Manualisierte psychodynamische Therapien & Behandlung häufiger psychischer Störungen: Depression, Angst, Persönlichkeitsstörungen Flashcards
Allgemeine psychoanalytische Modelle von Persönlichkeitsstörungen
Persönlichkeitsstörungen sind manifeste klinische Phänomene mit Regulierungsfunktion
Traumatische Erfahrungen Mittelpunkt, liegt Störungen zugrunde
1. Charaktertypologie: oral, anal, phallisch… (Freud, Fenichel) vs.
depressiver, zwanghafter Modus der Konfliktverarbeitung (Mentzos)
2.Repetitive Beziehungsmuster: psychische Repräsentanzen
signifikanter Beziehungserfahrungen
3.Dimensionale Strukturmodelle: basale psychische Funktionen – Verfügbarkeit „psychischen Handwerkszeugs“
Charaktertypologien- oder Konflikt und Persönlichkeit
• Charakterzüge als »unveränderte Fortsetzungen der ursprünglichen Triebe, Sublimierungen derselben oder Reaktionsbildungen gegen sie« (Freud, 1908, S. 209)
• Rolle von Ich und Über-Ich und Bedeutung der sozialen Umwelt wurde später mehr betont (z. B. bei Fenichel, 2005 [1945])
• verschiedene Lebensabschnitte in denen Menschen mit der Entwicklung spezifischer Fähigkeiten und deren sozialverträglicher Durchsetzung konfrontiert sind
• Erfahrungen: Bestärkungen und BestrafungenàEntwicklung von Lebensthemen und individuelle Umgangsweisen damit –>Charakter
1.Narzisstisch: Bestärkung im Selbstwert
2.Oral: Versorgung in Beziehungen
3.Anal: wirkmächtig und bestimmend erleben
4.Histrionisch: im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit
Lebensthemen = vulnerable Themen
Geringe Integration:
• kontraphobische Reaktionsbildung: »Ich brauche nichts und helfe allen anderen«
• regressive Verstärkung des Motivs im Leben: »Ich komme allein nicht zurecht«
Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD) als moderne Varianten der Modelle von Persönlichkeitskonstituierung
Aktiver vs. passiver Konfliktverarbeitungs- bzw. Lösungsmodus, z.B. „Versorgung vs. Autarkie“
= basaler Wunsch nach Versorgung
vs. basaler Wunsch autark zu sein
unbewusste innerseelische Zusammenstöße entgegengerichteter Motivbündel
zeitlich überdauernd
festgelegte Erlebnismuster, die in entsprechenden Situationen immer wieder zu ähnlichen Verhaltensmustern führen (Arbeitskreis OPD, 2006)
Zentral für Persönlichkeitsstörungen: Themen durchdringen gesamte Persönlichkeit in hochgradig unflexibler Weise, bestimmen den Umgang mit sich und anderen, stehen im Vordergrund des Charakters
1.Narzisstisch:
Bestärkung im Selbstwert
2.Oral:
Versorgung in Beziehungen
3.Anal:
wirkmächtig und bestimmend erleben
4.Histrionisch:
im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit
• kontraphobische Reaktionsbildung:
»Ich brauche nichts und helfe allen anderen«
• regressive Verstärkung des Motivs im Leben:
»Ich komme allein nicht zurecht«
Unterscheid Charakterpathologie und Konflikt OPD
Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD) als moderne Varianten der Modelle von Persönlichkeitskonstituierung
Aktiver vs. passiver Konfliktverarbeitungs- bzw. Lösungsmodus, z.B. „Versorgung vs. Autarkie“
= basaler Wunsch nach Versorgung
vs. basaler Wunsch autark zu sein
unbewusste innerseelische Zusammenstöße entgegengerichteter Motivbündel
zeitlich überdauernd
festgelegte Erlebnismuster, die in entsprechenden Situationen immer wieder zu ähnlichen Verhaltensmustern führen (Arbeitskreis OPD, 2006)
Zentral für Persönlichkeitsstörungen: Themen durchdringen gesamte Persönlichkeit in hochgradig unflexibler Weise, bestimmen den Umgang mit sich und anderen, stehen im Vordergrund des Charakters
Beziehungsmuster oder Repräsentanzen und Persönlichkeit
• Ab den 60er Jahren
• Beschäftigung mit internalisierten Vorstellungen wichtiger Bezugspersonen, sogenannten Objektrepräsentanzen, korrespondierenden Selbstrepräsentanzen und zwischen Subjekt- und Objekt relevanten Beziehungsrepräsentanzen
Umfassendste Theorie von Otto F. Kernberg mit dem Modell der Borderline Persönlichkeitsorganisation:
• Phänomenologische, psychodynamische, und genetische Faktoren (Kernberg, 1993)
• Integration von kleinianische Positionen, ich-psychologische Orientierung, Ansätze der britischen Middle Group und die amerikanische Objektbeziehungstheorie
Dimensionale Strukturmodelle: basale psychische
Funktionen
• Fokussieren auf basale psychische Funktionen oder Fähigkeiten, deren Reifegrad bzw. Verfügbarkeit die Persönlichkeit konstituiert
• basieren schwerpunktmäßig auf der Ich-Psychologie und der Objektbeziehungstheorie
• es werden grundlegende Qualitäten des psychischen Funktionierens (Niveaus) beschrieben
• Persönlichkeitsstörungen = spezifische Muster der Störung oder Nicht-Verfügbarkeit »psychischen Handwerkszeugs«
Neurotisch
Borderline
Psychotisch
Abwehr
Identität
Realitätsprüfung
Dimensionales Modell der PSKorganisation Kernberg grob
Neurotisch Borderline Psychotisch Abwehr Identität Realitätsprüfung
Neurotisch
Abwehr +
Identität +
Realitätsprüfung+
Borderline
Abwehr -
Identität-
Realitätsprüfung +
Psychotisch
Abwehr -
Identität -
Realitätsprüfung -
Dimensionales Modell der PSKorganisation Kernberg differenziert
Schweregrad & Intro oder extroversion 1. neurotische Persönlichkeitsorganisation 1. zwanghaft 2. depressiv masochistische 3. hysterische 2. höhere borderline PSK Orga 1. sadomasochistische 2. zyklotyme 3, dependente 4. histrionische 5. narzisstische 3. niedrige Boderline PSK Orga 1. paranoide 2. hypochondrische 3. schizotypische 4. schizoide 5. Borderline 6. hupomanisch 7. maligne narzisstische 8. antisoziale 4. psychotische PSKorga atypische Psychosen
Psychoanalytisches Modell der BPS
• Strukturelle Voraussetzungen zur psychischen Bewältigung problematischer Affektzustände fehlen = „mentaler Puffer“ fehlt
• Borderline-Symptome (Sucht, Selbstverletzung, etc.) als Abwehr unerträglicher Angst
• Frühe reale Angsterfahrungen (z.B. Missbrauchserfahrungen) entscheidend
Fünf Vorgänge der Angstabwehr (Hoffmann, 2000)
1. Affektlosigkeit
2. Anhedonie
3. Ersetzung durch einen anderen Affekt
4. Agieren
5. Projektion
Abwehr zentriert um unreife oder primitive Mechanismen (Kernberg, 1975)
Ø Spaltung
Ø Idealisierung und Entwertung
Ø Verleugnung und projektive Identifikation
Objektbeziehungen sind Repräsentanzen von sich und anderen, die über einen spezifischen Affekt miteinander verbunden sind und beim Betreffenden die Wahrnehmung der äußeren Realität beeinflussen“ (Clarkin et al., 2001, S.12)
Aktivierte innere Selbst-Objekt-Dyade bestimmt Wahrnehmung im Hier-und-Jetzt
• Reale Erfahrungen im Hier-und-Jetzt aktivieren innere affektgeladene S-O-Dyaden
Dyaden existieren unverbunden gleichzeitig nebeneinander
• Auch scheinbar positive Dyaden sind mit Gefahren verbunden: „Liebe“ z.B. mit traumatischen Erfahrungen in frühen Beziehungen
Aufrechterhaltung primitiver Dyaden durch Abwehr- mechanismen:
• Spaltung (Idealisierung, Entwertung, Verleugnung)
• Projektive Identifizierung
• Inszenierung in der Realitität
unüberbrückbare Kluft zwischen Hass- Dyade & Liebe-Dyade
• Dyaden existieren gleichzeitig
nebeneinander, aber
vollkommen getrennt
• Dissoziation schützt
Liebe-Dyade vor Hass- Dyade
Fünf Vorgänge der Angstabwehr (Hoffmann, 2000)
- Affektlosigkeit
- Anhedonie
- Ersetzung durch einen anderen Affekt
- Agieren
- Projektion
Abwehr zentriert um unreife oder primitive Mechanismen (Kernberg, 1975)
Ø Spaltung
Ø Idealisierung und Entwertung
Ø Verleugnung und projektive Identifikation
Objektbeziehungen sind
Repräsentanzen von sich und anderen, die über einen spezifischen Affekt miteinander verbunden sind und beim Betreffenden die Wahrnehmung der äußeren Realität beeinflussen“ (Clarkin et al., 2001, S.12)
Psychoanalytisches Modell der BPS
Intrapsychische Selbst-Objekt-Teil-Repräsentanzen
Dissoziierte, affektgeladene innere S- O-Dyaden
führt zu chaotischem Erleben und Identitätsdiffusion
Starre S-O-Dyaden erlauben keine Anpassung an Realität
Eine Dyade wehrt andere Dyade ab Paradox: primitive Abwehr erzeugt heftige Affekte und Abwehr hilft diese zu bewältigen
Repräsentanzen bei BPS PatientInnen sind… (Clarkin et al., 2001)
besonders eindimensional
Bilder des Selbst & Anderer
unverbunden
Affektmodulation oder Anpassung an Komplexitäten realer Personen und Situationen schwierig
Integratives Regulationsmodell I (Benecke, 2011, 2014) •
Basierend auf klinischen & empirischen Befunden
1.Lebensgeschichtliche, traumatisierende Erfahrungen
• Vernachlässigung
• Psychische Misshandlung
• Sexueller oder emotionaler Missbrauch
• Kontinuierliches Misslingen affektiver Kommunikation mit wichtigen Bezugspersonen
+2. biologische Temperament- eigenschaften und/ oder neurobiologische Vulnerabilität
3.Fundamentale Verunsicherungen von Basismotiven
• Bindung und Selbstwirksamkeit
4.Extrem negative Selbst- und Objektrepräsentanzen
• Dominanz trauma-bezogener Affekte: Hilflosigkeit und Verzweiflung
5.Extreme Sensitivität für Verlassen werden, Ausschluss –> Aktivierung passiv-negativer Kernaffekte
Aktivierte Kernaffekte führen zu dynamischen Regulierungsprozessen
1.Spaltung
2.Dichotomes Denken
3.Dissoziationen
4.der Abwehr dienende Affektregulation (Hoffmann, 2000a)
Aggressive Affekte
Wut, Ekel, Verachtung
Passiv-negative, diffuse Affektzustände
• Veränderung der aktuellen Selbstrepräsentanz
• Wechsel Opfer-/ Täterrolle
• Wechsel passiv-erleidend/ aktiv-gestaltend
• Kurzfristiges Selbstwirksamkeitserleben
scheinbare„Erfüllung“ des Bindungsmotivs durch intensive Nähe-
/Verschmelzungserlebnisse
• Sexualität
• Beziehung zum/zur Therapeut/in
Kontrollverlust
Identitätsdiffusion
Regression
Aktivierung traumabezogener Repräsentanzen und Affekte
Abwendung von Sozialpartner*innen
Erneute Aktivierung von Kernrepräsentanzen und -affekte
Drastisches Symptomverhalten: selbstverletzendes Verhalten, Impulsivität, Suizidversuche…
Aktivierung Scham-Schuld-Dynamik (Benecke & Peham, 2009)
Ziel/ Effekt:
• Versuch unerträgliche Abläufe zu beenden
• Hoffnung: Veränderungen der Beziehung zu
Objekten
• Selbstwirksamkeitserleben
Psychoanalytisch fundierte Verfahren zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen
1• Psychoanalytische Behandlung von Borderline-Störungen
2• Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie (IS-TDP)
3• Übertragungsfokussierte Psychodynamische Psychotherapie (TFP)
4• Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT)
5• Strukturbezogene Psychotherapie
Psychoanalytisch fundierte Verfahren zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen
»[…] In den 70er-und 80er-Jahren, als die Versorgungssituation im Bereich der Psychotherapie insgesamt besser wurde, gab es zwar Versuche, diese PatientInnen psychotherapeutisch zu behandeln, allerdings schienen dabei entweder die PatientInnen oder die PsychotherapeutInnen oder beide überfordert zu sein.« (Schauenburg und Broda, 2007, S. 303)
Einführung manualisierter psychotherapeutischer Verfahren (psychodynamisch wie verhaltenstherapeutisch) mit drei allgemeinen Kennzeichen hatte:
• die Bedeutung der Rahmen-und Struktursetzung
• die Begrenzung ausufernder Impulse und Affekte
• eine Bescheidenheit hinsichtlich zu erreichender Therapieziele
Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP)
John Clarkin
Frank Yeomans
Otto Kernberg 10.09.1928-
• eng am klassischen psychoanalytischen Konzept orientiert
• wissenschaftlich gut validiert (z.B. Clarkin et al., 2007; Doering et al., 2010)
• zentraler Veränderungsmechanismen: Mentalisierungsfähigkeit und Bindungsstil (Levy et al., 2006)
Übertragungsfokussierte Psychotherapie: Theorie
- fußt auf Kernbergs Objektbeziehungstheorie
- Frühe Spaltungsprozesse konnten nicht zu integrierten psychischen Repräsentationen werden
- fragmentierte Selbst-Objekt- Dyaden
- Idealisierung und Entwertung
- rapide Wechsel in affektiven
- unintegrierte Aggression
- Identitätsdiffusion
Strukturelles Interview nach Kernberg
Weiterentwicklung strukturelles interview zur PSkorganisation (STIPO)
Die Eingangsfrage zum Strukturellen
Interview (nach Kernberg, 2000)
»Wir haben jetzt (etwa eine Stunde) Zeit. In
dieser Zeit möchte ich gerne von Ihnen erfahren, was Ihre Probleme und Beschwerden sind, was Sie über deren Ursachen wissen, was Sie bisher zu deren Behandlung unternommen haben und was Sie sich von (m)einer Behandlung erwarten. Zusammengefasst also, wo Sie derzeit stehen.«
- Eingangsprobleme & neurotische Symptome
- Neurosen
–Symptomatischer
– Charakter - pathologische Charakterzüge
Borderline Zustäände - Identitätsdiffusion
- Realitätsprüfung
5.Funktionelle psychotische Symptome in Verhalten, Affekt Gedanken (Inhalt, Orga.) und Halluzinationen
- Funktionelle Psychose
– paranoide Psychose
– Schizophrenie
– manisch depressive KH - Sensorium
- Aufmerksamkeit
- Orientierung
- Bewusstsein
- Verständnis
- Urteilsvermögen
7.Intelligenz, Gedächtnis
- Hirnorganische Syndrome
–akute
–Chronisch
psychische
Retardierung,
•Demenzen
Zirkulär angelegte Exploration
• Symptomebene
• Interaktionelle Ebene
• Innere Welt des Patienten
• Technisch neutrale Haltung
• Unzensierte, spontane Äußerungen
• Nonverbale Kommunikation: Mimik,
Gestik, Gegenübertragung
Übertragungsfokussierte Psychotherapie: Indikation
Allgemein für alle Formen schwerer Persönlichkeitsstörungen! 1• Borderline Persönlichkeitsorganisation, 2Identitätsdiffusion, 3.regelmäßige Probleme und Scheitern im beruflichen Kontext, 4.wiederkehrende Schwierigkeiten in bedeutsamen sozialen Beziehungen 5. histrionische, 6.paranoide, 7.schizoide und 8.narzisstische PS • Komplikationen: 1.Alkoholismus, 2.Drogenkonsum, 3.Medikamentenabhängigkeit, 4.schwere Essstörungen, 5.antisoziale Züge, 6.schwere Hypochondrie, 7.chronische Ängste, 8Depressionen, 9somatoforme, 10dissoziative Symptome... Für Patient*innen mit Borderline PS mit klarer (bewusster Veränderungsmotivation) und mind. durchschnittlicher Intelligenz
Übertragungsfokussierte Psychotherapie:Kontraindikation:
- stabile Antisoziale PS,
- Patient:innen mit schweren antisozialen Zügen, 3.ausgeprägter sekundärer Krankheitsgewinn,
- habituell selbstverletzendes Verhalten
- Intelligenzminderung, komorbide antisoziale PS
Übertragungsfokussierte Psychotherapie: Therapiephasen
Spezifische psychoanalytische Prinzipien, Verzicht auf supportive Techniken Strukturierter Behandlungsansatz
Therapiephasen orientiert am Fortschritt des Patienten
Frühe Phase:
1• Sicherung Behandlungsrahmen: Therapievertrag 2.Fokus destruktives, selbstverletzendes Verhalten 3.Verantwortung des Patienten
Mittlere Phase:
1.Affekte und Impulse offen benennen
2. Intensivere, emotionale Ladung der Behandlungsstunden
3. Widersprüchliche Erlebensmuster
Ziel:
1.Integration innerer Gegensätze
2.Entwicklung schlüssigeres Selbstbild
Frühe Phase: Übertragungsfokussierte Psychotherapie:
1• Sicherung Behandlungsrahmen: Therapievertrag 2.Fokus destruktives, selbstverletzendes Verhalten 3.Verantwortung des Patienten
Mittlere Phase: Übertragungsfokussierte Psychotherapie:
- Affekte und Impulse offen benennen
- Intensivere, emotionale Ladung der Behandlungsstunden
- Widersprüchliche Erlebensmuster