Grundlagen Wissenschaftstheorie Flashcards
Worauf beruft sich Alltagspsychologie?
- Intuition & Überzeugungsstrategien: Man gibt sich bei der Beantwortung der Frage als sehr überzeugt aus, ohne die Antwort unbedingt genau zu kennen. Menschen gehen dann oft unkritisch von der Richtigkeit der Antwort aus
- Autoritätsanruf: das hat schon “der-und-der” gesagt
- Orientierung an Beispielen, eigener Erfahrung
Fallstricke der Alltagspsychologie
- Wahrnehmung: kann täuschen
- logisches Denken: Menschen sind da gar nicht so gut drin, wie wir denken
- Umgang mit Wahrscheinlichkeiten: siehe F. 10
- Umgangssprache:
a) oft mehrdeutig
b) bildet logische Strukturen nicht genau ab (siehe F. 11) - individuelle Erfahrungen täuschen uns oft, da die “Datenbasis” meist lückenhaft ist oder uns Fehler bei der Beobachtung und Schlussfolgerung unterlaufen
Formale Probleme einer Alltagspsychologie
- Ungenau: Begriffe ungenau und inkonsistent
- Unvollständig: Erklärung zumeist unvollständig, da Bedingungsfaktoren nicht hinreichend erfasst
- keine systematische Prüfung: vorwiegend in lebensweltlichen Erfahrungen verankert, wodurch systematische Prüfung der Erkenntnisse fehlt
Zusammenfassung Alltagspsychologie: Formal, Inhalte & Ziele
- Formal: beruht auf..
a) Intuition
b) Autoritäten
c) eigene Erfahrungen
…ohne weitere Anforderungen -> Umgangssprache - Inhalte:
Erleben und Handeln von sich selbst und anderen Personen in sozialen Situationen - Ziele:
a) Einordnung des Geschehens in ein plausibles Weltbild
b) Orientierung und Zurechtfindung im Alltag
Zusammenfassung Wissenschaftliche Psychologie: Formal, Inhalt & Ziele
Formal: beruht auf…
a) theoriegeleiteten Vorhersagen
b) fortdauernder, kritischer Überprüfung mittels wissenschaftlicher Methoden
systematisch, objektiv, nachvollziehbar -> Fachsprache
- Inhalt:
“die Erfahrung in ihere unmittelbaren subjektiven Beschaffenheit” & “Der Mensch selbst, wie der unmittelbar sich selbst begegnet” (Wundt)
-> Erleben und Verhalten des Individuums - Ziele:
a) Beschreibung
b) Erklärung
c) Vorhersage
d) Veränderung des Erlebens und Verhaltens von Individuen
Wer sprach sich dafür aus, dass die wissenschaftliche Psychologie nur eine verfeinerte Alltagspsychologie sei?
Epstein: Menschen prüfen - wie Wissenschaftler*innen-im Alltag beständig Hypothesen (aber oft nicht bewusst)
Popper: wissenschaftliche Erkenntnis “bloß eine Weiterentwicklung der alltäglichen Erkenntnis”
kein qualitativer sondern nur ein quantitativer Unterschied
Ontologie & Epistemologie
Bereiche der Philosophie:
1. Ontologie: Lehre vom Seienden - Was ist Wirklichkeit?
• Einteilung des Seienden und Grundstrukturen der Wirklichkeit z.B. Frage nach der Existenz
- Epistemologie: : Erkenntnistheorie – wie können wir diese Wirklichkeit erkennen?
Es gibt ver. Ideologien, die Erkenntnistheoretische Fragen beantworten
Gilbt es eine unabhängige Realität? Antwort: Realismus & Idealismus
Realismus; Ja
Idealismus: Nein
Was ist die Quelle der Erkenntnis? Antwort: Empirismus & Rationalismus
Empirismus: sinnliche Erfahrungen
Rationalismus: Verstand & Vernunft
Reflexion- Definition & Einschränkungen
- Definition: intentionale Zuwendung mit dem Ziel objektiver Erkenntnis
- Einschränkungen:
a) ohne „Handlungszwang“ kann Reichweite von Reflexion erhöht werden -> Erweiterung
des Wissens
b) soziale Institutionalisierung -> systematisches Schaffen von Reflexionsräumen ->
kontrollierte Wissenserzeugung
• Wissenschaft: ein Sonderfall institutionalisierter Reflexion
Wissenschaftstheorie: Definition
- Erkenntnistheorie der Wissenschaft -> Aufbau und Funktion der Einzelwissenschaften
- Die Wissenschaftstheorie beschäftigt sich mit der Frage, ob und wie mit Methoden der Forschung reale Sachverhalte erfasst werden können
- Bei der Wissenschaftstheorie handelt es sich um jene Disziplin, die sich mit dem Begriff und der Einteilung von Wissenschaften, ihren Erkenntnisprinzipien und Methoden, sowie ihrer Sprache beschäftigt
- Die Wissenschaftstheorie und ihre Grundbegriffe gehen auf Aristoteles zurück
Rationalismus vs. Empirismus Grundpositionen, Vertreter, wichtige Inhalte
Rationalismus:
Grundposition: Erkenntnis wird durch intellektuelle Leistungen hervorgebracht
bekannter Vertreter: Rene Descartes(1596-1650)
Entkoppelung von theologischen Annahmen
• „Was bin ich…? Ein denkendes Ding!“ (1637), Gottfried Willhelm Leibniz, Baruch (de) Spinoza
3 Säulen: 1. Intuition 2. Deduktion -> diese sind angeborene Konzepte 3. Unabdingbarkeit der Vernunft: der Erfahrung überlege
Empirismus:
Grundposition: Erkenntnis resultiert aus sinnlicher Erfahrung
„Novum Organum“ – neues methodisches Werkzeug für sämtliche Wissenschaften
programmatische Inhalte:
- je länger wir forschen, desto näher kommen wir der Wahrheit
- zwingend für Fortschritt ist Zusammenarbeit unter Wissenschaftler*innen
- Unterschiede in der Religion dürfen kein Hindernis sein
-> neue Methoden: Beobachtung, Experiment, Metrisierung
Vertreter: Fancis bacon, John Locke
Empirismus: klassische Vertreter, Theoriebildung & Grundannahmen
- Klassische Vertreter: John Locke, Francis Bacon, Geroge Berkeley, David Hume -> übten Kritik am Rationalismus und begründeten daraus den Empirismus
- Sensualistisch = alle Erkenntnis beginnt mit der sinnlichen Erfahrung
- Nur Sinnestatsachen zählen: „Nichts ist im Geist, was nicht vorher in den Sinnen war“
- Fundament wissenschaftlicher Theoriebildung: Induktion und Abduktion
Skeptizismus
Vertreter: David Hume
vollständige/teilweise Erkenntnis der Wirklichkeit prinzipiell nicht möglich
-> Ausganspunkt für Kant´s Erkenntnisphilosophie
Welche Wissenschaftstheoretische Positionen gibt es und wie haben sie sich auseinander entwickelt und ihre Methoden?
- Rationalismus -> kritische Rationalismus
Methoden: Deduktion und Falsifikation - Empirismus -> Positivismus -> logischer Positivismus (auch logischer Empirismus)
Methoden: Induktion und Verifikation
Positivismus - Definition und Vertreter, Wer baute ihn zur wissenschafttheorie aus?
- > Teilmenge des Empirismus
1. Auguste Comte prägt den Begriff
- Definition: nur das gilt, was positiv demonstriert werden kann, alles andere ist unwissenschaftlich
- Positiv: „positiv“ im Sinne des Gegebenen, Tatsächlichen o. unbezweifelbar Vorhandenen
- zwischen Materialismus und Transzendalphilosophie
- Denkökonomie: Sinnesdaten werden „denkökonomisch“ interpretiert, sodass keine unnötige „Instanz oder Wesenseinheit“ mit ins Spiel gebracht werden muss
- John Stuart Mill: baut Positivismus zu Theorie wissenschaftlicher Erkenntnis aus -> Wie können auf Basis von Bezeichnungen und Urteilen korrekte Schlüsse gezogen werden? Antwort: Induktion – vom Einzelfall zum Allgemeinen
Positivismus - John Stuard Mills Methoden zur induktiven Erkenntnisgewinnung
- In System of logic beschreibt er drei Methoden, nach denen korrekt und erfolgreich induktiv vorgegangen werden kann:
a) Methode der Übereinstimmung (method of agreement): Wenn alle Beobachtungen des Phänomens einen Umstand gemeinsam haben, so ist dieser Umstand seine Ursache
b) Methode des Unterschiedes (method of difference): Wenn ein Phänomen in Situationen auftritt, die nur durch einen einzigen Unterschied von Situationen abweichen, in denen es nicht auftritt, dann ist dieser Unterschied die Wirkung, die Ursache oder ein notweniger Teil der Ursache des Phänomens
c) Methode der gleichzeitigen Änderung (method of concomitat variations): Wenn zwei Phänomene kovariieren, sich ein Phänomen also immer dann verändert, wenn sich ein anderes Phänomen verändert, dann gibt es zwischen beiden eine Kausalbeziehung
Positivismus - Kritik
- nicht-naturwissenschaftliche Fächer:
a) Kritik am „imperativischen“ Positivismus (da sonst „unwissenschaftlich“)
b) „Geisteswissenschaften“ sind vom Positivismus ausgeschlossen und entwickeln eigenes methodologisches Konzept - Ideologiekritik: ausgehend von Marx:
a) Gedanken und Denken hängen von aktuellen Zuständen ab und das Denken ist gesteuert von gesellschaftlichen Verhältnissen
b) Positivismus schafft unhinterfragt und ohne Reflexion Wissen, das von allen missbraucht werden kann - Konstruktivismus: Die Konstruktivisten bezweifeln, dass es eine unabhängig von uns existierende Welt gibt. Jeder Mensch konstruiert seine eigene Welt und die Aufgabe der Wissenschaft ist es, diese Welt zu entdecken
- Variablenstruktur: Bemängelung der Konstruktion der Welt als „Variablenstruktur“, dies kann dem menschlichen Verhalten und Erleben nicht gerecht werden
- qualitative Methoden: Daher sind sie mit dem koventionellen Methodenspektrum nicht zufrieden und konzentrieren sich auf qualitative Methoden
Der Logische Empirismus (logischer Positivismus): Vertreter, Grundsatz, Logisch, Empirismus & Forderung
- Zu beginn des 20. Jh. Wiener Kreis & Berliner Gesellschaft für empirische Psychologie entwickelt (Begründer logischen Empirismus: Carnap, Reichenbach & Feigl)
- Erkenntnis kann immer noch nur durch Erfahrung gewonnen werden
- Logisch: Sätze, die nicht einer formalen logischen Analyse zugeführt werden können, etwa Sätze, die weder analytisch noch empirisch sind & denen man keinen Wahrheitswert zuordnen kann
- Empirismus: Alle bedeutungsvollen Aussagen der Wissenschaft müssen auf Beobachtungen zurückzuführen sein -> Beobachtung und Erfahrung sind für den logischen Empirismus Grundlage der Wissenschaft
- Forderung: Alle Wissenschaften sollten empiriebezogene Methoden verwenden
Logischer Empirismus (logischer Positivismus): Grundgedanken: Welche Arten von Sätze sind wissenschaftliche legitim?
- zwei Arten von Sätzen wissenschaftlich legitim:
a) synthetische Sätze: behaupten Sachverhalt, der empirisch geprüft werden kann
b) analytische Sätze: Wahrheit ergibt sich aus logischer Form
- > näher an Rationalismus gerückt (Neurath: Empirischer Rationalismus) - Logik und Erfahrung als Kriterien wissenschaftlicher Erkenntnis
- Verifikation (von Hypothesen) und dadurch Aufstellen von Theorien (durch Induktion)
Kritik am Logischer Empirismus (logischer Positivismus)
- Richtigkeit der Induktion weder logisch noch durch Erfahrung begründbar
- Indiktion jedoch nur haltbar, wenn man die ganze Population überprüfen kann oder man Theorie formuliert, die nur für mind. ein Objekt der Population zutreffen
- Eine durchgehende Axiomatisierung von Theorien ist praktisch nicht möglich
- Theoriefreie Beobachtungen sind sehr schwierig bis unmöglich -> Beobachtungsbegriff nicht mehr eindeutig anwendbar
Logischer Empirismus (logischer Positivismus): Ludwig Wittgenstein: Welche Arten von Sätze sind unsinnig
War nicht Teil des Wiener Kreises und oft in Konflikt Grundpositionen: 1. Drei Arten von Sätzen sind unsinnig: a) nicht widerlegbarer Sätze b) nicht überprüfbare Sätze c) nicht logische Sätze
- Induktion will man mit dem Mittel der Induktion selbst beweise -> “Induktion funktioniert in diesem Einzelfall daher funktioniert Induktion immer” -> das ist problematisch
- Tractatus logico-philosophicus“:
a) „5.6 Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenze meiner Welt“ (S. 67)
b) „6.51 Skeptizismus ist nicht unwiderleglich, sondern offenbar unsinnig, wenn er bezweifeln will, wo nicht gefragt werden kann.“ (S. 84)
Kritischer Rationalismus - Induktionsproblem - Poppers Kritik (an Hume angelehnt) an der Induktion & dem logischen Empirismus
- nicht rational Begründbar: Es ist grundsätzlich nicht rational begründbar, allein aus wiederholten Erfahrungen irgendeine Schlussfolgerung über weitere Beispiele oder künftige Ereignisse abzuleiten
- Wahrscheinlichkeit der Verallgemeinerung: Weitere bestätigende Beobachtungen erhöhen nicht die Wahrscheinlichkeit der Verallgemeinerung (Beispiel: Aufstehen)
- Zirkelschluss: Auch wenn Induktion in vielen Beispielen erfolgreich sein mag, folgt daraus nicht, dass sie auch in weiteren Beispielen sein wird, es sei denn, man akzeptiert die Gültigkeit der Induktion
- theoriefreie Beobachtungen: Die vom logischen Empirismus postulierten theoriefreien Beobachtungen gibt es nicht, da jeder Beobachtungssatz Begriffe enthält, die über die reine Wahrnehmung hinausgehen
- Beispielsatz von Popper: „Hier steht ein Glas Wasser“. Dieser Satz enthält Allgemeinbegriffe/ Universalien („Glas“ und „Wasser“) -> diese Begriffe bezeichnen offensichtlich keine unmittelbaren Erfahrungen, da wir zusätzliches Wissen, Erfahrungen, also eigene Theorien benötigen, um diese Begriffe anwenden zu können.
Popper ersetzt den Ausdruck Beobachtungssatz daher durch Basissatz, aber auch diese sind theorieabhängig und fehlbar
6.Fehlende Falsifizierbarkeit: Induktive Systeme sind nicht darauf angelegt, dass sie scheitern können, das ist aber für die Wissenschaft essenziell
Kritischer Rationalismus: Untergliederung der aus Theorien abgeleiteten Vorhersagen und ihr empirische Gehalt
- Aus Theorien abgeleitete Vorhersagen als Wenn-dann-Sätze:
a) Allgemeinheit: der Wenn-Teil, bezeichnet die Menge an Fällen, auf die sich die Vorhersage bezieht -> je größer, desto mehr empirischer Gehalt
b) Bestimmtheit: der Dann-Teil, entspricht der Genauigkeit oder Präzision dieser Vorhersage -> je genauer, desto mehr empirischer Gehalt