Kapitel 3 - Kreativitätstechniken bei der Zielbildung Flashcards

1
Q

Kreative Zielbildung

A

Ziele sind Aussagen über erwünschte Zustände in der Zulunft, die als Ergebnis von Entscheidungen eintreffen sollen. Die Ziele sollen vollständig, geordnet und realistisch sein.

Definiton Kreativität nach Brauchlin, 1990: “Die Fähigkeit,Ideen, gedanken oder physische Gegenstände mit einem bestimmten Neuigkeitsgehalt zu entwickeln, die als originell, gut, stimmig oder treffend bezeichnet werden können.”

Kreativität erfordert divergentes, d.h. intuitiv-phantasievolles, Denken. Kreativität ist insbesondere gefragt, wenn Zukunftsvorstellungen für das Unternehmen zu entwickeln sind. Die Grenze zwischen realistischen Visionen und Utopien ist dabei fliessend. Fraglich ist, ob Kreativität in einem Planungsprozess mittels Managementtechniken gezielt und bei jedem aktiviert werden kann. Häufig werden psychologische, organisatorische, ergonomische oder auch genetische Voraussetzungen für Kreativität angeführt.

Förderung der Kreativität durch:

  • Intelligenz
  • Erfahrung
  • Autonomie
  • starke Kommunikation
  • geringe Arbeitsteilung (selbständige Generalisten scheinen besonders kreativ)

Hemmung von Kreativität durch:

  • Kritik
  • Tadel
  • Konformismus
  • Ordnungssinn
  • Loyalität
  • Anpassungsstreben

In sehr hierarchischen Unternehmen mit autoritärem Führungsstil und hohen Erwartungen an puritanische Tugenden kann sich Kreativität nur mühsam entfalten.

Unterscheidung von intuitiven und analystischen Methoden.

Nachdem Ziel gefunden wurden folgt die Präzisierung, Strukturierung und Realisierbarkeitsprüfung der Ziele und damit die Zielauswahl.

Ziele müssen hierarchisch geordnet werden und die Zielbeziehungen überprüft.

  • Komplementarität –> Ziele befördern sich gegenseitig
  • Konkurrenz –> Ziele behindern sich gegenseitig
  • Konflikt –> Ziele behindern sich gegenseitig
  • Antinomie –> Ziele schließen sich gegenseitig aus

Zielordnung in Ober- und Unterziele

Realistische Ziele bewegen sich in einem zulässigen Bereich beschränkt durch gesetzliche, finanzielle oder personelle Restriktionen

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Q

Brainfloating und Synektik zur Zielfindung

A

Brainfloating, Alex Osborne 40er Jahre:

Regeln:

  • min. 5, max. 12 Teilehmer
  • möglichst heterogene Zusammensetzung (Hierarchie, Alter, Sozialisation)
  • jeder soll die Regeln kennen, um einen geordneten Ablauf und definiertes Ende zu gewährleisten
  • Trennung der Ideengewinnung von der Ideenbewertung (um dominante Teilnehmer nicht zu bevorteilen)
  • Quantität vor Qualität –> Möglichkeit, viele Ideen zu verknüpfen
  • keine Kritik –> Grenze zwischen Assoziation und positiver Kritik schwer zu ziehen
  • mündlich Brainstorming, schriftlich Brainwriting
  • Dauer ca. 15 Min. (ungefähre Dauer einer kreativen Phase bei Menschen)

Kritik an der Methode:

  • Kritikverbot für Teilnehmer kann zu Frustration/Verweigerungshaltung führen
  • Äußerung von Kritik auf nonverbale Art unterläuft die Regel
  • Freiheit der Ideenäußerung kann von Vielrednern ausgenutzt werden –> eine gezielte begleitende Moderation wird empfohlen
  • Ideen nicht mehr zwangsläufig einer Person zuordnenbar –> Hemmung für die Preisgabe, da Anerkennung fehlt

Varianten:

  • Methode 635: 6 Teilnehmer, 3 Vorschläge, 5 Minuten. Weitergabe der schriftlich festgehaltenen 3 Ideen im Kreis alle 5 Min bis jeder Teilnehmer alle Ideen bewerten konnte.
  • Brainwriting-Pool-Verfahren: vorgedachte Denkhilfen stehen in einem Pool (zB Karteikasten) zur Verfügung um als Anregung für individuelle Assoziationen greifbar zu sein.

Anwendbarkeit des Brainstorming vor allem bei der Bildung von grundsätzlichen Zielen zB Aussehen eines bereits in Auftrag gegebenen Produkts, Märkte für ein Produkt, Setzen von Kostenlimits. Bei sonstiger Zielbildung in größerem Teilnehmerkreis sind Zielkonflikte möglich.

Synektik, griech. “etwas miteinander in Verbindung bringen”

These aus der Psycholohie: kreative Prozesse laufen unbewusst, aber geordnet und vernetzt im Gehirn ab und lassen sich kanalisieren (IT künstliche Intelligenz, Fuzzy Logic)

die 3 Schritte der Synektik

  • eingehende Beschäftigung mit dem Thema
  • räumliche / zeitliche Entfernung vom Thema -> das Gehirn verarbeitet unbewusst die Eindrücke / Inkubationsphase. Das aufgenommene Material wird mit den eigenen Erfahrungen in Verbindung gebracht und unbewusst zu Assoziationen kombiniert. - Force-Fit
  • Illumination / Erleuchtung - nach einiger Zeit ensteht spontan eine Idee durch Analogie oder Assoziation. Systematisches Steuern der Analogie durch Herbeiführen einer Verfremdung oder durch Schlüsselworte (zB Natur, Politik, technische Abläufe). Weiter sind persönliche oder symbolische - Zeichen, Gesten, Mimik - Vorgaben möglich.

Das Vorwissen der Teilnehmer sollte höher sein als beim Brainstorming. Analoges Denken muss gegenüber spontanem Nachdenken häufiger geübt werden. Die Analogie sollte nicht zu nahe am eigentlichen Problem liegen, um die Ideenfindung nicht einzuengen. Die Synektik kann über einen längeren Zeitraum erfolgen.

Der Moderator kann bei Brainstorming und Synektik Zwischenrufe/Ideenkiller auffangen und Rivalität und Prestigedenken ausräumen.

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3
Q

Morphologie zur Zielstrukturierung

A

Morphologie, die Lehre von den Strukturen und Gestalten, heute auch Ordnungstheorie. Die morphologische Methode geht auf den Schweizer Fritz Zwicky 60er Jahre zurück.

umfassendste Denk- und Konstruktionsmethode zur Behandlung eines Problems

  • Totalität aller möglichen Lösungen
  • wesentliche Beziehungen dieser Lösungen untereinander

Drei Methoden der Morphologie

  • der morphologische Kasten / morphologische Matrix
  • die systematische Feldüberdeckung
  • die Methode der Negation und Konstruktion

Neuere Methoden wie das morphologische Tableau oder das Attributelisting basieren auf den 3 Grundformen.

**Morphologischer Kasten **

  • Ein Hauptgedanke/Ziel wird in seine Teile/Aspekte/Parameter zerlegt und genau beschrieben. Die Parameter dürfen sich nicht überschneiden.
  • Die Ausprägungsmöglichkeiten der Parameter werden dargestellt.
  • Die möglichen Ausprägungen je Parameter werden kombiniert.

Vorteil: Dabei entstehen Zielformulierungen, die bei einer anderen Kreativitätstechnik evtl aus Zeit- oder Kostengründen nicht entstanden wären oder vergessen werden.

Nachteil: Unübersichtlich und zeitaufwändig (Formalismus, EDV Unterstützung, Zeit für Suche nach der besten Kombination) bei mehr als 10 Parametern. Eine Sprengung des gesteckten Rahmens durch originelle Ideen ist nicht möglich.

(Beispiel Bild)

Zusammenfassung der Problemstellungen der Morphologie:

  • Moderatoren-Problematik (Neutralität, Technikinformation, Wissensstand)
  • Gruppen-Problematik (Teilnehmerzahl, Heterogenität, Hierarchiedenken, Abhängigkeiten, Rivalitäten, Prestigedenken, Ideenkiller, subtile Kritik, Sitzungsdauer, Zurechenbarkeit von Ideen)
  • Morphologie-Problematik (Parameterzahl, Totalität versus Übersichtlichkeit, Entfernung von Problemen)
  • Kosten-/Nutzenaspekte (Zeitaufwand, Kosten)

Brainstorming wird aufgrund der Einfachheit in der Praxis am häufigsten eingesetzt, Synektik ist relativ unbekannt und der morphologische Kasten wenig, da er ein problemspezifisches Wissen erfordert.

Unterschiedliche Charaktere bevorzugen unterschiedliche Techniken:

  • Analytische Denker –> Morphologie
  • Emotionale, intuitive Menschen –> Brainstorming, Synektik

Bei höherer Teilnehmerzahl sind intuitive Methoden vorteilhafter, da in der Morphologie sonst zu viele Parameter entstehen. Schnelle Zielbidlungen sind mit den Techniken nicht möglich. Sie können aber dafür sorgen, dass Mehrheitsmeinungen nicht übergangen und wesentliche Zielaspekte nicht vergessen werden.

(Fallbeispiel Spielzeughersteller)

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