FLB 3 - Verbale Fragen Flashcards

1
Q

Was ist eine psychologische Messung?

A

Psychologische Messungen erfassen Merkmale von Menschen (z. B. Intelligenz), ähnlich wie physikalische Messungen Eigenschaften von Objekten erfassen (z.B. die Messungen der Länge oder des Gewichts = Größenmessung).

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2
Q

Was sind die Unterschiede zwischen psychologischen und physikalischen Messungen?

A

Psychologische Messungen unterscheiden sich von physikalischen Messungen in den folgenden Aspekten:
1. Das Fehlen allgemein akzeptierter Vergleichsstandards: In der Psychologie gibt es oft keine fest definierten Normen oder Maßeinheiten für psychologische Merkmale wie es bei physikalischen Messungen der Fall ist.

Es gibt keine klaren “golden standards”, an denen psychologische Messungen geeicht werden könnten.

Dies erschwert die Bestimmung der Validität von psychologischen Messinstrumenten, da umfangreiche Studien notwendig sind, um zu überprüfen, ob ein Instrument tatsächlich das erfasst, was es erfassen soll.

  1. Grobe Messung bei einzelnen Aufgaben: In der Psychologie kann das interessierende Merkmal oft nur grob durch einzelne Messvorgänge erfasst werden. Dies führt zu einer Einschränkung der Feinheit der Messung, da feinere Unterschiede zwischen Personen möglicherweise nicht erfasst werden.

Um eine genauere Messung zu ermöglichen, müssen mehrere Aufgaben verwendet werden, was wiederum die Frage aufwirft, ob diese Aufgaben dasselbe Merkmal tatsächlich messen oder verschiedene Merkmale abbilden.

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3
Q

Was ist ein psychologischer Test?

A

Ein psychologischer Test besteht aus einer Reihe von Aufgaben oder Fragen (Reize) und den zugehörigen akzeptierten Antworten (Reaktionen). Diese Aufgaben und Antworten bilden manifeste Variablen.

Mithilfe einer Skala werden die Reaktionsmuster der manifesten Variablen einer oder mehreren verborgenen Variablen (latente Variablen) zugeordnet.

Vereinfacht bedeutet dies also, dass man bei psychologischen Tests meist aus beobachtbaren oder manifesten Variablen (z.B. direkt beobachtbare Reaktionen wie das Lösen vs. Nichtlösen einer Aufgabe) auf latente, Persönlichkeitsmerkmale, also nicht direkt beobachtbare Merkmale, sondern nur über beobachtbares Verhalten schliessen will.

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4
Q

Psychologischer Test: Was braucht man, um latente Merkmalsausprägungen zu messen?

A

drei Komponenten:

(1) Reize, die merkmalsrelevantes Verhalten provozieren (z.B. Bilder von Gesichtern oder Fragen) → Reize provozieren relevantes Verhalten
(2) Reaktionsformen, anhand derer das Verhalten registriert werden kann (z.B. korrekte Kategorisierung eines Bildes oder nicht-Erkennen) → Reaktion korrekt/inkorrekt

(3) Ein Modell, in dem die beobachteten Reaktionen mit dem latenten Merkmal in Verbindung gesetzt werden und dass eine Messung von latenten Merkmalsausprägungen ermöglicht, zum Beispiel das Rasch-Modell.

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5
Q

Was ist eine latente Variable?

A

Ein Personenmerkmal, dessen Ausprägungen nicht direkt beobachtbar sind, sondern über beobachtbares Verhalten erschlossen werden. Ein solches latentes Merkmal nennt man auch Konstrukt

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6
Q

Was ist eine manifeste Variable?

A

Im Gegensatz zu latenten Variablen sind die Ausprägungen einer manifesten Variablen direkt beobachtbare Reaktionen (z. B. Lösen vs. Nichtlösen einer Aufgabe).

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7
Q

Welche Annahmen und Eigenschaften zeichnen psychometrische Modelle im Allgemeinen aus?

A

In psychometrischen Modellen wird das Verhalten als eine Funktion von Person und Aufgabe dargestellt, wobei aufgrund von Person- und Aufgabenmerkmalen das Verhalten nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden kann.

Ziel ist es, mittels solcher Modelle aufgrund von registrierten Verhaltensweisen die Merkmalsausprägungen einer Person auf einer latenten Variablen zu schätzen.

Im Gegensatz zu den Ausprägungen der Items (den beobachtbaren Variablen) sind die Ausprägungen der latenten Variablen nicht direkt beobachtbar.

In psychometrischen Modellen werden latente Variablen, die auch Konstrukte genannt werden, über eine Verknüpfung mit den beobachtbaren Testwerten definiert.

Ein psychometrisches Modell enthält daher eine theoretische Vorstellung darüber, in welcher Weise das beobachtbare Verhalten von dem latenten Merkmal abhängt und warum die verschiedenen beobachtbaren Verhaltensweisen miteinander zusammenhängen.

Das theoretische Konstrukt erklärt den Zusammenhang zwischen den beobachtbaren Verhaltensweisen.

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8
Q

Was sind manifeste Variablen?

A

Manifeste Variablen können in mehrere Kategorien unterteilt sein. Diese Antwortkategorien können geordnet sein, wie zum Beispiel bei einer Zustimmungsskala mit den Optionen “überhaupt nicht zustimmen”, “eher nicht zustimmen”, “eher zustimmen” und “voll und ganz zustimmen” (dann spricht man von ordinalskalierten manifesten Variablen).

Es gibt aber auch nicht geordnete, wie zum Beispiel das Geschlecht, das in den Kategorien “männlich” und “weiblich” erfasst wird (dann spricht man von nominalskalierten manifesten Variablen).

Neben den mehrkategorialen manifesten Variablen gibt es auch kontinuierliche manifeste Variablen.

Unter diesen versteht man beobachtbare Merkmale, die einen unendlichen Wertebereich haben und somit kontinuierlich variieren können.

Ein typisches Beispiel hierfür ist die Reaktionszeit bei einer Aufgabe, da sie beliebig feine Zeitintervalle zwischen den Reaktionen ermöglicht.

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9
Q

Was sind latente Variablen?

A

Latente Variablen sind hypothetische Konstrukte und können ebenfalls entweder kontinuierlich oder kategorial sein.

Ein Beispiel für kategoriale latente Variable, welche diskrete Ausprägungen haben sind körperliche Beschwerden in der Klinischen Psychologie, wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Herzrasen.

Diese Beschwerden können durch dichotome Items erfasst werden, bei denen jeweils angegeben wird, ob die Beschwerde “vorliegt” oder “nicht vorliegt”.

Die Latent-Class-Analyse ist ein Verfahren, das verwendet wird,um solche Typen zu identifizieren und zu unterscheiden.
Bei kontinuierlichen latenten Variablen hingegen nimmt das zugrundeliegende Merkmal kontinuierliche Werte an, die über einen unendlichen oder sehr großen Wertebereich variieren können. Diese latenten Variablen sind nicht direkt beobachtbar, sondern werden durch statistische Modelle geschätzt.

Solche Modelle, die zur Schätzung kontinuierlicher latenten Variablen verwendet werden, sind als Latent-Trait-Modelle bekannt

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10
Q

Was sind die Schritte der Testkonstruktion?

A
  1. Festlegung des zu erfassenden Konstruktes
  2. Itempool erstellen
  3. Antwortformat wählen
  4. Itemanalyse und - auswahl
  5. Testanalyse
  6. Skalierung und Normierung
  7. Testdokumentation
  8. Weitere Güte und Testrevision
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11
Q

Was bedeutet der Schritt “Festlegen des zu erfassenden Konstrukts”?

A

Der erste Schritt der Testkonstruktion besteht darin, das zu erfassende Konstrukt klar zu definieren.

Es ist notwendig, das Konstrukt theoretisch zu fassen, um eine angemessene Itemkonstruktion und -auswahl durchführen zu können.

Je genauer das Konstrukt theoretisch definiert ist, desto gezielter kann die Itemkonstruktion erfolgen. Das zu erfassende Konstrukt ist oft in übergeordnete Theorien und Modelle eingebettet.

Zusätzlich muss die Art des Merkmals, also, ob es sich bei dem Konstrukt um ein kontinuierliches oder ein kategoriales Merkmal handelt, geklärt werden

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12
Q

Was bedeutet der Schritt “Itempool erstellen”?

A

Der zweite Schritt der Testkonstruktion beinhaltet die Zusammenstellung der Items.

Dabei ist es wichtig, dass die Items relevante Aspekte des zu erfassenden Konstrukts abdecken und den Bereich, der abgebildet werden soll, repräsentativ darstellen.

Es gibt verschiedene Strategien, die bei der Itemkonstruktion und -auswahl angewendet werden können, abhängig von den Zielen des Tests.

Dazu gehört z.B. die Rationale Testkonstruktion, bei der Items eng an theoretischen Überlegungen zum Konstrukt erstellt werden

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13
Q

Was bedeutet der Schritt “Antwortformat wählen”?

A

Der dritte Schritt der Testkonstruktion befasst sich mit der Auswahl des Antwortformats, das die Objektivität und Präzision des Tests beeinflusst.

Geschlossene Antwortformate (d.h. feste Antwortkategorien sind vorgegeben) ermöglichen höhere Objektivität, während offene Antwortformate (d.h. keine Antwortalternativen sind vorgegeben) geringere Objektivität haben.

Die Anzahl der Antwortkategorien beeinflusst die Präzision, kann aber Teilnehmer überfordern. Die Wahl sollte gut abgewogen werden.

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14
Q

Was bedeutet der Schritt “Itemanalyse und - Auswahl”?

A

Der vierte Schritt der Testkonstruktion beinhaltet die Gütekriterien der Itemauswahl. Expertenurteil und Prozessanalysen helfen bei der Auswahl geeigneter Items.

Anschließend werden empirische Untersuchungen durchgeführt, um die psychometrische Güte der Items zu überprüfen.

Dabei werden Kriterien wie Passung zum Modell, Schätzgenauigkeit, Ökonomie, Zumutbarkeit, Testfairness und Unverfälschbarkeit berücksichtigt, um die endgültigen Items auszuwählen.

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15
Q
  1. Schritt der Testkonstruktion: Was bedeutet der Schritt “Testanalyse”?
A

Der fünfte Schritt der Testkonstruktion beinhaltet die Testanalyse.

Nachdem alle Items ausgewählt wurden, können diese zu einem Test zusammengestellt und allgemeine Güteeigenschaften des Tests untersucht werden.

Im Idealfall werden also die ausgewählten Items einer neuen Stichprobe von Personen vorgelegt und die Gütekriterien des Gesamttests anhand dieser neuen Stichprobe untersucht.

Alle relevanten Gütekriterien sollten im Rahmen der Testanalyse erneut untersucht und dokumentiert werden.

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16
Q

Was bedeutet der Schritt “Skalierung und Normierung”?

A

Der sechste Schritt der Testkonstruktion ist die Skalierung und Normierung des Tests.

Nachdem der Test erstellt wurde, kann er eingesetzt werden. Die Skalierung erfolgt anhand psychometrischer Modelle, wie dem Rasch-Modell, um die latenten Merkmalsausprägungen zu schätzen.

Die Interpretation der Testergebnisse kann durch normorientierte oder kriteriumsorientierte Transformationen erleichtert werden. Skalenwerte werden gebildet, um Testergebnisse aus verschiedenen Tests vergleichbar zu machen

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17
Q

Was bedeutet der Schritt “Testdokumentation”?

A

Der siebte Schritt der Testkonstruktion ist die Testdokumentation.

Hierbei wird ein Testhandbuch erstellt, das verschiedene Aspekte des Tests umfasst. Dieser beinhaltet z.B. theoretische Grundlagen des Tests etc.

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18
Q

Was bedeutet der Schritt “Weitere Güte und Testrevision”?

A

Nach der Veröffentlichung des Tests werden weitere Untersuchungen zur Güte durchgeführt.

Dies umfasst fortlaufende Konstruktvalidierungsstudien und mögliche Testrevisionen.

Der Test kann auch für andere Zwecke eingesetzt werden, wenn Validierungsstudien vorliegen.

Dabei wird die Nützlichkeit des Tests überprüft, um sicherzustellen, dass er praktische Relevanz besitzt und mehr Nutzen als Schaden bietet.

Bei der Testkonstruktion lassen sich im Allgemeinen drei Klassen von Strategien unterscheiden:
a) Die rationale Testkonstruktion

b) Kriteriumsorientierte und induktive Testkonstruktionsstrategien

c) Externale Testkonstruktionsprinzipien

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19
Q

Was sind 10 zentrale Gütekriterien psychologischer Tests nach Schermelleh-Engel et al.?

A

• Objektivität

• Reliabilität

• Validität

• Skalierung

• Normierung

• Testökonomie

• Nützlichkeit

• Zumutbarkeit

• Unverfälschbarkeit

• Testfairness

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20
Q

Was gehört in ein Testhandbuch / Testdokument?

A

Ein Testhandbuch sollte u. a. die folgenden Aspekte umfassen:
• theoretische Grundlagen des Tests

• empfohlene Anwendungsbereiche

• empirische Belege für die Anwendungsbereiche

• Hinweise auf missbräuchliche Anwendungen (falls absehbar)

• spezifische Qualifikationen des Testanwenders (falls notwendig)

• Instruktion für die Testdarbietung

• Beispiele von Interpretationen der Testergebnisse

• Grundlagen der Testentwicklung (Definition des Inhaltsbereichs oder der Itemgrundgesamtheit, Itemauswahl)

• Hinweise darauf, inwieweit Testergebnisse durch Übung, Coaching oder Anleitung verbessert werden können

• Informationen zu Gütekriterien

• Darstellung der Normen (falls gewünscht)

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21
Q

Was gehört zur induktiven Testkonstruktion?

A
  1. Lexikalischer Ansatz
  2. Prototypenansatz
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22
Q

Was ist der lexikalische Ansatz?

A

Im Bereich der Persönlichkeitsdiagnostik oder Befindlichkeitsdiagnostik werden oft lexikalische Ansätze verwendet, bei denen Adjektive aus Wörterbüchern als Items dienen.

Dies kann allerdings problematisch sein, da möglicherweise Adjektive verloren gehen, die wichtige Aspekte der Persönlichkeit erfassen.

Daher werden auch dimensionsanalytische Verfahren wie die exploratorische Faktorenanalyse genutzt, um Hauptdimensionen der Persönlichkeit zu bestimmen und Items auszuwählen, die diese Dimensionen gut repräsentieren.

Allerdings gehen auch hierdurch zwangsläufig Facetten der Persönlichkeit verloren.

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23
Q

Was ist der Prototypenansatz?

A

bei dem Items danach ausgewählt werden, wie typisch sie für das zu messende Konstrukt sind. Die Güte der Items wird meist anhand von Expertenratings überprüft.

24
Q

Was sind die Strategien der Sicherung der Konstruktvalidität?

A
  1. Analyse von Gruppenunterschieden
  2. Zusammenhangsanalyse mit anderen Tests
  3. Analyse der internen Struktur des Tests
  4. Analyse der Stabilität und Veränderung von Testwerten
  5. Prozessanalysen
25
Q

Was ist die Analyse von Gruppenunterschieden?

A

Die Analyse von Gruppenunterschieden bezieht sich darauf, ob sich aufgrund theoretischer Überlegungen erwartbare Gruppenunterschiede in den Konstruktausprägungen bestätigen lassen

26
Q

Was ist die Zusammenhangsanalyse mit anderen Tests?

A

Zusammenhangsanalysen mit anderen Tests werden herangezogen, um zu überprüfen, ob der Test mit anderen Tests, die dasselbe oder ein ähnliches Konstrukt erfassen sollen, zusammenhängt bzw. mit Tests nicht zusammenhängt, die ein anderes Konstrukt erfassen, das nicht mit dem Konstrukt, das von Interesse ist, zusammenhängt

27
Q

Was ist die Analyse der internen Struktur des Tests?

A

Die Analyse der internen Struktur eines Tests bezieht sich darauf, ob die Items eines Tests ein eindimensionales oder ein mehrdimensionales Konstrukt erfassen. Die Struktur des Tests muss der theoretisch erwarteten Struktur eines Konstruktes entsprechen.

28
Q

Was ist die Analyse der Stabilität und Veränderung von Testwerten?

A

Die Analyse der Stabilität und Veränderung von Testwerten untersucht, ob sich die Testwerte in theoriekonformer Weise verändern oder stabil bleiben.

29
Q

Was ist die Prozessanalyse?

A

Prozessanalysen beziehen sich auf Untersuchungen des Antwortprozesses. Sie gehen der Frage nach, wie die Lösung einer Aufgabe zustandekommt bzw. wie die Beantwortung einer Frage vonstatten geht. Hierzu kann man sich beispielweise der Methode des lauten Denkens bedienen.

30
Q

Was ist ein Item?

A

Unter einem Item versteht man einem Reiz, anhand dessen ein spezifisches Verhalten bzw. Erleben provoziert wird. Dies kann z. B. eine Aufgabe in einem Leistungstest oder eine Aussage in einem Fragebogen sein.

31
Q

Was sind Reihenfolgeeffekte?

A

Unter Reihenfolgeeffekten versteht man den Umstand, dass sich die Anordnung von Items auf deren Beantwortung auswirkt. Man unterscheidet folgende:

Ankereffekte
Konsistenz- oder Assimilationseffekte
Konstrasteffekte
Salienzeffekte
Primingeffekte
Subtraktionseffekte

32
Q

Was sind Ankereffekte?

A

Unter Ankereffekten wird verstanden, dass die Beantwortung einer vorhergehenden Frage als Vergleichsanker zur Beantwortung einer folgenden Frage genutzt wird (Beispiel: Bei Fragebogen soll zunächst das Geburtsjahr angegeben werden. Dann soll der Preis eines T-Shirts bestimmt werden. Die Zahlen des Geburtsjahrs werden den Preis beeinflussen)

33
Q

Was sind Konsistenz- oder Assimilationseffekte?

A

Die Beantwortung einer Frage ähnelt hier der Beantwortung einer vorherigen Frage, um ein konsistentes Bild zu vermitteln. Wenn zwei Fragen ähnliche Urteilsobjekte haben, werden sie oft als Teil einer homogenen Klasse wahrgenommen, was zu ähnlichen Antworten führt.

34
Q

Was sind Kontrasteffekte?

A

Die Antwort auf eine Frage weicht stärker von der vorherigen Frage ab, als wenn beide Fragen getrennt gestellt würden.

35
Q

Was sind Salienzeffekte?

A

Hierbei geht es darum, dass sich durch die Beantwortung einer ersten Frage die Bewusstheit für einen bestimmten Sachverhalt verändert, was zu einer veränderten Einschätzung einer zweiten Frage führt.

36
Q

Was sind Primingeffekte?

A

Die Vorgabe eines Items oder einer Frage kann bestimmte Informationen aktivieren und die Beantwortung nachfolgender Fragen beeinflussen.

37
Q

Was sind Subtraktionseffekte?

A

Der Befragte schließt aus der Beantwortung einer ersten Frage, dass die folgende Frage einen anderen Aspekt erfragt, und lässt Informationen aus der ersten Frage bei der Beantwortung der zweiten Frage außer Acht, um Redundanz zu vermeiden.

38
Q

Welche Antwortformate gibt es?

A
  1. das freie (offene) Antwortformat, bei dem die Antwort in ihrer Ausgestaltung (relativ) frei ist
  2. das gebundene (geschlossene) Antwortformat, in dem die Antwort hinsichtlich ihrer Gestaltung vorgegeben ist
  3. das atypische Antwortformat
39
Q

Was sind atypische Antwortformate?

A

Atypische Antwortformate sind spezielle Arten von Aufgaben oder Fragestellungen, die in Tests oder Umfragen verwendet werden und sich von den üblichen Antwortmöglichkeiten unterscheiden.

Sie können verschiedene Formen annehmen, wie beispielsweise das Drücken von Tasten, das gestische Umsetzung von Aufforderungen, das Nachahmen von Handlungen oder das Abzeichnen von Vorlagen

40
Q

Was sind Vorteile von atypischen Antwortformaten?

A

Die Verwendung atypischer Antwortformate ermöglicht eine breite Vielfalt von Konstrukten und erlaubt den Konstrukteuren, kreativ zu sein. Es gibt keine strengen Vorgaben hinsichtlich des Antwortformats, was eine flexible Gestaltung der Aufgaben erlaubt.

Zudem ist auch die Auswertung vergleichsweise einfach.

41
Q

Was sind Nachteile von atypischen Antwortformaten?

A

Die spezifischen Aufgaben sind oft nicht direkt auf andere Tests übertragbar, was den Aufwand für die Testkonstruktion erhöht.

Es kann schwierig sein, Paralleltests zu erstellen, und umfangreiche Voruntersuchungen (Prätests )sind oft erforderlich.

42
Q

Was ist ein Vorteil der “Weder-noch-Kategorie”?

A

Ein Vorteil ist, dass eine Mittelkategorie inhaltlich Sinn machen kann, insbesondere bei bipolaren Skalen, um eine neutrale oder unveränderte Antwortmöglichkeit anzugeben.

Dies kann für Teilnehmer sinnvoll sein, wenn sie sich zwischen den beiden Extremen nicht eindeutig positionieren möchten oder können.

43
Q

Was ist ein Nachteil der “Weder-noch-Kategorie”?

A

Ein Nachteil besteht darin, dass die Mittelkategorie möglicherweise unsichere Antwortmuster hervorrufen kann.

Einige Teilnehmer könnten die Mittelkategorie wählen, wenn sie sich unsicher fühlen oder nicht klar zu einer der anderen Optionen tendieren.

Dies könnte zu einer bimodalen Verteilung führen, da einige die Mittelkategorie selten und andere häufiger nutzen

44
Q

Eigene Meinung zu der Sinnhaftigkeit der mittleren Antwortkategorie ab. Nenne außerdem ein Beispiel für ein Item, bei dem die Verwendung einer mittleren Antwortkategorie (“weder noch”) sinnvoll
erscheint.

A

Die “Weder-Noch”-Option kann unterschiedliche Bedeutungen haben. Einige könnten sie wählen, weil sie keine Ahnung haben, andere, weil sie das Wort nicht kennen, und wieder andere, weil sie keine eindeutige Meinung haben. Dies zeigt die Uneindeutigkeit, die mit der Mittelkategorie verbunden sein kann.

Meiner Meinung nach kann die Verwendung einer “Weder-Noch-Kategorie” in manchen Fällen sinnvoll sein, wenn es tatsächlich eine neutrale oder unveränderte Antwortmöglichkeit gibt, die den Teilnehmern gerecht wird. Jedoch sollte man vorsichtig sein und sicherstellen, dass die Bedeutung der Mittelkategorie klar und eindeutig ist. Falls sie uneindeutig sein könnte, wäre es besser, sie zu vermeiden oder klare alternative
Optionen anzubieten, um Missverständnisse zu vermeiden.

Ein Beispiel für ein Item, bei dem die Verwendung einer mittleren Antwortkategorie (“weder noch”) sinnvoll erscheint, wäre eine Frage in einer Umfrage zum Musikgeschmack:
“Welche Musikrichtung bevorzugen Sie am meisten?”

a. Klassik
b. Rock
c. Pop
d. Hip-Hop
e. Jazz
f. Weder noch

In diesem Fall kann die Mittelkategorie “weder noch” für Teilnehmer relevant sein, die keine der angegebenen Musikrichtungen als ihre bevorzugte Musikrichtung auswählen möchten oder können. Es ermöglicht den Befragten, ihre Neutralität oder Unentschiedenheit in Bezug auf die vorhandenen Optionen auszudrücken.

45
Q

Was sind Dichotome Variablen?

A

Dichotome Variablen sind Variablen, die nur zwei Werte annehmen können, wie z.B. “Ja” oder “Nein”, “Erfolg” oder “Misserfolg“.

Typischerweise werden als Werte dichotomer Variablen die Werte 0 und 1 ausgewählt. Dichotome Variablen, die nur die Werte 0 und 1 annehmen können, werden auch Indikatorvariablen genannt.

46
Q

Was ist das Rasch-Modell?

A

Das Rasch-Modell ist ein psychometrisches eindimensionales Modell, das zur Analyse dichotomer Variablen verwendet wird, also solcher, bei denen nur zwei mögliche Antworten möglich sind, z.B. “Ja” oder “Nein”.

Es wurde von Georg Rasch entwickelt und basiert auf der Annahme, dass die Lösungswahrscheinlichkeit einer Aufgabe von einer nicht direkt beobachtbaren, kontinuierlichen Merkmalsvariablen abhängt.

Diese Merkmalsvariable wird als latente Variable bezeichnet und repräsentiert das zu messende Konstrukt, wie z.B. die Fähigkeit, Emotionen zu erkennen.
Im Rasch-Modell verlaufen die Itemcharakteristiken, die die Lösungswahrscheinlichkeiten für die verschiedenen Aufgaben darstellen, parallel. Dies bedeutet, dass alle Aufgaben dasselbe Personenmerkmal messen. Die Lösungswahrscheinlichkeit einer Person für eine Aufgabe hängt sowohl von ihrer Fähigkeit als auch von der Schwierigkeit der Aufgabe ab.

Je höher die Fähigkeit einer Person und je geringer die Schwierigkeit der Aufgabe, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Person die Aufgabe richtig löst.

Das Rasch-Modell ist ein hypothetisches Modell, da die zugrunde liegende latente Variable nicht direkt beobachtbar ist. Stattdessen wird sie über die beobachtbaren Verhaltensweisen erschlossen.

Das Modell postuliert, dass die Lösungswahrscheinlichkeiten aller Items von nur einem Personenmerkmal abhängen und dass dieses Merkmal kontinuierlich ist.

Um das Rasch-Modell anwenden zu können, muss überprüft werden, ob die grundlegenden Annahmen des Modells erfüllt sind.

Das Rasch-Modell beruht auf zwei grundlegenden Annahmen: der Rasch-Homogenität und der bedingten stochastischen Unabhängigkeit.

47
Q

Was ist die Rasch-Homogenität?

A

Die Rasch-Homogenität besagt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine beobachtbare Variable (z. B. ein Item) den Wert 1 annimmt, eine Funktion der latenten Variablen und eines spezifischen Itemparameters ist.

Mit anderen Worten, die Lösungswahrscheinlichkeit eines Items hängt nur von der latenten Fähigkeit der Person und der Eigenschaft des Items ab, unabhängig von anderen Items.

48
Q

Was ist die bedingte stochastische Unabhängigkeit?

A

Diese Annahme besagt, dass für jede Ausprägung der latenten Variablen die beobachtbaren Variablen (Items) stochastisch unabhängig voneinander sind.

Das bedeutet, dass die latente Variable alle Zusammenhänge zwischen den Items erklärt.

Wenn die bedingte stochastische Unabhängigkeit verletzt ist, bedeutet dies, dass der Zusammenhang zwischen den Items nicht nur von der latenten Variablen abhängt, sondern auch von anderen Einflüssen, die nicht durch das Modell berücksichtigt werden.

49
Q

Was sind Eigenschaften des Rasch-Modells?

A

Item-Charakteristiken

Antwortwahrscheinlichkeit

Itemschwierigkeit

Personenfähigkeit

50
Q

Was sind Item-Charakteristiken?

A

Funktion, die die Abhängigkeit der bedingten Lösungswahrscheinlichkeit von der latenten Variablen beschreibt (s-förmige logistische Funktion) Alle Itemcharakteristiken sind parallel zueinander.

51
Q

Was ist die Antwortwahrscheinlichkeit / die Lösungswahrscheinlichkeit ?

A

Wahrscheinlichkeit, eine Aufgabe zu lösen (bei Rasch-Modell die Y-Achse, Wahrscheinlichkeit von 0 bis 1).

52
Q

Was ist die Itemschwierigkeit / Schwierigkeitsparameter?

A

Je grösser der Wert des Itemparameters (Schwierigkeit), desto geringer ist die bedingte Lösungswahrscheinlichkeit, d.h. die Wahrscheinlichkeit die Aufgabe zu lösen

53
Q

Was ist die Personenfähigkeit?

A

Fähigkeit einer Person, die Aufgabe richtig zu lösen. Umso grösser, je geringer die Itemschwierigkeit. Modell geht davon aus, dass die Lösungswahrscheinlichkeit nur von Itemschwierigkeit und Personenmerkmal abhängt

54
Q

Beschrifte die beiden Achsen bzw. Wertebereiche in der folgenden Abbildung (Grafik der s-förmigen
logistischen Funktion aus dem FLB zum Rasch-Modell war gegeben). Was sagt die Kurve aus und zu welchem
Modell gehört sie?

A

Die Abbildung zeigt fünf s-förmige Kurven, die als Itemcharakteristiken bezeichnet werden und zum Rasch-
Modell gehören. Die Abszisse (x-Achse) ist mit “Fähigkeit, Emotionen zu erkennen” beschriftet und stellt das
Merkmal dar, das wir mit unseren Aufgaben erfassen wollen. Es handelt sich hierbei um eine kontinuierliche
Variable, die die emotionale Kompetenz einer Person darstellt. Sie kann Werte zwischen – und + annehmen.
Man geht somit davon aus, dass es sehr feine Unterschiede zwischen Personen in dieser emotionalen
Kompetenz gibt.
Die Ordinate (y-Achse) ist mit “Lösungswahrscheinlichkeit” beschriftet und besitzt einen Wertebereich von 0
bis 1, was Wahrscheinlichkeiten repräsentiert. Die Kurven zeigen die Lösungswahrscheinlichkeiten für jede
Aufgabe (Item) in Abhängigkeit von der Fähigkeit, Emotionen zu erkennen.
Die Kurven geben an, dass die Lösungswahrscheinlichkeit mit zunehmender emotionaler Kompetenz ansteigt.
Mit anderen Worten, je höher die emotionale Kompetenz einer Person ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass
sie eine Emotion korrekt erkennt. Die Kurven haben alle die gleiche Form, aber unterscheiden sich in ihrer Lage
auf der Abszisse, was bedeutet, dass die Schwierigkeit der einzelnen Aufgaben (Items) variiert. Das Rasch-
Modell geht somit davon aus, dass man die Lösung einer Aufgabe aufgrund der emotionalen Kompetenz nicht
perfekt vorhersagen kann. Die Vorhersage ist nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit möglich und daher
mit einer Unsicherheit verknüpft.
Das Rasch-Modell geht davon aus, dass die Lösungswahrscheinlichkeiten der Items von nur einer latenten
Fähigkeit (hier die Fähigkeit, Emotionen zu erkennen) abhängen und dass alle Items dasselbe
Personenmerkmal messen. Dieses Personenmerkmal ist nicht direkt beobachtbar, sondern wird über die
beobachtbaren Verhaltensweisen (Antworten auf die Items) erschlossen.
Zusammenfassend gehört die Abbildung zu den Itemcharakteristiken des Rasch-Modells und zeigt die
Beziehung zwischen der Fähigkeit, Emotionen zu erkennen, und der Wahrscheinlichkeit, eine bestimmte
Aufgabe korrekt zu lösen.

55
Q

Was sind Unterschiede zwischen dem Rasch Modell und dem Partial Credit?

A

• Das Rasch-Modell ist ein 1PL-Modell (“Ein-Parameter-Logistisches Modell) und betrachtet dichotome Antwortdaten mit nur einer Antwortkategorie pro Item (richtig/falsch).
• Das Partial Credit Model (PCM) ist ein 2PL-Modell und erlaubt mehrere geordnete Antwortkategorien pro Item mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen = mehrkategoriales Modell

• Im Rasch-Modell gibt es eine einzige s-förmige Kurve pro Item, die die Lösungswahrscheinlichkeit in Abhängigkeit von der latenten Fähigkeit darstellt.

• Im PCM gibt es mehrere Kurven pro Item, die die Abstufungen der Itemschwierigkeit für die verschiedenen Antwortkategorien darstellen.

• Das Rasch-Modell geht von der Rasch-Homogenität und der bedingten stochastischen Unabhängigkeit aus.

• Das PCM geht ebenfalls von der bedingten stochastischen Unabhängigkeit aus, erlaubt jedoch verschiedene Itemschwierigkeiten für die verschiedenen Antwortkategorien.