Literaturgeschichte Flashcards
Bedeutung des Begriffs Literaturgeschichte (LG)
= Geschichte der Literatur selbst
= wissenschaftliche Textgattung => Autoren schreiben über Literaturgeschichte
LG als Zusammenhang lit. Texte → zunächst v. a. zeitlicher
Zusammenhang (diachron u. synchron)
=>LG als Forschungsgegenstand
=>LG als Textsorte mit narrativem Charakter − Literaturgeschichte wird erzählt, ihrer Darstellung werden (narrative) Muster unterlegt, sie wird zu einem plot, also zu einer erzählbaren Handlung entlang bestimmter Entwicklungsphasen und -stationen (→ emplotment) −
etwa in der Folge der hermeneutischen, also sinngebenden, interpretierenden, teilweise teleologischen Ausrichtung der LGS ab
Mitte des 18. Jh.s
Literaturgeschichtsschreibung (LGS)
Erforschung und Aufbereitung der Literaturgeschichte = LGS
Inwiefern ist Literaturgeschichte immer ein Konstrukt?
Geschichte ist nicht konstant wegen verschiedener Strömungen mit schwammigen/überlappenden Grenzen; muss auch von jemandem erzählt werden => Subjektives Entscheiden dass politischen/kulturellen/sozialen Urteilen unterliegt (narratorial ideologisch)
Emplotment
Geschichte muss Handlung haben mit typischen Entwicklungsphasen => Literaturwissenschaftler, die LG schreiben betreiben Emplotment indem z.B. Sinnzusammenhänge hereingebracht werden, die gar nicht so stattgefunden haben => etwas wird narrativiert/zur Story konstruiert
Voraussetzungen für LGS
− Idee einer „schönen Literatur“ als eines eigenständigen Gegenstands (in Abgrenzung von Gebrauchsliteratur resp. pragmatischen Texten)
− Idee von einer Nationalsprache und Nationalliteratur (‚deutsche‘ Literatur), die seit Opitz’ Buch von der Deutschen Poeterey (1624) durchaus verankert war
− Idee einer spezifischen Geschichte der Literatur
− etabliertes geschichtsphilosophisches Denken mit der Grundidee, dass geschichtliche Abläufe sinnhaft seien
Differenzieren Sie die Begriffe Strömung und Epoche. Nennen Sie jeweils Beispiele und reflektieren Sie, unter welcher Perspektive die jeweilige Bezeichnung vorgenommen wurde.
Strömung: z.B. Sturm und Drang (auf Aufklärung bezogen, wenn man es als Strömung sieht), Empfindsamkeit, Symbolismus, Impressionismus, Ästhetizismus
Epoche: Hat übergreifende Reichweite z.B. Sturm und Drang (wenn aus dem Kontext der Aufklärung herausgezogen, kann es eigenständig als Epoche stehen) Klassik, Aufklärung, Expressionismus
Perspektive:
Realismus (philosophische Dimension, Politik- und Wirklichkeitsbezug => Deutscher Realismus anders als z.B. französischer oder englischer)
Vormärz (politischer Schwerpunkt, also eher Strömung
=> Oder als Epoche nehmen mit „Biedermeier“ als untergeordnete Strömung)
=> Problematik: Fließender Übergang zw. Strömung und Epoche
Kanon
- gr. für “Maßstab, Norm”
- Korpus maßgeblicher/”wichtiger” Texte
=> Epistemstisch: Welche Texte/Autoren sollte man kennen? (z.B. Kernkanon “Weltliteratur”)
=> technisch-pragmatisch: formalisierende Festlegung zu kennender Texte/Autoren (z.B. Schulkanon)
Kanon Beispiele
Kernkanon “Weltliteratur”: Internationale Texte wie von Shakespeare, Dostoevsky, Goethe
Gegenkanon: gesellschaftliches Interessenskalkül bestimmter Gruppierungen, die den “herrschenden Kanon” stürzen wollen
Negativkanon: Literatur, die nicht kanonisiert wurde wegen politischer/äußerer Einflüsse z.B. Autoren der Exilliteratur