Gender-Stereotype 3 Flashcards
Was sind „die Medien“?
Medien = Kommunikationsmittel, die Informationen transportieren und viele Menschen erreichen können.
- Welche Mediengruppen gibt es?
- Druck, z.B. Bücher, Zeitungen, Magazine * Ausstrahlung, z.B. Radio, Fernsehen, Kino * Digital, z.B. Internet und mobil
Wer produziert „die Medien“?
- Medienfirmen, z.B. Verlage, Nachrichtenagenturen,
Filmindustrie, Werbungsindustrie, Gaming-Industrie - Zunehmend: Individuen (über social media)
Bechdel-Wallace-Test
- Kein wissenschaftlicher Test, aber eine eindrucksvolle Darstellung von
Gender-Stereotypen im Film - Geht zurück auf die US-amerikanische Comic-Zeichnerin Alison Bechdel
- Der Bechdel-Wallace-Test wird auf Spielfilme angewandt und besteht (in
seiner aktualisierten Version) aus drei Fragen. - Werden alle drei der folgenden drei Fragen positiv beantwortet, hat der Film den Test bestanden:
1. Gibt es mindestens zwei Frauenrollen die jeweils einen Namen haben?
2. Sprechen sie miteinander?
3. Unterhalten sie sich über etwas anderes als einen Mann? - Spielfilme drehen sich oft um „das öffentliche Leben“ im weitesten Sinne: anspruchsvolle Situationen und Aufgaben, weitreichende Entscheidungen, einflussreiche Positionen usw.
Der Bechdel-Wallace-Test illustriert das Gender-Stereotyp, dass Frauen weniger ins öffentliche Leben gehören als Männer.
Studie zum Bechdel-Wallace-Test: Appel & Gnambs (2023)
- Analyse der 1.200 kommerziell erfolgreichsten Filme von 1980 bis 2019 hinsichtlich des Bechdel-Wallace-Tests.
- Ergebnis: Anteil der Filme, die den Bechdel-Wallace-Test bestehen:
50%! - Zum Vergleich: wendet man den Bechdel-Wallace-Test auf männliche Charaktere an, dann bestehen den Test: 95%
- Neuere Filme bestehen den Test eher als ältere Filme: 1980er: 42%, 1990er: 49%, 2000er: 49%, aber 2010er Jahre: 63%.
- Produktionsbudget: je teurer ein Film in der Produktion war, desto unwahrscheinlicher war es, dass er den Bechdel-Wallace-Test bestand. (Mainstream-Filme transportieren oft mehr Gender-Stereotype als Indie-Filme.)
- Aber: Für neuere Filme drehte sich dieser Zusammenhang um: bestanden den Test eher, je höher ihr Produktionsbudget war, je besser ihre Publikumsbewertungen und je größer ihre Erlöse. (Änderung des Geschmacks des Publikums?)
- Filme, die in einer alternativen Welt spielten (z. B. Fantasy oder Science-Fiction) bestanden den Bechdel-Wallace-Test häufiger. (In diesen Genres werden Gender-Stereotype früher aufgebrochen.)
Kritik am Bechdel-Wallace-Test:
- Mangelnde Zuverlässigkeit um Gender-Stereotype aufzuzeigen: selbst wenn sich in einem Film zwei Frauen ausschliesslich über stereotype Inhalte (z.B. Make-up, Kleidung, Mutterschaft usw.) unterhalten, besteht ein Film den Test.
- Filme mit einer einzelnen weiblichen Hauptfigur (oder sehr wenigen Charakteren insgesamt) können den Test nicht bestehen.
- Filme die in einem historischen Kontext spielen, wo Frauen kaum vorkamen können den Test nicht bestehen.
Aber: der Bechdel-Wallace-Test hat nicht den Anspruch, eine klare “wissenschaftliche Diagnose” über einen einzelnen Film stellen zu können, kann aber gut zur Illustration des allgemeinen Trends dienen.
Gender Repräsentation in den Medien
Zusammenfassung mehrerer Studien zur Gender-Repräsentation im Film (einschließlich Appel & Gnambs, 2023):
- In 82% der Filme sprechen Männer mehr als Frauen (2.005 erfolgreiche Filme 1929-2015).
- 30% der Charaktere, die Sprechrollen
haben sind weiblich (700 erfolgreichste
Filme 2007-2014). - 31% der Charaktere mit Namen sind
weiblich (120 Filme 2010-2013).
Gender-Repräsentation in den Medien
Woran liegt das und wie kann es sich ändern?
- Es gibt desto mehr Repräsentation von Frauen in Filmen, je mehr Frauen zentrale Rollen in der Film-Industrie innehaben (z.B. Regiseurin, Drehbuchautorin).
- Eine ganz neue Studie von Loist et al. (2024) hat 12.000 Filme hinsichtlich der zentralen kreativen Rollen, die für ihn verantwortlich waren, untersucht.
- Sowie errechnet in welchem Jahr in der Zukunft, gemessen am derzeitigen Fortschritt, Gender- Gleichheit bei den zentralen kreativen Rollen herrschen wird.
- Ergebnisse: Männer-Anteil bei den zentralen kreativen Rollen, sowie in Klammern das Jahr in dem 50% Frauen-Anteil zu erwarten ist:
- Deutschland: 74% (2042)
- United Kingdom: 78% (2085)
- Kanada: 77% (2215)
Gender-Repräsentation in den Medien
Die Unterrepräsentation von Frauen in den Medien ist nicht auf Spielfilme begrenzt. Zum Beispiel:
- Musik-Videos: ca. 30% weibliche Charaktere
- Video-Spiele: ca. 15% weibliche Charaktere
Frauen sind im Vergleich zu Männern in der Darstellung in den Medien stark unterrepräsentiert.
Dies liegt unter anderem daran, dass Frauen in Medien-schaffenden Rollen ebenfalls stark unterrepräsentiert sind.
Gender-Darstellung in den Medien
- Frauen werden häufig sexualisiert dargestellt (z.B. weniger bekleidet, mit unrealistischen Proportionen, Fokus auf Körper statt Gesicht).
Frauen werden häufig als untergeordnet dargestellt (z.B. in deren Mimik und Gestik).
- Frauen haben oft gender-stereotype Rollen inne (z.B. Fokus auf Rolle als Ehefrauen, Hausfrauen, Mütter).
Weiteres Beispiel: Werbung
Die gender-stereotypen Rollen in der Darstellung sind unter anderem sehr gut sichtbar in der Werbung:
- Werden Haushaltsprodukte beworben, ist die Hauptperson im Werbeclip meistens eine Frau.
- Werden Nicht-Haushaltsprodukte beworben, ist die Hauptperson im Werbeclip meistens ein Mann.
- Dieses Phänomen ist bereits in Werbung aus
den 1970er Jahren belegt, besteht aber bis
heute fort. - Die gender-stereotypisierte Darstellung von Personen in Medien (Werbung, aber auch z.B. Filme) ist bereits für Kinder gegeben.
Studie: Matthes et al. (2016)
- Untersucht Gender-Stereotype in der Werbung in 13 asiatischen,
europäischen und amerikanischen Ländern. - Bestätigt dass Gender-Stereotype in der Werbung universell in verschiedenen Kulturen zu finden sind.
- Unabhängig sind von den Gender-Equality-Indizes des jeweiligen Landes (z.B. Hofstede’s Masculinity Index oder GLOBE’s Gender Egalitarianism Index).
- Wichtig: Eine stereotypisierte Darstellung von Frauen bedeutet meistens auch eine ?
stereotypisierte Darstellung von Männern (z.B. aktiv, dominant, karrierebewusst, nicht am Haushalt interessiert usw.) und nicht-binären Personen.
* Diese stereotypisierte Darstellung beginnt bereits bei Kindern (z.B. Jungs als an Wissenschaft und Autos interessiert, Mädchen an Beauty und Kleidern).
* Erinnerung an die letzte Vorlesung: Gender-Stereotype können zur Abwertung und Einschränkung von Personen führen, die sich nicht entsprechend dieser Stereotype verhalten (wollen).
Es gibt teilweise Bemühungen, Gender-Stereotype in den Medien zu reduzieren:
- Individuuen werden auf das Thema aufmerksam und diskutieren es in den sozialen Medien
- Auch Institutionen versuchen eine Reduktion. Beispiele:
- Das “Swedish Film Institute” unterstützt die Aufnahme des
Bechdel-Wallace-Tests in Film-Bewertungen. - Die “Advertising Standards Authority” in Grossbritannien hat
bereits Werbung verboten, die Gender-Stereotype
transportiert. - Der Berliner Senat hat ein Meldeportal für sexistische und
Nadira Faber
Institut für Psychologie
diskriminierende Werbung eingerichtet.