M06: Bankensystem & Geldmengensteuerung Flashcards

Makroökonomik: Bankensystem & Geldmengensteuerung • Die EZB und die Länder-Zentralbanken • Das Mindestreservesystem und die Geldschöpfung • Der Geldschöpfungsmultiplikator • Instrumente zur Steuerung der Geldmenge • Politische Unabhängigkeit der EZB

1
Q

Die EZB und die Länder-Zentralbanken

A

Normalerweise hat ein Land eine Zentralbank. In Europa wurde im Europäischen System der Zentralbanken (ESZB) mit der Europäischen Zentralbank (EZB) eine den Länderzentralbanken übergeordnete Instanz geschaffen, um eine gemeinsame Geldpolitik zu gewährleisten

  • 1970: Werner-Plan (Forderung nach zentraler Währungspolitik, Kapitalfreizügigkeit und festen Wechselkursen)
  • 1979: EU-Währungssystem (EWS) & Wechselkursmechanismus
  • 1989: Planungsentwurf einer Währungsunio
  • 1992: Unterzeichnung des Maastricht-Vertrages
  • 1994: zu Jahresbeginn startet das Europäische Währungsinstitut
  • 01.06.1998: aus EWI geht die EZB hervor
  • 01.01.1999: Länder-ZB geben ihre Kompetenzen an die EZB ab, die von nun an die Geldpolitik in der EU steuert
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Struktur des ESZB

A
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Aufgaben der EZB

A
  • Hauptziel: Sicherung der Preisstabilität (Inflationsrate unter 2 Prozent)
  • Nebenziel: Unterstützung der allgemeinen Wirtschaftspolitik der EU, soweit mit dem Hauptziel vereinbar
  • Sonstiges: Durchführung von Devisengeschäften Verwaltung der Währungsreserven Sicherung der Zahlungssysteme Teilnahme an der Bankenaufsicht

Die EZB legt nicht die Wechselkurse zu Fremdwährungen fest, durch das Handeln der EZB werden diese aber beeinflusst

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Das Mindestreservesystem

A
  • Reserven sind Einlagen bei Geschäftsbanken, die nicht als Kredit weiter gegeben worden sind
  • Reservesatz = Reserven / gesamte Einlagen
  • Die EZB gibt einen Mindestreservesatz vor, den die Banken von ihren Einlagen wirklich halten müssen
  • Die Mindestreserve wird bei der EZB verzinst (z.Zt. 1,5%) hinterlegt
  • Mehr als die Mindestreserve ( sog. „Überschussreserve“) wird meist nicht bei der EZB hinterlegt
  • Mindestreservesätze: EU 2%, China 21%, FED 10%
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Geldschöpfung der Banken

A
  • (Geschäfts-) Bank A leiht sich Geld von der EZB
  • Dieses Geld verleiht sie als Kredit an Kunden weiter
  • Die Kunden zahlen das Geld bei Bank B ein – entweder selbst oder derjenige, bei dem sie mit dem geliehenen Geld bezahlen
  • Bank B erhält dadurch Reserven, die sie wiederum als Kredit weiter verleihen kann
  • Wenn Bank B einen Kredit vergibt, wird (Giral-) Geld geschaffen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Der Geldschöpfungsmultiplikator

A
  • Der Geldschöpfungsmultiplikator gibt an, um welchen Faktor das ausgegebene Zentralbankgeld durch die Geschäftsbanken verviel-facht wird
  • Dies beeinflusst direkt die Geldmenge
  • Der Geldschöpfungsmultiplikator ist der Kehrwert des Reserve-satzes (r): Geldschöpfungsmultiplikator = 1/r
  • Daneben hängt der Geldschöpfungsmultiplikator von der Bargeld-haltung der Öffentlichkeit ab. Wenn beispielsweise nicht alle Kredite wieder an die Banken zurückfließen, verringert sich der Effekt
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Geldpolitische Instrumente der EZB

A

Die EZB hat eine Monopolstellung in der Schaffung von Geld und legt die Mindestreserve der Geschäftsbanken fest. Dadurch kann sie die Geldmenge mithilfe von drei Instrumenten steuern:

  • Offenmarktgeschäfte
  • Änderung der Zinsen und Mengen der ständigen Fazilitäten
  • Änderung der Mindestreserveanforderungen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Instrumente zur Steuerung der Geldmenge

  • Offenmarktgeschäfte
A
  • Das Hauptinstrument der Geldpolitik sind Offenmarktgeschäfte
  • Sie dienen der Zinssatzsteuerung, Signalisierung des geld-politischen Kurses und der Liquiditätssteuerung

Ein Ankauf von Wertpa-pieren durch die Zentral-bank vergrößert die Geldmenge. Geld fließt von Zentral-bank zur Wirtschaft, die zirkulierende Geld-menge steigt

Eine Vermögensveränderung bei den Anlegern hat nicht stattgefunden:
Im Portfolio der Anleger: Wertpapiere steigen, Geld sinkt

• Hauptrefinanzierungsgeschäfte

– wichtigste Offenmarktgeschäfte
– Kredite für Finanzinstitute gegen Sicherheiten
– Wöchentliche befristete Transaktionen (Laufzeit 7 o. 14 Tage)
– i.d.R. mit Rückkaufvereinbarung (Repogeschäft)

• Längerfristige Refinanzierungsgeschäft

– Laufzeit meist 3 Monate
– Längerfristige Breitstellung von Liquidität für Geschäftsbanke

  • Feinsteuerungsoperationen (kurzfristig)
  • Strukturelle Operationen (langfristig)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Instrumente zur Steuerung der Geldmenge

  • Ständige Fazilitäten
A
  • Ständige Fazilitäten dienen der kurzfristigen Steuerung der Zinssätze am Markt und sind mengenmäßig nicht begrenzt
  • Spitzenrefinanzierungsfazilität

– Übernachtkredite gegen Sicherheiten
– Spitzenrefinanzierungssatz deutlicher höher als Marktzins
– daher: Verwendung nur im Notfall

• Einlagenfazilität
–Über-Nacht-Anlagemöglichkeit zu gegebenem Zinssatz
– Einlagenzins ist deutlich niedriger als Marktzins
– daher: nur genutzt, wenn Gelder nicht anderweitig verwendet werden können

→ Es entsteht ein Zinskorridor, den die EZB vorgibt

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Instrumente zur Steuerung der Geldmenge

  • Mindestreservepolitik
A
  • Der Mindestreservesatz in der EU beträgt 2%
  • Bei einem Mindestreservesatz von 2% kann jeder durch die EZB ausgegebene Euro die Geldmenge um 50 Euro erhöhen
  • Wird der Mindestreservesatz gesenkt, können die Geschäftsbanken mehr Kredite vergeben; wird er erhöht, sinkt das Kreditvolumen
  • Eine Änderung des Mindestreservesatzes ist ein starker Hebel der Geldmenge und wird nur selten und meist unter längerer Vorankündigung angewandt
  • Bei M3 = 10 Bio. Euro muss M0 lediglich 200 Mrd. Euro betragen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Instrumente zur Steuerung der Geldmenge

  • Zuteilungsverfahren
A

• Mengentender (=Festzinstender):

Die EZB nennt einen Zinssatz, zu dem sie Geld verleihen möchte. Die Geschäftsbanken nennen einen Betrag, den sie zu diesem Zins leihen möchten. Da die EZB nur eine bestimmte Menge an Geld verleihen möchte, erhalten alle Bieter prozentual in Höhe Ihres Gebotes einen Kredit

• Zinstender (=Mindestzinstender):

Die EZB nennt ein Kreditvolumen, das sie verleihen möchte. Die Geschäftsbanken nennen einen Zins und einen Betrag, zu dem sie einen Kredit aufnehmen möchten. Die Bieter mit dem höchsten Zins bekommen den gewünschten Kredit, bis das Kreditvolumen ausge-schöpft ist (amerikanisches Verfahren) oder den Grenzzinssatz, der gerade noch eine Zuteilung erhalten hat (holländisches Verfahren)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Probleme der Geldmengensteuerung

A
  • Entscheidend für die Preisniveauentwicklung sind die erweiterten Geldmengen, welche alle Geldmittel enthalten, mit denen Zahlungen geleistet werden können
  • Die Zentralbank kann nur das Zentralbankgeld (Geldbasis M0) und nicht erweiterte Geldmengen wie M3 direkt steuern
  • Das Problem entsteht wegen der fraktionellen Reservehaltung

– Der Geldschöpfungsmultiplikator und damit die Geldmenge hängen vom Verhalten von Öffentlichkeit und Banken ab – von der Überschussreserve der Banken und der Bargeldhaltung der Öffentlichkeit
– Somit kann die Zentralbank die Geldmenge nicht vollständig kontrollieren

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Politische Unabhängigkeit der EZB

  • Theorie
A

Artikel 107 EU-Vertrag: Weder „EZB (…) noch eine nationale Zentral-bank noch ein Mitglied ihrer Beschlussorgane [darf] Weisungen von Organen oder Einrichtungen der Gemeinschaft, Regierungen und Mitgliedsstaaten oder anderen Stellen einholen oder entgegennehmen.“

Artikel 21 ESZB-Satzung: An staatliche Einrichtungen darf kein Kredit durch EZB oder nationale Zentralbanken gewährt werden

• Unabhängigkeit von politischen Weisungen bedeutet:

  • Die Zentralbank kann die Geldpolitik ohne politische Weisungen selbstständig durchführen und
  • sie kann sich weigern, die Haushaltsdefizite der Regierungen zu finanzieren
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Politische Unabhängigkeit der EZB

  • Praxis
A
  • Direktoren der deutschen Zentralbank werden von Bundestag und Bundesrat vorgeschlagen
  • Die EZB hat keine Wechselkurskompetenz gegenüber Drittwährungen, die Festlegung ist beim Rat der Europäischen Union angesiedelt (lt. Artikel 109 EG-Vertrag), hiermit wird dem Ministerrat grund-sätzlich die Möglichkeit eingeräumt, durch eine internationale Festlegung der Wechselkurse die Unabhängigkeit der Notenbank zu unterlaufen
  • Die EZB hat für bisher 170 Mrd. € Staatsanleihen von überschulde-ten Staaten gekauft, um deren Zahlungsunfähigkeit abzuwenden
  • Jürgen Stark (Chefvolkswirt der EZB) ist 09/2011 aus Protest gegen diese Entwicklung zurückgetreten, Bundesbank-Präsident Axel Weber ist 04/2011 vorzeitig aus dem Amt geschieden
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly