Oper Flashcards
Welche gesellschaftliche Funktion hatte die Oper im Italien des 18. Jahrhunderts?
Die Oper diente der Volksbildung, insbesondere des mittleren Bürgertums. Sie machte das Publikum mit klassischen Dramen, antiker Mythologie, Vers-Epen der Renaissance und historischen Ereignissen bekannt.
Wie viele Opern wurden in Italien im 18. Jahrhundert jährlich etwa produziert?
Es wurden jährlich etwa 80 bis 100 Opern einstudiert.
Wie viele Vorstellungen einer Opernproduktion gab es typischerweise in einer Saison?
Es gab bis zu 30 Vorstellungen pro Produktion in einer Saison.
Welches war das wichtigste Zentrum der Opernproduktion im 18. Jahrhundert?
Venedig war ein herausragendes Zentrum, aber auch Rom, Neapel und Bologna waren wichtig.
Wie oft ging ein Opernbesucher, der es sich leisten konnte, typischerweise in die Oper?
Opernbesucher, die es sich leisten konnten, gingen oft mehrmals pro Woche in die Oper und sahen sich dieselbe Produktion im Laufe einer Saison 15-20 Mal an.
Wie war das Verhältnis zwischen Bühne und Zuschauerraum im Opernhaus des 18. Jahrhunderts?
Es gab keine klare optische oder architektonische Trennung zwischen dem Zuschauerraum und der Bühne.
Wie waren die Sängerinnen und Sänger in der Oper des 18. Jahrhunderts gekleidet?
Die Sänger trugen ähnliche Kleidung wie das Publikum, nämlich die höfische Kleidung der Barockzeit. Es gab also keine speziellen Kostüme im heutigen Sinne.
Wo befand sich das Orchester im Opernhaus des 18. Jahrhunderts, und wer leitete es?
Das Orchester war nicht in einem Orchestergraben versenkt. Es wurde von einem der beiden Cembalisten geleitet.
Wann war Opernsaison im 18. Jahrhundert?
Die Hauptsaison war die Karnevalszeit, vom 26. Dezember bis zum Aschermittwoch.
Es gab möglicherweise eine Frühjahrssaison um Christi Himmelfahrt und/oder eine Herbstsaison. Außerdem wurden Opern zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen oder Namenstagen von Fürsten aufgeführt.
Gab es im 18. Jahrhundert ein festes Opernrepertoire, das über längere Zeit gespielt wurde?
Nein, es gab kein festes Repertoire im heutigen Sinne. Eine neue Oper wurde in der Regel nur für eine Saison gespielt und dann möglicherweise von anderen Theatern übernommen, wobei sie oft umgearbeitet und angepasst wurde.
Was waren “arie di baule” und welche Rolle spielten sie?
“Arie di baule” (Koffer-Arien) waren besonders erfolgreiche Arien, die Sänger von Aufführung zu Aufführung mitnahmen und in verschiedene Opern einfügten, auch wenn diese Opern ein anderes Libretto hatten.
Was war das “Bleibende” an einer Opernaufführung im 18. Jahrhundert, was das Veränderliche?
Das Libretto (der Text) war das Bleibende, das immer wieder neu vertont wurde. Die Musik hingegen war veränderlich und wurde oft nur für eine Saison verwendet.
Nenne drei Merkmale der venezianischen Oper des 17. Jahrhunderts, bevor sie durch Apostolo Zeno reformiert wurde.
- Verbindung von ernsten und komischen Elementen
- Vielzahl und Vielfalt von an der Handlung beteiligen Personen: Götter, Adlige, einfache Leute (diese häufig komisch)
- Vielfalt der musikalischen Formen, unschematische Szenenbildung (rezitativische, ariose, liedhaft-geschlossene Sätze, Ritornellformen, strophische Arien, Sätze mit ostinatem Bass)
Woran orientierte sich Apostolo Zeno bei seiner Opernreform?
Zeno orientierte sich an der klassizistischen französischen Tragödie des 17. Jahrhunderts (z.B. Corneille, Racine).
Nenne drei wesentliche Veränderungen, die Zeno in der Oper durchführte.
- Zeno entfernte komische Elemente und alles, was von der Haupthandlung ablenkte.
- Er trennte die Stilhöhen (tragisch und komisch).
- Es gab eine Reduktion auf wenige Hauptfiguren.
Wer führte die Opernreform Zenos weiter, und wie wurde die reformierte Oper genannt?
Pietro Metastasio führte die Reform weiter. Die reformierte Oper wurde als “Dramma per musica” bezeichnet, umgangssprachlich auch “Opera” oder “Opera seria”.
Wer war Pietro Metastasio, und welche Rolle spielte er in der Geschichte der Oper?
Metastasio war ein italienischer Dichter, der als kaiserlicher Hofdichter in Wien tätig war. Er schrieb 27 “Drammi per musica” (Opernlibretti), die von über 300 Komponisten vertont wurden und die Oper des 18. Jahrhunderts maßgeblich prägten.
Am häufigsten vertonte Opernlibretti:
- Didone abbandonata
- Alessandro nell’Indie
- Artaserse
- L’Olimpiade
Wann und wo wurde Metastasios L’Olimpiade uraufgeführt, und wer komponierte die Musik?
Die Uraufführung fand 1733 in Wien statt, die Musik stammte von Antonio Caldara.
Nenne zwei musikalische Merkmale, die für die Arie “Superbo di me stesso” (Vivaldi) typisch sind.
- Die Arie ist im raschen Tempo (Allegro) und steht in Dur.
- Sie hat eine klare, eingängige Melodie.
- Sie enthält virtuose Koloraturen (schnelle Tonfolgen) für den Sänger.
- Es gibt einen deutlichen Wechsel zwischen forte und piano.
- Sie hat die Form einer Da-Capo-Arie (A-B-A’).
Was war eine “scrittura” im Kontext der Oper des 18. Jahrhunderts?
Eine “scrittura” war ein Kompositionsauftrag, oft für die Vertonung eines bereits existierenden Librettos.
Was ist der Hauptunterschied zwischen der venezianischen Oper des 17. Jahrhunderts und der Metastasianischen Oper in Bezug auf die Handlung?
Die venezianische Oper vermischte ernste und komische Elemente, während die Metastasianische Oper sich auf ernste Handlungen mit einem glücklichen Ende konzentrierte.
Wie unterschied sich die Anzahl der Solisten in der venezianischen Oper und der Metastasianischen Oper?
Die venezianische Oper hatte eine große Anzahl von beteiligten Personen, während die Metastasianische Oper die Zahl der Solisten auf 5-7 beschränkte.
Wie ist der Text eines Rezitativs im “Dramma per musica” typischerweise formatiert?
Der Text eines Rezitativs ist wie ein Prosatext formatiert, also nicht in strengen Versen oder Strophen angeordnet. Reime sind im Rezitativ eher die Ausnahme.
Welche Versarten werden im Rezitativ verwendet?
Es werden “versi sciolti” (ungereimte Verse) verwendet, meist Elfsilbler (endecasillabo) und Siebensilbler (settenario). Man muss auf Verschleifungen (Elisionen, Synalöphen) achten, bei denen Vokale am Wortende und -anfang verschmelzen.