förderung stabiler Beziehungen
Erweitern interpersoneller Fähigkeiten

keine aussagekräftigen Wirksamkeitsstudien

Evt. Psychopharmaka bei zus. affektiven Sy. -> SSRI

25
Q

F60.5 Anankastische (zwanghafte) PSST

A

A. Allg. Krit. F60 erfüllt.

B. Mind. 4 von
1. Gefühle von starkem Zweifel und übermäßiger Vorsicht
2. ständige Beschäftigung mit Details, Regeln, Listen, Ordnung, Organisation oder Plänen
3. Perfektionismus, der die Fertigstellung v. Aufgaben verhindert
4. übermäßige Gewissenhaftigkeit und SKrupelhaftigkeit
5. unverhältnismäßige Leistungsbezogenheit unter Vernachlässigung bis zum Verzicht auf Vergnügen und zwischenmenschliche Beziehungen
6. übertriebene Pedanterie und Befolgung sozialer Konventionen
7. Rigidität und Eigensinn
8. Unbegründetes Bestehen darauf, dass andere sich exakt den eigenen Gewohnheiten unterordnen, oder unbegründete Abneigung dagegen, andere etwas machen zu lassen (Problem zu deligieren)
.
->Gefühle von Zweifel, Perfektionismus, übertriebener Gewissenhaftigkeit
-> ständige Kontrollen, Halsstarrigkeit, Vorsicht und Rigidität
-> unerwünschte Gedanken und Impulse mögl. (nicht so schwer wie bei Zwangsstörung)

Ausschluss:
Zwangsstörung

26
Q

F60.5 Anankastische PSST Allgemein

A

Symptome
- unflexibel
- erschwerte Entscheidungsprozesse (ZWeifel, Streben nach Perfektion)
- übertriebene Sparsamkeit
- schwarz/weiß, dichotomes Denken (richtig oder gar nicht)
- Furcht, Kontrolle über Situation zu verlieren
- empfindlich ggü. Kritik

Komorbidität
- Depression
- Angsterkrankung
- somatoforme Störungen
- Zwangsstörung nur <10%

Ätiologie

psychoanalytisch: insuffizienzerleben und Verdrängung aggressiver nicht normkonformer Wünsche

interpersonell: gering entwickelte Selbstachtung bei rigiden, strengen Erziehungsstil der Eltern, Strafe f. autonome Handlungsversuche, aggressive Impulse/Gefühle schlecht/verboten, widersprüchl./unvorhersehbares Verhalten der Eltern, Normen/Regeln um Umwelt unter Kontrolle zu bringen

DD
- Zwangsstörung (Leidensdruck im tun, Ich dyston)
- hirnorganisch: vask. Demenz, M. Parkinson, Basalganglienerkrankung
- Depression

Therapie
kognitive Verfahren: dysfunktionale Kognitionen erfassen, Emotionen aktivieren, kindliche Überlebensstrategien -> betrauert
Entspannungsverfahren
Familienangehörige miteinbeziehen

Pharmaka
bei Depression evt. SSRI

27
Q

F60.6 ängstlich (vermeidende) PSST

A

A. Allg. Krit. F60 erfüllt

B. Mind 4 von
1. andauernde und umfassende Gefühle von Anspannung und Besorgtheit
2. ÜBerzeugung, selbst sozial unbeholfen, unattraktiv oder minderwertig im Vergleich zu anderen zu sein
3. übertriebene Sorge in sozialen Situationen kritisiert oder abgelehnt zu werden
4. persönliche Kontakte nur, wenn Sicherheit besteht, gemocht zu werden
5. eingeschränkter Lebensstil, wegen des Bedürfnisses nach körperlicher Sicherheit
6. Vermeidung beruflicher und sozialer Aktivitäten, die intensiven zwishenmenschliche Kontakt bedingen, aus Furcht vor Kritik, Missbilligung oder Ablehnung.
.
-> Gefühle v. Anspannung, Besorgtheit, Unsicherheit, Minderwertigkeit
-> Andauernde Sehnsucht nach Zuneigung und Akzeptiertwerden
-> Überempf. ggü. Zurückweisung und Kritik
-> eingeschränkte Beziehungsfähigkeit
-> Überbetonung pot. Gefahren oder Risiken allt. Situationen bis zur Vermeidung bestimmter Aktivitäten

28
Q

F60.6 Ängstlich verm. PSST Allgemein

A

Symptome
- schüchtern, verlegen
- Angst zu scheitern
- Wunsch nach Akzeptanz, emotionaler Nähe zu anderen
- Überempf. ggü. Kritik
- soziale Hemmung
- unterentw. Fähigkeit zur Selbstbehauptung

Komorbidität
hohes Risiko f. andere psych. Erkr.:
- Depression
- Angstst.
- Zwangsst.
- somatoforme St.

Ätiologie
- genet. Faktoren
- St. d. Autonomieentwicklung
- Fehlen pos. Erfahrungen bei Bewältigung sozialer Situationen
- Bewältigungsstrategien verhindert durch niedrige Toleranz neg. gefühle und Vermeiden soz. Herausforderungen

DD
- soziale Phobie
- schizoide PSST
- abhängige PSST

Therapie
- Vermittung sozialer Fertigkeiten
- Strategien zu Alltagsbewältigung
- Korrektur dysfunktionaler Selbsteinschätzungen

Pharmaka
evt. bei Depression: SSRI, SNRI
bei Angst: Pregabalin

29
Q

F60.7 Abhängige (asthenische) PSST

A

A. Allg. Krit. F60 erfüllt

B. Mind. 4 von
1. Ermunterung oder Erlaubnis an andere, die meisten wichtigen Entscheidungen für das eigene Leben zu treffen.
2. Unterordnung eigener Bedürfnisse unter die anderer Personen, zu denen eine Abhängigkeit besteht, und unverhältnismäßige Nachgiebigkeit ggü. deren Wünschen
3. mangelnde Bereitschaft zur Äußerung selbst angemessener Ansprüche ggü. Personen, von denen man abhängt
4. unbehagliches Gefühl oder Hilflosigkeit, wenn die Betroffenen alleine sind, aus übertriebener Angst, nicht für sich alleine sorgen zu können
5. häufiges Beschäftigtsein mit der Furcht, verlassen zu werden und auf sich selber angewiesen zu sein
6. eingeschränkte Fähigkeit, Alltagsentscheidungen zu treffen, ohne zahlreiche Ratschläge und Bestätigungen von anderen.
.
Begriffe: passive PSST, selbstschädigende PSST, asthenische PSST, inadäquate PSST
.
-> verlassen sich bei Entscheidungen passiv auf andere
-> große Trennungsangst
-> Gefühl v. Hilflosigkeit und Inkompetenz
-> Neigung sich den Wünschen älterer und anderer unterzuordnen
-> Schwäche ggü. Anforderungen d. tägl. Lebens
-> Kraftlosigkeit kann sich im intellektuellen und emotionalen Bereich zeigen
-> bei Schwierigkeiten: Verantwortung anderen zuschreiben

30
Q

F60.7 abhängige PSST Allgemein

A

Symptome
Verlassen auf starke Menschen
Angst verlassen zu werden
“ich bin hilflos und allein”
“Ich tue alles um den anderen zu binden”
Krise bei Trennung

Komorbidität
erhöhtes Risiko f. zus. Erkrankungen
- Angstst.
- Depression
- Suchterkr.
- Zwangsst.
- andere PSST

Ätiologie
soziale Lernprozesse
Eltern: überfürsorgl. oder vernachlässigend
keine autonome Lernerfahrung, keine Entwicklung eigener Handlungsfähigkeit

DD
ängstlich vermeidende PSST (Angst vor Ablehnung), vermeiden v. bindenden Beziehungen

Therapie
Verbesserung der Eigenwahrnehmung v. Gefühlen
Vermittlung sozialer Kompetenz
Identifikation/Modifikation verzerrter Kognitionen
Einbeziehen v. Lebenspartner

Pharmaka
evt. SSRI bei Depression

31
Q

F60.8 andere spezifische PSST

A

Allg. Krit. für F60 erfüllt, jedoch keine Rubrik von F60.0-F60.7

Begriffe:
- exzentrische PSST
- haltlose PSST
- narzistische PSST F60.80
- passiv-aggressive PSST F60.81
- sonstige andere spezifische PSST F60.88

32
Q

F60.80 Narzistische PSST

A

A. Allg. Krit. F60 erfüllt

B. Mind 5 von
1. Größengefühl in Bezug auf die eigene Bedeutung (z.B. übertreiben ihre Leistungen und Talente, und erwarten ohne angemessene Leistungen als bedeutend angesehen zu werden)
2. Beschäftigung mit Phantasien über Erfolg, Macht, Schönheit oder ideale Liebe
3. Überzeugung besonders und einmalig zu sein und nur von anderen besonderen Menschen oder solchen von hohem Status (oder von entspr. Institutionen) verstanden zu werden oder mit diesen zusammen sein zu können.
4. Bedürfnis nach übermäßiger Bewunderung
5. Anspruchshaltung; unbegründete Erwartungen besonders günstiger Behandlung oder automatische Erfüllung der Erwartungen
6. Ausnutzung von zwischenmenschlichen Beziehungen, Übervorteilung anderer Menschen, um eigene Ziele zu erreichen
7. Mangel an Empathie, Ablehnung, gefühle und Bedürfnisse anderer anzuerkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren
8. häufiger Neid auf andere oder Überzeugung, andere seien neidisch auf die Betroffenen
9. arrogante, hochmütige Verhaltensweisen und Attitüden
.

33
Q

F60.80 Narzistische PSST Allgemeines

A

Symptome
- durch Sonderstatus v. geltenden Regeln und Normen entbunden
- Ärger, aggressive Durchbrüche (wenn nicht erwartete Sonderbehandlung)
- fragiles Selbstwerterleben, Schüchternheit
- Folge von kritik: Krise mit Gefühl völliger Erniedrigung, Wertlosigkeit, Leere
- hohe Kränkbarkeit
- Selbstverherrlichung

Formen
1. grandioser Narz.: hohes Selbstwertgefühl, dickhäutiger Narzist
2. vulnerabler Narz.: niedriges Selbstwertgefühl, hohe KRänkbarkeit, dünnhäutiger Narzist

-> am wenigsten erforschte PSST! selten

Komorbiditäten
- Depression
- Alkohol, Drogenabusus
- soziale Phobie
- somatoforme St.
- Essst.
- hohe Überschneidung mit anderen PSST, v.a. histrionische PSST

Ätiologie
- deutl. genet. Komponente (Erblichkeit 79%)
- infantiler Narzismus (Freud): im Sinne Selbstliebe: Phase normaler psychischer Entwicklung; prim. Bezugsperson unzuverlässig + unberechenbar, die Kind / dessen Fähigkeiten überbewerten -> Fixierung auf narzistische Phase der Entwicklung
- lerntheoretisch: ungünstiger Erziehungsstil oder Rollenverhalten der Eltern, Begabung des Kindes überbewertet und Kind vor anderen in Schutz nehmen -> interpersonelle Konfliktsituationen

DD
hohe ÜBerschneidungen m. anderen PSST -> klare Abgrenzung erschwert (insbes. histrionisch)
- Manie (zeitl. abgrenzbar)
- organische psych. St., Frontalhirnsyndrom

Therapie
wegen anderer psych. Probleme (Depression) oder Probleme mit Mitmenschen in Behandlung
Abbruchquote PT hoch
Verbesserung der Empathiefähigkeit
MBT mentalisierungsbas. Therapie
TFP übertragungsfokussierte PT
störungspez. VT
Schematherapie

Pharmaka
keine Studien zu Medikation, keine Zulassung
-> bei deutl. Stimmungsschwankungen, aggressiven Durchbrüchen Topiramat, Valproat

34
Q

F60.81 passiv aggressive PSST

A

A. Allg. Krit. F60 erfüllt

B. Mind. 5 von:
1. Verzögerung oder Verschleppung bei der Beendigung grundlegender Routineaufgaben, vor allem derjenigen, die andere fertiggestellt haben wollen
2. ungerechtfertigter Protest gegen gerechtfertigte Forderungen anderer
3. Trotz, Reizbarkeit oder Streitlust, wenn die Betroffenen gebeten werden, etwas zu tun, was sie nicht wollen
4. ungerechtfertigte Kritik an oder Verachtung für Autoritätspersonen
5. absichtlich langsame oder schlechte Arbeit an unliebsamen Aufgaben
6. Behinderung von Bemühungen anderer, dadurch dass der eigene Anteil an der Arbeit nicht geleistet wird
7. Vermeidung von Verpflichtungen durch die Behauptung sie vergessen zu haben