Forschung und Empirie Flashcards
Warum Forschen wir?
Gesunder Menschenverstand nicht genug?
- Alltagstheorien sind oft widersprüchlich (z.B. Gleich und gleich gesellt sich gerne, Gegensätze ziehen sich an)
- Wir sind nicht immer objektiv und akkurat (wir schätzen uns meist zu hoch ein)
- Generalisieren aufgrund von Einzelfällen ist problematisch (es gibt immer Ausnahmen!)
- Fundamentaler Attributionsfehler (s. unten)
- Hindsight bias – Rückseitenverzerrung, nachdem wir das Resultat kennen denken wir, dass wir dies ja eh schon vorher gewusst haben
- Um Entwicklungen aufzuzeigen
- Um Fakten und Wissen zu generieren
Fundamentaler Attributionsfehler
• Fundamentaler Attributionsfehler
o Externale Attribution: externer Grund (umgefallen im Bus, weil Bus abrupt anhält betrachtet soz. Umfeld z.B. ist Kind plötzlich über die Strasse gerannt
o Internale Attribution: Busfahrer ist schuld, er ist ein Vollidiot, auf seine Persönlichkeit bezogen
o Als erster Impuls attribuieren wir gerne internal und suchen die Schuld bei der betroffenen Person. Wir überschätzen internal und unterschätzen external
Forschung vs. Journalismus
- Journalismus: Meinung, politisch, an Werte & Normen gebunden
- Forschung: neutral, allgemein, Fakten, standardisiert, objektiv
Empirische Forschungsmethoden?
- Systematisches Sammeln von Daten und Infos
- Reglementiertes Vorgehen
- Angestrebt wird Objektivität
- Intersubjektiv nachvollziehbar
Empirie
• Sammeln von Daten und Informationen (Interviews, Umfragen etc.)
Was versteht man unter Theorie, was unter Hypothese
- Theorie: Übergeordnete grosse Frage, die aus Hypothesen besteht
- Hypothese: stützt die Theorie und ist ihr untergeordnet
Güterkriterien
• Objektivität (standardisiert, kein zufälliges Vorgehen, unabhängig von den Rahmenbedingungen (z.B. Zeit, Raum etc.), möglichst alles standardisiert (Durchführungs-, Auswertungs- & Interpretationsobjektivität), damit die Gefahr für Subjektivität möglichst klein ist)
• Reliabilität (zuverlässig zu verschiedenen Zeitpunkten in der Messung)
• Validität (Gültigkeit) – logischer Zusammenhang, misst das Instrument auch wirklich das, was es vorgibt zu messen?
Bsp. wo objektiv und reliabel gemessen wird ohne Validität: Gewicht systematisch messen, um auf die Fitness zu schliessen -> vom Gewicht alleine kann nicht auf die Fitness geschlossen werden -> nicht valide
Interrater Reliabilität
Unterschiedliche Beobachter stimmen mit Urteil gleich
Test-Retest-Reliabilität
• Wenn Leute mehrmals befragt werden, schauen, ob sie auf die gleichen Resultate kommen (z.B. Test einen Monat später)
Externe Validität
• Ergebnisse haben praktischen Nutzen ausserhalb des Labors; sind auf die Realität übertragbar
Interne Validität
• Konnte gemessen werden, was gemessen werden sollte? (Aufs Labor und den Versuch bezogen)
Ethische Richtlinien
• Bei der Wissenschaft der Psychologie besonders wichtig, weil Psychologen an Lebewesen forschen
• Ethische Richtlinien für alle Psychologen werden vom Berufsverband für CH Psychologie herausgegeben.
• Freiwillige Zustimmung nach Aufklärung (Einverständniserklärung)
• Risiko/Nutzen-Abwägung
• Abschlussgespräch
• Vollumfängliche Infos
• Debriefing
• Absicht der Forschung darlegen
Vorsätzliche Täuschung
• Einsicht in Forschungsergebnisse
• Kantonale Ethikkommissionen: Experimente müssen bei ihnen eingereicht werden und sie geben das definitive GO und stellen allenfalls Rückfragen
• Stanford Prison Experiment: heute nicht mehr denkbar solche Experimente durchzuführen) – Zimbardo
Qualitativ
- Informationen in Tiefe, nicht grosse Datenmenge
- Beschreiben, interpretieren von Zusammenhängen, differenzierte Information, subjektive Perspektiven
- Oft Texte oder Verbales
- Auswertung: inhaltliche Analyse, Interpretationen
- Vorteile: Flexibel, passt sich dem Untersuchungsgegenstand an, offen für neue unvorhergesehene Erkenntnisse (explorativ), Reliabilität, interne Validität, Subjektivität (vollständige Angaben)
- Nachteile: zeit und kostenintensiv, Auswertung aufwändig, Daten vom Interviewer abhängig
- führt zu Generalisierung
- Ob qualitativ oder quantitativ zum Zug kommt, hängt von der Forschungsfrage ab. Methoden können sich auch ergänzen.
Quantitativ
- Gibt schnell viele Daten
- Zahlen, messbare Grössen
- Testen von Hypothesen
- Zusammenhänge und Unterschiede aufzeigen
- Statistische Verarbeitung/Auswertung
- Vorteile: Exakte Ergebnisse, Gütekriterien (hohe externe Validität, Objektivität und Vergleichbarkeit), statistisch relevante Zusammenhänge
- Nachteile: wenig Flexibilität, keine spontanen Beiträge
- Umfragen
- Deskriptive Statistik: Wirklichkeit festhalten und abbilden, keine Hintergrundinfos und Erklärung
- Inferenzstatistik/schliessende Statistik: Unterschiede und Korrelationen berechnen (Korrelationsstudien)
- Likert-Skala: Skala von 1-10 zum ankreuzen; „trifft zu“, „trifft nicht zu“, „trifft manchmal zu“ Kreuze werden in Zahlenwerte übersetzt und ausgewertet.
Messen
- Introspektion: über mentale Prozesse, können nur „indirekt“ gemessen werden, Personen geben Auskunft über ihr Empfinden (Fragebogen, Tests, Physiologische Hilfen (Puls, Hautwiderstand, etc. messen)
- Feldforschung/Verhalten in natürlichen Situationen: im Bahnhof, Bus, öffentlich natürlicher Ort (z.B. Kind direkt im Kindergarten beobachten) Interview, Umfragen, Beobachtung
- Labor/ Verhalten in künstlichen Situationen: Experiment (für Kausalität), Beobachtung (für Beschreibung), Korrelationsstudien (für Vorhersagen)
- Item: Einzelner Frageteil der Umfrage
- Fallstudien: einzelne Biografien werden detailliert beschrieben, oft im klinischen Kontext, dient der Beschreibung von Phänomenen, sehr tief, aber Verallgemeinerungen sind schwierig (bsp. eine Biographie zählt nicht für die ganze Menschheit), Hypothese prüfen ist schwierig
- Produkte menschlicher Tätigkeit: Inhaltsanalyse, Dokumentenanalyse (z.B. Tagebücher von früher lesen)
- Schwierigkeiten: Soziale Erwünschtheit (Normen, Werte, Religion etc. definieren was erwünscht ist und man kreuzt eher das an auch wenn man anderer Meinung ist)