Einbandkunde Flashcards

1
Q

Was ist der “Wert” des historischen Bucheinbands?

A

ästhetisch: kunsthandwerkliches Objekt mit jeweils spezifischer stilistischer Gestaltung

(aber: nur ein geringer Prozentsatz der Einbände künstlerisch dekoriert)

  • buchgeschichtlich: Träger wichtiger Indizien für die Herkunft und Geschichte des Buches
  • konservatorisch: stark verlustgefährdet, da der am
    stärksten beanspruchte Teil des
    Buches; je älter, desto seltener
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2
Q

Die Entwicklung des Bucheinbands beim Übergang
von der Rolle zum Codex

ROLLE

A

Aufbewahrung stehend in Krügen oder Gefäßen oder liegend in Schränken (Schutzhülle aus Pergament, Köcher)

=> kein Einband, sondern um Stab aufgewickelt, dessen gebogene Enden herausragten und der beim Lesen herausgezogen wird:

mit rechter Hand abrollen, mit linker aufrollen, bisweilen Anfang und Ende verstärkt

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3
Q

Die Entwicklung des Bucheinbands beim Übergang
von der Rolle zum Codex

CODEX

A

Pergamentlagen bedürfen der Verbindung durch Heften und des Schutzes durch einen Umschlag aus Leder oder Holz

Zwischenstufen der Entwicklung: antike Dypticha und Polypticha,
Einlagencodex aus Papyrus mit Holzdeckeln (2. Jh.), Mehrlagencodex seit dem 4. Jh.

=> beim Übergang zu Pergament als Beschreibstoff schwere, lederüberzogene Holzdeckel und Schließen erforderlich

=> Verzierung des Leders und Verwendung des Äußeren als Informationsträger (Titel, Besitzer)

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4
Q

Von wem wurden Prachteinbäde hergestellt?

A

meist nicht von Buchbindern, sondern von Goldschmieden und Elfenbeinschnitzern
hergestellt

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5
Q

Für welche Schriften eigneten sich Prachteinbände besonders?

A

=> hauptsächlich für (illuminierte) liturgische Handschriften (Evangeliare und Evangelistare, Sakramentare etc., oft mit Reliquien) als dem wichtigsten Buch geistlicher Institutionen

=> auch für herausragende Einzelhandschriften im Privatbesitz (Stundenbücher)

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6
Q

Verwendete Materialien von Prachteinbänden:

A
  • Edelmetalle (Gold, Silber)
  • Edelsteine, antike Gemmen und Kameen, Perlen
  • Elfenbein
  • Email
  • Stoff (Samt, Seide), auch bestickt
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7
Q

Was gab es für Schnittdekor?

A

Punzierung oder Bemalung

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8
Q

Welche Materialien wurden für Gebrauchseinbände verwendet?

A
  • Deckel aus Holz oder Pappe (seit der Renaissance)
  • Überzug aus Leder (Ganz-, Halb-, Viertel-), Pergament oder Papier
  • Lederarten: Rind, Kalb, Schwein, Schaf, Ziege (Maroquin)
  • Metallbeschläge und -schließen
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9
Q

Welches Dekor wurde für Gebrauchseinbände verwendet?

A
  • Pressung blind, schwarz oder in Gold (ab Ende 15. Jh.)
  • Streicheisenlinien, Stempel, Rollen, Platten, seit der Renaissance auch ornamentaler
    Dekor (über Venedig aus islamischen Ländern vermittelt)
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10
Q

karolingische/ottonische Einbände (9./10. Jh.)

A

nur 78 Originaleinbände erhalten, aus Klosterwerkstätten wie Freising, Fulda, Reichenau,
St. Gallen.

Sehr dicke Holzdeckel, meist mit Wildleder bezogen, Rückenlappen, schlichter Dekor:

In der Regel wurde aus Streicheisenlinien ein Rahmen gebildet, das rechteckige Feld dann durch Diagonalen geteilt, schließlich über den ganzen Deckel Einzelstempel (seit etwa 700 Blinddrucktechnik) unregelmäßig verstreut.

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11
Q
  • romanische Einbände (12./13. Jh.)
A

Etwa 139 bekannt, Ursprung: Paris, dann England; Import nach Deutschland.

Meist braunes Rinds- oder Kalbleder, manchmal auch rötlich gefärbtes Wildleder;

Neubildung und Differenzierung der Formen, reicher Formenschatz mit Menschen- und
Tierdarstellungen, Flechtwerkstempel, pflanzliche Motive.

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12
Q

Geschichte der gotischen Blinddruckeinbände (1460-1510/20)

A

Hergestellt in Kloster- und zunehmend auch in bürgerlichen Werkstätten; in den Städten
erste Laien-Buchbinder.

Die ansteigende Buchproduktion des Spätmittelalters zog auch eine erhebliche Zunahme der Zahl der erhaltenen Einbände nach sich.

Als Handelsobjekt wurde das Buch zunächst ungebunden (in Fässern) vertrieben und erst vom Endabnehmer mit einem Einband versehen; bereits im 15. Jh. lassen sich aber enge Geschäftsverbindungen zwischen Buchdruckern und Buchbindern feststellen.

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13
Q

gotische Blinddruckeinbände (1460-1510/20)

A
  • Kalbleder und weißgegerbtes Schweinsleder
  • stark betonte Bünde
  • Abschrägung der Deckelkanten
  • Dekor mit Metallstempeln, dabei Einbandgestaltung durch den Buchbinder mittels der in seiner Werkstatt vorhandenen Stempel
  • viele Buchbinder namentlich bekannt (archivalische Quellen und Namensstempel).
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14
Q

Sonderformen mittelalterlicher Einbände:

A
  • Kettenband
  • Beutelbuch
  • Kopert
  • Hornplatteneinband
  • Holzschnittumschlag (für dünne Drucke, ohne Holzdeckeleinband)
  • Lederschnitt
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15
Q

Vorteile der Einzelstempel?

A

weisen eine große Vielfalt der Motive und Formen auf und können zu größeren Motiven kombiniert werden, damit sehr individuelle Gestaltungen möglich

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16
Q

Wie helfen Stempel und deren Vergleich in der Forschung?

A

Stempelvergleich erlaubt die Zuordnung einzelner Einbände zu bestimmten Buchbindern / Regionen / Epochen

17
Q

Lederschnitt (v.a. 14./15. Jh.)

A

Zeichnung wird auf
angefeuchteten Buchdeckel mit
Messer eingeritzt und mit stumpfem Instrument verbreitert

z.T. plastisch unterlegt;
373 Beispiele erhalten + 65 mit Lederzeichnung

18
Q

Kopert

A

flexibler Pergamenteinband

19
Q

Vorteile der Rollenstempel?

A

Sie erlauben eine stärkere Mechanisierung des Schmucks, werden in den folgenden Jahrhunderten das wichtigste Instrument.

20
Q

Wo wird der Plattenstempel verwendet und was ist dessen Vorteil?

A

Sie werden in den Niederlanden schon seit dem 13. Jh. verwendet, sind dann besonders typisch für das 16. Jahrhundert;

=> Der Prägevorgang erfolgt mittels einer Presse, daher sind trotz der größeren Fläche tiefere Prägungen als durch Stempel oder Rollen möglich.

21
Q

Punzierung

A

Muster, das mittels Prägung auf einem Stück Metall oder Leder angebracht wird. Unter Verwendung eines sogenannten Punziereisens wird in der Regel von Hand die gewünschte Markierung auf dem Material eingedrückt, wobei es nicht zum Abtrag des Materials kommt, sondern dieses verformt wird.

22
Q

Makulatur

A

Verwendung vorher beschriebenen Pergaments/Papier als Einband