Grundformen Pädagogisches Handeln Flashcards
In der Pädagogik finden sich vielfältige Überlegungen, wie pädagogisches Handeln beschrieben und strukturiert werden kann.
Rousseau: (Für politischen Diskurs bekannt) Erzogen wird auf verschiedenen Ebenen und von verschiedenen Dingen
Natur: Alles, was wir an Fähigkeiten und Fertigkeiten genetisch bedingt mitbringen, kann erziehen
Mensch: Bewusstes Handeln
Dinge: Umwelt
Pestalozzi: Herz, Kopf und Hand
Reformpädagogik (Maria Montessori, Rudolf Steiner), praktischer Diskurs
Herbert: wichtig für den Fachtheoriediskurs
Zucht: zukunftsgerichtete Orientierung
Regierung: Gegenwart; Rahmen und Regeln als schützende Funktion für das Kind, damit der eigentliche Unterricht möglich ist.
Systematisierung der Formen des pädagogischen Handelns
- Elementare Formen: Basishandlungsformen
- Komplexe Formen: aufbauend und in Kombination mit den elementaren Formen
- Grossformen: pädagogisches Handeln, das nicht nur zwischen dem Erziehenden und dem zu Erziehendem stattfindet, sondern auch im grösseren Rahmen; eine weitere Eben
Elementare Formen
Grundform des Zeigens
Zeigen ist für pädagogische Handlungen insbesondere in Verbindung mit Lernen von Interesse.
„Ohne dass (1)eine soziale Beziehung benutzt oder gestiftet wird, kann (2)nichts gezeigt werden, und ohne dass (3) beobachtet und geprüft wird, … kann man nicht wissen, ob es sich um eine gelungene oder misslungene Zeigeoperation gehandelt hat.“
Begleitendes Tun; auf Fragen antworten; gezieltes Zeigen
Es braucht immer eine Art der sozialen Beziehung (Kommunikation und Interaktion); kommunikatives Handeln
Unterschiedliche Formen des Zeigens
Elementare Formen
Das ostensive Zeigen: Die Übung
Das repräsentative Zeigen: Die Darstellung
Das direktive Zeigen: Die Aufforderung
Das reaktive Zeigen: Die Rückmeldung (S. 85-96)
Das ostensive Zeigen
Die Übung
Elementare Formen
• Was nicht geübt wird, wird nicht gelernt.“
o Ohne Übung kein Lernprozess; kein Entwickeln von Fähigkeiten
• Wenn wir etwas wirklich können wollen, dann müssen wir üben. Wichtigstes Kennzeichen des Übens ist die Wiederholung.
o Üben muss jede Person für sich, kann man nicht abnehmen
• Das Üben ist in der Kindheit von besonderer Bedeutung.
• Übung ist Wiederholung
• Übung endet dann, wenn eine Handlung automatisch abläuft (Routine)
• Durch das Üben werden einerseits Fertigkeiten und Fähigkeiten, anderseits aber auch Gewohnheiten aufgebaut. Übung und Gewöhnung sind zu unterscheiden. (Prange & Strobel-Eisele, 2015, S. 54-55)
• Übung ist eine vom „Willen abhängige und von … Einsichten geleitete Handlung“. Gewöhnung kann „auch ohne den Willen und die Zustimmung“ erfolgen.
o Übung hat immer ein offenes Freiheitselement
o Gewöhnung läuft automatisch ab, üben muss man aktiv
• Fehlform= negativ (entsprechen nicht der Menschenwürde): Erfolgt die Übung nur noch als Mittel für fremde Zwecke, die nicht im Individuum verankert sind, dann kann sie zur „Abrichtung“ oder „Dressur“ werden.
Das repräsentative Zeigen
Die Darstellung
Elementare Formen
• Repräsentatives Zeigen kann als ein Abbild des Realen verstanden werden
o Z.B. Darstellung von einem Löwen in einem Kinderbuch Kind weiss wie ein Löwe aussieht, obschon es ihn noch nie live gesehen hat
• Wir lerne zu einem grossen Teil mittels Darstellungen, z.B: über Erzählungen und Bilder
• Kann helfen zu verstehen und sich zu orientieren
• Es bietet zunächst „fertige Inhalte“ an. Es bedarf daher der kritischen Überprüfung und des kritischen Hinterfragens
• Repräsentatives Zeigen kann auch illusionäre Wunschbilder erzeugen. Durch „dogmatische Fixierungen und Grenzsetzungen“ kann es indoktrinieren und manipulieren
o Fehlform: wenn wir nicht mehr abschätzen können, ob die Darstellung etwas mit dem Realen zu tun hat oder nicht (Es muss die Möglichketi gegeen sein, das Gezeigte mit der Realität abzugleichen)
o Fehlform: Engführung, Einseitigkeiten, Willkürlichkeiten und Fehlabbildungen von Wirklichkeit
• Wirklichkeit abbilden!
• Erzählung, Bilder, Organigramme
• Bsp.: Kinderbücher, Märchen, Geschichtsunterricht, Drogenprävention, Verkehrsschilder, Kunsttherapie, Theaterpädagogik,
• Fehlform Bsp.: Instagram, Werbung
Das direktive zeigen: die Aufforderung
Elementare Formen
• Wichtige Form des pädagogischen Handelns. Insbesondere „die Aufforderung zur Selbsttätigkeit“ hat eine lange Tradition in der Pädagogik
• Bandbreite der Aufforderungen ist sehr gross. Als Aufforderungen gelten beispielsweise: Anstoss, Aufmunterung, Ermahnung, Erinnerung, Bitte, Rat oder Appell, aber auch die disziplinierende Anordnung
o Aufforderung steht vor der Übung, Übung ist die Handlung selbst
o Bsp. Durch die Einrichtung eines Jugendtreffs ist der Aufforderungscharakters des Treffs so ansprechend, dass die Jugendlichen dorthin kommen
o Bsp. In Kindertagesstätten bestimmte Spielsachen bereitstellen, die die Kinder niederschwellig auffordern zu spielen (Selbsttätigkeit)
• Als besondere Form der Aufforderung gilt die Beratung (auffordernder Charakter, Hilfe zur Selbsthilfe)
• Beraten ist in seinem ursprünglichen Verständnis eng mit Rat und Hilfe verknüpft, Die Vervielfältigungen der Lebensverhältnisse und -chancen verursachen Verunsicherungen und einen wachsenden Beratungsbedarf.
• Aus Sicht der Pädagogik ist eine schwierige Form der Aufforderung die Verführung. „Sie besteht darin …, dass sich die Lernenden im Bann einer Person und ihrer Anschauungen bewegen“.
• Eine unvoreingenommene und freie Sicht auf die Vielfalt der Welt ist so nicht mehr möglich.
o Nicht mehr die Aufforderung zur Selbsttätigkeit
Das reaktive zeigen die Rückmeldung
Elementare Formen
• Rückmeldung richtet sich auf das Verhalten und bestimmte Handlungen der lernenden Person (Bezug auf Vergangenes, mit der Absicht, dass es in der Zukunft besser wird.)
• Zur Rückmeldung gehört das einfache Ja oder Nein, Formen der Bestärkung und der Missbilligung, umfassenden Beurteilungen sowie formalisierte Verfahren der Prüfung und Evaluation
• Die Rückmeldung hat verschieden Funktionen: z.B. Verstärkung, Mittel zur Korrektur, Anerkennung bzw. Ausbleiben von Anerkennung
• Bezug auf Vergangenes
• Bei der Rückmeldung ist der Doppelbezug auf Person und Sache zu beachten
• Hauptformen des reaktiven Zeigens sind Lob und Tadel
• Lob hat vor allem motivations- und leistungssteigernde Wirkung und stärkt das Selbstbewusstsein
• Der Tadel wirkt vor allem leistungsblockierend, die Selbsteinschätzung und das Selbstwertgefühl werden vermindert
o Positiv: Chance zur Veränderung
• Bsp. Notensystem, Elternrückmeldung in der Kindertagesstätte, Rückmeldungen in der Kindertagesstätte in Form von JA/NEIN, Lob/Tadel, Videofeedback, Zertifizierung,
Komlexe Formen
Komplexe Formen ergeben sich daraus, dass das Lernen allgegenwärtig ist.
Zahlreiche Situationen sind latent pädagogisch und zwar dadurch, dass sie Gelegenheit zum Lernen geben.
Wir können diese Gelegenheiten aufgreifen und … in Regie nehmen.
Es werden nicht nur einzelne elementare Formen benutzt sondern mehrere, dadurch ergeben sich komplexe Formen.
- Das Arrangieren (Wir können nicht bis ins kleinste Detail bestimmen, nicht in der «Macht» haben.
- Das Spielen
- Das Arbeiten
- Das Erleben
- Das Strafen
Komplexe Formen
Das Arrangieren
• Wer in erzieherischer Absicht arrangiert, gestaltet Voraussetzungen zum Lernen und schafft so Lerngelegenheiten.
o Lernsituation so gestalten, dass gelernt werden kann
• Den Lernenden werden verschiedene Möglichkeiten eröffnet, die je nach individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten wahrgenommen werden können.
• Professionelle halten sich in pädagogischen Arrangements bedeckt.
• „Die erzieherische Intention zeigt sich nicht unmittelbar, sie ist indirekt gegeben.“
Das spielen
Hat viele psychologischen Faktoren
Keine Erfindung des 20.Jh.
Komplexe
Keine Erfindung des 20.Jh.
Merkmale
• „freie Handlung“; kein Zwang
• „kein materielles Interesse“, Spielen ist nicht ökonomisch gebunden
• „Raum“ und „Zeit“ (ohne Zeit und Raum kein Spiel)
• „bestimmte Regeln“ (ex- oder intrinsische Regeln)
• „Gemeinschaftsverbände“ (Erzeugung und/oder Erhaltung in der Gemeinschaft)
• „Verkleidung“ (über das Spiel bspw. Soziale Fertigkeiten lernen)
Grundformen • Übungsspiel o Kleinkindalter o Übung und Wiederholung o Schulung von Körperfähigkeiten und -fertigkeiten (Bewegungswiederholungen als Spiel) V.a. Grobmotorik • Symbolspiel o Für ältere Kinder (Vorschulalter) o Rollenspiele; Nachahmung, • Regelspiel o Schulalter (6 / 7) o Austausch von Gedanken, Meinungen, Interesse o Regeltreue o Gemeinsames Aufstellen von Regeln
Das Arbeiten
Komplexe Formen
• „Menschen machen die Arbeit, die Arbeit macht den Menschen.
• Wir definieren uns über Arbeit und Leistung, deshalb haben … Beruf und Berufsarbeit … identitätsstiftende Bedeutung…
• In der Arbeit gewinnen wir sachliches, am Realitätsprinzip orientiertes Verhältnis zu anderen und zu uns selbst, eine sachliche Einstellung.
o In unserer Leistungsgesellschaft bekommen wir durch die Arbeit einen Bezug zu uns selbst.
• Wir leben in einer Arbeits-und Leistungsgesellschaft, insofern hat Arbeitserziehung … die Funktion, an bestehende Verhältnisse anzuschliessen.“
• Ältere Formen der Arbeitserziehung sind vor allem auf handwerkliche Tätigkeiten gerichtet.
o Heute: mehr soziale und weniger handwerkliche Fähigkeiten
• Neuere Formen betonen stärker Vorgehensweisen gemeinschaftlicher Produktion
• Historisch gesehen hat Arbeit nicht immer einen solch hohen Stellenwert, wie es heute ist
• Form der Arbeit wird sich in Zukunft stark verändern
o Digitalisierung
o Das Verschwinden von ganzen Berufsgruppen
o Körperbezug zur Arbeit verändert sich
o Billigarbeit
Das Erleben
Komplexe Formen
• Aus pädagogischer Sicht ist das Erleben eine Grundlage für Lernen
• „Das Erleben ist unvertretbar-einmalig und primär individuell
o keine Wiedererholung, subjektive Erfahrung
Erlebnispädagogik (Pestalozzi, wir lernen nicht nur mit Kopf sondern auch mit Hand und Herz)
• Der Erlebnispädagogik „geht es darum, das Erlebnis in den Dienst bestimmter Zwecke des Lernens zu stellen.“ Erlebniserfahrung machen, durch Erfahrung, Lernprozesse durchmachen, total individuell
• Beim Erlebnis ist pädagogisches Handeln darauf gerichtet, „Heranwachsen ernsthafte Aufgaben zu übertragen, durch die sie… Erfahrungen des eigenen Könnens und… Wollens machen können.“
- Lernen mit dem Körper
- Nicht beeinflussbar, was das Individuum dabei lernt
Das Strafen
Komplexe Formen
• Ist im engeren Sinne keine Handlungsform, gehört aber in den pädagogischen Alltag
• „Das Strafen, …, enthält das Eingeständnis des Scheiterns.“
• Dennoch kann nicht abgestritten werden, dass beim Erziehen das Strafen ein Thema ist
• Strafen werden oftmals mit der Erwartung auf Wiedereingliederung, Besserung oder Resozialisierung verbunden.
• Das Strafen solle eine Veränderung des Verhaltens hervorrufen
• Bei der Rekonstruktion der Institutionalisierung von Macht unterscheidet Foucault verschiedene historische Machtformationen und Strafpraktiken:
o Repressionsmacht
Absolutismus, Feudalismus,
Sich auf den Körper richtende z.T. öffentliche Strafpraktik
Körperstrafe
o Integrationsmacht
Aufklärung
Keine öffentliche Strafen mehr Entstehung von Einrichtungen (Gefängnis, Psychiatrie, Heime für Schwererziehbare)
Verschiebung von den Strafen am Körper, zum Geist
o Disziplinmacht
Moderne Zeit
Machtform des bürgerlichen Zeitalters
Strafen, die sich auf das Bewusstsein richten
• Nicht den Körper strafen, sondern ihn optimieren durch Strafen, die sich auf das Bewusstsein richten
• Die pädagogische Bedeutung der Strafe ist problematisch, da mit Strafen eine Disziplinierung, Stigmatisierung und Ausgrenzung einhergehen kann
• Regeln und Grenzen sollten einsichtig, verständlich und bekannt sein
• Professionelle sind aufgefordert und verpflichtet Normen und Anordnungen und Grenzen immer wieder zu überprüfen und kritisch zu hinterfragen
• Regeln sind keine Strafen per seh, sie sind wichtig für Kinder und Jugendliche, je älter die Kinder werden, um so grösser sollen die Spielräume sein
Grossformen
„Träger des pädagogischen Handelns …, … Kirche, … Staat …, aber auch wirtschaftliche Interessenvertretungen und politische Verbände … appellieren an das Gewissen der ‚Nation‘ oder an die Gesinnungsgenossen einer Weltanschauung, an das Bewusstsein einer sozialen Klasse oder an so genannte Zielgruppen; sie versuchen sie zu belehren und womöglich zu begeistern…“ (= wollen, dass sich der Mensch in eine bestimmte Richtung verändert und zwar durch Lernprozesse)