Fähigkeits- Und Leistungstests Flashcards

1
Q

Definition Tests

A

Lienert 1967:
Ein Test ist ein wissenschaftliches Routineverfahren zur Untersuchung eines oder mehrerer empirisch abgrenzbarer Perönlichkeitsmerkmale mit dem Ziel einer möglichst quantitativen Aussage über den relativen Grad der individuellen Merkmalsausprägung.

Ingenkamp 2005:
Tests sind Verfahren der Pädagogischen Diagnostik, mit deren Hilfe eine Verhaltensstichprobe, die Voraussetzungen für oder Ergebnisse von Lernprozessen repräsentieren soll, möglichst vergleichbar, objektiv, zuverlässig und gültig gemessen und durch Lehrer oder Erzieher ausgewertet, interpretiert und für ihr pädagogisches Handeln nutzbar werden kann.

Es werden vor allem Schulleistungs- und Intelligenztests, Entwicklungs- und Einschulungstests, Eignungs-, Konzentrations- und Aufmerksamkeitstests, sowie Sozialtests eingesetzt

Weitere wichtige Begrifflichkeiten:
> Fertigkeit: Technik, Erfahrung, Kenntnisse; durch Übung erworben
> Fähigkeit: gegenwärtig verfügbares Potential etwas zu leisten (nicht beobachtbar)
> Eignung: Leistungsvermögen, nachdem Übung stattgefunden hat
> Leistung: bezieht sich auf die bisherigen Erfolge bei der Bewältigung von Aufgaben; lässt auf Fähigkeit und Fertigkeit schließen (beobachtbar)

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2
Q

Aufbau von Testverfahren

A
  • Fähigkeitstests
    Diese Tests umfassen breite oder auch spezielle intellektuelle Fähigkeiten. Man unterteilt folgende Möglichkeiten
    Tests der verbalen & mathematischen Fähigkeiten
    Tests der räumlichen Auffassung
    Tests des mechanischen Verständnisses
    Tests der schriftlichen Ausdrucksfähigkeit
    Fähigkeitstests sind normbezogen. Sie werden dazu verwendet, Informationen zur Anleitung und Beratung von Schülern zu erhalten
  • Leistungstests
    Messen die Unterrichtsziele eines bestimmten Kurses oder einer anderen Einheit des Curriculums.
    Leistungstests dienen der Messung und Bewertung der Ergebnisse zurückliegender Lernerfahrungen. Der Inhalt von Leistungstests sollte im Gegensatz zu Fähigkeitstests im hohen Grad unterrichtsbezogen sein.
    Ein Leistungstest sollte also z.B. die Kenntnisse in Geographie oder den französischen Wortschatz überprüfen und nicht dass räumliche Vorstellungsvermögen messen.
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3
Q

Definition Leistung und Schulleistung

A

Rheinberg 2001:
Leistung ist ein auf Normen bezogenes Resultat
- Konvergente Leistungen: Können mit einem richtigen oder eindeutig bestem Ergebnis ausgedrückt werden
- Divergente Leistungen: Können zu vielen im Prinzip gleichwertigen Ergebnissen führen (vgl. Bereich des kreativen, künstlerischen Schaffens)

Ingenkamp & Lissmann 2008:
Unter Schulleistung versteht man zusammengefasst die von der Schule initiierten Lernprozesse und Lernergebnisse der Schüler. Diese Lernleistungen können im Hinblick auf verschiedene Verhaltensdimensionen beschrieben und unter Bezug auf verschiedene Normen eingeordnet werden.

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4
Q

Definition Schulleistungstest

A

Ingenkamp 1997:
Schulleistungstests sind Verfahren der pädagogischen Diagnostik, mit deren Hilfe Ergebnisse geplanter und an Curricula orientierter Lernvorgänge möglichst objektiv, zuverlässig und gültig gemessen durch Lehrende oder Beratende ausgewertet, interpretiert und für pädagogisches handeln nutzbar gemacht werden.

Schulleistungstests dienen der Untersuchung, ob - und eventuell wie gut - ein Lernziel erreicht ist. Die hierbei verwendeten Testaufgaben sind nicht identisch mit dem Lernziel, sondern repräsentieren es nur und dienen dazu, den individuellen Fähigkeitsgrad zu vergleichen.

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5
Q

Arten von Schulleistungstests nach Ingenkamp/Lissmann 2008

A

Schulische Prüfungen:
> Objektive Verfahren: Schulleistungstests
o formelle SLT: bezugsgruppen- oder normorientiert; standardisiert
o informelle SLT: sozialer oder Kriteriale Bezug; nicht normiert [Validität und Reliabilität nur angenommen]
> subjektive Verfahren:
o klassische Leistungsprüfungen: Schriftliche, mündliche und alternative Verfahren; schlechte Gütekriterien-Erfüllung

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6
Q

Formelle Schulleistungstests: Bezugsnormorientierte Tests

A

Bezugsnormorientiert = Sozialnormorientiert

Lukesch 1998:
Ein (sozial-)normorientierter Schulleistungstest ist ein wissenschaftliches Routineverfahren zur Feststellung des Kenntnisstandes in einem (oder mehreren) inhaltlich spezifizierten kognitiven Lehrzielbereich(en); dabei werden Aussagen über die Leistungshöhe aufgrund des Vergleiches mit den Leistungen einer für die jeweilige Altersstufe, Schulstufe oder Schulart repräsentativen Stichprobe getroffen.

Bei den bezugsgruppenorientierten Tests werden die individuellen Testergebnisse mit denen einer Bezugsgruppe verglichen. Daher muss die Bezugsgruppe für den jeweiligen Zweck des Tests repräsentativ sein.

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7
Q

Überblick über die Möglichkeiten der Konstruktion von SLT

A
  • Normorientiert vs. Kriteriumsorientiert
    > normorientiert: (=bezugsnormorientiert, sozialnormorientiert)
    o Zweck: Vergleich der Schülerleistungen innerhalb einer Gruppe
    > kriteriumsorientiert (=lehrzielorientiert, idealnormorientiert)
    o Zweck: Erfassung der Schülerleistung in Bezug auf ein oder mehrere Lernziele
- summativ vs. Formativ 
	> summativ: 
		o den Lernprozess abschließend
		o formelle Schulleistungstests werden meist summativ eingesetzt
	> formativ:
		o den Lernprozess begleitend
- allgemein vs. Fächerspezifisch
	> allgemein:
		o fächerübergreifend (v.a. In Grundschule)
	> fächerspezifisch:
		o v.a. An weiterführenden Schulen
- formell vs. Informell
	> formell:
		o von Testexperten entwickelt 
		o Gütekriterien werden streng berücksichtigt 
		o Normorientierung an einer Stichprobe
		o Ziel: Prüfung allgemeiner Lernziele
	> informell:
		o i.d.R. Von Lehrern entwickelt 
		o Gütekriterien werden weniger streng berücksichtigt 
		o keine Normierung an einer Stichprobe
		o Ziel: Prüfung spezifischer Lernziele
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8
Q

Konstruktion normorientierter Schulleistungstests

Schritt 1

A
  1. Analyse der Lehrpläne (inhaltliche Validität)
    > Erfassung der Lehrziele durch Expertenratings der Lehrpläne (curriculare Validität)
    Erfassung der Lerngelegenheit durch Lehrer- & Schülerurteile, Klassenunterlagen
    > Erstellen einer Lehrzielmatrix: Anführung von Lernzielen und Anforderungsebene
    Dimension der Matrix: Inhalt (= Lehrziele) & Verhalten (—> Taxonomie von Bloom, 1976: Wissen, Verstehen, Anwenden, Analyse, Synthese, Beurteilung)
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9
Q

Konstruktion normorientierter Schulleistungstests

Schritt 2

A
  1. Aufgabenkonstruktion
    Allgemeine Regeln nach Ebel (1951): keine doppelten Verneinungen, nicht zu viele Lücken in Lückentext, einfache Satzkonstruktion, eindeutige und möglichst klare Formulierung, keine verdeckten Hinweise auf richtige Antwort
  • formale Gestaltung nach Aufgabentypen:
    > gebundene Antworten:
    o Auswahlantworten: richtig/falsch; MC
    o Ordnungsaufgaben: Zuordnungs-; Umordnungsaufgaben
    > freie Antworten: Kurzantwort, Kurzaufsatz- oder Ergänzungsaufgaben (Lückentext)
  • Festlegung der zugelassenen Hilfsmittel
  • Konstruktion von 50& bis 100& mehr Aufgaben als für Endform nötig
  • i.d.R. Aufgaben auf mittlerem Schwierigkeitsniveau
  • Beurteilung der Aufgaben durch erfahrene Lehrer (Expertenrating)
    —> Aufgabenpool soll die Lehrzielbeschreibung abdecken
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10
Q

Konstruktion normorientierter Schulleistungstests

Schritt 3

A
  1. Vorerprobung an wenigen Fällen

Überprüfung der Verständlichkeit der Aufgabenformulierung

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11
Q

Konstruktion normorientierter Schulleistungstests

Schritt 4

A
  1. Testdurchführung an einer kleinen Stichprobe (200-400 SuS)

Prüfung der Tauglichkeit, Überprüfung der Aufgaben- und Testlänge und Einholen von Schüler- & Lehrerkommentaren

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12
Q

Konstruktion normorientierter Schulleistungstests

5. Schritt

A
  1. Aufgaben- und Testanalyse mit den Daten der ersten Stichprobe
    - Ermittlung des Schwierigkeitsgrades
    s = (Anzahl der richtigen Lösungen ÷ Anzahl der Bearbeitungen) * 100
    o Je höher s, desto leichter eine Aufgabe
    o Erwünschter Schwierigkeitsgrad hängt von der Zielgruppe ab (normalerweise: Verteilung von s = 20 bis s = 80 mit Mittelwert s = 50)
    o Keine absolute Schwierigkeit, sondern stets aus Stichprobe bezogen
  • Ermittlung der Trennschärfe
    > Trennschärfe ist ein Korrelationskoeffizient (also zwischen -1 und +1), der misst, wie sehr die Leistung in einem Item mit der Gesamtleistung im Test korreliert
    o nahe bei +1: Schüler, die bei der einen Aufgabe gut abschnitten, tun dies auch im gesamten Test
    o nahe bei 0: Ingesamt gute und schlechte Schüler unterscheiden sich kaum bei der Lösungshäufigkeit der Aufgabe
    > Am höchsten bei mittlerer Aufgabenschwierigkeit (sonst werden sie von allen oder keinem gelöst)
    > Ziel: t>= 0.30
  • Distraktorenanalyse bei gebundenem Antwortformat (MC): Analyse der Wahlhäufigkeit der Distraktoren (wie oft werden die Falschantworten angekreuzt?) > Ungünstige Distraktoren: von guter Gruppe mindestens genauso häufig gewählt wie von schlechter Gruppe
    > Berechnung der Verteilungskennwerte der Tests: Mittelwert, Streuung etc.
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13
Q

Konstruktion normorientierter Schulleistungstests

6. Schritt

A
  1. Testvalidierung
  • Überprüfung der empirischen Validität und Konstruktvalidität
  • Berechnung der Reliabilitätskoeffizienten
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14
Q

Konstruktion normorientierter Schulleistungstests

7. Schritt

A
  1. Testeichung an einer für den Anwendungsbereich repräsentativen Strichprobe
  • Berechnung von Normwerten, die als Vergleichsgrundlage bei späterer Anwendung des Tests dienen
  • Problem: u.U. Nicht repräsentative Stichprobe, da eher besonders motivierte und / oder gute Klassen und Lehrer teilnehmen
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15
Q

Einsatzmöglichkeiten sozialnormorientierter Schulleistungstests

A
  • Anwendung in der Schulklasse (nach Lukesch 1998)
    > Vergleich des Leistungsstandes der ganzen Klasse mit einer Eichstichprobe
    > Überprüfung des eigenen Benotungssystems durch den Vergleich mit Testwertklassen
    > Objektivierungsmöglichkeiten bei Schulart- oder Kurswechsel
    > Einsatz zur Lehr- und Lernsteuerung
    > Einsatz zur Unterrichtsdifferenzierung (äußere Differenzierung: Einteilung in Leistungsgruppen)
  • Zu Forschungsfragen
    > Überprüfung der Effektivität verschiedener Unterrichtsmethoden
    > Überprüfung der Wirksamkeit von verschiedenen Schulsystemen
    > Überprüfung der Wirksamkeit verschiedener Methoden der Schülergruppenorientierung
    > Formative Evaluation und Entwicklung von Lehrplänen
    > Erarbeitung und Überprüfung von Bedingungsmodellen der Schulleistung
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16
Q

Vor- und Nachteile normorientierter Schulleistungstests

A

Vorteile:
> gute Erfüllung der Gütekriterien, besser als bei herkömmlicher Leistungsbeurteilung!
—> auch Einsatz in der Forschung möglich
> Normierung erlaubt Überprüfung des eigenen Benotungssystems
—> verhindert Anwendung des klasseninternen Bezugssystems > Überprüfung des Leistungsstandes der Klasse und des eigenen Unterrichts
> gerechte Selektion
> Hilfe bei Entdeckung individueller Stärken und Schwächen
> Überprüfung von Lernvoraussetzungen
> Einsatz zur Leistungsdifferenzierung
> Einsatz von Computerauswertung
> überregionaler Vergleich
> summative Evaluation

Nachteile:
> bei mangelnder curricularer Validität und Lerngelegenheit unfairer Test
> negative motivationale/soziale Folgen, z.B. Verlust der intrinsischen Motivation
> Erstarrung des Unterrichts und Verarmung der Lehrpläne
> häufig veraltet und nicht für alle Unterrichtsfächer vergleichbar
> eher im kognitiven Bereich
> Erfassung von Lernergebnissen und nicht Lernleistungsvoraussetzungen
> klassenunabhängige Beurteilung
> unökonomisch/Kosten
> Sozialnormorientierte Schulleistungstests machen Leistungsunterschiede zwischen Schulen für den Lehrer überdeutlich
—> kann zur Änderung der Berwertungsstrategie des Lehrers führen
> Gefahr, dass für die Ergebnisse nur schulinterne Faktoren verantwortlich gemacht werden

—> Äußerst seltene Anwendung von Schulleistungstests

In Deutschland sind fast alle Schulleistungstests bezugsgruppenorientierte Tests

17
Q

Kriteriumsorientierte (= Lehrzielorientierte) Tests Definition

A

Fricke 1973:
Ein kriteriumsorientierter Test ist ein „wissenschaftliches Routineverfahren zur Untersuchung der Frage, ob und eventuell wie gut ein bestimmtes Lehrziel erreicht ist.“

Glaser und Nitko 1971:
Ein Test heißt kriteriumsorientiert, wenn er so konstruiert ist, dass er Messwerte liefert, die direkt in Bezug auf einen spezifizierten Leistungsstandard interpretierbar sind. Dazu […] wird eine Klasse von Aufgaben definiert, die bestimmte Individuen lösen können müssen.

18
Q

Kriteriumsorientierte (= Lehrzielorientierte) Tests Überblick

A

Nötige Schritte
> Quantifiziertung des Lehrziels
> Quantitative Erfassung der Schülerleistung
> Messmodell für die zufallskritische Entscheidung darüber, ob das Lehrziel erreicht wurde (i.d.R. 2/3 aller Punkte)

Bei den kriteriumsorientierten Tests werden individuelle Testergebnisse zu vorher gesetzten Kriterien in Beziehung gesetzt. Die Bezugsgruppe spielt also keine Rolle bei der Testinterpretation. Sie sind mehr von den Feinlehrzielen abhängig, während bezugsgruppenorientierte Tests oft sehr allgemein sind.

Prinzipien kriteriumsorientierter Leistungsmessung
> Verwendung von Aufsatztests sowie von Tests mit kurzen Antworten
> Verwendung von freien und gebundenen Fragen
> Breite gegenüber spezifischen Themen
> Formulierung einer Modellantwort
> Umfang eher gering, sonst kein Leistungs-, sondern Geschwindigkeitstest

19
Q

Konstruktionsphasen bei kriteriumsorientierten Tests

A
  1. Abgrenzung der Unterrichtseinheit, die geprüft werden soll
  2. Curriculare Analyse: zentrale Bedeutung. Aus all den Aufgaben, die die Unterrichtseinheit repräsentieren, möglichst repräsentativen Überblick herausziehen
  3. Aufgabenkonstruktion: ähnlich wie bei den bezugsgruppenorientierten Tests. Auch werde gleiche Aufgabentypen für beide Arten von Tests verwendet; nur die Auswertung unterscheidet sich
  4. (empirische) Aufgabenanalyse: spielt relativ geringe Rolle. Ist die Aufgabe zu schwierig, lief der Test falsch. Aber: Vorsicht bei der Formulierung der Aufgabe. Ungenaue Formulierungen sind irreführend
  5. Eichung entfällt, da nicht mit anderen verglichen wird
    Stattdessen: Einstufung der Ergebnisse: wann kann man z.B. sagen, dass durch Testaufgaben repräsentierte Lernziele sei erreicht, oder in welche Leistungsgruppe (bezüglich des Abstandes vom Lernziel) gehört ein Schüler, wenn z.B. 20 von 30 Punkten erreicht wurden. Daneben muss man sich fragen, ob die gelösten Aufgaben repräsentativ für das angestrebte Lernziel sind. In dieser Phase werden ebenfalls Fragen der Gültigkeit und der Zuverlässigkeit des Tests kritisch betrachtet
20
Q

Unterschied zwischen norm- und kriteriumsorientierten Tests

A

Normorientiert Kriteriumsorientiert
Die Position des Schülers wird aus der Ein vorgegebenes Kriterium (Lehrziel)
Verteilung der Messwerte bestimmt muss vorhanden sein

Ein normorientiertes Ergebnis könnte Sollte es aber Lehrziel sein, dass diese
sein, dass ein Schüler, der 60% von Aufgabe mit 90%iger Sicherheit
1x1-Aufgaben richtig gelöst hat, in beherrscht wird, dann hat der Schüler
Bezug auf seine Mitschüler relativ gut das Lehrziel nicht erreicht
abgeschnitten hat

Ingenkamp betont, dass die Praxis beide Testvarianten braucht:
> Kriteriumsorientierte Test werden dort eingesetzt, wo grundlegende Fähigkeiten getestet werden sollen, die bedeutend für sich allein sind. Es geht um das Verstehen von Einzelheiten
> Bezugsgruppenorientierte Tests hingegen werden dort eingesetzt, wo ein großes Gebiet mit vielen Einzelheiten beherrscht werden soll. Die Sozialnorm wird deshalb eingesetzt, weil ein Kriterium nicht genau festgesetzt werden kann. Diese Tests werden dort eingesetzt, wo es um das Verstehen einer Vielzahl von Beziehungen und Bedingungen zwischen einzelnen Dingen geht.

21
Q

Gütekriterien formeller Schulleistungstests

A
  • Objektivität
    > Durchführungsobjektivität:
    bei formellen Tests sehr gut:
    o schriftlich fixierte, vorgegebene Instruktion
    o Beispiele und Übungsaufgaben
    o Vorgaben des Anwendungszeitraums und Beurteilerschulung
    > Auswertungsobjektivität:
    o bei gebundenen Antwortformaten maximal —> Korrektur mit Schablone
    o bei freien Antwortformaten Kriterienkataloge
    > Interpretationsobjektivität:
    o sehr gut: klare Instruktionen bezüglich der Interpretation der Ergebnisse Punktwerte —> Ergebnis; Angabe qualitativer Fehlerarten; Angabe von Normwerten
    o Angabe der Objektivitätskoeffizienten (sog. Ü-Koeffizient bei kriteriumsorientierte Tests, d.h. Übereinstimmung verschiedener Beurteiler) im Beiheft
  • Reliabilität
    > i.d.R. Werden alle viert Arten der Reliabilitätsmessung berücksichtigt
    > Reliabilitätsmessung auf Basis der Stichprobenerhebung > Angabe der Reliabilitätskoeffizienten im Beiheft
  • Validität
    > Inhaltsvalidität
    o Sicherung der curricularen Validität durch Analyse der Lehrpläne (allerdings i.d.R. Nur annäherungsweise zu erreichen) und Befragung von Schülern und Lehrern
    o individuelle Lerngelegenheit (d.h. Grad, in dem Schüler die Gelegenheit hatte, die Inhalte zu lernen) kann aber nicht berücksichtigt werden
    o Expertenrating bei Lehrplananalyse zur Sicherung der Inhaltsvalidität
    > Empirische Validität
    o Vergleich der Ergebnisse aus den Stichprobenerhebungen mit Schulnoten, Lehrerurteilen usw. (Gleichzeitigkeitsvalidität)
    o Erhebung der Vorhersagevalidität —> bessere prognostische Validität von Tests im Vergleich zu Noten (Tent 1969)
    o Angabe der Koeffizienten im Beiheft
    > Konstruktvalidität
    o auf Grund der hohen Objektivität, der Standardisierung und Normierung sehr gut
    o Angabe der Validitätskoeffizienten im Beiheft
22
Q

Beispiele für formelle Schulleistungstests

A
  • Test zur Lese-Rechtschreibschwäche & zu Basiskompetenzen des Schriftsüracherwerbs
    Bsp.: Basiskompetenzen für Lese-Rechtschreibleistungen
  • Mehrfächertests
    Hauptanwendungsbereiche bei Fragen der Objektivierung von Schulnoten, der Überprüfung der Förderschulbedürftigkeit sowie bei Spezialfragen (z.B. Legastheniediagnose). Ergebnisse können zu Platzierungs- oder Fördermaßnahmen verwendet werden
    Beispiele:
    > Hamburger Schulleistungstest für 4. und 5. Klassen, HST 4/5
    > HAT 9 (Ingenkamp 1983) für 2 Halbjahr der 9. Klasse, Erfassung der Lehrziele in Deutsch, Englisch, Mathe, Physik, Chemie, Wirtschaft und Sozialkunde
    —> Ergebnis: Bildungsberatung über weitere Schullaufbahn oder Beruf
  • Rechentests
    Bsp.: RT9+ (Bremm & Kühn, 1992)
    Einsatzbereich: Ende der 9. Klasse bzw. Anfang der 10. Klasse in Haupt- und Realschule;
    Beginn von Berufsschule, Ausbildung oder Beschäftigung. Einzel- und Gruppentest
    Das Verfahren: Der RT9+ überprüft Mathematikleistungen, basierend auf dem Unterrichtsstoff, der in diesem Fach bis zum Ende des 9. Schuljahres der Hauptschule geboten wird (Bruchrechnen, Potenzrechnen, Zinsrechnen, Gleichungen, Wurzeln und Rechnen mit Größen)
    Bearbeitungsdauer: 2 Unterrichtsstunden
  • Lesetests
    WLST (Würzburger Lesestrategie-Wissenstest für die Klassen 7-12)
    Einsatzbereich: Wissen über Angemessenheiten von Lese-/Lernstrategien
    Das Verfahren: Den Schülern werden sechs verschiedene Lernszenarien dargeboten. Zu jeder Situation sollen sie die Qualität und Nützlichkeit von fünf verschiedenen Vorgehensweisen zur Erreichung eines Lernziels bewerten. Dazu werden verschiedene Antwortvorschläge vorgegeben, die die Schüler hinsichtlich ihrer Qualität benoten. Hohe Testwerte zeigen, dass der Schüler über effektive Strategien zum Behalten und Verstehen von gelesenen Texten verfügt.
    Normen: Gesicherte Normen für Klassen 7-12 (diverse deutsche Schulformen)
    Bearbeitungsdauer: Zwischen 20 und 35 Minuten
  • Rechtschreibtests
    Bsp.: Westermann Rechtschreibtest 6+, WRT 6+; Rechtschreibtest für 6. und 7. Klassen, RST 6-7, Hamburger Schreibprobe 6. Auflage (2002), HSP)
    HSP (Hamburger Schreib-Probe)
    Einsatzbereich: Mitte der 1. bis Ende der 9. Klasse; geeignet für alle Schulformen; Gruppen- und Einzeltest
    Das Verfahren:
    Die HSP dient der Erfassung des Rechtschreibkönnens. Sie ist sowohl für die Einschätzung individueller Lernstände als auch für die Erhebung klassenbezogener Leistungen geeignet. Die zu schreitenden Testwörter bzw. -Sätze werden vom Lehrer vorgelesen und in den Testheften begleitend, anhand von Illustrationen veranschaulicht
    Bearbeitungsdauer: Die Bearbeitung des Testhefts liegt meist unter 30 Minuten
23
Q

Informelle Schulleistungstests Definition

A

Ingenkamp & Lissmann 2008:
Informelle Schulleistungstests sind Verfahren der pädagogischen Diagnostik, die hauptsächlich von Lehrkräften konstruiert werden, um die Ergebnisse der von ihnen geplanten Lernvorgänge in ihrer Klasse möglichst objektiv zu erfassen und für pädagogisches Handeln nutzbar zu machen.

24
Q

Unterschied formell und informelle Schulleistungstests

A
  • Wichtiges Unterscheidungskriterium: Konstruktion durch Lehrer
  • nicht an repräsentativen Stichproben geeicht (nur an Ergebnissen einer Klasse)
  • Orientierung an pädagogischen Bedürfnissen von Klassen
  • Ansatzweise standardisiert: Prüfungssituationen; Aufgabenstellung; Rohauswertung
  • curriculare Analyse: Orientierung an den Lehrzielen für die Klasse
  • Korrektur: Orientierung an Klassennorm oder Lernzielen
  • niedriger Allgemeinheitsgrad der Anwendung (aufgrund inhaltlicher Spezifität)
  • Unterrichtsnah, direkt auf Lehrziele bezogen

Informelle Schulleistungstests werden nur für eine oder wenige Schulklassen konzipiert. Es ist daher keine überregionale Anwendbarkeit, oft nicht einmal eine solche innerhalb der Schule möglich

Informelle Tests können sich sowohl an gruppenbezogene Normen orientieren, als auch an Lernzielen. Es macht dennoch keinen Sinn, von bezugsnormorientierten und kriteriumsorientierten informellen Tests tu reden, da sie in der Regle nicht normiert sind. Sie spielen immer noch eine geringe Rolle, weil Lehrer den Arbeitsaufwand scheuen.

25
Q

Konstruktion informeller Schulleistungstests (im Vgl. Zu formellen SLTs)

A
  1. Analyse der Lehrpläne
  2. Generierung von Testitems (Aufgabenkonstruktion)
  3. Aufgaben- und Testanalyse —> vereinfacht
    > erfolgt erst nach der ersten Durchführung des Tests in der Klasse
    > Schwierigkeitsindex, Trennschärfekoeffizient —> Eliminierung negativer Werte, Distraktionsanalyse
26
Q

Gütekriterien informeller Tests

A
  • Besser als bei Leistungsbeurteilung (= eine Ziffernnote, die keine Auskunft darüber geben kann, was man tun muss, um besser zu werden oder um seine Talente zu entwickeln)
  • Schlechter als bei formellen Test
  • Objektivität
    > Durchführungsobjektivität
    Bei informellen Tests besser als bei schriftlichen Prüfungen:
    o standardisierte Instruktion
    o Beispiele und Übungsaufgaben
    > Auswertungsobjektivität
    o bei gebundenen Antwortformaten maximal —> Korrektur mit Schablone
    o bei freien Antwortformaten sind Kriterienkataloge notwendig
    > Interpretationsobjektivität
    o besser als bei schriftlichen Prüfungen, v.a. Bei geschlossenen Antwortformaten
    o ungünstiger als bei formellen Tests, da i.d.R. Keine Normierung, keine Erfassung der Objektivitätskoeffizienten
  • Reliabilität
    i. d.R. Keine Erhebung der Reliabilitätskoeffizienten (u.U. Pralleltestreliabilität)
  • Validität
    > Inhaltsvalidität
    o Sicherung der curricularen Validität durch Analyse der Lehrpläne —> besser als bei formellen SLTs
    o Berücksichtigung der individuellen Lerngelegenheit —> besser als bei formellen SLTs
    o Experten-Rating bei Lehrplananalyse zur Sicherung der Inhaltsvalidität
    > Empirische Validität
    i.d.R. Keine Erhebung
    > Konstruktvalidität
    o Überprüfung der Übereinstimmung z.B. mit Schulnoten möglich
    o ungünstiger als bei formellen Tests, da keine Standardisierung/Erhebung von Validitätskoeffizienten
    o besser als bei traditioneller Leistungsbeurteilung, da sachfremde Beurteilungskriterien z.B. durch fixierte Instruktion, Aufgabenanalyse und Kriterienkataloge gemindert werden
27
Q

Vor- und Nachteile informeller Schulleistungstests

A

Vorteile:
> gute Erfüllung der Gütekriterien, besser als bei herkömmlicher Leistungsbeurteilung
> curriculare Validität und Lerngelegenheit werden berücksichtigt
> ökonomischer als formelle SLTs —> geringer Konstruktionaufwand
> schnelle Korrektur v.a. Bei gebundenen Antwortformaten —> Zeitersparnis bei der Auswertung
> unterrichtsnah

Nachteile:
U.U. Bei gebundenen Antwortformaten Ratewahrscheinlichkeit gegeben
> Gütekriterien weniger gut erfüllt als bei formellen SLTs
> aufwändiger zu erstellen als traditionelle Formen der Leistungsbeurteilung
> Qualität des Tests ist abhängig von Lehrkraft
> manche produktiven Leistungen können mit Tests nicht erfasst werden, z.B. Kreativität
> Aufgabenanalyse erst im Nachhinein

28
Q

Prüfsteine zur Beurteilung von Schulleistungstests

A

10 Fragen nach Langfeldt 1984, 97

  1. Überprüft der Test das, was unterrichtet wurde?
  2. Ist der Test reliable genug?
  3. Wie präzise ist ein individueller Testpunktwert?
  4. Wie wird eine objektive Testdurchführung gesichert?
  5. Wie wird die Auswertungsobjektivität gewährleistet?
  6. Wie ist der Test normiert?
  7. Gibt es Paralleltests?
  8. Wie sind die Testergebnisse inhaltlich zu interpretieren?
  9. Wie lange dauert der Test?
  10. Wie alt ist der Test?