OG Klausur Flashcards
Welche Verzerrungstendenzen können im diagnostischen Prozess auftreten?
Im diagnostischen Prozess können Verzerrungen sowohl auf Seiten des Diagnostikers als auch auf Seiten der befragten Person im Selbstbericht auftreten.
1. Verzerrungstendenzen im diagnostischen Prozess, die auf Seiten des Diagnostikers auftreten können:
- Repräsentativitätsheuristik: Ergebnisse werden als wahrscheinlicher eingeschätzt, je besser sie die zugrundeliegende Grundgesamtheit repräsentieren.
- Verfügbarkeitsheuristik: Urteile werden beeinflusst von der Leichtigkeit, mit der Informationen aus dem Gedächtnis abgerufen werden können. Informationen, die leicht verfügbar sind, werden bei der Entscheidungsfindung stärker berücksichtigt.
- Simulationsheuristik: Ereignisse erscheinen dem Beurteiler umso wahrscheinlicher, je leichter sie mental simuliert werden können.
- Ankerheuristik: Eingangshypothesen werden beibehalten, auch wenn es Hinweise gibt, diese zu überdenken.
- Voreilige Schließungen: Die Gefahr, dass vorzeitige Entscheidungen ohne hinreichende Prüfung aller relevanten Informationen getroffen werden.
- Bestätigungsfehler (confirmation bias): Informationen werden gesucht, die die bestehende Hypothese bestätigen. Widersprüchliche Informationen werden ignoriert/weniger berücksichtigt.
- Affektive Reaktionen: Emotionale Reaktionen, die diagnostische Urteile beeinflussen können.
❗️Es ist wichtig, sich dieser bewusst zu sein (durch Schulungen und Strategien zur Erkennung) und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen (Regelgeleitete Hypothesengenerierung, Integration verschiedener methodischer Ansätze und Datenquellen, Erfassung zu verschiedenen Zeitpunkten und Situationen, Betstimmung der Interrater-Reliabilität, Transparenz diagnostischer Entscheidungen), um Verzerrungstendenzen weitestgehend zu minimieren und eine möglichst objektive und zuverlässige diagnostische Einschätzung zu gewährleisten.
2. Verzerrungstendenzen in Fragebögen/Selbstbericht:
- Soziale Erwünschtheit (Impression-Management): Tendenz, in Abhängigkeit von der vermuteten gesellschaftlich-sozialen Erwartung vermeintlich sozial akzeptierte Merkmale als stärker ausgeprägt darzustellen. Bewusste Dissimulation von Reaktionen oder die Kontrolle von Reaktionen, um bei anderen einen positiven Eindruck zu hinterlassen ( → Fremdtäuschung)
- Selbsttäuschende Erhöhung (Self-enhancement): Tendenz zur Positiven Verzerrung im Antwortverhalten, um das Selbstbild zu schützen bzw. das Selbstwertgefühl aufrechtzuerhalten (→ Selbsttäuschung)
- Akquieszenz: Tendenz, Aussagen in einem Fragebogen zuzustimmen
- Tendenz zur Mitte/Infrequenz: Tendenz bei ungerader Anzahl von Antwortmöglichkeiten die mittlere auszuwählen
- Tendenz zu Extremantworten: Tendenz, möglichst demonstrativ zu antworten. Unter Umständen ohne inhaltlichen Bezug zur Fragestellung.
- Simulation: Vortäuschen von Krankheitssymptomen (z.B. stellt sich eine Person als weniger leistungsfähig dar, als sie es tatsächlich sind)
- Aggravation: Bewusste Übertreibung vorhandener Krankheitssymptome
- Dissimulation: Bagatellisieren oder Weglassen von Symptomen, obwohl sie vorhanden sind
❗️Verzerrungstendenzen im Selbstbericht können in Reaktionssets (in Abhängigkeit mir Konstrukt/Item) und Reaktionsstile (in Abhängigkeit mit Persönlichkeitsmerkmalen) unterteilt werden. Verzerrungstendenzen sind bewusst. Verzerrungstendenzen stellen eine Form des Täuschens dar. Verzerrungstendenzen beziehen sich zumeist auf andere Personen.
Tabelle mit Mittelwerten/Standartabweichungen.
Skalenwert Mittelwert Standardabweichung
z-Werte 0 1
T-Werte 50 10
IQ-Werte 100 15
Z-Werte 100 10
C-Werte 5 2
Sten-Werte 5,5 2
Stanine-Werte 5 2
Gütekriterien der Testkonstruktion.
Hauptgütekriterien
1. Objektivität: Unabhängigkeit der Durchführung, Auswertung und Interpretation des Tests/der Testergebnisse von der Testleitung, Testsituationsmerkmalen und Auswertern/interpretierender Person.
- Durchführungsobjektivität: Unabhängigkeit von durchführender Person und Ort der Erhebung.
- Auswertungsobjektivität: Unabhängigkeit von auswertender Person.
- Interpretationsobjektivität: Unabhängigkeit von interpretierender Person der Ergebnisse des Verfahrens.
2. Reliabilität: Zuverlässigkeit und geringe Messfehlerabhängigkeiten psychologischer Messungen bei Wiederholung. beschreibt die Messgenauigkeit eines diagnostischen Verfahrens bei Messwiederholung unter Berücksichtigung der Präzision und Konsistenz der Testergebnisse, unabhängig vom Konstrukt. Je geringer die Messfehlereinfluss, desto größer ist die Reliabilität. Sie ist an den 4 Annahmen der KTT ausgerichtet. Es gibt 4 Koeffizienten zur Schätzung der Reliabilität.
- Retest-Reliabilität
- Paralleltest-Variabilität
- Testhalbierungs-Reliabilität
- Cronbachs Alpha
3. Validität: Gültigkeit einer Messung. Das Ausmaß, in dem eine Messung gemäß wissenschaftlicher Standards inhaltlich das Konstrukt abbildet, das gemessen werden soll.
- Kontentvalidität (Inhaltsvalidität): Stellen die Items eine repräsentative Stichprobe aus dem Itemuniversum zur Erfassung des Konstrukts dar?
- Kriteriumsvalidität: Inwieweit können anhand des Tests Merkmale vorhergesagt werden, die mit dem zu erfassenden Konstrukt zusammenhängen?
- Konstruktvalidität: Inwieweit können die Testwerte im Sinne des zu erfassenden Konstrukts interpretiert werden?
- Augenscheinvalidität: Ist für einen Laien offensichtlich, welches Konstrukt gemessene werden soll? Akzeptanz/Transparenz
- Konvergente Validität: Leisten die Testwerte hohe Zusammenhänge mit anderen Tests, die dasselbe Konstrukt erfassen?
- Diskriminante Validität: Test sollte keine Zusammenhänge mit Tests aufweisen, die andere Konstrukte erfassen, die vom zu erfassenden Konstrukt unabhängig sind.
Nebengütekriterien
4. Testökonomie: Test sollte mit minimalen Zeit-, Kosten- und Materialaufwand durchfürbar sein.
5. Testfairness: Test darf keine Gruppen/Personen systematisch benachteiligen.
6. Skalierung: Testwerte sollten verbal ausgedrückten Merkmale in adäquate mathematische numerische Zahlen umformen.
7. Normierung: Test sollte normierte Bezugssysteme verwenden.
8. Zumutbarkeit: Die körperliche, zeitliche und mentale Belastung, die mit diagnostischem Verfahren verbunden sind sollten für Probanden zumutbar sein.
9. Akzeptanz: Testpersonen sollten den Test als angemessen und Transparent empfinden.
10. Nützlichkeit: Test sollte relevante Information für eine konkrete Fragestellung liefern.
11. Unverfälschbarkeit: Test sollte möglichst wenig durch Testverhalten manipulierbar sein.
12. Messäquivalenz: Test sollte bei verschiedenen Gruppen die gleiche Messqualität gewährleisten.
Fachliche/Ethische/Rechtliche Standards psychologischer Gutachten.
Dienen dazu, die Qualität, Integrität und Verantwortlichkeit der Gutachten sicherzustellen. Diese Standards dienen dem Schutz der Rechte und Interessen der Betroffenen, der Sicherstellung von Gerechtigkeit und Fairness sowie der Gewährleistung der Qualität und Verlässlichkeit der psychologischen Begutachtung.
Ethische und rechtliche Standards:
• Einhaltung von Schweigepflicht und Offenbarungspflicht
• Transparenz im diagnostischen Prozess
• Fairness und Respekt gegenüber dem Klienten
• Neutralität, Objektivität, Unabhängigkeit, Unbestechlichkeit
b) Fachliche Standards: Diese Standards beziehen sich auf die fachliche Kompetenz und Qualität der Gutachter:
• hinreichende fachliche Qualifikation
• wissenschaftsorientiertes Vorgehen bei der Bearbeitung der Fragestellung
Facetten der Validität mit Beispielhafter Fragestellung.
Konstruktvalidität: Inwieweit können die Testwerte im Sinne des zu erfassenden Konstrukts interpretiert werden?
Konvergente Validität: Weisen die Testwerte hohe Zusammenhänge mit denen anderer Tests zur Erfassung desselben Konstrukts auf?
Diskriminante Validität: Weist der Testwert keine oder nur geringe Zusammenhänge mit den Testwerten anderer Tests auf, die andere Konstrukte erfassen, die von dem zu erfassenden Konstrukt unabhängig sein sollen?
Inhaltsvalidität (Kontentvalidität): Stellen die Items eine repräsentative Stichprobe von Items zur Erfassung des Konstrukts dar?
Kriteriumsvalidität: Können anhand des Tests Merkmale vorhergesagt werden, die mit dem zu erfassenden Konstrukt zusammenhängen sollen?
Augenscheinvalidität: Ist einem Laien offensichtlich, welches Konstrukt gemessen werden soll?
Testkonstruktion zum Thema Schulangst.
1. Festlegung des zu erfassenden Konstrukts: Klare Definition des Konstrukts Schulangst und theoretische Erfassung (multidimensionales Konstrukt, Prüfungsangst/soziale Angst etc., kontinuierliches Merkmal, dass auf Skala gemessen werden muss).
2. Erstellung eines Itempools: Die Itemauswahl erfolgt am Konstrukt Schulangst. Erstellung eines Itempools, um alle relevanten verschiedenen Dimensionen der Schulangst zu repräsentieren („Vor Klassenarbeiten bin ich nervös“ - Prüfungsangst / „Ich habe Angst, in der Klasse zu sprechen“ - Soziale Angst).
3. Auswahl des Antwortfomats/Itemformats: Für diesen Fragebogen empfiehlt sich ein geschlossenes Antwortformat, das die Stimmung/Ablehnung von Aussagen auf einer Skalierung von 1-5 erfasst. Dies erhöht die Objektivität und ermöglicht eine präzise Messung des Konstrukts Schulangst.
4. Itemanalyse und -auswahl: Expertenurteile und Prozessanalysen werden herangezogen, um geeignete Items für den Fragebogen auszuwählen. Es werden empirische Untersuchungen durchgeführt, um die psychometrische Güte der Items zu überprüfen. Dabei werden Kriterien wie Passung zum theoretischen Modell, Schätzgenauigkeit, Ökonomie, Zumutbarkeit, Testfairness und Unverfälschbarkeit berücksichtigt, um die endgültigen Items auszuwählen.
5. Testanalyse: Nach Auswahl der Items wird der Fragebogen einer neuen repräsentativen Stichprobe von Schülern vorgelegt, um die allgemeinen Güteeigenschaften des Tests zu untersuchen. Es werden relevante Gütekriterien, einschließlich Konstruktvalidität, Reliabilität und Ökonomie erneut untersucht und dokumentiert.
6. Skalierung und Normierung: Fragebogen zur Erfassung von Schulangst wird anhand psychometrischer Modelle, wie dem Rasch-Modell, skaliert, um die latenten Merkmalsausprägungen zu schätzen. Normorientierte Transformationen werden verwendet, um Skalenwerte zu bilden und die Testergebnisse vergleichbar zu machen.
7. Testdokumentation: Erstellung eines Testhandbuchs, das verschiedene Aspekte des Fragebogens zur Schulangst umfasst. Dieses beinhaltet theoretische Grundlagen, Itembeschreibungen, Antwortformat und Normen.
8. Weitere Güte und Testrevision: Nach Veröffentlichung des Fragebogens folgt die fortlaufende Konstruktvalidierungsstudien und Durchführung möglicher Testrevisionen. Es werden weitere Untersuchungen zur Nützlichkeit des Tests durchgeführt, um sicherzustellen, dass der Fragebogen praktische Relevanz besitzt und mehr Nutzen als Schaden bietet.
Gütekriterien bei der Itemauswahl.
- Nach der Erstellung eines Itempools werden passende Items auf Basis von empirischen Studien und nach Gütekriterien ausgewählt.
- Expertenurteile prüfen Items und Instruktionen fachlich. Prozessanalysen mit einer repräsentativen Stichprobe klären Verständnisschwierigkeiten und Testbearbeitungsprozesse.
- Durchführung Empirischer Untersuchungen zur psychometrischen Güte der Items und Prüfung anhand testtheoretischer Modelle. Die Auswahl folgt nach folgenden Gütekriterien:
- Passung zum Modell: Items müssen Anforderungen des psychometrischen Modells entsprechen.
- Schätzgenauigkeit: Auswahl der Items, die einen möglichst hohen Beitrag zur Schätzung latenter Variablen leisten.
- Ökonomie: Der Test soll möglichst wenig Ressourcen (Zeitlich, Materiell, Kosten) verbrauchen, also werden Items gewöhnt, die Ökonomie durch ihre hohe Genauigkeit ermöglichen, um die Durchführungszeit möglichst gering zu halten.
- Zumutbarkeit: Test sollte Personen nicht unverhältnismäßig (in mentaler, körperlicher und zeitlicher Hinsicht) belasten. Lange oder zu Schwierige Tests können belastend sein.
- Testfairness: Tests sollten keine Personengruppen systematisch benachteiligen. Eliminierung von Items mit unterschiedlichen Eigenschaften in Subgruppen.
- Unverfälschbarkeit: Tests sollten nicht durch testverhalten verfälscht werden können. Besondere Relevanz bei Tests mit hoher Augenscheinvalidität. Untersuchung und Eliminierung leicht verfälschbarer Items.
Reliabilität
- Reliabilität: Zuverlässigkeit und geringe Messfehlerabhängigkeiten psychologischer Messungen bei Wiederholung. beschreibt die Messgenauigkeit eines diagnostischen Verfahrens bei Messwiederholung unter Berücksichtigung der Präzision und Konsistenz der Testergebnisse, unabhängig vom Konstrukt. Je geringer die Messfehlereinfluss, desto größer ist die Reliabilität. Sie ist an den 4 Annahmen der KTT ausgerichtet. Es gibt 4 Koeffizienten zur Schätzung der Reliabilität.
- Retest-Reliabilität
- Paralleltest-Variabilität
- Testhalbierungs-Reliabilität
- Cronbachs Alpha
Validität
- Validität: Gültigkeit einer Messung. Das Ausmaß, in dem eine Messung gemäß wissenschaftlicher Standards inhaltlich das Konstrukt abbildet, das gemessen werden soll.
- Kontentvalidität (Inhaltsvalidität): Stellen die Items eine repräsentative Stichprobe aus dem Itemuniversum zur Erfassung des Konstrukts dar?
- Kriteriumsvalidität: Inwieweit können anhand des Tests Merkmale (Kriterien) vorhergesagt werden, die mit dem zu erfassenden Konstrukt zusammenhängen?
- Konstruktvalidität: Inwieweit können die Testwerte im Sinne des zu erfassenden Konstrukts interpretiert werden?
- Augenscheinvalidität: Ist für einen Laien offensichtlich, welches Konstrukt gemessene werden soll? Akzeptanz/Transparenz
- Konvergente Validität: Leisten die Testwerte hohe Zusammenhänge mit anderen Tests, die dasselbe Konstrukt erfassen?
- Diskriminante Validität: Test sollte keine Zusammenhänge mit Tests aufweisen, die andere Konstrukte erfassen, die vom zu erfassenden Konstrukt unabhängig sind
- Itemanalyse und -auswahl: Expertenurteile und Prozessanalysen werden herangezogen, um geeignete Items für den Fragebogen auszuwählen. Es werden empirische Untersuchungen durchgeführt, um die psychometrische Güte der Items zu überprüfen. Dabei werden Kriterien wie Passung zum theoretischen Modell, Schätzgenauigkeit, Ökonomie, Zumutbarkeit, Testfairness und Unverfälschbarkeit berücksichtigt, um die endgültigen Items auszuwählen.
- Testanalyse:
- Nach Auswahl der Items wird der Fragebogen einer neuen repräsentativen Stichprobe von Schülern vorgelegt, um die allgemeinen Güteeigenschaften des Tests zu untersuchen.
- Es werden relevante Gütekriterien, einschließlich Konstruktvalidität, Reliabilität und Ökonomie erneut untersucht und dokumentiert.
- Skalierung und Normierung: Fragebogen zur Erfassung von Schulangst wird anhand psychometrischer Modelle, wie dem Rasch-Modell, skaliert, um die latenten Merkmalsausprägungen zu schätzen. Normorientierte Transformationen werden verwendet, um Skalenwerte zu bilden und die Testergebnisse vergleichbar zu machen.
- Testdokumentation: Erstellung eines Testhandbuchs, das verschiedene Aspekte des Fragebogens zur Schulangst umfasst. Dieses beinhaltet theoretische Grundlagen, Itembeschreibungen, Antwortformat und Normen.
- Weitere Güte und Testrevision: Nach Veröffentlichung des Fragebogens folgt die fortlaufende Konstruktvalidierungsstudien und Durchführung möglicher Testrevisionen. Es werden weitere Untersuchungen zur Nützlichkeit des Tests durchgeführt, um sicherzustellen, dass der Fragebogen praktische Relevanz besitzt und mehr Nutzen als Schaden bietet.