Kapitel 5: Fit Flashcards

1
Q

Was ist ein “Fit”?

A

Match bzw. Passgenauigkeit zwischen Kandidaten (Fähigkeiten, bedarf) und Unternehmen bzw. Jobprofil.
Ein guter Fit ist Kernziel interner und externer Stellenbesetzung und Prädikator für Leistung und Zufriedenheit im Job sowie anderer wichtige Kennzahlen wie Fluktuation

Häufig verwendete Fit-Dimensionen sind u.a. eine Passung bzgl. Begabung, fachlicher Eignung und Werten der Organisation und des Teams

Allen gemeinsam: „Fit“ beschreibt die Kongruenz zwischen den Eigenschaften
eines Individuums und den Eigenschaften der umgebenden Umwelt.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Was hat es mit dem Person Environment Fit auf sich?

A

Dabei geht es in der Regeln um den Fit zwischen einer Person (Kandidat) und deren Umwelt (Unternehmen).

Die Umwelt, zu der Passgenauigkeit ermittelt werden soll, besteht aus verschiedenen Facetten wie dem
spezifischen Aufgabenprofil, der Unternehmenskultur oder den Fähigkeiten der anderen Teammitglieder.

Dabei hat die Person (nachgefragte) Bedarfe (zB. Präferenzen, Ziele) und (angebotene) Fähigkeiten (zB.
Java, IT-Controlling, hohen IQ), und das Unternehmen hat analog eine Nachfrage nach Fähigkeiten und
hoffentlich zu den Personenbedarfen passende („kongruente“) Angebote (zB. neben dem Gehalt
interessante Arbeitsinhalte, eine bestimmte Unternehmenskultur, Arbeitsweisen und Werte).

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Welche Hoffnung haben Unternehmen wenn ein “perfect fit/match” hergestellt wird?

A

Aufgaben werden gut beherrscht und erledigt -> Job Performance

Neuer MA ist zufrieden und glücklich -> Job Satisfaction und bleibt dem Unternehmen lange erhalten

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Welche Fit Dimensionen gibt es beim Person Environment Fit (P-E Fit) und worum geht es dabei?

A

P-V fit (person-vocation fit: PAssgenauigkeit Person & Beruf)

P-O fit (person-organization: Passgenaugkeit Person & Unternehmen)

P-T fit (person-team fit: Passgenauigkeit Person & Team)

P-J fit (Person-job fit: Passgenaugkeit Person und Stelle)

Es gibt aber noch weitere aber die vier sind die wichtigsten.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Welche Arten von P-E fit gibt es?

A

Supplementary vs. complementary fit

Needs-supplies vs. demands-abilities fit

Perceived vs. actual fit

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Was hat es mit Supplementary vs. complementary fit auf sich?

A

− Supplementary fit („gleich“): Kandidat ist ähnlich wie andere Mitarbeiter, hat also (“supplies”) ähnliche Eigenschaften (Werte, Präferenzen, Interessen, Fähigkeiten) wie andere im Unternehmen

− Complementary fit („ergänzend“): Kandidat hat komplementäre Eigenschaften, die der Arbeitsgruppe bislang fehlen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Was hat es mit Needs-supplies vs. demands-abilities fit auf sich?

A

− Needs-supplies („was der Kandidat erfüllt bekommen kann“) beschreibt den Fit zwischen den Bedarfen, Wünschen und Präferenzen eines Kandidaten einerseits (“needs”) und dem Angebot (“supply”) hieran durch das Unternehmen andererseits

− Demand-abilities („was der Kandidat anbieten kann“) beschreibt den Fit zwischen den Bedarfen des Unternehmens und den Fähigkeiten des Kandidaten

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Was hat es mit Perceived vs. actual fit auf sich?

A

-Perceived fit (wahrgenommener Fit) ist ein Fit gemäß subjektiver menschlicher Einschätzung und leicht direkt abfragbar

− Actual fit beschreibt das Ergebnis eines objektiven Vergleichs zwischen Kandidaten- und Unternehmenseigenschaften und wird indirekt ermittelt durch Methoden wie Differenzbewertung oder polynomiale Regression.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Was ist die Annahme die bei P-V fit getroffen wird?

A

Person-vocation fit (P-V fit) als eine P-E-Fit-
Dimension vermutet, dass Personen ihre Berufe
nach Ähnlichkeiten (der “Persönlichkeit”) von
Person und Aufgabe (z.B. der Art “kreativ” oder
“lieber nicht mit vielen Menschen”) auswählen.

P-V-Fit ist der allgemeinste environmental fit.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Was ist P-V fit?

A

Ist der allgemeinste environmental fit und beschreibt die Kongruenz zwischen der Persönlichkeit eines
Kandidaten und der “Persönlichkeit” des Unternehmens.

Häufig konkretisiert durch Holland-Hexagon (Holland
1997)

Grundidee: Individuen sollten Jobs wählen, die zu ihren
Interessen supplementär und kongruent sind (z. Bsp.:
sozialer Typ zu sozialem Beruf)

supplementary model of fit ist meist Grundlage für
Modelle der Berufswahl, strebt Kongruent zwischen der
suchenden Person und anderen in dem Berufsfeld an

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Welche guten Vorhersagen ermöglicht P-V fit?

A

Jobzufriedenheit

Leistung im Job

Verweildauer im Unternehmen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Welche Kritik gibt es am Holland Modell?

A

z.B. aufgrund der Annahme, sowohl die
Eigenschaften des Individuums als auch der Umwelt seien über die Zeit stabil (eine dynamischere Fit-Theorie ist zB, die theory of work adjustment)

Man muss klar unterscheiden zwischen occupational congruence (generelle Art der Tätigkeit, zB. Ingenieur, Mediziner, Polizist, Wissenschaftler, Buchhalter) und job
congruence (konkretes Jobprofil mit Titel, hierarchischer Stellung etc.), so dass zwei Personen im selben Beruf sehr unterschiedliche Joberfahrungen haben können und eine Wahrnehmung, im falschen Beruf zu sein, vielleicht nur ein schlechter Fit mit dem
konkreten Job ist.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Was ist das Holland Modell?

A

Ein Hexagon mit der RIASEC-Typology
(realistic, investigative, artistic, social, enterprising, conventional) zur Typisierung von Individuen anhand ihrer Interessen und Präferenzen (je näher im Hexagon desto ähnlicher)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Was ist P-O fit?

A

Person-organization fit
beschreibt Kongruenz oder Kompatibilität
zwischen Individuum und Organisation
(Unternehmen, Team)

wurde v.a. mit zunehmender Verbreitung
team-basierter Arbeit wichtig

entsteht aus Unternehmenssicht durch
− Auswahlentscheidungen (recruiting) und
− kulturelle Entwicklung (socialization processes).

erfordert Berücksichtigung von supplementary
fit (Kultur, Werte, Normen ) und complementary
fit (needs-supplies und demands-abilities –
Perspektiven)

Aber: Gefahr einer dark side of good fit durch
zu viel supplementary fit

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Was bewirkt ein gute P-O fit?

A

Korreliert mit Job-Zufriedenheit und Arbeitgeberbindung, Manche Studien sehen
auch einen positiven Zusammenhang mit Karriere im Unternehmen

ist ein guter Prädiktor für Auswahlentscheidungen sowohl für Kandidaten (für einen Job) als auch Unternehmen (für einen Kandidaten).

Daher ist P-O-Fit ein wichtiger Grund für Bewerber, sich für ein bestimmtes Unternehmen zu entscheiden, und
Unternehmen führen daher häufig neben fachlichen Evaluierungen (und trotz anderer Erkenntissen aus der Eignungsdiagnostik mit Blick auf geeignete Verfahren zur Prognose der Arbeitsleistung) Gespräche mit Bewerbern, um einen kulturellen Fit mit
dem Unternehmen sicherzustellen.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Wie kann man den P-O fit verbessern?

A

Kann durch ”Sozialisierung” verbessert werden.

Damit ist ein Prozess bezeichnet, bei dem ein Mitarbeiter “…comes to understand the values, abilities, expected behaviors, and social knowledge that are essential for assuming an organizational role and for
participating as an organization member” (Chatman 1991, ASQ, 462).

Empirisch lassen sich positive Effekte von Sozialisierungsmaßnahmen (zB. Schulungen, Mentoring, Social Events) auf den P-O fit nachweisen, da Individuen sich an die Organisationsgewohnheiten anpassen und damit den supplementary fit erhöhen.

Es gibt es in gewissem Rahmen einen Trade-Off zwischen Auswahl- und Sozialisierungsaufwand, da bessere Auswahl im Recruiting spätere Sozialisierungskosten reduzieren kann und anders herum

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
17
Q

Was ist Kritik am P-O fit?

A

Eine Kritik an der Supplementary-Fit-Perspektive für P-O-Fit ist, dass durch den Kreislauf, Unternehmen zu bevorzugen, bei denen möglichst viele mir ähnliche Individuen arbeiten (bzw. bei hohem Fit eher zu bleiben und bei niedrigem Fit schneller zu kündigen), eine zu
starke Gleichschaltung resultiert („within-organization homogeneity“), die als “dark side of good fit” die Innovativität, Effektivität und Wandelfähigkeit im Unternehmen reduzieren kann.

Was gut für den einzelnen Mitarbeiter ist, wird damit möglicherweise schlecht für das Unternehmen.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
18
Q

Was ist P-T fit?

A

Kongruenz der Eigenschaft von Individuum und Team

wird mit zunehmendem Anteil von Team-Arbeit immer wichtiger und kann Effektivität, Erfolg und Zufriedenheit für Teams und einzelne Teammitglieder mitbestimmen, setzt aber u.a. ein „richtiges“ Verhältnis von
− supplementary (zB.: Werte und Identität → Zusammenhalt und Kooperation)
− und complementary (zB.: Breite Perspektive → think out of the box) Fit-Perspektiven voraus.

Ist ein anspruchsvolles Konzept, da das Zusammenspiel von Einzel- und Teamleistung und die Beziehung beider zu Teamerfolg noch nicht ganz verstanden ist.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
19
Q

Was sind wichtige Forschungsstränge im P-T fit Kontext?

A

Team-Skills (KSAs)

Team-Persönlichkeiten und Persönlichkeitstaxonomien wie
− Big Five (five factor model, OCEAN-Modell): Standardmodell in der Persönlichkeitsforschung
− MBTI (Myers-Briggs type indicator) : Verbreitet, aber wissenschaftlich völlig unfundiert
− Belbin‘s Team Role Model

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
20
Q

Was umfassen Team-KSAs?

A

umfassen das Zusammenspiel von interpersonellen

Teamwork-Skills (zB.: Kommunikation, Umgang mit Konflikten, kollaboratives Problemlösen) und Selbstmanagement.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
21
Q

Was umfassen Team-Persönlichkeiten und Persönlichkeitstaxonomien?

A

Team-Persönlichkeiten: Persönlichkeitstaxonomien (bzw. Konstellationen der Ausprägungen zwischen Teammitgliedern) wie Myers-Briggs type indicator (MBTI), das five-factor model (“Big 5”) und das Belbin Team Role Model sollen Teamerfolg erklären.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
22
Q

Was ist Big 5?

A

Das Five Factor Model (auch: Big5 oder OCEAN) beschreibt fünf Dimensionen (es gibt auch Modellvarianten mit 6 oder 7 Dimensionen)
menschlicher Persönlichkeitseigenschaften, die letztlich durch eine Faktoranalyse entstanden sind. Die Big 5 sind in der Literatur häufig verwendet und haben sich quasi als Standardmodell in der Persönlichkeitsforschung etabliert. Während die Dimensionen (Offenheit für
Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit, Neurotizismus)

Mit Ausnahme von Gewissenhaftigkeit kaum unabhängig von konkretem Jobprofil mit Arbeitsleistung korrelieren, gibt es Vermutungen, dass sie für (v.a. supplementary) Team-Fit relevant sein könnten.

Häufig verwendet ist der NEOPI-R-Test (NEO-Persönlichkeitsinventar, revidierte Fassung), der Neurotizismus (N), Extraversion (E) und Offenheit für Erfahrungen misst.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
23
Q

Was ist MBTI?

A

Modell zu Team Persönlichkeiten, Myers-Briggs type indicator

Aus wissenschaftlicher Sicht ist der leichtfüßig auf C. G. Jung aufbauende MBTI trotz seiner Verbreitung im angelsächsischen Raum nicht belastbar und
taugt nicht für ernsthafte Analysen, auch wenn er durchaus nützlich sein, zB. um Spannungssituationen in Teams durch Typenzuweisung zu verbalisieren und
dadurch zu entschärfen.

24
Q

Was ist das Balbin Team Role Model?

A

Schlägt vor, dass in effektiven Teams 9 Rollen
ausgefüllt sein müssen, wobei ein Teammitglied durchaus mehrere Rollen ausfüllen kann.

Die Belbin-Rollen sind in der Praxis recht beliebt, aber formal unzuverlässig (u.a. wegen konzeptueller
Überlappung/geringer interner Konsistenz).

25
Q

Welche Rollen gibt es im Balbin Team Role Model?

A

Macher, Erfinder, Weichensteller, Perfektionist, Spezialist, Umsetzer, Mitspieler, Integrator, Beobachter.

26
Q

Was ist P-J fit?

A

ist die klassische Rekrutierungsperspektive: In
strukturierten Prozess wird Passgenauigkeit zw.
Kandidaten- und Jobprofilen ermittelt.

Zwei komplementäre Perspektiven auf P-J fit, die im Zusammenspiel Individual- und Organisationserfolg beeinflussen:
− Kongruenz zwischen Bedarfen (demand) des
Mitarbeiters und Eigenschaften des Jobs (supply)
− Kongruenz zwischen Jobanforderungen (demands) und Mitarbeiterfähigkeiten (supply)

27
Q

Wieso sind beide P-J Perspektiven wichtig?

A

Beide Perspektiven sind wichtig, da
Unternehmen geeignete Kandidaten auswählen
(demands-abilities fit) und Bewerber ihre
Arbeitgeber auswählen (needs-supplies fit)
wollen und gerade in am Arbeitsmarkt stark
gesuchten IT-Profilen dies auch durchsetzen
können

28
Q

Was sind konkrete Ausprägungen der needs-supplies fit-Perspektive?

A

person’s needs: Individuum hat psychologische Bedarfe, Ziele, Werte, Interessen und
Vorlieben

Job supplies: Allgemeine und spezifische Jobeigenschaften(zB. Gehalt, Entscheidungsbefugnisse)

29
Q

Was sind konkrete Ausprägungen der demand-abilities fit-Perspektive?

A

Abilities: employee aptitudes or aptitude proxies such as experience or education

Job demands: workload, requirements for job performance and activities instrumental to the receipt of valued outcomes

30
Q

Was sind wichtige Prädikatoren für die individuelle Job Performance?

A

KSA (knowledge, skills, abilities),
− also
• Wissen (allgemein und spezifisch, zB. was die DSGVO bedeutet und wie Eignungsdiagnostik funktioniert),
• Fertigkeiten (erlernt und beobachtbar, zB. Prozessmodellierung, Menschenführung oder Malen)
• Fähigkeit, die Skills richtig umzusetzen (zB. ein Prozessmodell oder eine GUI für einen bestimmten
Stakeholder entwickeln, Problemanalyse oder überzeugend kommunizieren)

− Einsatz: Demands-abilities fit
• Jobprofil definiert benötigte KSAs
• Bewerberprofil definiert angebotene KSAs

− Konkretisierungen bzw. Messansätze für Fähigkeiten eines Bewerbers wie GMA, Erfahrung, Ausbildung werden nachfolgend beschrieben

Persönlichkeitseigenschaften
− In der Psychologie werden auch Aspekte der Persönlichkeit wie zB. Offenheit, Extrovertiertheit u.a. in
Verbindung mit Job-Performance gebracht (→ Big Five und dort v.a. Gewissenhaftigkeit)

31
Q

Was sind beim P-J fit geeignete Kriterien zur Einschätzung von Leistungsfähigkeit?

A

Fachkompetenz kommt natürlich eine fundamentale
Bedeutung für die Leistungsfähigkeit in spezifischen
Aufgaben zu. Daneben gibt es weitere tatsächliche oder vermutete Prädiktoren für Arbeitsleistung und zB.
Lernfähigkeit

− kognitive Fähigkeiten (Intelligenz, „GMA“), die trotz ihrer erheblichen Bedeutung verblüffend selten getestet werden
− Arbeitsproben
− Assessment Center
− soft skills (soziale Kompetenzen, die u.a. die Fähigkeit, eigene bzw. Unternehmensinteressen durchzusetzen, betreffen)
− Berufserfahrung
− Bildungsstatus
− Lebenlaufbestandteile (Anschreiben, Motivation etc.)
− Pesönlichkeitseigenschaften (zB. Big 5)
− Schrift-, Sprach- oder Videoanalysen, die allerdings für
Leistungsprognosen durchweg wissenschaftlich unhaltbar sind.

32
Q

Was ist GMA?

A

General Mental Ability

“intelligence or cognitive ability of a person”

ist der valideste Prädiktor für Arbeitsleistung [Schmidt (2002)]

Schmidt und Hunter (1998) fassen in einer Metastudie zur Validität von Auswahlkriterien 85 Jahre
Forschung zusammen (Grundlage: 32.000 Angestellte in 515 Berufen):
− GMA ist der valideste Prädiktor der Arbeitsleistung und Lernfähigkeit
− dies gilt für fast alle Job-Arten [(Hunter and Hunter (1984)]
• entry level and advanced jobs; zB. Managementjobs r = 0.58
• komplexe technische Aufgaben r = 0.56
• durchschnittlich komplexe Jobs r = 0.51
• unqualifizierte Jobs r = 0.23

Update und Erweiterung von Oh und Shaffer (2016) bestätigt, dass sich mit keiner Methode
Berufserfolg so gut vorhersagen lässt wie mit kognitiven Leistungstests (r = 0.65)

Wegen der zunehmenden Bedeutung von Lernfähigkeit durch sich schneller ändernde Jobprofile wird
GMA vermutlich in Zukunft noch wichtiger.

33
Q

Welche Bedeutung hat Berufserfahrung als Kriterium zur Einschätzung von Leistungsfähigkeit?

A

Die Bedeutung von Erfahrung nimmt ab ca. 5 Jahren stark ab. 15 Jahre Erfahrung in einer Tätigkeit
korrelieren also nicht mit besserer Arbeitsleistung als 5 Jahre in dieser Tätigkeit
[Schmidt, Hunter and Outerbridge 1986]

34
Q

Welche Bedeutung hat Bildung und Ausbildung als Kriterium zur Einschätzung von Leistungsfähigkeit?

A

Hier ist Qualität wichtiger als Quantität [Schmidt und Hunter 1998, 270], also lässt sich vermuten, dass 4 Jahre VAWI Studium besser mit Erfolg korrelieren als 8 Jahre Studium bei der Offenbach School of Homeopathy.

35
Q

Welche Bedeutung haben Biografische Daten als Kriterium zur Einschätzung von Leistungsfähigkeit?

A

aus strukturierten Fragebögen zu konkreten Lebens- und Berufserfahrungen bieten recht gute
Leistungsprädiktion, werden aber sehr selten verwendet

aus Lebensläufen und Anschreiben reflektieren letztlich GMA-Einschätzungen, weshalb sie eine gewisse prognostische Güte bieten können, die aber signifikant hinter selbst einfachen GMA-Test zurückbleibt und zudem eine sehr geringe inkrementelle Validität haben, also kaum Zusatznutzen neben anderen Verfahren bieten.

36
Q

Welche Bedeutung haben Persönlichkeitseigenschaften als Kriterium zur Einschätzung von Leistungsfähigkeit?

A

Validität häufig belegt, aber geringer als zB. bei Arbeitsproben

V.a. Gewissenhaftigkeit (conscientiousness) reflektiert Teile von Leistung und Lernfähigkeit

37
Q

Was ist eine saloppe Zusammenfassung zum Stand des Wissens zum Fit?

A

Es kommt darauf an, was der Kandidat kann (Begabung) und was er will (Neigung).

Es geht also um Eignung (Begabung, Fähigkeiten, Fertigkeiten; wie gut eine Person etwas kann. Hierzu
gehört auch die wichtige Lernfähigkeit und Neigung (Interessen und Präferenzen; was eine Person gerne
macht und möchte; hierzu kann man auch die Persönlichkeitseigenschaften zählen.

Daher hat der „perfect match“
− viele Perspektiven (supply/demand, supplementary/complementary, perceived/actual) und
− Dimensionen (P-V fit, P-O fit, P-T fit, P-J fit)

Etliche Meta-Analysen (→ Schmidt/Hunter), also Studien, die viele empirische Studien zusammenfassen,
zeigen zuverlässig, dass
− Eignung mit Job Performance und beruflichem Erfolg korreliert.
− Neigung – und das Ausüben eines neigungsgerechten Jobs – nicht unbedingt zu mehr Berufserfolg führt.

Die Praxis weicht hier teils deutlich ab und „misst“ und fokussiert nicht gut

38
Q

Was sind erhebliche Unterschiede in Selbst- und Fremdeinschätzung?

A

Sehr viele Menschen überschätzen zB. ihre verbalen Fähigkeiten, etliche ihre sozialen und kreativen
Fähigkeiten bzw. Empathie.

Auch Fremd- und Selbsteinschätzungen bzgl. der häufig verwendeten Big5-Persönlichkeitsmerkmale unterscheiden sich häufig; aktuelle Arbeiten zeigen, dass KI-basierte Einschätzungen zB.
aufgrund von Social-Media-Verhalten) hier manchmal „wahrere“ Persönlichkeitsbewertungen ergeben
können als eine ehrliche Selbsteinschätzung.

39
Q

Was hat es mit Eugnung vs Neigung im P-J fit auf sich?

A

Die klassische Empfehlung, sich eine Arbeit zu suchen, die Spaß macht, kann also zu Spaß (Zufriedenheit) führen, weniger wahrscheinlich aber zu besonderem Erfolg.
Wenn Eignung und Neigung auseinanderlaufen, kann der Neigungs- Job auch zu weniger Erfolg führen.

40
Q

Was sollte man ermitteln um einen möglichst guten Fit zu erhalten?

A

Abhängig von den Zielen:

Möchte man zuverlässig prognostizieren, welcher Kandidat seinen Job gut machen wird (Job Performance), sind Intelligenztests (kognitive Fähigkeiten) und, soweit möglich, Arbeitsproben die zuverlässigsten Prädiktoren.

Möchte man Zufriedenheit und damit etwa die Bleibewahrscheinlichkeit einschätzen, sind kulturelle
Faktoren und subjektiv Präferenzerfüllung wichtiger.

41
Q

Was gibt es zur Selbst. vs. Fremdeinschätzung durch mMaschinen zu sagen?

A

computer predictions based on a generic digital footprint (Facebook Likes) are more accurate (r = 0.56) than those made by the participants’ Facebook friends using a personality questionnaire (r = 0.49);

• Hier steigt die Prädiktionsqualität mit der Anzahl
verwendeter Daten (je mehr Likes pro Person, desto besser)
• ab 10: Maschine besser als Kollege
• ab 75: Maschine besser als Freund
• ab 300: Maschine besser als Lebenspartner
• computer models show higher interjudge agreement;
• computer personality judgments have higher external validity when predicting life outcomes such as substance use, political attitudes, and physical health;
• for some outcomes, computers outperform self-rated personality scores

42
Q

Was macht die Personaldiagnostik?

A

befasst sich – in der Sprache von Kausalmodellen – damit, Faktoren von Bewerbern zu identifizieren und zu messen, die wünschenswertes Verhalten produzieren und damit Unternehmensziele unterstützen.

43
Q

Was sind Eignung und Neigung?

A

Eignung:
Kompetenzen sind Grundlage
beruflichen Handelns
z.B. Fachkompetenz, Intelligenz, Sozialkompetenz

Neigung:
Einstellungen bestimmen, wie die
Kompetenzen eingesetzt werden.
z.B. Interessen, Motive, Arbeitszufriedenheit

44
Q

Wem nutzt richtige Personaldiagnostik?

A

− dem Unternehmen (wirtschaftlicher Nutzen)
− den Kunden (gute Produkte und Dienstleistungen)
− den Kollegen (Teamarbeit, geringe Konflikte und Mehrarbeit)
− dem Eingestellten (Erfolg, Zufriedenheit, keine Überforderung und Ausbrennen

Personaleinstellungen sind erhebliche Investitionen mit langer Wirkungsdauer
− Deutsche Unternehmen könnten pro Jahr mehr als EUR 30 Mrd. einsparen, würden sie wissenschaftlich etablierte Personaldiagnostik einsetzen
[Wottawa, zitiert aus Kanning (2019), S. 50]

− Beispielhafte Nutzwertanalysen zeigen bei vorsichtiger Schätzung monetäre Nutzen richtiger Auswahl pro besetzter Stelle von EUR 70.000 (Kanning
(2019), S. 51]

45
Q

Was sind Beispiele für die Neigung/Einstellungen?

A

• Interessen werden häufig aufgeteilt nach praktisch-technisch, intellektuell-forschend, künstlerisch-sprachlich, sozial, unternehmerisch und konventionell (→ Holland-Modell).
Ziel ist ein guter Person-Job-Fit, also eine möglichst gute Passung von Interessen/Anforderungen des Bewerbers und des Jobs.

• Arbeitsmotive beziehen sich auf Streben nach Individualität (zB. Eigenverantwortung), Karriere (zB. Gehalt, Führungsspanne), Soziales (zB. Umgang
mit Menschen) privaten Zielen (zB. Work-life-Balance, sicherer Arbeitsplatz)

• Arbeitszufriedenheit ist häufig mit Arbeitsleistung korreliert.

46
Q

Was sind Beispiele für Eignung/Kompetenzen?

A

Fachkompetenzen (zB. formale Ausbildung, Fakten- und Prozesswissen)

  • Intelligenz (vor allem bei kognitiven Aufgaben sehr stark mit Leistung korreliert)
  • Sozialkompetenz (u.a. Fähigkeit, eigene Interessen bei/mit anderen durchzusetzen)

• Persönlichkeit (sehr viel weniger mit Leistung und Erfolg im Beruf korreliert als v.a.
Intelligenz); in der Persönlichkeitspsychologie wie zuvor beschrieben häufig gemessen
als „Big 5“ (oder OCEAN nach den Anfangsbuchstaben von Openness,
Conscientiousness, Extraversion, Agreeableness, Neuroticism) (s. auch bei Person-
Team-Fit):
• Aufgeschlossenheit (Offenheit für Erfahrungen),
• Gewissenhaftigkeit (Perfektionismus),
• Extraversion (Geselligkeit),
• Verträglichkeit (Rücksichtnahme, Kooperationsbereitschaft, Empathie)
• Neurotizismus (emotionale Labilität und Verletzlichkeit).

47
Q

Warum werden in der Praxis häufig aus wissenschaftlicher Sicht schlechte Auswahlmethoden verwendet?

A

Unkenntnis der theoretischen und empirischen Realität

starke Überschätzung der eigene Intuition und
Unterschätzung wissenschaftlicher Methoden

stärkere Ausrichtung an Verfahren, die „die anderen auch machen“ und

nicht ausrottbare Mythen wie
− Existenz und Wirksamkeit von Menschenkenntnis
− Erfahrung hilft
− Wir machen das schon immer so, uns es hat sich bewährt

48
Q

Was hat es mit dem Mythos Menschenkenntnis auf sich?

A

Folklore:
− Viele halten sich für „gute Menschenkenner“, Erkenntnismethoden sind dabei Intuition und ganzheitliches Bild qua Bauchgefühl.

Fakt:
− Forschung aus über 100 Jahren zeigt wieder und wieder, dass Menschen kaum in der Lage sind, andere Menschen objektiv zu beurteilen. Menschliches Entscheiden und Bewerten unterliegt vielmehr einer Vielzahl systematischer Verzerrungen (bias) und
einer Rationalitätsillusion (man glaubt falscherweise, wertfrei und aufgrund objektiver Tatsachen zu urteilen).

49
Q

Was sind besondere Probleme bei der Menschenkenntnis?

A

Selektive Wahrnehmung:
• Von den vielen möglicherweise beurteilungsrelevanten (also mit Verhalten und letztlich Leistung korrelierten) Aspekten werden nur einige wenige wahrgenommen, die idR. auch noch kaum mit Arbeitsleistung korrelieren. Beispiele sind Größe, Geschlecht, Aussehen, Lücken im Lebenslauf

− Selektive Erinnerung:
• Erschwert das Problem der selektiven Wahrnehmung durch weiter verzerrte Erinnerung an die Wahrnehmung (zB. nach einem Tag mit Vorstellungsgesprächen bei der späteren Entscheidung)

− Halo-Effekt:
• Statt ein differenziertes Bild einer Person zu entwickeln entsteht ein Urteil durch die
Verallgemeinerung weniger herausstechender Merkmale, deren Interpretation dann alle anderen Aspekte überstrahlen und sozusagen deren Bewertung
ausfüllen. Beispiel: Promovierte Eltern im Lebenslauf lassen Bewerber A kultivierter, klüger und leistungsorientierter wirken als Bewerber B, auch wenn alle weiteren Informationen gleich sind. Ähnlich werden gutaussehenden Menschen auch in vielen anderen Bereichen automatisch positiver wahrgenommen.

− Ähnlichkeitseffekt:
• Menschen, die einem Beurteiler ähnlicher sind, werden besser beurteilt

50
Q

Was sind typische Halo Effekte?

A

− Übergewicht → weniger leistungsorientiert
− maskuliner Körperbau → führungskompetent (groß und breite Schulter, gilt für beide Geschlechter)
− herbes Parfüm → führungskompetent (gilt für beide Geschlechter)
− Adelstitel → führungskompetent, durchsetzungsfähig
− leicht aussprechbarer Name → generell positivere Assoziationen
− Brille, hohe Stirn, schön → intelligent
− dünne Lippen → gewissenhaft

51
Q

Was sind Gegenmaßnahmen für den Halo Effekt?

A

− vor dem Gespräch: Explizite, verbindliche Anforderungsanalyse (welche Aspekte sind Bewertungsgegenstand)

− während des Gespräches: Dokumentation der erhobenen Daten (auf festgelegter Skala)

− gleicher (= vergleichbarer) Kontext, Bezugsrahmen, Daten
− Beurteilung und Entscheidung durch mehrere Personen (nicht direkt nach erstem Eindruck („delay your intution“); nach Rückbesinnung auf die relevanten Kriterien)

52
Q

Was hat es mit dem Mythos Mehr Arbeitserfahrung = bessere Arbeitsleistung auf sich?

A

Folklore: Nur ein erfahrener Personaldiagnostiker/Recruiter ist ein guter
Personaldiagnostiker/Recruiter

Fakt:
− Erfahrungseffekte „verschwinden“ meist nach 3-4 Jahren (Plateau). Eine Person, die eine Tätigkeit 20 Jahre
ausführt, ist darin nicht besser, als eine andere nach 5 Jahren. Wichtiger ist dann die Vielfältigkeit der
Tätigkeiten, die in den Jahren ausgeübt wurde (Also: Eher jemanden einstellen mit insg. 10 Jahren Erfahrung
auf 3 Stellen als 20 Jahren auf einer).
− Dies gilt auch für Recruiter bzw. Menschen, die Personalauswahlentscheidungen treffen

53
Q

Was hat es mit dem Mythos “Unsere bisherige Praxis hat sich immer gut bewährt auf sich?

A

Folklore: Hat ja schon immer gut geklappt

Fakt: Die Mehrzahl der Unternehmen selektiert subjektiv, ohne explizite Kriterien und meist aufgrund
eignungsdiagnostisch ungeeigneter bis absurder Grundlage (wie Tippfehler oder fehlende
Bewerbungsgründe im Anschreiben, Lücken im Lebenslauf oder sogar Handschrift)

54
Q

Was sind weitere gängige Probleme in der Praxis (“Wie wir es immer gemacht haben”)?

A
  • die Verwendung von Standardfragen (“Was sind Ihre Stärken“), auf die die vorbereiteten Kandidaten dann Standardantworten geben,
  • unstrukturierte Interviews (nur 15% der Unternehmen verwenden eine Leitfaden) sowie
  • die Nicht-Verwendung valider Verfahren wie GMA-Tests.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass bei der Besetzung einer Spitzenposition in der deutschen
Wirtschaft die Intelligenz der Bewerber überprüft wird, ist dreimal kleiner als die Wahrscheinlichkeit, dass man die Handschrift des Bewerbers deutet“ (Schuler et al.,
2007, zitiert aus Kanning (2019), S. 95)

55
Q

Warum nutzen kaum Unternehmen GMA-, Integritätstests, strukturierte Interviews, Arbeitsprobe und/oder Gewissenhaftigkeit obwohl sie zuverlässig funktionieren als Prädikator?

A

Fehlendes Fachwissen in den Unternehmen kann nicht durch „gesunden Menschenverstand“ ausgeglichen werden

Nutzungstreiber folgen eher Legitimität, nicht Ökonomie
− predictive validity spielt nur schwache Rolle
− Entscheidend sind
• Erwartete Akzeptanz bei Kandidaten
• Kosten
• Verbreitung (was die anderen machen)

Wichtig ist daher:
-der aktive Umgang mit den Gefahren durch Wahrnehmungsverzerrungen,

-das Etablieren einer klaren Governance für Auswahlentscheidungen und

-das regelmäßige, wissenschaftlich solide (→ wissenschaftliche Methoden) Überprüfen des eigenen
Vorgehens in Kenntnis und aufgrund des Standes des (gesicherten) Wissens (→ wissenschaftliche
Literatur)