Klassifikationssysteme Flashcards

1
Q

Historischer Abriß

A

Die neuzeitliche wissenschaftliche Medizin wird markiert durch die Entwicklung des medizinischen Krankheitsmodells (siehe Morgagni; 1761). sowie durch die Bestellung der Kategorisierung im 18 Jhrt.

Karl Jaspers (1883-1969) begründete die phänomenologisch-deskriptive Psychopathologie.

Kurt Schneider (1967) betont die Grundlagen psychiatrischen Denkens und Handels die Vorläufigkeit und den konventionellen Charakter psychiatrischen Diagnostizieren. Und begründet das triadische System der psychiatrischen Klassifikation:
• Gruppe 1 umfasst die körperlich begründbaren Zustände
• Gruppe 2 die funktionellen Psychosen mit dem schizophrenen und dem
manischdepressiven Formenkreis
• Gruppe 3 die Variationen der Persönlichkeit
Kritik an der Psychiatrie in den 30er Jahren: labelling approach und Rosenhan (1973). Schließlich war in der Psychiatrie eine Verbesserung der Zuverlässigkeit der Diagnostik notwendig geworden. Wichtig sind auch Fragen der Validität.

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2
Q

Psychiatrische Klassifikationsprobleme Gründe warum braucht und wichtigsten Klassifikationssysteme?

A

Annahme der kategorialen Klassifikation: Es gibt sinnvolle Gruppierungen der beobachteten Phänomene und zwischen den Gruppen bestehen qualitative Unterschiede.
Wissenschaft und Klinische Praxis kommen ohne Klassifikation nicht aus. Gründe:
• Wachsendes Störungswissen
Behandlung von Traumata; Magengeschwüre beruhen auf Bakterien
• Hohe Zuverlässigkeit von klassifikatorischen Diagnosen
durch den Einsatz von strukturierten Interviews wie SKID oder DIS
• Krankenkassenabrechnung erfordert klassifikatorische Diagnose (Abrechnung

Die wichtigsten international gebräuchlichsten Klassifikationssysteme sind:
• International Classification of Diseases, Injuries and Causes of Death (ICD-10;
WHO 1992)
• Diagnostic and Statistical Manual of Mental Diseases (DSM-IV; APA 1994)

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3
Q

Argumente Pro und kontra kategoriale Klassifikation?

A

Contra:

  • Stigmatisieren
  • Infoverlust
  • Vertausch Deskription und Erklärung
  • Künstlcihe Klassen erhalten unangemessen Realitätsgehalt
  • Verdecken Dimensionen
  • Mangelnder Praktischer Nutzen (Keine Therapie aus Diagnose)

Pro:

  • Kommunikation
  • sinnvoll und praktikabel
  • wirtschafliche Infovermittlung durch Diagnose
  • Überzufällige Syndrome erkennen
  • Klassifikation ist Basis für systematische Wissenakkummulation
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4
Q

Psychiatrische Klassifikationsprobleme

5 Prinzipien

A

Die Klassifikationssysteme litten lange Zeit unter mangelnder Reliabilität. Die Symptome wurden nicht bezüglich Dauer, Schwere und anderer assoziierter Verhaltensmerkmale beschrieben.
Die Klassifikation von ICD 10 und DSM-IV beruht auf fünf Prinzipien:
1. AtheoretischerAnsatz:BeschreibungderklinischenMerkmaleohneÄtiologie 2. KriterienorientierterAnsatz:Ausschließlichbeobachtbaresundexplorierbares 3. Verhalten
4. AusreichendeReliabilität:MindestanforderungenanReliabilität
5. Komorbiditätsprinzip:SovieleDiagnosenwieSymptomatik
6. PrinzipderMultiaxialität:Auchnicht-syndromaleFaktorenwerdenerhoben

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5
Q

Gründe für unzureichende Diagnosereliabilität

A
  • Subjektvarianz
  • Situatioonsvarianz
  • Infoformationsvarianz
  • Beobachuntgsvarianz
  • Kriterienvarianz
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6
Q

Aufbau des DSM-IV

A

Im DSM-IV werden fünf Achsen beurteilt:
1. AchseI:KlinischeSyndromeundandereZustandsbilder
2. AchseII:PersönlichkeitsstörungenundgeistigeBehinderungen 3. AchseIII:KörperlicheStörungenundZustände
4. AchseIV:PsychosozialeundUmweltprobleme
5. AchseV:AllgemeinesNiveaudersozialenAnpassung
Die offizielle Versionen der ICD-10 erlauben keine multi-axiale Beurteilung.

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7
Q

Klinische versus statistische Urteilsbildung

A

Urteilsbildung: Verdichten von Einzelinformationen zu einem Gesamturteil, ein
Vorgang, der auch als Datenkombination, -integration oder –transformation umschrieben werden kann (vgl. Jäger, 1982).
Zwei Strategien der Datenkombination
• Klinische Urteilsbildung: der Prozess der Datenintegration ist erfahrungs- und
intuitionsgesteuert (Mehl; 1970: kasuistische Urteilsbildung).
• Statistische Urteilsbildung: einzelne diagnostische Informationen werden nach
expliziten Regeln gewichtet.
Untersuchung von Meehl (1954): „Clinical versus statistical prediction“
Es wurde ein Bewusstsein für die Vorzüge rationaler, empirisch begründbarer und nachvollziehbarer Strategien des Diagnostizierens geschaffen.

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8
Q

pst Störung DSM V

A

Eine psychische Störung ist als Syndrom (= mehre zusammenhängende Symptome) definiert, welches durch klinisch bedeutsame Störungen in den Kognitionen, der Emotionsregulation oder des Verhaltens einer Person charakterisiert ist.

dysfunktonale psychologische, biologisch oder entwicklungsbezogene Prozesse, die psychische und seelischen Funktionen zugrunde liegen.

bedeutsames Leiden oder behingerung hinsichtlich sozialer beruft oder ausbildungsbezogener / andere wichtige Aktivitäten.
Eine normativ erwartete und kulturell anerkannte Reaktion auf übliche Stressoren oder Verlust, wie z.B. der Tod einer geliebten Person sollte nicht als psychische Störung angesehen werden.
Sozial abweichende Verhaltensweisen (z.B. politischer, religiöser oder sexueller Art) und Konflikte zwischen Individuum und Gesellschaft sind keine psychischen Störungen, es sei denn, der Abweichung oder dem Konflikt liegt einen der oben genannten Dysfunktionen zugrunde.

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9
Q

Test vs Exploration

A

In der Geschichte der Psychologie gab es schon häufig Kontroversen zwischen qualitativen und quantitativen Forschungsansätzen. Diese Kontroverse wurde am deutlichsten zwischen Testvertretern und Anhängern der Exploration.
• Hans Jürgen Eysenck (1916 – 1997) war ein engagierter Testvertreter
• Albert Wellek (1904 – 1972) war ein überzeugter Anhänger der Exploration
Nach Undeutsch (1983) ist die Exploration „die mit psychologischer Sachkunde vorgenommene nicht-standardisierte mündliche Befragung eines einzelnen Menschen durch einen einzelnen Gesprächsführer mit dem Ziel, Aufschluss zu erhalten über das Individuum und seien Welt“.

Grundlegende Unterschiede zwischen Test und Exploration kommen in den folgenden Merkmalen zum Ausdruck:
• Geschichtliche Quellen: Test sind in der naturwissenschaftlichen experimentellen Psychologie verwurzelt. Die wesentlichen Ideen, die Tests charakterisieren findet man auch bei Experimenten. Die Exploration hat eine eher psychiatrisch und geisteswissenschaftliche Tradition. Bei psychiatrischen Diagnosen war die Exploration schon immer von ausschlaggebender Bedeutung.
• Menschenbilder: Testverfahren liegt die Annahme zugrunde, dass die Persönlichkeit des Menschen auf einzelne messbare Eigenschaften reduzierbar sei. Anhänger der Exploration betrachten die Persönlichkeit des Menschen als Ganzes (Wellek, 1959).
• Psychologische Theorien: Tests liegen häufig Traittheorien zugrunde. Die Verfechter der Exploration sind dagegen eher Anhänger charakterologischer, ganzheitlicher oder tiefenpsychologischer Ansätze.

• Datenquellen: Mit Tests werden hauptsächlich T- und Q-daten erhoben. Bei der Exploration erhält man eher L-Daten.
• Störfaktoren: Die Anzahl der Störfaktoren wird beim Test geringer eingeschätzt als bei der Exploration. Hauptschwierigkeiten beim Test liegen in der Vergleichbarkeit der Bedingungen (Bedingungskonstanz). Bei der Exploration sind neben diesen Störfaktoren noch viele weitere gegeben (z.B. soziale Interaktion zwischen Befragten und Exploration).
Die Kontroverse zwischen Eysenck und Wellek hat zunächst zu keiner fruchtbaren Synthese von Test und Exploration geführt. Eine Exploration kann eine günstige Atmosphäre für Testungen jedweder Art schaffen. Die beiden Verfahren können auch ergänzend eingesetzt werden, indem die Exploration als Breitbandverfahren zur Hypothesengenerierung und Tests zur Hypothesenprüfung Verwendung finden.

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