Handschriftenkundliche Terminologie Flashcards
Abbreviatur
Standardisierte Abkürzung im Text zur Platzersparnis und Beschleunigung des
Schreibens, z.B. inĉ = incipit, sĉs = sanctus
Bifolium
Doppelblatt; ein oder mehrere ineinandergelegte Doppelbätter bilden eine Lage.
Explicit
Schlussformel eines Textes (subscriptio) mit Angabe des Titels bzw. Themas, ggf. des
Autors; manchmal auch mit Schreibervermerk und Datum;
bei Drucken = Kolophon, Impressum
Foliierung
Blattzählung (< lat. folium, abgekürzt fol., f.)
recto : Blattvorderseite
verso: Blattrückseite
Illuminierung
Buchmalerei (< lat. illuminare), Buchschmuck durch Initialen, Ornamente oder Bilder
(Miniaturen < lat. minium = Mennige, Zinnober), i.d.R. durch eine andere Person als
den Schreiber
Incipit
Erster Satz bzw. Anfang des Textes (auch: Initium) mit Angaben zum Titel bzw. Thema
(Hic incipit liber…), häufig hervorgehoben durch besondere Schrift (Auszeichnungsschrift) oder Farbe
Initiale
Durch größere oder farbige Schrift hervorgehobener Anfangsbuchstabe (< lat. initium)
eines Textes oder Abschnittes
Interkolumnium
leerer Raum zwischen zwei Textspalten
Kodex
Handschrift; Buchblock gebildet aus mehreren Lagen Pergament oder Papier
Kodikologie
Handschriftenkunde
Kollation
Lagenformel: Angabe der Lagen einer Handschrift in Form einer mathematischen
Formel, z.B. III6 + (IV - 1)13 + 5 IV53
Kolophon
Bei Drucken: Schlussformel eines Textes (subscriptio) mit Angabe des Titels bzw. Themas, ggf. des
Autors; manchmal auch mit Schreibervermerk und Datum
Kolumnen
Spalten des Textes einer Seite, üblicherweise mit Kleinbuchstaben a, b, … gezählt (z.B. fol. 156rb)
Kustode
Lagenzählung durch Zahl/Buchstabe, aber auch am Schluss einer Lage stehende Anfangswörter der nächsten Lage; auch Reklamante
Lage
Gefaltete und ineinandergelegte Doppelblätter, aus denen sich der Codex zusammensetzt:
Unio (I) Lage mit 1 Doppelblatt
Binio (II) Lage mit 2 Doppelblättern
Ternio (III) 3 Doppelblätter
Quaternio (IV) 4 Doppelblätter
Quin(tern)io (V) 5 Doppelblätter
Sexternio (VI) 6 Doppelblätter
Lagenzählung
Zählung der Lagen eines Codex durch römische oder arabische Ziffern oder Buchstaben
am Beginn oder Ende der Lagen; in Drucken = Bogensignatur
Ligatur
Buchstabenverbindung, Verschmelzung mehrerer Buchstaben beim Schreiben,
z.B. & = et
Paginierung
Seitenzählung (< lat. pagina, abgekürzt pag., p.)
Paläographie
Wissenschaft von der Entwicklung historischer Schriften (Antike und Mittelalter)
Palimpsest
Pergament, das nach Abwaschen oder Abschaben der ersten Schrift erneut beschrieben
worden ist. Die erste Schrift kann chemisch (problematischer Prozess), fotografisch
oder digital wieder sichtbar gemacht werden.
Reklamante
Am Schluss einer Lage stehende Anfangswörter der nächsten Lage; auch: Kustode
Rubrizierung
Hervorhebungen mit (meist) roter Tinte, z.B. für Initialen, Überschriften, wichtige
Wörter, Paragraphenzeichen (< lat. rubrum = rot)
Schreibmeister
(Meist weltliche) Lehrer des Lesens und Schreibens in Spätmittelalter und früher Neuzeit.
Zur Werbung benutzten sie Schriftproben (Schreibmeisterblätter) und für den Unterricht Musterbücher mit verschiedenen Schriften (Schreibmeisterbücher)
Stationarius
Von mittelalterlichen Universitätsstädten autorisierte Abschreiber bzw. Handschriftenverleiher bzw. -händler, die über für das Studium notwendige Texte verfügten
Scriptorium
Schreibstube eines Klosters, Domstifts (< lat. scribere)
Stundenbuch
(Book of Hours, Livre d’Heures) Für Laien bestimmte Gebetbücher, besonders im Spätmittelalter in großer Zahl hergestellt und mit Bildfolgen geschmückt
Serife
Feder wird gedreht für einen kleinen Querstrich an der Basis
Duktus
Führung der schreibenden Hand und bezeichnet den Schreibstil, das Charakteristische einer persönlichen Handschrift.
Reklamante
Am Schluss einer Lage stehende Anfangswörter der nächsten Lage