Persönlichkeitsmerkmale Flashcards
Def Hermann & Kaminski Persönlichkeit
In Anlehnung an Herrmann (1973) und Kaminski (1970) wird Persönlichkeit verstanden als
„ein aus dem Verhalten (einschließlich dem berichteten Erleben) erschlossenes, bei jedem Menschen einzigartiges, relativ überdauerndes System von Dispositionen, das sich allmählich aufbaut, verändert und in Wechselwirkung mit situativen Merkmalen jeglichen aktuellen psychischen Geschehen und Verhalten des Individuums zugrunde liegt“. (Lösel, 1985).
Welche Daten?
Auf Cattell (1966) zurück geht eine Einteilung der Daten auf der Basis von
• Life-Daten (L): biographische Merkmale und Fremdbeurteilungen (z.B.
Zeugnisbemerkungen)
• Questionnaire-Daten (Q): Fragebogendaten (z.B. Selbstauskünfte in Befragungen)
• Test-Daten (T): Objektive Persönlichkeitstests (z.B. Fehlerzahl in einem Labyrinth-
Test als Maß der Impulsivität)
Gründe für starke Persönlichkeitsfragebogen Benützung?
- sausschließlich oder einfach zugänglich 8intim, psychische zustände, Erfahrungen)
- hohe Augenscheinvalidität (Bedeutsamkeit des Spektrums der P-Merkmale kann gut nachvollzogen werden)
- ökonomisch Zeit und Kosten
- Standardisierung
- benutzung der Methoden der Testtheorie
Item Arten Fragebogen? 7
- Beschreibung eigener Reaktion
- Trait-Zuschreibung
- Einstellungen Überzeugungen
- Biografische Fakten
- Wünsche Interessen
- Bizarre Items
- Reaktionen anderer gegenüber der Person
Methoden Skalenkonstruktion mit Beispielen?
Intuitive Skalenkonstruktion: Hier wird die Skala nach einem theoretischen
Konzept gebildet, das aber noch wenig expliziert ist.
• Rationale Skalenkonstruktion: Die Items werden hier aus einem bereits elaborierten Persönlichkeitskonstrukt abgeleitet und zusammengestellt. Die
rationale Skalenkonstruktion findet sich vor allem dort, wo in einem Fragebogen ein
einzelnes Konstrukt möglichst repräsentativ erfasst werden soll.
• Kriteriumsorientierte Skalenkonstruktion: Bei diesem Verfahren steht nicht die
intuitive und theoretische Konsistenz im Vordergrund, sondern die Korrelation mit einem Außenkriterium. Beispiel: Minnesota Multiphasic Personality Inventory (MMPI; Hathaway & McKinley, 1951).
• Faktorenanalytische Skalenkonstruktion: Ein Itempool wird einer für die Zielpopulation repräsentativen Stichprobe vorgegeben. Die Interkorrelationsmatrix unterzieht man einer Faktorenanalyse (z.B. Freiburgerpersönlichkeitsinventar; FPI- R.)
Beispiel rationaler Skalenkonstruktion?
MAS Skala zur Erfassung maifester Angst Lücke & Tamaelis
Beispiel kriteriumsorientierte Skalenkonstruktion?
MMPI-2: Minnesota-Mul
tiphasic-Personality-Inventory-2 Hathaway
Beim MMPI-2 handelt es sich um einen Persönlichkeitsfragebogen für den klinischen Bereich. Er dient hauptsächlich dazu, Pbn diversen psychiatrischen
Kategorien zuzuordnen oder um festzustellen, dass sie zur unauffälligen„Normal“-Population gehören (Schmidt-Atzest & Amelang 2012)
Konstruktionsansatz:
• Liste von 1000 Items zu
gehören (Schmidt-A
Beziehungen, sexuelle und religiöse Einstellungen sowie emotionale
• Auch Items zur Geschlechterrollen Charakteristika und Selbstdarstellung
• Wurden bearbeitet von unauffälligen normalen Kontrollpersonen
von Minnesota) sowie von nicht-klinischen Pbn, die aber als Schizophrene,
Hysteriker, Hypochonder eingestuft wurden
• 566 Items, die signifikant zwischen den Patienten und diskriminierten wurden zu Skalen zusammengestellt
• Bei der Revision zum MMPI-2 erfolgten Änderungen an den Items, die 567 Items der revidierten Form setzen sich aus 459 „alten“ und 108 „neuen“
Items zusammen.
Das MMPI-2 umfasst vier Validitätsskalen (?,L,F,K) und 13 Basisskalen. Darüber hinaus können zahlreiche Zusatzskalen gebildet werden (z.B. Soziale Verantwortlichkeit, Posttraumatische Belastungsstörung, Suchtgefährdung). Die Pbn geben durch
Ankreuzen von „Richtig (Ja)“ oder „Falsch (Nein)“ an, ob die eine Aussage auf sie
zutrifft oder nicht.
Durchführung: Das MMPI-2 kann in Einzel- und Gruppensitzungen durchgeführt werden. Die Bearbeitung dauert eine gute Stunde, bei Patienten etwas länger.
Auswertung: Die Rohwerte werden skalenweise mit Schablone ermittelt und direkt
in ein Profilblatt für Frauen oder Männer eingetragen. Darin sind die Rohwerte bei jeder Skala grafisch so angeordnet, dass praktisch eine gute Transformation in T-Werte erfolgt. Bei einigen Skalen werden die Rohwerte korrigiert, z.B. bei der K-Korrektur
wird die ma
ngelnde Offenheit mit einem Faktor 0,4 multipliziert, danach wird der resultierende Korrekturwert zu dem Rohwert der Basisskala addiert!
Reliabilität: Die Retest-Reliabilität der Skalen wird im Manual mit 0.66 (Ma) bis
=0.90 (D) bei Männern (N=49) und mit 0.71 (Ma) bis 0.92 (Sc) bei Frauen (N=5
angegeben.
Validität: Ergebnisse der Faktorenanalysen fanden Ähnliche Strukturen für Männer und Frauen:
• F1: Psychotische Gedankeninhalte (Sc, Pp, Pa, F)
• F2: Neurotische Verhaltensweisen (Hy, L, K)
• F3: Introversion (Si, D)
• F4: Geschlechtsrollenidentifikation (Mf)
Bewertung: Gut, dass so ein bewährtes und gut erforschtes Verfahren auch in der aktualisierten Form (MMPI-2) in dt. Sprache vorliegt. Positiv zu werten ist die extrem große Inhaltsausbeute durch viele Skalen, Validitätskalen und Zusatzskalen.
Ein grundsätzliches Problem des MMPI ist, dass das Verfahren auf veralteten
diagnostischen Kriterien basiert und eine klinische Diagnostik nach ICD-10 oder DSM-V nicht unterstützt.
Beispiel faktoranalytsiche Skalenkonstruktion?
FPI-R: Freiburger Persönlichk (Fahrenberg et al., 2010)
Durchführung: Der Test besteht aus 138 Feststellungen in der Form „Ich (bin, fühle, würde usw.)…“ die durch Ankreuzen von „stimmt“ oder „stimmt nicht“ beantwortet werden. Das
erste Item „Ich habe die A
bereit, jeden Satz offen zu beantworten“ gehört zu keiner Skala. Der Rest verteilt sich auf zehn Standardskalen mit je zwölf Items sowie zwei Zusatzskalen (Extraversion und Emotionalität im Sinne von Eysenck) mit je 14 Items.
Auswertung: Eine Schablone wird auf die Antwortfelder der vier Seiten des Fragebogens aufgelegt, um skalenweise die Anzahl der Antworten
im Sinne des Merkmals auszuzählen. Die Summenwerte werden auf dem Auswertbogen
eingetragen und anschließen anhand von alters- und geschlechtsspezifshcne Normen in Staline-Werte transformiert.
Reliabilität: Cronbachs Alpha variiert zwischen 0.73 (soziale Orientierung) und
0.83(Beanspruchung). Retest-Reliabilität an 103 Herz Kreislauf Patienten
zwischen rtt=0.69 (soziale Orientierung) bis rot = 0.85 (Gehemmtheit) Durchschnitt: rtt=0.73
Validität: Auseiner Simultanfaktorisierung mehrerer Testsysteme wirdersichtlich, dass nichtweniger als vier FPI-Skalen (Lebenszufriedenheit,
Erregbarkeit, Beanspruchung und körperliche Beschwerden) gemeinsam auf einem Neurotizismusfaktor laden, Gehemmtheit (mit negativem Vorzeichen) relativ hoch auf dem Extraversionsfaktor lädt und soziale Orientierung sowie Aggressivität (negativ) mit Verträglichkeit stehen. Diese Resultate sprechen für
eine eher mittlere Bandbreite des FPI-R; Offenheit für Erfahrung wird nicht erfasst.
Bewertung: das FPI-R ist ein bewährtes und in der Praxis häufig eigesetztes Verfahren. Es liefert mit seinen Skalen offenbar über jene Merkmale Informationen, für die sich sehr viele Anwender interessieren. Die Berge der Validität
sind insgesamt eindrucksvoll. Die Angaben zur Retest-Reliablität könnten (längere Zeiträume, größere Stichproben).
Güterkriterien von Fragebogen
Objektivität: Durchführungs-, Auswertungs-und Interpretationsobjektivität ist
gegeben.
• Reliabilität: Die interne Konsistenz von .80-.90 kann erreicht werden, liegt aber oft
darunter. Auch resonse setskönnen zur internen Konsistenz beitragen.
• Validität: Die externe Validität von Persönlichkeitsfragebogen ist heftig umstritten.
Kritik am Traitkonzept
Interaktionismusdebatte (Mischel, 1968)
Menschliches Verhalten hänge vor allem von situativen Bedingungen und deren Wechselwirkung mit Personenmerkmalen ab. Die Annahme von generellen Dispositionen sei nicht zu rechtfertigen.
S-R-Inventare
Als weitere typische Belege gegen das Traitkonzept werden die Ergebnisse mit S-R-Inventare genannt (Endler & Hunt, 1966).
Single-/multiple acts criteria
Für Einstellungsskalen zur Religiosität liegen Korerelationen mit „multiple act criteria“ (z.B. Häufigkeit der Kirchenbesuche, Beten bei Tisch usw.) von über .60 vor (Fishbein & Ajzen, 1974).
Sozialpsychologische Kritik
Der Zusammenhang zwischen verbalisierten Einstellungen und faktischem Verhalten gilt als gering (Meinefeld, 1977).
Objektive Persönlichkeitstests (T-Daten)
T-Daten erfassen das faktische Verhalten in Standardsituationen. Die skizzierten Grundlagenprobleme gelten auch für T-Daten. Insgesamt scheinen die Gütekriterien nicht besser zu sein als bei den ökonomischen Q-Daten.
In der diagnostischen Praxis werden psychometrische T-Daten außerhalb des Intelligenz- und Leistungsbereich sowie der psycho-physiologischen Diagnostik selten verwendet.