Notengebung In Der Schule Flashcards

1
Q

Funktionen: Allgemein

A

Der Zweck von Leistungsbeurteilung in der Schule ist generell in den Aspekten Vergleich, Analyse und Prognose zu sehen, und zwar für mehrere am Bewertungsprozess interessierte Beteiligte:
> Lernender (Rückmeldung über Lernerfolg)
> Lehrender (Abschätzung des Unterrichtserfolgs)
> Erziehungsberechtigte (Hilfe für eigene Entscheidungen: Nachhilfe…)
> Außerschulische Interessengruppen (Vergleichsinfo)
> Staat (Vorhandensein von genügend qualifizierten Schülern in Gesellschaft)

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2
Q

Funktionen: Kontrolle

A

Eine wesentliche Funktion von Noten ist die Kontrolle des erreichten Kenntnisstandes (Anforderung des Lehrplans). Um eine weitgehende Homogenität des Leistungsstandes in einer Klasse zu gewährleisten, ist es nötig, diesen in bestimmten Abständen zu kontrollieren. Besonders wichtig, wenn der Schüler die Schule verlässt; dann entscheiden Noten und Zeugnisse entscheiden, ob Kenntnis für nächste Institution ausreicht.

Kontrolle ist wichtig für Schüler (Rückmeldung über die Erreichung des gesetzten Lernziels) und Lehrer (Überwachung seines Unterrichtserfolgs).

Kritik: Die Kontrollfunktion ist nur bei objektiver Erstellung der Zensuren erfüllbar!

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3
Q

Funktion: Bericht und Information

A

Noten und Zeugnisse haben auch für außenstehende Dritte (Eltern) die Aufgabe eines standardisierten Berichts, sie sollen die Eltern über Kenntnisstand ihrer Kinder informieren.

Kritik: In vielen Fällen nehmen Eltern leider erst Zeugnisnoten bewusst zur Kenntnis.
—> Kurzfristige Störungen oder auch langanhaltende Spannungen zwischen Schüler und Eltern oder Schüler und Lehrer; Gefahr falscher Noteninterpretation der Eltern

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4
Q

Funktion: Berechtigung

A

Nur durch den formalen Nachweis eines bestimmten Kenntnisstandes sind für den Schüler bestimmte Berechtigungen formaler Art gegeben, z.B. Hochschulberechtigung: NC, Latinum

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5
Q

Funktion: Auslese

A

Das Leistungsprinzip ist in unserer Gesellschaft der wichtigste Verteilungsmechanismus. Schule wird als Qualifikations- und Sozialisations-Instanz gesehen. Auslese geschieht grundsätzlich durch Noten und Zeugnisse (Annahme: Zeugnisse sagen weitere Leistungsfähigkeiten voraus).

Kritik: Die Auslese ist eine der wichtigsten, aber auch eine der pädagogisch fragwürdigen Funktionen der Schule bzw. Der Noten. Die Zensuren bestimmen das Vorrücken in die nächste Jahrgangsstufe.

—> „Existenzkraft“, Konkurrenz der Schüler, Lehrer als „Verwalter von Lebensschicksalen“

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6
Q

Funktion: Rückmeldung und Steuerung im Lernprozess

A

Beurteilung von Leistungen dient der Rückmeldung an Schüler und Lehrer hinsichtlich des bisher erreichten Kenntnisstandes.

Angelehnt an das Modell des Regelkreises:
Zu erreichender Sollwert und vorhandener Ist-Wert werden in Beziehung gesetzt

Rückmeldung der Lehrer
> Einsatz äußerer und innerer Differenzierung
> Überprüfung des Unterrichtskonzepts auf Effektivität
> Rechtzeitiges Erkennen von Über- und Unterforderung der Schüler

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7
Q

Funktion: Motivation

A

Noten als Anreiz zu positivem Leistungsverhalten (Operantes Konditionieren: Positive Verstärkung —> Lob; negative Verstärkung —> schlechte Noten meiden)

Kritik: Die Motivation durch Noten ist eher extrinsisch und damit qualitativ weniger hochwertiger als die intrinsische Motivation.

Bei leistungsschwachen Schülern ist durch Leistungsdruck sogar gegenteilige Wirkung zu erwarten. Notendruck stellt generell eine Gefahr dar („Notenpeitsche“, Prüfungsangst).

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8
Q

Funktion: Disziplinierung

A

Nicht ordnungsgemäßes Verhalten wird durch schlechte Noten bestraft.

Kritik: Disziplinierung durch Noten ist pädagogisch sehr bedenklich:
> Leistungslähmende Auswirkungen auf den Unterricht
> Teilweise Entstehung von Konkurrenzsituationen und Prüfungsangst
> Gefahr der Manipulation durch die Note als Disziplinierungsmittel
—> Validität verletzt, da Verhalten statt Leistung gemessen wird!

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9
Q

Klassische Formen der schriftlichen Prüfungen

A
  • Aufsatz
    Probleme: Mangelnde Auswertungs- und Interpretationsobjektivität,
    Reliabilitätskoeffizienten um r = .5
    Vielfalt der Bewertungsmaßstäbe beeinträchtigt Validität
  • Freie Hausarbeit
    Vorteile: differenzierte Erfassung produktiver Denkleistung
    umfassendere Rückmeldung für Prüfer und Prüfling
    intrinsische Motivation
    Probleme: größere Zeitaufwand bei Korrektur
    geringere Objektivität
  • Klassenarbeit
    Probleme: meist klasseninternes Bezugssystem zu Beurteilen
    mangelnde Objektivität und Validität
    Kriterien oft nicht im Voraus festgelegt!
  • Tests oder testähnliche Verfahren (Jäger, 2000)
    Z.B. Satzergänzungen (Lückentexte), Ja-Nein-Antworten, MC
    Vorteile: bessere Gewährleistung der Gütekriterien als bei freien Formaten
    Probleme: unzureichende Feedback für Prüfer und Prüfling
    u.U. Verlust intrinsischer Motivation
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10
Q

Vorteile von Schulaufgaben

A

Grundsätzlich können Schulaufgaben trotz aller Fragwürdigkeit der Notengebungspraxis als objektiv und gerechter eingeschätzt werden als mündliche Prüfungen.

> Schulaufgaben sind i.d.R. Standardisiert. Alle erhalten dieselben Aufgaben oder Fragestellungen. 
> Beurteiler müssen ihre Entscheidungen nicht sofort und in der Belastung der Prüfungssituation 	treffen. Der Lehrer kann die Leistung in Ruhe mit seinem Maßstab vergleichen. 
> Weil viele oder nur wenige Schüler eine Aufgabe/eine Frage lösen, erhält der Lehrer eine 	Vorstellung vom Schwierigkeitsgrad dieser Aufgabe. 
> Für die Zuverlässigkeit der Prüfung ist die Anzahl der gestellten Aufgaben wichtig. 
> Schriftliche Prüfungen enthalten i.d.R. Mehr Aufgaben 
> Leistungsfremde Faktoren (Aussehen, Kleidung, Haltung,…) spielen bei schriftl. Prüfung keine 	Rolle
> Blockierungen durch Ängste können bei der schriftlichen Prüfung leichter überwunden werden. 
> Schriftl. Prüfungen sind i.d.R. Besser strukturiert
	—> Prüfling kann sich besser zurechtfinden	> Grundlagen und Ergebnisse der schriftlichen Prüfungen sind öffentlich, d.h. Sie können mit den 	Betroffenen nachgesprochen werden
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11
Q

Vor- und Nachteile schriftlicher Prüfungen in Abgrenzung von Schulleistungstests

A
  • Vorteile schriftlicher Prüfungen:
    > curriculare Validität und Lerngelegenheit wird i.d.R. Berücksichtigt
    standard. SLTs: curriculare Validität nicht immer gegeben; Lerngelegenheit kann nicht berücksichtigt werden
    > manche Formen der schriftlichen Prüfung wirken intrinsisch motivierend (z.B. freie Hausarbeit)
    standard. SLTs: wegen geschlossenen Antwortformaten & vorgegebenem Thema kaum motivierend
    > schriftliche Prüfungen erlauben detaillierte & umfassendere Rückmeldung für den Prüfer und den Prüfling
    standard. SLTs: Tests werden i.d.R. Nur mittels Schablone ausgewertet; weitere Kommentare sind nicht vorgesehen; Tests erfassen nur eng umgrenztes Wissensgebiet
  • Nachteile schriftliche Prüfungen:
    > Gütekriterien sind weniger gut erfüllt als bei Tests: v.a. Bei freien Arbeiten
    > Validitätsprobleme wegen mangelnder Auswertungskriterien, des Einflusses des Vorwissens & des klasseninternen Bezugssystems
    standard. SLTs: sehr gute Erfüllung der Gütekriterien durch Standardisierung, geschlossene Antwortformate, Auswertung mittels Schablone, ggf. Anonymisierung, Experten-Rating bei Fragen usw.
    —> Objektivitäts- und Reliabilitätsüberprüfungen sind außer bei Abschlussprüfungen in der Praxis nicht vorgesehen
    > bei freien Arbeiten hoher Zeitaufwand für die Korrektur

V.a. Bei Selektionsentscheidungen sollten schriftliche Prüfungen durch Schulleistungstests ergänzt werden!

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12
Q

Mündliche Prüfungen Defintion

A

Jäger 2000:
Eine mündliche Prüfung ist eine Leistungserbringung eines Prüflings gegenüber einem Prüfer, wobei die Leistungen durch mündliche Ausführungen des Kandidaten auf mündliche vorgegebene Fragen vermittelt werden.

Mündliche Prüfungen sind am wenigsten erforscht, da sie nicht angemessen für wiederholte Analysen fixierbar sind (auch Videokameras erfassen die soziale Situation selten vollständig und beeinträchtigen gleichzeitig).

Charakter von mündlichen Prüfungen (Sacher 1994)
> Interaktivität: steter Austausch von Botschaften
> Adaptivität: Möglichkeit, Frageverhalten anzupassen

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13
Q

Arten & Hinweise für mündlichen Prüfungen

A
  • Arten mündlicher Prüfungen (Jäger 2000)
    > Disputation/Rigorosum: mündliche Prüfung im Rahmen der Promotion
    > Vortrag: freie Entwicklung und Präsentation eines Themas
    > Abhören: Überprüfung, inwiefern ein Schüler etwas wiedergeben kann
    > Arbeitsprobe: Vorstellen eines Themas, das Teil einer größeren Arbeit ist und vorher gedanklich vorgearbeitet wurde
    > Gruppenprüfung
  • Hinweise für mündliche Prüfungen (nach Ingenkamp 2005)
    > Fragen vorher vorbereiten und Gesprächsverlauf planen (—> Prüfling kann Gespräch nicht auf seine Kenntnisse lenken)
    > Fragekarten (zufälliges Ziehen reduziert Angst beim Prüfling)
    > Unabhängiges Protokollieren der Beisitzer
    > Geringere Zahl an Prüfungen pro Tag (Reihenfolgeeffekte!)
    > Entspannte Atmosphäre (Eisbrecherfrage am Anfang)
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14
Q

Vergleich mündliche vs. Schriftliche Prüfungen

A

M.P.: adaptiv: Einstellen auf den Prüfling möglich
S.P.: fixiert: vorgegebene Fragen müssen bearbeitet werden

M.P.: kommunikativ: Austausch zwischen Prüfer und Prüfling
S.P.: reaktiv: Reaktion auf schriftliche Fragen

M.P.: Auslotend: Eruieren des individuellen Fähigkeitsniveau möglich
S.P.: Grenzen vorgebend: Prüfer und Prüfling halten sich an vorgegebene Fragen

M.P.: singulärer Bezug: Einzelperson wird geprüft
S.P.: Gruppenbezug: Gruppe wird geprüft

M.P.: eher zeitlich unbestimmt: keine allzu strengen zeitlichen Grenzen
S.P.: eher zeitlich bestimmt: strenge zeitliche Grenzen

M.P.: Situativ: Fragen werden oft aus der Situation heraus gestellt
S.P.: Transsituativ: Fragen kommen unabhängig von der Situation zu Stande

M.P.: Umfassend: kann größeres Spektrum erfassen
S.P.: ausschnitthaft: stichprobenartiger Chrakter

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15
Q

Alternative Verfahren der Schulischen Notengebung: Handlungsbewertung

A

Handlungsbewertung (nach McMillan 2004)
> Schüler reproduzieren nicht Wissen, sondern zeigen ihre Fähigkeiten in Handlungen
> Ziel: höhere Authentizität der Prüfung > Charakteristisches Kennzeichen
o Schüler leisten oder produzieren etwas
o Notwendigkeit eines tieferen Verständnisses und von Schlussfolgerungen
o Längerer Arbeitseinsatz
o Schüler müssen Entscheidungen rechtfertigen, erklären oder verteidigen
o Aufgabensituationen sollten nicht eindeutig lösbar sein
> Hinweise zur Durchführung (nach Gronlund 1998)
o Genaue Angabe der Bewertungskriterien
o Bestimmung eines Schwerpunktes
o Bestimmung des situativen Umfelds
o Entwurf von Prüfungsverfahren (z.B. wie sind Punkte zu verteilen?)

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16
Q

Alternative Verfahren der Schulischen Notengebung: Portfolios

A

Brunner 1997:
Ein Portfolio ist eine planmäßige angelegte Sammlung ausgewählter Schülerarbeiten, die das Gelernte dokumentieren, aus denen Arbeitsprozesse ersichtlich werden und die Entwicklungen aufzeigen.

Wesentliche Merkmale:
> Aktive Beteiligung der Lernenden: selbstständige Bestimmung der Inhalte
> Auswahl nötig (—> Schüler müssen Wichtigkeit bewerten); sinnvollerweise kann eine kurze Begründung verlangt werden
> Konsequenz: höhere Selbstbestimmung und damit intrinsische Motivation
> Dokumentation des Lernfortschrittes: keine Momentaufnahme, sondern längerer Zeitraum
> Probleme:
o hoher Zeitaufwand seitens Lehrer (Vorbereitung, Einführung von Methoden und Kriterien, Bewertung) und Schüler
o Schulung der Lehrkräfte nötig
o Gütekriterien eher schlecht erfüllt (fehlende Objektivität wegen Hilfsmittel, Testwiederholung kaum sinnvoll, Konstruktvalidität nicht sichergestellt)
> Empirische Befunde:
o 80% der Lehrer in Vermont sagen, Schüler sind eher auf Problemlösung fokussiert und arbeiten mehr in Gruppen (Koretz et al. 1994)

17
Q

Beurteilung im Unterricht / Urteilsfehler

A

Die Beurteilung ist die abstrahierende Beschreibung des Verhaltens mit anschließender Deutung des Verhaltens, wobei ein Vergleich der Beobachtungseinflüsse mit Milieueinflüssen und Lebenslaufdaten stattfindet.

Beurteilungsfehler, Beobachtungsfehler und Fehler bei mündlichen (und schriftlichen) Prüfungen überschneiden sich in allen Bereichen.

> Einschätzung von Leistungsaspekten (z.B. Notengebung)
> Feststellung von Persönlichkeits- und Verhaltensmerkmalen (z.B. Zeungniskommentar, 	Übertrittsempfehlung)

Beurteilungs- und Beobachtungsverfahren stehen in einem sachlogischen Zusammenhang;
Keine Beurteilung erfolgt ohne vorangehende Beobachtung und jede Einordnung einer Verhaltensweise in eine Beobachtungskategorie ist ein Zuordnungsurteil.

18
Q

Methodische Aspekte: Allgemein

A
  • Beurteilung von psychologischen Konstrukten (nicht direkt beobachtbar, z.B. Intelligenz)
  • „Linsenmodell“ (Brunswik 1956): Der Beurteiler verwendet ein Bündel beobachtbarer, „proximaler“ Merkmale (z.B. geordnetes Elternhaus, Durchsetzungsfähigkeit etc.) um nicht direkt beobachtbare, „distale“ Eigenschaften, also Konstrukte (z.B. Intelligenz), zu erschließen
  • Hoch vs. Niedrig inferente Ratingskalen (Fittkau 1978)
    > Hoch Inferent: hohes Maß an Schlussfolgerungen nötig
    > Niedrig inferent: gut beobachtbare Merkmale und präzise Items ermöglichen ein geringes Maß an Schlussfolgerungen —> konkretisierte Schätzverfahren

Konkretisierungen von Ratingskalen können auf verschiedene Wegen erfolgen.

19
Q

Methodische Aspekte: Polaritätsprofile (Hofstätter 1966)

A
  • Indirekte Methode, Selbst- oder Fremdbeschreibungen zu erheben
  • Analyse der gefühlsmäßigen Bedeutung eines Begriffs
  • Paare von gegensätzlichen Eigenschaftsbegriffen („Polaritäten“), deren Ausprägung eingeschätzt werden soll
  • Bsp.: aufmerksam +++ ++ + 0 - – — unaufmerksam
20
Q

Methodische Aspekte: Verbale Beschreibung von Zwischenstufen

A
  • Umschreibung des Stärkegrades einer Beurteilungsskale durch quantifizierende Wörter
  • Bsp.: Beurteilung von Ordnung
    1 = ist pedantisch darauf bedacht, seine Sachen in Ordnung zu halten
    2 = Von Natur ordnungsliebend, ohne Pedanterie
    3 = Gibt sich Mühe, Ordnung zu halten, vergisst es aber auch manchmal
    4 = Ist nur unter Aufsicht zur Ordnung fähig
    5 = Hat seine Sachen nie in Ordnung
  • Probleme:
    > Äquidistante Abstufungen?
    > Beibehaltung des Einteilungskriteriums?
    > Eindeutige Begrifflichkeit?
21
Q

Methodische Aspekte: Visualisierung von Zwischenabstufungen

A
  • Graphische Darstellung
  • Bsp.: flächenanaloge Darstellung, lachende und weinende Gesichter
  • Vorteil: geeignet für Untersuchungen mit Kindern
  • Nachteil: Gleichgültigkeit gegenüber dem fachlichen Verständnis eines Begriffs
  • Angst- oder Schmerzthermometer
22
Q

Methodische Aspekte: Ankerbeispiele für Expertenausprägungen

A
  • Einstufungen anhand von Vergleichsobjekten
  • z.B. Beurteilung eines Schülers im Vergleich zu seinen Mitschülern
  • Nachteile
    o Hoch inferent
    o Verfälschungstendenzen
    o Keine Hinweise auf Verhaltensweisen, die zu beobachten und zu beurteilen sind
23
Q

Methodische Aspekte: Niedriginferente Schätzskalen durch Verwendung verhaltensnaher Indikatoren

A
  • Verwendung von Merkmalen, deren Indikatorfunktion für das einzuschätzende Konstrukt empirisch belegt ist
  • Psychologische (Persönlichkeits-) Theorien als Grundlage
  • Bsp.: Indikatoren für sozial unsicheres Verhalten (Petermann & Petermann 1983)
    > Verbaler Bereich
    1) Ein Kind erzählt nichts, fragt nichts
    2) Ein Kind spricht undeutlich, zu leise, antwortet nur mit Ja/Nein etc.
    3) Ein Kind zeigt eine stotterähnliche Sprechweise
    > Nonverbaler Bereich (Tränen, kein Blickkontakt, zittrige Hände,…)
    > Sozialbereich/Sozialkontakt (keine Interessen, keine Freunde,…)
24
Q

Anwendungsbeispiele von Beurteilungsskalen: Entwicklung von validen Beurteilungsskalen

A
  • Beschreibung und freie Protokollierung der Situation, dann Auswahl von Indikatoren
  • Übernahme von (hoffentlich empirisch belegten) Items aus vorliegenden Persönlichkeitsfragebögen und anderen Beurteilungsverfahren
  • Befragung von Experten
25
Q

Anwendungsbeispiele von Beurteilungsskalen: Selbstbeurteilung von Schülern

A
  • Möglichkeit eines systematischen Vergleichs von Selbst- und Fremdsicht (z.B. Angstfragebögen AFS)
  • Erhebung des realen und gewünschten Selbstbildes
  • Probleme
    > Tendenz zur positiven Selbstdarstellung, mangelnde Neutralität
    > Fehlende Selbstdistanz
  • Vorteile
    > Selbstbeurteilung kann entspannend und angstreduzierend sein (nicht alles ist zensurenrelevant)
    > Selbstbeurteilungsfähigkeit als pädagogisch wichtiges Lehrziel

Selbstbeurteilungsskalen über Verhaltebsauffälligkeiten
- Itemlisten, mit denen Schüler selbst die Häufigkeit abweichenden Verhaltens angeben können
- Bereiche (z.B.)
> abweichendes Verhalten gegenüber dem Lehrer
> Aggressives Verhalten gegenüber Mitschüler und Sachen
> Regelverstöße gegen die Vorschriften der Schulordnung
> Kleinkriminalität

Selbstbeurteilung mit Polaritätenprofil

  • Vergleich der Schülerselbstwahrnehmung mit der Lehrerwahrnehmung
  • Übereinstimmung ist bei einzelnen Lehrern unterschiedlich
26
Q

Anwendungsbeispiele von Beurteilungsskalen: Fremdbeurteilungsskalen für Schüler

A
  • Skalen zur Erfassung von Verhaltensstörungen bei Kindern

- Zusammenhang zwischen Sozialstatus von Schülern und vom Lehrer diagnostiziertem Auffälligkeitsindex (Bohrer 1978)

27
Q

Anwendungsbeispiele von Beurteilungsskalen: Beurteilung von Lehrern

A

Schätzskalen zur Beurteilung des Lehrerverhaltens (Tausch et al. 1970)

  • Ermutigende Lehrerkommentare wirken leistungsfördernd
  • Einordnung von 150 Sprachäußerungen auf einer 7-stufigen Skala von Entmutigung

Beurteilung des Lehrerverhaltens durch Schüler
- Beobachtung durch externe Personen - Probleme
> Zurückdrängung gewohnter Verhaltensweisen, Erwünschtheitstendenzen
> Kleine Verhaltensstichprobe (wenige Unterrichtsstunden)
- Beurteilung durch Schüler
> Anonym
> Erfassung der Effektivität des Lehrerverhaltens
> Ökonomisch, zuverlässig und gültig
> Bietet angemessene Selbstkontrolle
> längerer Erfahrungszeitraum
- Weitere Möglichkeiten
> Informelle Kontakte liefern unsystematischen Aufschluss
> Verfügungsstunden: Aktuelle Probleme können zur Sprache gebracht werden, jedoch ergeben sich Vorbehalten der Schüler
> Aufzeichnung des Unterrichts

Fazit: Die in der Schule gängige asymmetrische Beurteilungsform verhindert die Transparenz sozialer Prozesse in der Schule. Lehrer empfinden die Beurteilung ihres eigenen Verhaltens oft als bedrohlich und reagieren mit Abwehrmechanismen.

28
Q

Wichtige Urteilsfehler: Fehler beim Beobachtungsprozess

Einteilung nach Funk et al. 2015

A
  1. Aufmerksamkeit / Ermüdung:
    Schlechtere Beobachtung
  2. Beobachtungsbericht als Fehlerquelle:
    Bericht vermittelt ein unzutreffendes Bild von beobachteter Person, z.B. durch Verkürzungen und Kontrastisierung
  3. Kontrasteffekt
    Leistung / Verhalten der zuvor beobachteten Person nimmt Einfluss auf Beurteilung der folgenden Person, z.B. nach sehr guter mündlicher Prüfung erscheint die folgende mündliche Prüfung im Vergleich umso schlechter (vgl. Birken 1978)
  4. Reihungs- und rhythmische Schwankungseffekte
    Erste Arbeiten strenger als letzten bewertet; periodisches Steigen / Fallen der Leistungen bei mündlichen Prüfungen
29
Q

Wichtige Urteilsfehler: Urteilsfehler beim Prüfer

Einteilung nach Funk et al. 2015

A
  1. Konfabulationseffekte:
    Lücken oder Ungereimtheiten bei der Beobachtung gehen verloren und werden durch die Schemata des Beobachters ausgeglichen, z.B. Kinder rempeln sich untereinander im Spaß an, Beobachter glaubt aber, sich an Schlägerei zu erinnern
  2. Projektmechanismus:
    Beurteiler sucht eigene Fehler im Probanden
  3. self-fulfilling-prophecy:
    Der Lehrer versucht in Prüfungen oft seine gute/schlechte Einschätzung des Schülers zu bestätigen
  4. Konstrukte als Beurteilungsbegriffe
    Konstrukte sind theoretische Konstruktionen von nicht direkt erfassbaren Merkmalen, die zur Erklärung von Verhalten verwendet werden
    —> Linsenmodell von Brunwik (1956): Abhängigkeit der Validität davon, wie sehr die Lehrkraft psychologisch fundierte Merkmale verwendet
    —> Notwendigkeit einer Wissensbasis in Päd. Psychologie
  5. Implizite Persönlichkeitstheorien
    Eigene Einstellungen und kulturelle Prägung als Raster der Sozialen Wahrnehmung
  6. Pygmalioneffekt
    > Pygmalion: König aus Ovids Metamorphosen, der als Bildhauer die „perfekte“ Jungfrau modellierte und sich in sie verliebte
    > Effekt: Lehrer erfahren über bestimmte Schüler, dass sie im IQ-Test sehr gut angeschnittene hätten und Steigerungen zu erwarten sind. In Wirklichkeit wurde die Schüler zufällig ausgewählt
    > Nachtest: Schüler hatten tatsächlich höhere IQ-Werte (Rosenthal/Jacobson 1971)
    > Mechanismus (It. Rosenthal): Lehrerverhalten ist wohlwollender, differenziertere Rückmeldungen, mehr Anreize und Gelegenheit, sich einzubringen
    > Subjektiver Pygmalion-Effekt: Schülerleistungen steigen nur subjektiv
30
Q

Wichtige Urteilsfehler: Klassische Urteilstendenzen

Einteilung nach Funk et al. 2015

A
  1. Tendenz zur Mitte
    Vermeidung extremer Aussagen
  2. Dichotomisierungstendenzen (Tendenz zu extremen Urteilen)
    v. a. Relevant, wenn Lehrer nicht über Differenzierungsmöglichkeiten verfügen
  3. Milde- oder Strenge-Effekt
    Durchgängig zu gute Beurteilung im Vergleich zum sachlich angemessenen Urteil;
    Gründe: Angst vor fremden Urteil der eigenen Fähigkeiten, Beliebtheitsverluste, Notwendigkeit, sich zu rechtfertigen
    Strenge: v.a. Wenn Lehrer Fachkompetenz zeigen wollen
  4. Halo-Effekt
    Bewertung eines Merkmals strahlt auf andere Merkmale aus; v.a. Für sonst nicht zugängliche Merkmale relevant und wenn diese nicht psychologisch definiert werden können (weg. Fehlender Ausbildung), aber dennoch hohe moralische Bedeutung haben
  5. Logischer Fehler