Paläographie Flashcards

1
Q

Namensableitung von Paläographie:

A

palaios- (alt) und graphein (schreiben)

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Q

Grundsätzliche Differenzierung von Schriften nach Schriftniveaus:

A
  • Buchschrift
  • Gebrauchsschrift
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3
Q

Linienzahl bzw. Buchstabenvarianten:

A
  • Majuskelschrift: zwischen zwei Linien, nur Großbuchstaben
  • Minuskelschrift: bis zu vier Linien, Mischung von Groß- und Kleinbuchstaben
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4
Q

Interpunktion:

A

In der Antike Textgliederung nach rhetorischen Einheiten, nicht Syntax.

In karolingischer Zeit tiefer Punkt für kurze und hoher für lange Pause.

Seit dem späten 8. Jh. Fragezeichen,

seit 11. Jh. Worttrennung am Zeilenende durch Strich;

erst im 16. Jh. Ausrufezeichen.

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5
Q

Abbreviaturen:

A

2 Prinzipien:

  • Suspension (Fortlassen von Buchstaben am Wortende): F für filius, Co. für Company
  • Kontraktion (Auslassen von Buchstaben im Wortinnern): ds für deus, Cie. für Compagnie
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6
Q

Antike lateinische Schriften:

A
  • römische Kursive (Majuskel- und Minuskelschrift): Ursprung der heutigen Kleinbuchstaben
  • Capitalis: reine Majuskelschrift, Ursprung der heutigen Großbuchstaben; 1.-4. Jh
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7
Q

Die zwei Entwicklungsstufen der römischen Kursive:

A
  • ältere römische Kursive (Maiuskelkursive): im 1.-3. Jh. vorherrschende Gebrauchsschrift im römischen Reich
  • jüngere römische Kursive (Minuskelkursive): seit dem 3. Jh. aus älterer römischen Kursive entwickelt, noch bis ins 10. Jh. im Gebrauch
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8
Q

Zwei Formen der Capitalis:

A
  • Capitalis quadrata:
    Nur Großbuchstaben, die in Quadrat eingeschrieben werden können.
  • Capitalis rustica:
    schlankere Form, nicht mehr quadratisch im Grundriß, weniger monumental; nimmt bis in Spätantike Rang der anerkannten Buchschrift ein.

=> Entstehung der noch heute gültigen Zweiteilung von Majuskel- und Minuskelschrift

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9
Q

Spätantike Schriften:

A
  • Unziale
    Majuskelschrift, entstand in der Spätantike, benutzt v.a. seit dem 7./8. Jh.

=> quadratischer Grundriß, aber einige runde Buchstabenformen, fast ganz in Zweiliniensystem

  • Halbunziale
    Minuskelschrift mit Ober- und Unterlängen ► Annäherung an ein Vierliniensystem
    entstand im 5. Jh. aus der Jüngeren römischen Kursive

=>Buchschrift der Spätantike und des Frühmittelalters

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10
Q

Regionalschriften vor der karolingischen Schriftreform:

(die Nachfolgestaaten des Römischen Reiches entwickelten nationale Sonderformen der
Minuskel ► Uneinheitlichkeit des Schriftwesens in Europa)

A

1) Insulare Schrift

2) Westgotische Minuskel

3) Beneventana

4) Merowingische Minuskel

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11
Q

Insulare Schrift

A

lat. Buchschrift der britischen Inseln in nachantiker Zeit: irische, keltische und angelsächsische Schrift

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12
Q

Westgotische Minuskel

A

entstanden im Reich der Westgoten, wo noch bis ins 7. Jh. das antike Erbe bewahrt wurde;
blieb in Spanien bis ins 12./13. Jh. in Gebrauch

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13
Q

Beneventana

A

in Süditalien vom 8.-13. Jh. verwendete sehr stilisierte Schrift; abgelöst im 13. Jh. durch die
gotische Schrift

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14
Q

Merowingische Minuskel

A

halbkursive Buchschrift des Zentrums Europas, mehrere Typen, darunter die des
Scriptoriums von Corbie, die später die Grundlage der karolingischen Minuskel wurde

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15
Q

Karolingische Minuskel

A

Schriftreform unter Karl dem Großen: karolingische Renaissance strebt Erneuerung von Kunst und Wissenschaft auf der Basis der Spätantike an

=> in Zusammenhang damit Schriftreform ausgehend von den Zentren Corbie und Tours

► Karolingische Minuskel (um 810/20) als standardisierte Kleinbuchstabenschrift auf Vierliniensystem

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16
Q

Weiterentwicklung der Karolingischen Minuskel im 9.-12. Jh.

A

nachkarolingische / romanische Minuskel bleibt bis zum 12. Jh. bestimmende Schrift in
Europa, Basis aller wichtigen Formen der lateinischen Buchschrift Europas bis heute.

17
Q

Schrägovaler Stil

A

In Süddeutschland unter Heinrich II. Schrift der großen südostdeutschen Malschulen
des 11./12. Jh.s

18
Q

Gotische Schriften

A

Ab ca. 1200 in Belgien und Nordfrankreich.
Weiterentwicklung der karolingischen Minuskel zur (früh-)gotischen Minuskel bzw. gotischen Schriftenfamilie.

Kennzeichen: Brechungen von Buchstaben an den Schäften und in den Bögen.

19
Q

Zwei Typen der gotischen Schrift:

A

Geformte gotische Buchschriften: kantig „gebrochenes“ Schriftbild mit durchgängiger gerader Linienführung

Kursive gotische Schriften

20
Q

Wann wurde die geformte gotische Buchschrift verwendet ?

A

seit dem 11. Jh. in Belgien / Nordfrankreich, Blüte in Deutschland im 13./14. Jh.

21
Q

4 Etapen der Geformten gotischen Buchschrift

A
  1. Frühgotische Minuskel (ab 13. Jhd)
  2. Gotische Minuskel (Textura oder Missalschrift)
    konsequenteste Verwirklichung des gotischen Stils: keinerlei runde Formen
  3. Rundgotische Minuskel (Rotunda) (14. Jh.)
    bestimmender Typus der geformten gotischen Buchschrift: abgerundete Formen
  4. Universitätsschriften
    individuelle Schreibstile an den Universitäten für Fachtexte, z.B. littera Parisiensis, Oxoniensis und Bononiensis
  5. Perlschrift
    Sonderform der frz. Textura für kleinformatige Bibelhss. des 13./14. Jh., sehr kleine
    Schrift, daher Verzicht auf Brechungen zur besseren Lesbarkeit
22
Q

Kursive gotische Schriften

A

entwickeln sich aus der auf einfachere Formen reduzierten Buch- und Urkundenschrift seit Ende des 12. Jh.s zunächst im Kanzleiwesen,

seit 14. Jh. Buchschrift, auch unter
dem Einfluß der Papiererfindung
verwendet v.a. für intensive persönliche Schreibtätigkeit und für volkssprachliche Literatur

23
Q

Tendenzen im Spätmittelalter

A
  • Verfall der kursiven Schriften
  • Entstehung von Mischformen:

v.a. Bastarda (Buchkursive)
14./15. Jh.: Mischform, internationale Buchschrift

24
Q

Herausbildung frühneuzeitlicher Schriften auf gotischer Basis:

A
  • Fraktur: ursprünglich Kanzleischrift, dann hochkalligraphische Buchschrift in Hs. und Druck; sehr stilisierte Bastarda
  • Kurrentschrift
    seit dem 16. Jh. allgemeine Schreibschrift, bis 1941 Grundschrift im Schulunterricht
  • deutsche Kanzleischrift; seit dem 16. Jh. Urkunden- und Buchschrift
25
Q

Rezeption italienischer Humanistenschriften:

A
  • humanistische Minuskel (Humanistica formata / Antiqua)

=> um 1400 aus der karolingischen Minuskel entwickelt, löste in Italien die gotischen Schriften ab und wurde in Europa als Schrift der humanistischen Gelehrten und später der Reformatoren gepflegt

=>Ausdruck einer neuen Geisteshaltung: Rückgriff auf die Antike

  • humanistische Kursive:

=> um 1420 durch Niccolò Niccoli entwickelte Neuschöpfung ohne Vorbild in der karolingischen Minuskel;

=> nach rechts schräggestelltes Schriftbild