FLB I - Verbale Fragen Flashcards

1
Q

Definition psychologischer Diagnostik nach Kubinger (2009).

A

Ein Prozess, bei dem spezielle Verfahren verwendet werden, um gezielte Informationen über die psychischen Merkmale einer Person oder mehrerer Personen zu gewinnen.

Dieser Prozess umfasst z.B. das Klären der Fragestellung, die Auswahl der geeigneten Verfahren, die Anwendung und Auswertung dieser Verfahren, die Interpretation und Erstellung eines Gutachtens sowie das Festlegen von Interventionen oder Maßnahmenempfehlungen.

Die psychologische Diagnostik bereitet das psychologische Diagnostizieren für die praktische Anwendung vor.

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2
Q

Definition psychologischer Diagnostik nach Schmidt-Atzert und Amelang.

A

Psychologische Diagnostik nach Schmidt-Atzert & Amelang (2012) ist eine Teildisziplin der Psychologie, die sich mit der Beantwortung von Fragen zur Beschreibung, Klassifizierung, Erklärung oder Vorhersage menschlichen Verhaltens und Erlebens befasst.

Dabei werden gezielt Informationen über das Verhalten und Erleben einer oder mehrerer Personen sowie relevante Bedingungen erhoben.

Diese Informationen werden interpretiert, um die Fragestellung zu beantworten. Das diagnostische Handeln basiert auf psychologischem Wissen, und es werden Methoden verwendet, die wissenschaftlichen Standards entsprechen.

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3
Q

Was ist die Definition psychologischer Diagnostik nach dem Fernlehrbrief?

A

Psychologische Diagnostik beinhaltet die empirisch basierte, möglichst genaue Schätzung der Ausprägung und Veränderung psychologischer Konstrukte bei Merkmalsträgern sowie die möglichst genaue Klassifikation der Merkmalsträger in Gruppen mit ähnlichen psychischen Merkmalen, unter Beachtung transparenter, wissenschaftlicher und ethischer Standards sowie einer kompetenzbasierten, theorie- bzw. regelgeleiteten Integration und Interpretation der Informationen (Gutachten, Diagnose, Prognose) mit dem Ziel der Beantwortung diagnostischer Fragestellungen (z.B. Vorbereitung von Interventionsmaßnahmen und Entscheidungen).

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4
Q

Was sind Aufgaben der psychologischen Diagnostik?

A
  1. Vorbereitung und Absicherung von Entscheidungen und Interventionen.
  2. Entscheidungen und Interventionen in verschiedenen Anwendungsbereichen:

• Klinische Psychologie: Zuweisung zur Psychotherapie, Auswahl der Therapieform.

• Arbeits- und Organisationspsychologie: Berufsausbildung, Personaldiagnostik.

• Pädagogische Psychologie: Zuweisung zu einer speziellen Schule.

• Forensische Psychologie: Art des Haftvollzugs.

• Verkehrspsychologie: Berechtigung zur Fahrzeugführung.

  1. Fachspezifische Aspekte und Aufgaben der psychologischen Diagnostik in verschiedenen Teildisziplinen:

• Arbeits- und Organisationspsychologie: Maximierung des monitären Nutzens von Organisationen.

• Klinische Psychologie: Klassifikation von Personen in Diagnosesysteme zur Vorbereitung therapeutischer Maßnahmen.

  1. Beachtung ethischer und rechtlicher Rahmenbedingungen beim diagnostischen Arbeiten aufgrund der hohen Relevanz für die Gesellschaft und die betroffenen Individuen.
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5
Q

Was umfassen ethische Rahmenbedingungen in der psychologischen Diagnostik?

A
  1. Beziehung zu rechtlichen Aspekten: Ethische Verhaltensnormen gelten auch in Situationen, in denen keine direkte gesetzliche Regelung existiert. Hierbei wird insbesondere auf die Loyalität gegenüber dem Berufsstand verwiesen.
  2. Vermeidung unnötiger rechtlicher Auseinandersetzungen: Die Berufsordnungen des BDP und der FSP betonen die Anrufung von Ehrengerichten oder Schlichtungsstellen, bevor rechtliche Schritte gegen Kollegen eingeleitet werden.
  3. Psychologische Begutachtung: Ethikrichtlinien fordern bei der Erstellung von Gutachten höchstmögliche Sachlichkeit, wissenschaftliche Fundiertheit, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit. Gefälligkeitsgutachten, bei denen die persönliche Begünstigung bestimmter Personen im Vordergrund steht, sind unzulässig.
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6
Q

Was sind ethische Rahmenbedingungen?

A

Ethische Rahmenbedingungen in der psychologischen Diagnostik beziehen sich auf Verhaltensnormen und Richtlinien, die über die rechtlichen Vorgaben hinausgehen und den professionellen Umgang von Psychologinnen und Psychologen regeln.

Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs), der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) und die Schweizerische Gesellschaft für Psychologie (SWP) haben ethische Richtlinien und Berufsordnungen erstellt, die die Arbeitsbedingungen und Verantwortlichkeiten von Psychologen in Deutschland und der Schweiz beschreiben.

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7
Q

Was sind rechtliche Rahmenbedingungen?

A

Rechtliche Rahmenbedingungen in der psychologischen Diagnostik beziehen sich auf die gesetzlichen Bestimmungen und Regelungen, die in Deutschland gelten und die die Durchführung von psychologischer Diagnostik betreffen.

Das deutsche Grundgesetz legt bestimmte Einschränkungen für die psychologische Diagnostik fest, insbesondere in Bezug auf die Würde des Menschen und das Recht auf persönliche Entfaltung.
Ähnliche Regelungen finden sich auch in der Bundesverfassung der Schweiz.

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8
Q

Was ist die Definition des diagnostischen Prozesses?

A

Diagnostische Prozesse sind komplexe Entscheidungsprozesse in der Psychologie, bei denen Fachleute Verhalten anhand psychologischer Konstrukte beschreiben, klassifizieren, erklären, vorhersagen und gegebenenfalls Verhaltensänderungen empfehlen oder beurteilen.

Diese Prozesse durchlaufen verschiedene Stationen, die als “diagnostischer Prozess” bezeichnet werden.

Der diagnostische Prozess beinhaltet die Gewinnung von relevanten Informationen, ihre Integration zur Beantwortung einer Fragestellung, die Entwicklung von Entscheidungsstrategien und Plänen, die Ergebnisfindung und die Weitergabe der diagnostischen Informationen.

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9
Q

Was sind die vier Phasen des diagnostischen Prozesses nach Fernandez-Ballesteros et al. und Westhoff et al.?

A
  1. Analyse des Anliegens (d.h. Formulierung und Konzeptualisierung des Anliegens)
  2. Aufbereitung und Berichten der Ergebnisse
  3. Planung der Intervention
  4. Evaluation und Follow-up-Untersuchung
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10
Q

Diagnostischer Prozess Phase 1: Analyse des Anliegens

A
  1. Fragestellung des Auftraggebers prüfen und wichtige Informationen für die Bearbeitung erfassen
  2. Formulierung prüfbarer diagnostischer Hypothesen
  3. Operationalisierung der interessierenden Konstrukte
  4. Erheben von Informationen
  5. Verarbeitung von Informationen
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11
Q

Diagnostischer Prozess Phase 2: Aufbereiten und Berichten der Ergebnisse.

A
  1. Organisieren und Berichten von Ergebnissen (Schlussfolgerungen herausarbeiten, Gutachten erstellen)
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12
Q

Diagnostischer Prozess Phase 3: Planung der Intervention

A
  1. Planen der Intervention
  2. Durchführen von Intervention
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13
Q

Diagnostischer Prozess Phase 4: Evaluation und follow-up-Untersuchungen

A
  1. Evaluation und Nachuntersuchung
  2. Nachuntersuchung und follow-up
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14
Q

Was ist eine Anforderungsanalyse?

A

Die Anforderungsanalyse bezieht sich auf den Prozess der Festlegung der erforderlichen Merkmale und Informationen, die im diagnostischen Prozess erhoben werden sollen.

Sie befasst sich damit, wie die verschiedenen Informationen reduziert und integriert werden können, um Entscheidungen zu treffen.

Es gibt zwei Modelle, die in der Anforderungsanalyse verwendet werden können: das kompensatorische Modell und das konjunktive Modell.

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15
Q

Was ist das kompensatorische Modell?

A

Im kompensatorischen Modell können Schwächen in einer Merkmalsdimension durch Stärken in einer anderen Merkmalsdimension ausgeglichen werden.

Das bedeutet, dass zum Beispiel unterdurchschnittliche Leistungen in figuralen Aufgaben durch überdurchschnittliche Leistungen in verbalen Aufgaben kompensiert werden können.

Mit anderen Worten, wenn eine Person in einem bestimmten Bereich eine Schwäche aufweist, kann sie dies durch ihre Stärke in einem anderen Bereich ausgleichen.

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16
Q

Was ist das Konjunktive Modell?

A

Nach dem konjunktiven Modell werden Mindestleistungen für ein oder mehrere Merkmale festgelegt.

Zum Beispiel könnte festgelegt werden, dass ein Versicherungsvertreter durchschnittlich extravertiert, durchschnittlich freundlich und durchschnittlich gute Rechenfähigkeiten haben sollte.

Bei diesem Modell müssen alle relevanten Merkmale entsprechend der Mindestanforderung erfüllt sein (UND-Verknüpfung).

Das heißt, alle Mindestanforderungen müssen erfüllt sein, um als geeignet zu gelten.

Darüber hinaus kann in der Anforderungsanalyse auch festgelegt werden, ob nicht alle, sondern nur ein oder mehrere Merkmalsausprägungen den Mindestanforderungen entsprechen müssen (ODER-Verknüpfung).

Dies bedeutet, dass beispielsweise ein Versicherungsvertreter entweder durchschnittlich extravertiert oder durchschnittlich freundlich sein oder durchschnittliche Rechenfähigkeiten aufweisen muss.

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17
Q

Was ist die klinische Urteilsbildung?

A

Unter klinischer Urteilsbildung versteht man die Integration von Informationen auf der Grundlage subjektiver, intuitiver und informeller Einschätzungen, um zu einem diagnostischen Urteil zu gelangen.

Dies bedeutet, dass der Diagnostiker sein Fachwissen, seine Erfahrung und seine persönlichen Einschätzungen nutzt, um eine Entscheidung zu treffen.

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18
Q

Was ist die statistische Urteilsbildung?

A

Auf der anderen Seite steht die statistische Urteilsbildung, bei der Informationen mithilfe fester Regeln, Formeln und Algorithmen zu einem diagnostischen Urteil integriert werden.

Hierbei werden Zusammenhänge zwischen Prädiktor- und Kriteriumsvariablen berücksichtigt.

Es werden Daten analysiert und statistische Modelle verwendet, um Vorhersagen über bestimmte Kriterien zu treffen.

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19
Q

Klinische vs. Statistische Urteilsbildung

A

In Bezug auf die Frage, welche Methode besser ist, gibt es seit langem eine kontroverse Diskussion. Paul E. Meehl, ein prominenter klinischer Psychologe, führte Untersuchungen durch, um herauszufinden, ob statistische Auswertungen zu besseren Vorhersagen und Therapieentscheidungen führen als klinische
Auswertungen. Es wurden Metaanalysen durchgeführt, um den Nutzen beider Methoden empirisch zu untersuchen und zu vergleichen.

Es ist schwierig, eindeutig zu sagen, welche Methode generell besser ist, da es von vielen Faktoren abhängt.

  • Statistische Urteilsbildung bietet den Vorteil der Objektivität und der Berücksichtigung großer Datenmengen.
  • Es kann jedoch sein, dass bei komplexen oder individuellen Fällen zusätzliche klinische Einschätzungen und Erfahrungswerte notwendig sind, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Insgesamt ist es sinnvoll, beide Strategien der Urteilsbildung zu nutzen und ihre jeweiligen Stärken zu berücksichtigen (kombinierter Ansatz).

Eine gute diagnostische Expertise sollte darauf abzielen, transparente Entscheidungsregeln zu
entwickeln, die den diagnostischen Prozess objektiver, reliabler und valider machen. Es ist auch wichtig, sich
der Einflüsse und Verzerrungstendenzen der Informationsverarbeitung bewusst zu sein und sie zu minimieren,
um die Qualität der diagnostischen Urteile zu verbessern

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20
Q

Welche beiden Entscheidungsarten gibt es im diagnostischen Prozess?

A
  1. Terminale Entscheidung
  2. Investigatorische Entscheidung
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21
Q

Was ist die Terminale Entscheidung?

A

Terminale Entscheidung bedeutet, dass der diagnostische Prozess abgeschlossen ist und eine endgültige Antwort auf die Fragestellung gefunden wurde.

Zum Beispiel könnte ein Psychologe eine terminale Entscheidung treffen, indem er feststellt, dass eine Person an einer bestimmten Störung leidet und eine entsprechende Behandlung empfiehlt.

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22
Q

Was ist die investigatorische Entscheidung?

A

Investigatorische Entscheidung bezieht sich auf den Fall, dass während des diagnostischen Prozesses neue Fragen auftauchen, die weitere Untersuchungen erfordern.

Zum Beispiel könnte ein Arzt bei der Untersuchung eines Patienten erste Informationen sammeln und feststellen, dass weitere Tests erforderlich sind, um eine genaue Diagnose zu stellen.

Die investigatorische Entscheidung führt zu einer Vertiefung der Untersuchung, um die zusätzlichen Fragen zu beantworten und möglicherweise zu einer endgültigen Entscheidung zu gelangen.

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23
Q

Welche Verzerrungstendenzen gibt es im diagnostischen Prozess?

A
  1. Repräsentativheuristik
  2. Verfügbarkeitsheuristik
  3. Ankerheuristik
  4. Simulationsheuristik
  5. Affektive Reaktionen
  6. Voreilige Schließung
  7. Bestätigungsfehler
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24
Q

Was ist die Repräsentativheuristik?

A

Wahrscheinlichkeiten von Ergebnissen wird als wahrscheinlicher eingeschätzt, wenn sie die zugrundeliegende Grundgesamtheit besser repräsentieren. Zum Beispiel könnte ein Psychologe aufgrund der Ähnlichkeit der Symptome eines Klienten mit einer typischen Fallbeschreibung eine Diagnose stellen, ohne die tatsächliche Prävalenz der Störung zu berücksichtigen.

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25
Q

Was ist die Verfügbarkeitsheuristik?

A

Diese Heuristik basiert darauf, dass Urteile beeinflusst werden von der Leichtigkeit, mit der Informationen aus dem Gedächtnis abgerufen werden können. Wenn bestimmte Informationen leicht verfügbar sind, werden sie bei der Entscheidungsfindung stärker berücksichtigt. Zum Beispiel könnte ein Gutachter eher an vergangene Fälle erinnert werden, bei denen eine bestimmte Diagnose gestellt wurde, und diese Information stärker gewichten.

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26
Q

Was ist die Ankerheuristik?

A

Diese Heuristik führt dazu, dass Eingangshypothesen beibehalten werden, auch wenn es Hinweise gibt, diese zu überdenken. Ein Beispiel wäre ein Gutachter, der trotz neuer Informationen an seiner ursprünglichen Einschätzung festhält, dass eine Person ein hohes Rückfallrisiko hat, basierend auf einer langen kriminellen Vorgeschichte.

27
Q

Was ist die Simulationsheuristik?

A

Diese Heuristik betrifft die Vorhersage von Ereignissen und basiert darauf, wie leicht Ereignisse konstruiert werden können. Je leichter ein Ereignis mental simuliert werden kann, desto wahrscheinlicher erscheint es einem Beurteiler. Zum Beispiel könnte ein Gutachter aufgrund von Stereotypen und Konstruktionen von Ereignissen zu einer bestimmten Bewertung der Auftretenswahrscheinlichkeit kommen.

28
Q

Was sind affektive Reaktionen?

A

Affektive Reaktionen, also emotionale Reaktionen, können diagnostische Urteile und Entscheidungsprozesse beeinflussen. Diese Reaktionen treten schnell und automatisch auf, wurden jedoch bisher kaum untersucht. Es wird argumentiert, dass affektive Reaktionen nicht unbedingt zu angemesseneren Entscheidungen führen.

29
Q

Was sind voreilige Schließungen?

A

Dies tritt auf, wenn Diagnosen vergeben werden, ohne alle erforderlichen Symptome überprüft zu haben. Es besteht die Gefahr, dass vorzeitig eine Entscheidung getroffen wird, ohne eine gründliche Prüfung der relevanten Informationen durchzuführen.

30
Q

Was ist der Bestätigungsfehler?

A

Dieser Fehler tritt auf, wenn im diagnostischen Prozess hauptsächlich nach Informationen gesucht wird, die die bereits bestehende Hypothese bestätigen, während gegenläufige Annahmen nicht ausreichend geprüft werden. Dies kann zu fehlerhaften diagnostischen Einschätzungen führen.

31
Q

Wie kann man den Einfluss der Verzerrungstendenzen im diagnostischen Prozess reduzieren?

A
  1. Generierung und Prüfung von Regeln und Hypothesen im diagnostischen Prozess, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
  2. Integration von Informationen aus verschiedenen methodischen Ansätzen wie Selbst- und Fremdbeurteilungen, Persönlichkeits- und Leistungsdaten, um ein umfassendes Bild zu erhalten.
  3. Erfassung von Informationen zu verschiedenen Situationen und zu verschiedenen Zeiten, um einganzheitliches Verständnis zu entwickeln.
  4. Bestimmung der Interrater-Reliabilität, um die Übereinstimmung zwischen zwei Beurteilern zu überprüfen und die Zuverlässigkeit der diagnostischen Urteile sicherzustellen.
  5. Explizite und transparente Darstellung des Zustandekommens diagnostischer Entscheidungen, wobei Anleitungen zur Standardisierung des diagnostischen Vorgehens und des diagnostischen Prozesses hilfreich sein können (z. B. DIN 33430, AERA/APA-Standards).
  6. Bewusstmachung von Verzerrungstendenzen und Fehlerquellen bei der Informationsverarbeitung in derDiagnostikausbildung sowie Schulung von Strategien zur Erkennung und Reduktion dieserVerzerrungstendenzen (z. B. durch Supervision, Interviewerschulung).
32
Q

Welche Gütekriterien gibt es?

A
  1. Objektivität
  2. Reliabilität
  3. Validität
  4. Die 4 Annahmen der KTT
33
Q

Was ist die Objektivität?

A

Die Objektivität bezieht sich darauf, dass diagnostische Erhebungen oder Tests unabhängig vom Testleiter, den Testsituationsmerkmalen, den Rahmenbedingungen, den Auswertern und den interpretierenden Personen sein sollten.

Dies wird durch eine Standardisierung der Durchführungs- Auswertungs- und Interpretations-Bedingungen erreicht. Es gibt drei Arten von Objektivität.

34
Q

Welche drei Arten der Objektivität gibt es?

A
  • Durchführungsobjektivität: Unabhängigkeit von den Personen, die das Verfahren durchführen. Wird erreicht durch: Standardisierung der Testsituation (einheitliche Materialien, Zeitvorgaben, Instruktionen, etc.)
  • Auswertungsobjektivität:Unabhängigkeit von den Personen, die das Verfahren auswerten. Wird erreicht durch: Eindeutige Quantifizierung des zu bewertenden Sachverhalts
  • Interpretationsobjektivität: Unabhängigkeit von den Personen, die die Ergebnisse interpretieren. Wird erreicht durch: Normwerte
35
Q

Was ist die Reliabilität?

A

Die Reliabilität oder Zuverlässigkeit eines diagnostischen Verfahrens beschreibt die Messgenauigkeit bei wiederholter Anwendung an einer Gruppe von Personen.

Es geht dabei um die Konsistenz und Wiederholbarkeit der numerischen Ergebnisse, unabhängig von dem gemessenen Konstrukt.

Die Reliabilität wird in der Klassischen Testtheorie (KTT) behandelt, die als minimaler Rahmen für das Verständnis von Reliabilität dient.

36
Q

Was ist die klassische Testtheorie? (KTT)

A

Die klassische Testtheorie beinhaltet Annahmen, die erforderlich sind, um die wahren Werte anhand der Mittelung gemessener Werte zu schätzen und um zugleich Angaben über die Genauigkeit dieser Schätzung (Reliabilität) zu machen.

Sie basiert auf 4 Annahmen.

37
Q

Was ist die erste Annahme der KTT?

A

Die erste Annahme besagt, dass ein beobachteter Messwert einer Person (X) aus einem wahren Wert (T) und einem Messfehler (E) besteht. Bei wiederholten Messungen desselben Merkmals unter denselben Bedingungen sollten die Abweichungen zwischen den Messungen als Maß für den Messfehler verwendet werden. (→ X = T + E)

38
Q

Was ist die zweite Annahme der KTT?

A

Die zweite Annahme des KTT geht davon aus, dass der Mittelwert der Messfehler (E) über unendlich viele Messungen bei einer Person null ist. Das bedeutet, dass sich die zufälligen Schwankungen der Messfehler bei einer großen Zahl von Messungen zu null herausmitteln.

39
Q

Was ist die dritte Annahme der KTT?

A

Die dritte Annahme der KTT ist, dass der Erwartungswert der Korrelationen zwischen den Messfehlern und den wahren Werten null ist. Das bedeutet, dass keine systematischen Zusammenhänge zwischen den Messfehlern und den wahren Werten bestehen.

40
Q

Was ist die vierte Annahme der KTT?

A

In der vierten Annahme der KTT wird die Annahme paralleler Messungen gemacht, bei denen dieselben wahren Werte gemessen werden und die dieselben Varianzen haben.

41
Q

Vereinfachte Darstellung des KTT.

A
  • Gemessene Werte setzen sich aus wahren Werten und Messfehlern zusammen (1. Annahme)
  • Messfehler sind zufällig, daher nicht miteinander korreliert (3. Annahme)
  • Und auch nicht mit dem wahren Wert korreliert (4. Annahme)
  • Damit ist der Erwartungswert null (2. Annahme)
  • Mittelung dieser Werte führt zur Schätzung des wahren Wertes
42
Q

Welche Koeffizienten zur Schätzung der Reliabilität gibt es?

A
  1. Retest Reliabilität
  2. Paralleltest Reliabilität
  3. Testhalbierungs Realibilität (Splithalf Reliabilität)
  4. Cronbachs Alpha (innere oder interne Konsitenz)
43
Q

Was ist die Retest Reliabilität?

A

Bei der Retest-Reliabilität werden dieselben Messungen an einer Gruppe von Personen zu zwei verschiedenen Zeitpunkten durchgeführt.

Die Bravais-Pearson-Korrelation zwischen den beiden Messungen wird als Schätzer für die Reliabilität verwendet. Dies setzt voraus, dass die Unterschiede in den Merkmalen zwischen den Personen zu den beiden Zeitpunkten gleich sind.

44
Q

Was ist die Paralleltest Reliabilität?

A

Bei der Paralleltest-Reliabilität werden zwei verschiedene Messverfahren (Paralleltests) verwendet, um dasselbe Merkmal zu messen.

Die Tests werden zu zwei Messzeitpunkten durchgeführt, um Erinnerungseffekte zu minimieren. Die Aufgabe bzw.

Schwierigkeit besteht darin, zwei parallele Tests zu entwickeln, die aus verschiedenen Items bestehen, die das Merkmal allerdings in gleicher Weise, also mit denselben psychometrischen Eigenschaften messen.

Die Reliabilität wird anhand der Korrelation zwischen den Ergebnissen der beiden Tests geschätzt.

45
Q

Was ist die Testhalbierungs Reliabilität?

A

Bei der Testhalbierungs-Reliabilität werden die Items einer einzigen Messung in zwei Hälften aufgeteilt, um parallele Messungen zu erzeugen.

Die Korrelation zwischen den beiden Testhälften wird als Schätzer für die Reliabilität verwendet. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Items in beiden Hälften das gleiche Merkmal messen.

Diese Methode ermöglicht es, die Reliabilität zu schätzen, wenn keine Paralleltests verfügbar sind.

46
Q

Was ist Cronbachs Alpha?

A

Cronbachs Alpha ist ein Koeffizient, der eine Schätzung der Reliabilität eines Tests oder Inventars basierend auf allen möglichen Split-Half-Koeffizienten der Items liefert. Es ist eine Maßzahl für die interne Konsistenz der Testitems.

Die Items müssen dasselbe Merkmal messen, damit Cronbachs Alpha sinnvoll berechnet werden kann. Es wird oft verwendet, um die Reliabilität von Tests zu schätzen, die in mehrere Subtests unterteilt sind.

47
Q

Was ist die Validität?

A

Validität, d. h. die „Gültigkeit“ einer Messung, ist zugleich das wichtigste und das am schwierigsten zu definierende Gütekriterium diagnostischer Verfahren.

Validität bezieht sich auf das Ausmaß, in dem eine Messung den Inhalt eines Konstrukts gemäß wissenschaftlichem Standard abbildet und die Interpretation derTestergebnisse unterstützt.

Es lassen sich hierbei drei Bedeutungsfacetten unterscheiden: Kontentvalidität (Inhaltsvalidität), Kriteriumsvalidität und Konstruktvalidität.

48
Q

Welche Facetten der Validität gibt es?

A
  1. Kontentvalidität
  2. Kriteriumsvalidität
  3. Konstruktvalidität
49
Q

Was ist die Kontentvalidität?

A

Die Kontentvalidität bezieht sich darauf, ob eine Auswahl von Items oder Aufgaben eine repräsentative Stichprobe eines relevanten Itemuniversums darstellt.

Ein Test ist also inhaltsvalide, wenn er das zu messende Merkmal inhaltlich angemessen erfasst, die Testitems inhaltlich unterschiedliche Aspekte des Itemuniversums repräsentieren und somit eine umfassende Darstellung des Merkmals ermöglichen.
Es ist wichtig, das Itemuniversum zu definieren und eine Stichprobe daraus zu ziehen, um sicherzustellen, dass die Inhalte des Tests das zu messende Merkmal angemessen abbilden.

Wenn das Itemuniversum nicht klar definiert werden kann, kann man sich auf Kriteriumsvalidität und/oder Konstruktvalidität konzentrieren.

Das kriteriumsorientierte Testen basiert auf der Annahme der Kontentvalidität und setzt diese auch voraus. Es bezieht sich auf die Bewertung einer Person anhand eines bestimmten Kriteriums oder einer bestimmten Fähigkeit. Dabei wird festgestellt, ob eine Person ein bestimmtes Kriterium erfüllt oder nicht.

50
Q

Was ist die Kriteriumsvalidität?

A

Die Kriteriumsvalidität bezieht sich auf die Bestimmung der Gültigkeit eines diagnostischen Verfahrens durch die Korrelation mit einer Zielvariable (= Kriterium).

Bei der Kriteriumsvalidierung kann man also praktisch bzw. gesellschaftlich relevante Zielvariablen verwenden, die in der Regel als Außenkriterium bezeichnet werden.

Die Kriteriumsvalidität bezieht sich darauf, wie gut die Testergebnisse mit externen Variablen, auch Außenkriterien genannt, zusammenhängen. Diese Außenkriterien repräsentieren Konstrukte wie zum Beispiel Berufserfolg, die mit der Testleistung, zum Beispiel Intelligenzleistung, in Verbindung stehen können oder sollen.

Durch den Test können Merkmale vorhergesagt werden, die mit dem zu erfassenden Konstrukt zusammenhängen.

Wenn es eine starke Korrelation zwischen den Testergebnissen und den Außenkriterien gibt, gilt das Verfahren als valide. In diesem Fall wird versucht, anhand der Intelligenzleistung den Berufserfolg vorherzusagen.

51
Q

Was ist die Konstruktvalidität?

A

Konstruktvalidität bezieht sich darauf, inwieweit ein Test tatsächlich das misst, was er zu messen vorgibt.

Dabei wird untersucht, ob die gemessenen Ergebnisse mit den theoretischen Überlegungen zu den Konstrukten übereinstimmen.

Konstruktvalidität ist wichtig, um sicherzustellen, dass ein Test die beabsichtigten Merkmale korrekt erfasst. Unterschiedliche Untersuchungsmethoden wie z.B. korrelative Untersuchungen, (quasi-) experimentelle Untersuchungen oder psychophysiologische Messungen werden eingesetzt, um die Konstruktvalidität zu überprüfen.

52
Q

Welche drei Formen der Kriteriumsvalidität gibt es?

A
  1. Prognostische Validität
  2. Konkurrent Validität
  3. Retrograde Validität
    (4. Augenscheinvalidität)
53
Q

Was ist die prognostische Validität (Form der Kriteriumsvalidität)?

A

Diese Form der Kriteriumsvalidität bezieht sich auf die Vorhersage eines Kriteriums, das zu einem späteren Zeitpunkt gemessen bzw. erhoben wird. Es liegt also ein relevanter Zeitraum zwischen der Messung des Prädiktors und dem jeweiligen Kriterium.

54
Q

Was ist die Konkurrente Validität (Form der Kriteriumsvalidität)?

A

Diese Form der Kriteriumsvalidität bezieht sich darauf, dass der Prädiktor und das Kriterium nahezu zeitgleich erfasst werden. Hierbei werden der Prädiktor und das Kriterium zum selben Zeitpunkt gemessen.

55
Q

Was ist die retrograde Validität (Form der Kriteriumsvalidität)?

A

Diese Form der Kriteriumsvalidität bezieht sich darauf, dass das Kriterium schon zeitlich vor der Testkonstruktion bzw. -validierung erhoben wurde.

56
Q

Welche Formen der Konstruktvalidität gibt es?

A
  1. Konvergente Validität
  2. Diskriminante Validität
57
Q

Was ist die konvergente Validität (Form der Konstruktvalidität)?

A

Die Werte eins diagnostischen Verfahrens korrelieren hoch mit Werten eines anderen Verfahrens, das dasselbe Merkmal misst. (hohe Korrelation zwischen unterschiedlichen Tests die die Intelligenz erfassen z.B. WISC IV und KABC II).

58
Q

Was ist die diskriminante Validität (Form der Konstruktvalidität)?

A

Ein diagnostisches Verfahren korreliert niedrig mit einem anderen Verfahren, das ein anderes Merkmal misst. (keine Korrelation zwischen einem Intelligenztest und einemSelbstwertfragebogen).

59
Q

Was ist die Augenscheinvalidität?

A

Hierbei handelt es sich um eine vierte Validitätsfacette (neben Konstrukt-, Inhalts -, und Kriteriumsvalidität).

Augenscheinvalidität ist gegeben, wenn Laien bzw. Probanden der Meinung sind, dass ein Inventar (Reihe von standardisierten Fragen, Aussagen oder Aussagen, auf die die Teilnehmer antworten sollen) das Merkmal misst, das es messen soll. Insofern könnte man Augenscheinvalidität auch als die Transparenz eines Inventars ansehen.

Eine hohe Augenscheinvalidität ist also gegeben, wenn man anhand der Items offensichtlich erkennen kann, auf welches Konstrukt anhand der Testwerte geschlossen werden soll.

60
Q

Was ist die Augenscheinvalidität?

A

Hierbei handelt es sich um eine vierte Validitätsfacette (neben Konstrukt-, Inhalts -, und Kriteriumsvalidität).

Augenscheinvalidität ist gegeben, wenn Laien bzw. Probanden der Meinung sind, dass ein Inventar (Reihe von standardisierten Fragen, Aussagen oder Aussagen, auf die die Teilnehmer antworten sollen) das Merkmal misst, das es messen soll. Insofern könnte man Augenscheinvalidität auch als die Transparenz eines Inventars ansehen.

Eine hohe Augenscheinvalidität ist also gegeben, wenn man anhand der Items offensichtlich erkennen kann, auf welches Konstrukt anhand der Testwerte geschlossen werden soll.

61
Q

Was sind Vorteile der Augenscheinvalidität?

A

Die Augenscheinvalidität erhöht die Akzeptanz und Motivation der Versuchsperson. Wenn ein Test durch die Transparenz des Messinstruments klar erkennbar ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Person bereitwillig und motiviert daran teilnimmt.

62
Q

Was sind Nachteile der Augenscheinvalidität?

A

Es kann in bestimmten Situationen zu Verfälschungen der Angaben kommen, da die Probanden beispielsweise einen guten Eindruck hinterlassen möchten, indem sie ihre Antworten an sozialen Normen oder Erwartungen anpassen, anstatt ihre wahren Gedanken oder Verhaltensweisen zu reflektieren. Dies wird als soziale Erwünschtheit bezeichnet.

63
Q

Vergleich zwischen Inhaltsvalidität und Augenscheinvalidität?

A

Ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden Konzepten liegt in der Perspektive der Beurteilung.
Inhaltsvalidität basiert auf dem Fachwissen und der Expertise von Forschern oder Fachleuten, die das Konstrukt beurteilen.

Augenscheinvalidität hingegen beruht auf den Einschätzungen der Laien oder Probanden, die das Messinstrument verwenden.

Während Inhaltsvalidität auf einer umfassenden und inhaltlichen Abdeckung des Konstrukts beruht, bezieht sich Augenscheinvalidität auf die subjektive Wahrnehmung der Teilnehmer hinsichtlich der Passung des Instruments zum Konstrukt.

64
Q

Was versteht man unter dem Problemlöseprozess nach Doherty & Co?

A

Sloves, Doherty und Schneider schlugen ein Modell vor, das den diagnostischen Prozess als einen
Problemlösungsprozess beschreibt. Dabei werden 6 Phasen differenziert:

  1. Problemklärung
  2. Planung
  3. Entwicklung
  4. Implementierung
  5. Ergebnisfindung
  6. Weitergabe