M05: Ersparnis, Investitionen & das Finanzsystem Flashcards
Makroökonomik: Ersparnis, Investitionen & das Finanzsystem • Übersicht über die Finanzinstitutionen • Die Identität von Ersparnis und Investitionen • Staatlicher Einfluss auf die Finanzmärkte • Das deutsche und weitere europäische Budgetdefizite
Das Finanzsystem
Als Finanzsystem werden alle Institutionen bezeichnet, die Geld zwischen Personen, Unternehmen und dem Staat vermitteln
Finanzmärkte
Auf den Finanzmärkten treffen Sparer und Kreditnehmer direkt aufeinander:
- Aktienmarkt
- Anleihe-/ Rentenmarkt
- Kreditmarkt
- etc.
Finanzintermediäre
Finanzintermediäre sind Vermittler, die zwischen Marktteilnehmern stehen:
- Banken (auch Zentralbank)
- Versicherungen
- Investmentgesellschaften
- Investment- / Pensionsfonds
Übersicht über die Finanzinstitutionen
- Der Aktienmarkt
- Eine Aktie ist ein Eigentumsanteil an einem Unternehmen
- Die Ausgabe von Aktien ist eine Eigenkapitalfinanzierung
- Der Preis der Aktie wird anfangs festgelegt, danach entscheiden die Marktmechanismen über den weiteren Preis (vgl. Börsenkurse)
Übersicht über die Finanzinstitutionen
- Der Anleihe-/ Rentenmarkt
- Eine Anleihe ist ein Kredit einer Privatperson an ein Unternehmen oder einen Staat, wobei eine feste Verzinsung garantiert ist und die Kreditsumme zu einem vereinbarten Zeitpunkt zurück gezahlt wird
- Die Ausgabe von Anliehen ist eine Fremdkapitalfinanzierung
- Anleihen werden während ihrer Laufzeit am Anleihenmarkt gehandelt. Die Preise richten sich u.a. nach der Ausfallwahrscheinlichkeit
Übersicht über die Finanzinstitutionen
- Der Kreditmarkt
- Der Markt für Kredite ist ein Markt wie jeder andere Gütermarkt
- Die gesamten Ersparnisse bilden das Angebot an Kreditmitteln, die gesamte Investitionsgüternachfrage bestimmt die Nachfrage, beides zusammen bestimmt die gehandelte Menge und den Preis
- Statt von einem Preis sprechen wir auf dem Kreditmarkt vom Zins, der für den Bezug eines Kredites in einem Zeitraum zu zahlen ist
- Zur Vereinfachung nehmen wir an, dass es nur einen Markt für alle Anlagen gibt – dort legen alle Sparer ihr Geld an und alle Kreditnehmer (Personen, Unternehmen, Staaten) fragen Geld nach
Übersicht über die Finanzinstitutionen
- Finanzintermediäre
- Die wichtigsten Finanzintermediäre sind Banken, sie nehmen die Einlagen von Sparern an und geben den Sparern hierfür den Zins i, so lange die Sparer das Geld bei der Bank belassen
- Auf der anderen Seite verleihen die Banken das Geld der Sparer an Kreditnachfrager zu einem Zins i + x weiter
- Der Differenzzins x ist die Einnahmequelle der Bank, daraus werden die Kosten bestritten und Gewinne erzielt
- Beispielswerte Okt. 2011: Risikoschwache Anlagen mit geringer Laufzeit haben einen durchschnittlichen Zins von ca. 2,5%; (für die Bank) risikoschwache Kredite für z.B. Immobilien haben einen durchschnittlichen Zins von ca. 3,8%, aktuell sind knapp 5 Billionen Euro als Sparguthaben vorhanden
Die Identität von Investition und Ersparnis
• Aus der Berechnung des BIP (Verwendungsrechnung) wissen wir:
Privater Konsum (C)
+ Konsum des Staates (G)
+ Bruttoinvestitionen (I)
+ Exporte (EX)
- Importe (IM)
= Bruttoinlandsprodukt (Y)
- Unter der Annahme einer geschlossenen Volkswirtschaft ist EX = IM = 0
- Es bleibt: C + I + G = Y
- Auflösen nach I: I = Y – C – G
- Überlegung: was bleibt übrig, wenn wir vom BIP (als Maß des Einkommens einer Volkswirtschaft) den privaten und den staatlichen Konsum abziehen? → Private und staatliche Ersparnis (S)
- Daraus folgt: I = S (Identität von Investition und Ersparnis)
- Investitionen werden aus den Ersparnissen einer VWS finanziert
Staatlicher Einfluss auf die Finanzmärkte
- Staatliche Einflussnahme auf S und I
- Der Staat kann einerseits gezielt die Spar- und Investitionstätigkeit steuern, um bestimmte Effekte zu erreichen (wirkungsvolles Instrument der Wirtschaftspolitik)
- Andererseits tritt der Staat als Nachfrager auf dem Kreditmarkt auf und beeinflusst durch sein Verhalten implizit die anderen Akteure
- Die Einflussinstrumente des Staates sind:
- Fiskalpolitik: Steuern beeinflussen Ersparnis und Investitionen
- Haushaltspolitik: Budgetdefizite und -überschüsse
Staatlicher Einfluss auf die Finanzmärkte
- Steuern und Ersparnis
- Steuern auf Zinsen verringern die zukünftigen Erträge von Ersparnissen und damit den Anreiz zum Sparen
- Damit können weniger Investitionen finanziert werden
- Dies wiederum hat Rückwirkungen auf Produktivität und Lebensstandard
- Umgekehrt: Eine Verringerung der Steuern auf Zinserträge erhöht die Spar- und Investitionstätigkeit
- Wenn die Steuergesetzgebung Ersparnisbildung fördert, werden in Folge Zinsen tendenziell fallen und Investitionen tendenziell steigen
Staatlicher Einfluss auf die Finanzmärkte
- Steuern und Investitionen
Investitionssteuerfreibeträge
- erhöhen die Kreditnachfrage
- verschieben die Nachfrage-kurve nach rechts
- erhöhen die Zinsen und die Spartätigkeit
Staatlicher Einfluss auf die Finanzmärkte
- Staatsbudgetüberschüsse und -defizite
- Regierung finanziert Haushaltsdefizit über Kredite, dadurch stehen weniger Mittel für private Investitionen zur Verfügung
- Das Staatsdefizit hat private Investitionen verdrängt
- Der Investitionsrückgang wird als Crowding-out bezeichnet
Ein staatliches Haushalts- oder auch Budgetdefizit
– verschiebt die Kreditangebotskurve nach links
– lässt die Marktzinsen steigen
– lässt das Kreditvolumen für den Privatsektor sinken
• Ein Budgetüberschuss
- erhöht das Angebot an Kreditmitteln
- verringert den Zinssatz
- erhöht die Investitionen
• Ein Budgetdefizit
- senkt das Angebot an Kreditmitteln
- erhöht den Zinssatz
- senkt die Investitionen
- Budgetdefizite erhöhen die Staatsverschuldung
- Seit den 70ern steigt die deutsche Staatsverschuldung stark an
- Ein gewichtiger Grund ist die Wiedervereinigung 1990
- Durch den eintretenden Crowding-Out-Effekt wird das Wachstum der Produktivität und somit des BIP verringert