FLB 3 - Verbale Fragen Flashcards
Was ist eine psychologische Messung?
Psychologische Messungen erfassen Merkmale von Menschen (z. B. Intelligenz), ähnlich wie physikalische Messungen Eigenschaften von Objekten erfassen (z.B. die Messungen der Länge oder des Gewichts = Größenmessung).
Was sind die Unterschiede zwischen psychologischen und physikalischen Messungen?
Psychologische Messungen unterscheiden sich von physikalischen Messungen in den folgenden Aspekten:
1. Das Fehlen allgemein akzeptierter Vergleichsstandards: In der Psychologie gibt es oft keine fest definierten Normen oder Maßeinheiten für psychologische Merkmale wie es bei physikalischen Messungen der Fall ist.
Es gibt keine klaren “golden standards”, an denen psychologische Messungen geeicht werden könnten.
Dies erschwert die Bestimmung der Validität von psychologischen Messinstrumenten, da umfangreiche Studien notwendig sind, um zu überprüfen, ob ein Instrument tatsächlich das erfasst, was es erfassen soll.
- Grobe Messung bei einzelnen Aufgaben: In der Psychologie kann das interessierende Merkmal oft nur grob durch einzelne Messvorgänge erfasst werden. Dies führt zu einer Einschränkung der Feinheit der Messung, da feinere Unterschiede zwischen Personen möglicherweise nicht erfasst werden.
Um eine genauere Messung zu ermöglichen, müssen mehrere Aufgaben verwendet werden, was wiederum die Frage aufwirft, ob diese Aufgaben dasselbe Merkmal tatsächlich messen oder verschiedene Merkmale abbilden.
Was ist ein psychologischer Test?
Ein psychologischer Test besteht aus einer Reihe von Aufgaben oder Fragen (Reize) und den zugehörigen akzeptierten Antworten (Reaktionen). Diese Aufgaben und Antworten bilden manifeste Variablen.
Mithilfe einer Skala werden die Reaktionsmuster der manifesten Variablen einer oder mehreren verborgenen Variablen (latente Variablen) zugeordnet.
Vereinfacht bedeutet dies also, dass man bei psychologischen Tests meist aus beobachtbaren oder manifesten Variablen (z.B. direkt beobachtbare Reaktionen wie das Lösen vs. Nichtlösen einer Aufgabe) auf latente, Persönlichkeitsmerkmale, also nicht direkt beobachtbare Merkmale, sondern nur über beobachtbares Verhalten schliessen will.
Psychologischer Test: Was braucht man, um latente Merkmalsausprägungen zu messen?
drei Komponenten:
(1) Reize, die merkmalsrelevantes Verhalten provozieren (z.B. Bilder von Gesichtern oder Fragen) → Reize provozieren relevantes Verhalten
(2) Reaktionsformen, anhand derer das Verhalten registriert werden kann (z.B. korrekte Kategorisierung eines Bildes oder nicht-Erkennen) → Reaktion korrekt/inkorrekt
(3) Ein Modell, in dem die beobachteten Reaktionen mit dem latenten Merkmal in Verbindung gesetzt werden und dass eine Messung von latenten Merkmalsausprägungen ermöglicht, zum Beispiel das Rasch-Modell.
Was ist eine latente Variable?
Ein Personenmerkmal, dessen Ausprägungen nicht direkt beobachtbar sind, sondern über beobachtbares Verhalten erschlossen werden. Ein solches latentes Merkmal nennt man auch Konstrukt
Was ist eine manifeste Variable?
Im Gegensatz zu latenten Variablen sind die Ausprägungen einer manifesten Variablen direkt beobachtbare Reaktionen (z. B. Lösen vs. Nichtlösen einer Aufgabe).
Welche Annahmen und Eigenschaften zeichnen psychometrische Modelle im Allgemeinen aus?
In psychometrischen Modellen wird das Verhalten als eine Funktion von Person und Aufgabe dargestellt, wobei aufgrund von Person- und Aufgabenmerkmalen das Verhalten nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden kann.
Ziel ist es, mittels solcher Modelle aufgrund von registrierten Verhaltensweisen die Merkmalsausprägungen einer Person auf einer latenten Variablen zu schätzen.
Im Gegensatz zu den Ausprägungen der Items (den beobachtbaren Variablen) sind die Ausprägungen der latenten Variablen nicht direkt beobachtbar.
In psychometrischen Modellen werden latente Variablen, die auch Konstrukte genannt werden, über eine Verknüpfung mit den beobachtbaren Testwerten definiert.
Ein psychometrisches Modell enthält daher eine theoretische Vorstellung darüber, in welcher Weise das beobachtbare Verhalten von dem latenten Merkmal abhängt und warum die verschiedenen beobachtbaren Verhaltensweisen miteinander zusammenhängen.
Das theoretische Konstrukt erklärt den Zusammenhang zwischen den beobachtbaren Verhaltensweisen.
Was sind manifeste Variablen?
Manifeste Variablen können in mehrere Kategorien unterteilt sein. Diese Antwortkategorien können geordnet sein, wie zum Beispiel bei einer Zustimmungsskala mit den Optionen “überhaupt nicht zustimmen”, “eher nicht zustimmen”, “eher zustimmen” und “voll und ganz zustimmen” (dann spricht man von ordinalskalierten manifesten Variablen).
Es gibt aber auch nicht geordnete, wie zum Beispiel das Geschlecht, das in den Kategorien “männlich” und “weiblich” erfasst wird (dann spricht man von nominalskalierten manifesten Variablen).
Neben den mehrkategorialen manifesten Variablen gibt es auch kontinuierliche manifeste Variablen.
Unter diesen versteht man beobachtbare Merkmale, die einen unendlichen Wertebereich haben und somit kontinuierlich variieren können.
Ein typisches Beispiel hierfür ist die Reaktionszeit bei einer Aufgabe, da sie beliebig feine Zeitintervalle zwischen den Reaktionen ermöglicht.
Was sind latente Variablen?
Latente Variablen sind hypothetische Konstrukte und können ebenfalls entweder kontinuierlich oder kategorial sein.
Ein Beispiel für kategoriale latente Variable, welche diskrete Ausprägungen haben sind körperliche Beschwerden in der Klinischen Psychologie, wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Herzrasen.
Diese Beschwerden können durch dichotome Items erfasst werden, bei denen jeweils angegeben wird, ob die Beschwerde “vorliegt” oder “nicht vorliegt”.
Die Latent-Class-Analyse ist ein Verfahren, das verwendet wird,um solche Typen zu identifizieren und zu unterscheiden.
Bei kontinuierlichen latenten Variablen hingegen nimmt das zugrundeliegende Merkmal kontinuierliche Werte an, die über einen unendlichen oder sehr großen Wertebereich variieren können. Diese latenten Variablen sind nicht direkt beobachtbar, sondern werden durch statistische Modelle geschätzt.
Solche Modelle, die zur Schätzung kontinuierlicher latenten Variablen verwendet werden, sind als Latent-Trait-Modelle bekannt
Was sind die Schritte der Testkonstruktion?
- Festlegung des zu erfassenden Konstruktes
- Itempool erstellen
- Antwortformat wählen
- Itemanalyse und - auswahl
- Testanalyse
- Skalierung und Normierung
- Testdokumentation
- Weitere Güte und Testrevision
Was bedeutet der Schritt “Festlegen des zu erfassenden Konstrukts”?
Der erste Schritt der Testkonstruktion besteht darin, das zu erfassende Konstrukt klar zu definieren.
Es ist notwendig, das Konstrukt theoretisch zu fassen, um eine angemessene Itemkonstruktion und -auswahl durchführen zu können.
Je genauer das Konstrukt theoretisch definiert ist, desto gezielter kann die Itemkonstruktion erfolgen. Das zu erfassende Konstrukt ist oft in übergeordnete Theorien und Modelle eingebettet.
Zusätzlich muss die Art des Merkmals, also, ob es sich bei dem Konstrukt um ein kontinuierliches oder ein kategoriales Merkmal handelt, geklärt werden
Was bedeutet der Schritt “Itempool erstellen”?
Der zweite Schritt der Testkonstruktion beinhaltet die Zusammenstellung der Items.
Dabei ist es wichtig, dass die Items relevante Aspekte des zu erfassenden Konstrukts abdecken und den Bereich, der abgebildet werden soll, repräsentativ darstellen.
Es gibt verschiedene Strategien, die bei der Itemkonstruktion und -auswahl angewendet werden können, abhängig von den Zielen des Tests.
Dazu gehört z.B. die Rationale Testkonstruktion, bei der Items eng an theoretischen Überlegungen zum Konstrukt erstellt werden
Was bedeutet der Schritt “Antwortformat wählen”?
Der dritte Schritt der Testkonstruktion befasst sich mit der Auswahl des Antwortformats, das die Objektivität und Präzision des Tests beeinflusst.
Geschlossene Antwortformate (d.h. feste Antwortkategorien sind vorgegeben) ermöglichen höhere Objektivität, während offene Antwortformate (d.h. keine Antwortalternativen sind vorgegeben) geringere Objektivität haben.
Die Anzahl der Antwortkategorien beeinflusst die Präzision, kann aber Teilnehmer überfordern. Die Wahl sollte gut abgewogen werden.
Was bedeutet der Schritt “Itemanalyse und - Auswahl”?
Der vierte Schritt der Testkonstruktion beinhaltet die Gütekriterien der Itemauswahl. Expertenurteil und Prozessanalysen helfen bei der Auswahl geeigneter Items.
Anschließend werden empirische Untersuchungen durchgeführt, um die psychometrische Güte der Items zu überprüfen.
Dabei werden Kriterien wie Passung zum Modell, Schätzgenauigkeit, Ökonomie, Zumutbarkeit, Testfairness und Unverfälschbarkeit berücksichtigt, um die endgültigen Items auszuwählen.
- Schritt der Testkonstruktion: Was bedeutet der Schritt “Testanalyse”?
Der fünfte Schritt der Testkonstruktion beinhaltet die Testanalyse.
Nachdem alle Items ausgewählt wurden, können diese zu einem Test zusammengestellt und allgemeine Güteeigenschaften des Tests untersucht werden.
Im Idealfall werden also die ausgewählten Items einer neuen Stichprobe von Personen vorgelegt und die Gütekriterien des Gesamttests anhand dieser neuen Stichprobe untersucht.
Alle relevanten Gütekriterien sollten im Rahmen der Testanalyse erneut untersucht und dokumentiert werden.
Was bedeutet der Schritt “Skalierung und Normierung”?
Der sechste Schritt der Testkonstruktion ist die Skalierung und Normierung des Tests.
Nachdem der Test erstellt wurde, kann er eingesetzt werden. Die Skalierung erfolgt anhand psychometrischer Modelle, wie dem Rasch-Modell, um die latenten Merkmalsausprägungen zu schätzen.
Die Interpretation der Testergebnisse kann durch normorientierte oder kriteriumsorientierte Transformationen erleichtert werden. Skalenwerte werden gebildet, um Testergebnisse aus verschiedenen Tests vergleichbar zu machen
Was bedeutet der Schritt “Testdokumentation”?
Der siebte Schritt der Testkonstruktion ist die Testdokumentation.
Hierbei wird ein Testhandbuch erstellt, das verschiedene Aspekte des Tests umfasst. Dieser beinhaltet z.B. theoretische Grundlagen des Tests etc.
Was bedeutet der Schritt “Weitere Güte und Testrevision”?
Nach der Veröffentlichung des Tests werden weitere Untersuchungen zur Güte durchgeführt.
Dies umfasst fortlaufende Konstruktvalidierungsstudien und mögliche Testrevisionen.
Der Test kann auch für andere Zwecke eingesetzt werden, wenn Validierungsstudien vorliegen.
Dabei wird die Nützlichkeit des Tests überprüft, um sicherzustellen, dass er praktische Relevanz besitzt und mehr Nutzen als Schaden bietet.
Bei der Testkonstruktion lassen sich im Allgemeinen drei Klassen von Strategien unterscheiden:
a) Die rationale Testkonstruktion
b) Kriteriumsorientierte und induktive Testkonstruktionsstrategien
c) Externale Testkonstruktionsprinzipien
Was sind 10 zentrale Gütekriterien psychologischer Tests nach Schermelleh-Engel et al.?
• Objektivität
• Reliabilität
• Validität
• Skalierung
• Normierung
• Testökonomie
• Nützlichkeit
• Zumutbarkeit
• Unverfälschbarkeit
• Testfairness
Was gehört in ein Testhandbuch / Testdokument?
Ein Testhandbuch sollte u. a. die folgenden Aspekte umfassen:
• theoretische Grundlagen des Tests
• empfohlene Anwendungsbereiche
• empirische Belege für die Anwendungsbereiche
• Hinweise auf missbräuchliche Anwendungen (falls absehbar)
• spezifische Qualifikationen des Testanwenders (falls notwendig)
• Instruktion für die Testdarbietung
• Beispiele von Interpretationen der Testergebnisse
• Grundlagen der Testentwicklung (Definition des Inhaltsbereichs oder der Itemgrundgesamtheit, Itemauswahl)
• Hinweise darauf, inwieweit Testergebnisse durch Übung, Coaching oder Anleitung verbessert werden können
• Informationen zu Gütekriterien
• Darstellung der Normen (falls gewünscht)
Was gehört zur induktiven Testkonstruktion?
- Lexikalischer Ansatz
- Prototypenansatz
Was ist der lexikalische Ansatz?
Im Bereich der Persönlichkeitsdiagnostik oder Befindlichkeitsdiagnostik werden oft lexikalische Ansätze verwendet, bei denen Adjektive aus Wörterbüchern als Items dienen.
Dies kann allerdings problematisch sein, da möglicherweise Adjektive verloren gehen, die wichtige Aspekte der Persönlichkeit erfassen.
Daher werden auch dimensionsanalytische Verfahren wie die exploratorische Faktorenanalyse genutzt, um Hauptdimensionen der Persönlichkeit zu bestimmen und Items auszuwählen, die diese Dimensionen gut repräsentieren.
Allerdings gehen auch hierdurch zwangsläufig Facetten der Persönlichkeit verloren.