Entwicklungspsychologie Woche 1 Flashcards

1
Q

1.Vorlesung

Entwicklungspsychologie bietet wissenschaftlich fundierte Grundlagen für…

A
  • Vorhersage (Prognose) zukünftiger Entwicklung - Stabilität und Veränderung (z.B) Schuleignungsdiagnostik)
  • Bestimmung “normaler” und “atypischer” Entwicklung (was ist “noch normal”, wann ist Verhalten problematisch?)
  • Einflussnahme auf Entwicklungsprzozesse (Präventione und Intervention)
    -> Wissen um Entwicklungs- und Veränderungsbedingungen
    ->Planung (Wo? Wann? Wie?)
    -> Evaluation von Interventionsmaßnahmen?
  • Antworten auf sozial-politischen und pädagogischen Fragen; Begründung von Erziehungszielen
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2
Q

Was ist Entwicklungspsychologie?

A
  • Psychologie = Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen
  • Empirische Wissenschaft: prüft Theorien und daraus resultierende
    Hypothesen durch wissenschaftliche Methoden
    -> Abgrenzung zur „Alltagspsychologie“
  • Entwicklung bezieht sich auf relativ überdauernde intraindividuelle
    Veränderungen
    des Erlebens und Verhaltens über die Zeit hinweg (nicht
    kurzfristige Befindlichkeitsveränderungen) (Trautner, 1992)
  • Entwicklungspsychologie beschäftigt sich mit intraindividuellen
    Veränderungen des Verhaltens
    und Erlebens über die menschliche
    Lebensspanne (von der Geburt bis zum Tod) sowie mit interindividuellen
    Unterschieden der intraindividuellen Veränderungen
    (Wilkening et al.,
    2009)
  • Entwicklung als lebenslanger Prozess
    d.h., Entwicklung endet nicht im frühen Erwachsenenalter. Entwicklung
    enthält über die gesamte Lebensspanne gleichzeitig Gewinn (Wachstum)
    und Verlust (Abbau)
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3
Q

Grundfragen und Anwendungen der Entwicklungypsychologie?

A
  • Beschreibung (Deskription): WIe verläuft Entwicklung?
  • Erklärung (Explanation): Wodurch kommt Entwicklung zustande?
    -> Welche Faktoren wirken ein?
    -> Wie kommen Unterschiede zustande?
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4
Q

1. Vorlesung

Die Motoren der Entwicklung sind?

A
  • Reifung: Genetisch gesteuerte Ausbildung physiologischer, motorischer oder psychischer Strukturen - Erfahrung nicht als kritischer Aspekt - Aber: Auch Genaktivität ist erfahrungssensibel (-> Epigenetik) –> beispielsweise Pubertät
  • Lernen: Relativ überdauernde Verhaltensänderung aufgrund von Erfahrungen und Übung -Aber: auch Lernen hat aber auch eine genetische Basis
  • Sozialisation: Lernvorgänge, die das Individuum zum Mitglied einer Gesellschaft werden lassen - was ist die Rolle von Individuum, was die des (sozialen, ökologischen, etc.) Kontextes? Wie wirken Sie zusammen?

Unterschiedliche Entwicklungsbegriffe betonen unterschiedliche Mechanismen, die sich jedoch kaum trennschafr abgrenzen lassen und in Beziehung zueinander stehen (Nativismus bezieht sich z.B. sehr auf Reifung)

=> Stern (1914):
“Allgemeines Entwicklungstheorem”: Entwicklung als Zusammenwirken von Anlage (Reifung), Umwelt (Sozialisation) und aktivem Individuum (Lernen)

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5
Q

Vorlesung 1

Sichten auf das Wesen des Kindes und Entwicklungsmechanismen (Geschichtlich)

A
  • Platon: Annahme angeborenen Wissens, Disziplinierung als primäres Erziehungsziel -> Erziehung muss das angeborene Potential formen (nativistisch); ohne Erziehung ist man akulturell/maßlos
  • Aristoteles: Wissen und Verstand aus Erfahrung entwickelt –> man wird durch Umwelt geformt
  • Mittelalter: “Präformationstheorie”: Kinder als “kleine Erwachsene”: Kleidung, Haltung etc. werden wie die Erwachsenen dargestellt; Kinderarbeit
  • John Locke:
    -> Kinder als “tabula rasa = Epirismus, Bedeutung von Lernen und Erziehung
    -> Vorläufer des Behaviorismus
    -> Rationale, warmherzige Erziehungspraxis produziert kooperative, tugendhafte Erwachsene
    -> was wir dem Kind als Erfahrung bieten, bestimmt seine Persönlichkeit
    -> man weiß heute: Kinder werden nicht nur durch Umwelt geformt (vgl. Genetik): Kinder sind quasi schon bekritzelte statt leere Blätter
  • Jean-Jacques Rousseau:
    -> Kinder von Geburt an Gut, Kinder als “edle Wilde”
    -> Bedeutung der freien Entfaltung der kindlichen Persöhnlichkeit
    -Entwicklung als endogen programmierte Stufenfolge -> Gewähren von maximaler Freiheit
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6
Q

Vorlesung 1

Beginn der erfahrungswissenschaftlichen Entwicklungspsychologie

A

Charles Dawin
* Ursprung der Arten (1859) -> WIe ist Artenvielfalt möglich?
* Adaption an die jeweilige Umwelt
* Natürliche Selektion
-> empirisch prüfbare Hypothesen über die Entwicklung der Arten
* 1877 systematische Tagebuchaufzeichnung der frühkindlichen Entwicklung seines Sohnes
* Evolutionstheorie => systematisches Studium der kindlichen Entwicklung als Methode zur Gewinnug von Erkenntnis über die Spezies Mensch
-> Idee, dass Ontogenese die Phylogenese widerspiegelt ist heute nicht mehr haltbar, jedoch Ausgangspunkt systematischer entwicklungspsychologischer Forschung

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7
Q

Vorlesung 1

Deskriptiv-normativer Ansatz
Stanley Hall
Arnold Gesell

A
  • Aufbauend auf Evolutionstheorie, Theorien zu Kindheit und Adoleszenz
  • Reifung als zentraler Mechanismus
  • Normative Informationen zu vielen Aspekten des Entwicklungssprozesses -> es muss biologische regelgerechte Abläufe geben; alles, was da nicht reinpasst muss behandelt werden
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8
Q

Vorlesung 1

Alfred Binet

A
  • Mitbegründer des psychometrischen Ansatzes: Idee, das man psychische innere Eigenschaften messen kann
  • Praktisches Problem: Identifikation von Kindern mit Lernschwierigkeiten
    => Entwicklung von Intelligenztests, Testbewegung
    -In der Folge zunehmendes Interesse an interindividuellen Unterschieden
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9
Q

Theorien der Entwicklungspsychologie (Überblick)
nach Seitz-Stein & Berner

A
  • Ansatz: Strukturgenetisch; Vertrter: Piagets Stufenmodell; Mechanismus: Aktional (konstruktivistisch)
  • psychoanalytisch; Freud: Psychosexuelle Entwicklung/Erikson: Psychosziale Entwicklung; endogenistisch (von innen gestuerte Entwicklung)
  • Ethologisch; Bowlby: Bindungstheorie; endogenistisch (Beispiele: Konrad Lorenz Kükenbeispiel/ Harlow: Affentheorie)
  • Lerntheoretisch; Behaviorismus: soziale Lerntheorie; exogenistisch
  • Informationsverarbeitung; Gedächtnismodelle (Atkinson/Shiffrin)/Siegler: Modell überlappender Wellen; aktional (da alles Lernen durch Problemlösen zustande kommt)
  • soziokulturelle (Aktivität des Individuums ist in soz. Kontext eingebunden –> keine Entwicklung, wenn ein kind allein mit Gegenständen da sitzt); Vygotsky; transaktional (Zusammenwirken von Umwelt u. Individuen)
  • systemorientiert; Bronfenbrenner: ökologische Systeme/ Smith: Dynamische Systeme; transaktional
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10
Q

Theorie dynamischer Systeme (Thelen & Smith) -> Meta- Ansatz

A

Ursprünglich aus der Physik: Theorie zur
Erklärung des Verhaltens komplexer
Systeme

Grundannahmen:
* Intrinsische Motivation zu entdecken und zu handeln
* Interesse an sozialer Umwelt als
entscheidender Entwicklungsfaktor (Imitation, Intersubjektivität)

Bsp.: Wie formen Handlungen der
Kinder ihre Entwicklung (z.B. eigene
Greiffähigkeit wirkt sich auf das
Verständnis der Greifhandlungen
anderer Menschen als zielgerichtet
aus
→ “Handlungen formen also das
Denken genauso, wie das Denken
die Handlungen formt.“ (Siegler)

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11
Q

Vorlesung 1

Piaget’s Stufenmodell

A

Ansatz: Strukturgenetisch
Mechanismus: Aktional (Konstruktivistisch)

  • erste umfassende kognitive Theorie der Entwicklung: er hat sich dafür interessiert, wie Erwachsene die Welt begreifen -> um das zu erforschen, musste er wissen, wie Kinder lernen
  • Stufentheorie: vorhergehende Stufen als Basis für weiter Entwicklung -> man muss diese Stufen alle ausnahmslos durchlaufen; Stufen sind qualitativ unterschiedlich
  • Kognitivistisch-konstuktivistischer Ansatz:
    Das entwickelnde Individuum
    1. Ist aktiv
    2. konstruiert Wissen als Reaktion auf Erfahrungen (man muss sich Bild der Welt selbst konstruieren)
    3. ist intrinsisch zum Lernen motiviert
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12
Q

Vorlesung 1

Psychoanalytische (sexuell) Entwicklungstheorie nach Sigmund Freud

A

Ansatz: Psychoanalytisch
Mechanismus: Endogenistisch

Grundinteresse:Urpsrung psychischer Störungen
Grundthese:
* Stadienansatz: In verschieden Entwicklungsstadien müssen Konflikte zwischen Trieben und Umwelterwartungn aufgelöst werden. (1. Lj.: orale Phase; - 3. Lj.: anale Phase; - 6. Lj.: phallische Phase; - 11. Lj: Latenzphase; ab 11 Jahre genitale Phase)
=> Qualität der Bewältigung als Grundlage weiterer Entwicklung
* Ausgangszustand biologische Instinkte (Überlebens- und aggressive Instinkte)
* Hydraulikmodell des psychischen Energiehaushalts => Triebziel: WIederherstellng des seelischen und physiologischen Gleichgewichts

Kritische Würdigung: zentrale Annahmen kaum prüfbar; hat aber nachfolgende Ansätze inspiriert -> heuristischer Wert

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13
Q

Vorlesung 1

Eriksons psychosoziale Entwicklungstheorie

A

Ansatz: Psychoanalytisch
Mechanismus: Endogenistisch

  • Identität als Fokus der Persönlichkeitsentwicklung im Jugendalter
  • Modifikation der Freud’schen Stadientheorie durch soziale Faktoren
  • Auf jeder der 8 Stufen grundlegender Konflikt; gesunde oder schlechte Anpassung
    Aufbau von Selbstkonsistenz
  • Integrationsleistung (psychosexuelle und psychosoziale Veränderungen, Orientierung in der Erwachsenenwelt)
  • Moratorium: Aufschub erwachsener Verpflichtungen
  • Entwicklung findet immer in kulturellen Kontexten statt; muss aus jeweiliger Lebenssituation heraus verstanden werden
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14
Q

Vorlesung 1

8 Konflikte nach Erikson

A
  • 0-1: Urvertrauen vs Misstrauen: Verlässlichkeit der Bezugsperson
  • 1-3: Autonomie vs Scham und Zweifel: Angemessene Entscheidungsfreiheit, Freiheit in Exploration
  • 3-6: Initialtive vs Schuldbewusstsein: Unterstützung in Zielgerichtetheit
  • 6-11: Fleiß vs Miderwertigkeit: Werksinn: etwas Nützliches bewirken Kooperation mit Anderen/Fixierung: Überkompensation
  • Adoleszenz: Indentität vs Rollendiffusion: Erkundung Wertvorstellungen, Rollen, Platz in Gesellschaft/Fixierung: unbefr. Identität, ewige Pubertät
  • Frühes Erw. Alter: Intimität vs Isolierung: Eingehen enger Beziehungen/ Fixierung: sozialer Isolierung; Selbstaufopferung
  • Mittleres Erw. Alter: Generativität vs Stagnation: Investition in nachfolgende Generation
  • Alter: Integrität vs Verzweiflung: sein Leben annehmen können
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15
Q

Havighurst’s Konzeption der Entwicklungsaufgaben

A
  • Konzept der Entwicklungsaufgabe als sich aus biologischen Veränderungen, gesellschaftlichen Normen und persönlichen Werten und Zielsetzungen und Fähigkeiten
    ergebenden lebensabschnittsspezifischen Problemen (Anforderungen), die es zu bewältigen gilt
  • Durch erfolgreiche Bewältigung Bildung von Fertigkeiten, Kompetenzen,
    Persönlichkeitsentwicklung => Basis für die
    erfolgreiche Bewältigung folgender
    Entwicklungsaufgaben
  • => ökologisches Modell: Umwelt und Individuum wirken zusammen
  • Quellen der Entwicklungsaufgaben
    1. physische Reife / indiv. Leistungsfähigkeit
    2. Kultureller Druck / soziokulturelle Normen
    3. individuelle Zielsetzung
  • snesitive Perioden des Lernens
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16
Q

Bindungstheorie nach John Bowlby und Mary Ainsworth

A

Grundinteresse
Entstehung der Beziehung zwischen Mutter und Kind und deren Auswirkung auf die sozioemotionale Entwicklung.
Modern erweitert: Aufbau und Entwicklung enger sozialer Beziehungen über die Lebensspanne.

Ausgangszustand:
Bindungssystem als angeborenes Verhaltenssystem

**Grundthese **
– Ursprünglich aufbauend auf psychoanalytischer Theorie - systemischer Ansatz:
Auffälligkeiten im Verhalten wurzeln in einer gestörten Eltern-Kind Beziehung
– unterschiedliche Bindungsqualitäten lassen sich empirisch erfassen und
Zusammenhänge prüfen

17
Q

Behaviorismus - Soziales Lernen

A
  • Entwicklung als Summe elementarer Lernerfahrungen
  • Black Box”: Reiz als Input, Reaktion als Output

=> Albert Bandura Soziale Lerntheorie; Theorie des Modelllernens <= Wurzeln im Behaviorismus

  • Bsp.: Klassische / Operante Konditionierung
18
Q

Entstehung von aggressivem Verhalten: Theorie des sozialen Lernens

A

Ein erwachsenes Modell demonstriert aggressives Verhalten an einer aufblasbaren Puppe
Ein männlicher Tn ahmt die Handlungen nach, während er allein im Raum ist.
Eine weibliche Tn zeigt zunächst kein aggressives Verhalten, aber schon, nachdem ihr eine Belohnung versprochen wurde.

Bandura (1965). Fragestellung: Lernen durch stellvertretende Verstärkung?
1) Filmmodell. Versuchsgruppen: Belohnung, Bestrafung, keine Konsequenzen.
2) Kind allein mit Puppe. aV: aggressives Verhalten wird nachgeahmt j/n.
3) Wenn Kindern selber eine Belohnung dafür versprochen wurde, ahmen die meisten Modellverhalten nach

19
Q

Die kognitive Wende - Informationsverarbeitungsansätze

A
  • Mitte der 1980er
  • “Öffnung” der “Black Box “ des Behaviorismus
  • Das Individuum als aktiver Verarbeiter von Information
    -> Das Kind als aktiver Gestalter seiner Entwicklung

Computermetapher
* Fragen:
- Welche Informationsverarbeitungsmechanismen bestimmen kognitive Leistungen?
− Wie bilden Kinder Konzepte?
− Soziale Kognition: Wie verstehen sie die soziale Welt?

20
Q

Vygotsky: Soziokulturelle Entwicklungstheorie

A

Ansatz: Soziokulturell
Mechanismus: transaktional

  • Kinder sind soziale Wesen, Teilanhme an Aktivitäten mit anderen, gelenkte Partizipation
  • Personen gestalten Situationen so, dass
    andere Menschen mit geringeren Kenntnissen etwas lernen können -> Lernen als Nebenprodukt gemeinsamer Aktivitäten
  • Soziale Interaktion als Kerngeschehen, in dem Formen des Denkens und Verhaltens angeeignet werden
  • Denken = verinnerlichter Dialog mit Anderen
    -> verbale EIgeninstruktion bei Aufgaben (-> Internalisierung)
21
Q

übergreifender Ansatz: Ökologische Systemtheorie nach Bronfenbrenner

A
  • Umwelt als Reihe verschachtelter Strukturen -> Person entwickelt sich in komplexem System von Beziehungen

Diefferenzierte und vollständige Beschreibung von Umwelteinflüssen:
1. Mikrosystem (Kindergarten, Beziehung zu peers/Eltern)
2. Mesosystem(Bziehungen zwischen den Mikrosystemen –> bspw. Beziehung zwischen den Eltern)
3. Exosystem (Rahmen, in den Mesosysteme eingebettet sind z.B. Arbeit von den Eltern)
4. Makrosystem (Schulsysteme, Gesetze)
5. Chronosystem

Ökologische Übergänge:
Entwicklungsveränderungen, die zu Verschiebungen des Kontextes führen -> dynamisch

22
Q

übergreifender Ansatz: Theorie dynamischer System (Thelen & Smith)

A
  • Ursprünglich aus der Physik: Theorie zur
    Erklärung des Verhaltens komplexer
    Systeme

Grundannahmen:
* Intrinsische Motivation zu entdecken und zu handeln
* Interesse an sozialer Umwelt als
entscheidender Entwicklungsfaktor (Imitation, Intersubjektivität)

Bsp.: Wie formen Handlungen der
Kinder ihre Entwicklung (z.B. eigene
Greiffähigkeit wirkt sich auf das
Verständnis der Greifhandlungen
anderer Menschen als zielgerichtet
aus

=>“Handlungen formen also das
Denken genauso, wie das Denken
die Handlungen formt.“

23
Q

wissenschaftliche Methode

A

Kreislauf:
1. Fragestellung wählen
2. Hypothese entwickeln
3. Methode wählen und anpassen
4. Schlussfolgerung über Hypothese aus Daten ziehen

Beispiel:
1. Hat das Einschulungsalter eine Auswirkung auf den
Lernerfolg in den ersten vier Grundschuljahren?
2. Bei der Einschulung etwas ältere Kinder haben größeren Lernerfolg als jüngere
3. Erfassung von Schuleintrittsalter (SEA),
Lernerfolg (LE), Kontrollvariablen
4. Lässt sich ein Zusammehang zwischen SEA und LE unabhängig von anderen erfassten Variablen statistisch nachweisen?

24
Q

Beobachtungsmethoden

A

Situation der Datenerhebnung:
Interview
Zentrale Eigenschaften:
Kinder beantworten Fragen entweder im Gespräch oder auf einem Fragebogen
Vorteile:
Kann das subjektive Erleben der Kinder verdeutlichen. Strukturierte Interviews sind preiswerte Mittel für die Gewinnung eingehender Daten über Einzelpersonen. Klinische Interviews sind flexibel, um unerwarteten Bemerkungen nachzugehen.
Nachteile: Die Angaben sind oft verzerrt, um einen guten Eindruck zu machen. Das Gedächtnis der interviewten Person ist oft ungenau und unvollständig. Die Vorhersage zukünftigen Verhaltgens ist oft unzutreffend.

Naturalistische Beobachtung
Die Aktivitäten von Kindern in Alltagssituationen werden beobachtet.
Nützlich für die Verhaltensbeschreibung in Alltagssituationen. Hilft, soziale Interaktionsprozesse sichtbar zu machen.
Es ist schwer anzugeben, welche Aspekte der Situation den größten Einfluss haben. Begrenzter Nutzen bei der Untersuchung seltener Verhaltensweisen.

Strukturierte Beobachtung.
Kinder werden ins Labor gebracht und mit vorrangierten Aufgaben konfrontiert.
Es ist sichergestellt, dass das Verhalten aller Kinder im gleichen Kontext beobachtet wird. Erlaubt den kontrollierten Vergleich des kindlichen Verhaltens in verschiedenen Situationen.
Der Kontext ist weniger natürlich als bei der naturalistischen Beobachtung. Lässt weniger über subjektive Erlebnisqualitäten erkennen als Interviews.

25
Q

Korrelationsdesigns

A

Prüfung von Zusammenhangshypothesen:
* Fragestellung: Besteht ein Zusammenhang zwischen zwei (oder mehr) Variablen?
* Korrelation: Zusammenhang zwischen zwei Variablen
* Korrelationskoeffizient: statistisches Maß für die Richtung und Stärke einer Korrelation; die Korrelation kann zwischen +1 und -1 variieren

26
Q

Interpretation von Korrelationsdaten

A

Korrelation bedeutet nicht Kausalität:
Verursachungsrichtung
Der Konsum von aggressiven Inhalten führt zu erhöhter Aggression.
Oder:
Ein erhöhtes Aggressionsniveau führt zur Interesse an aggressiven Inhalten.

Problem der Drittvariable
Beide Variablen werden durch eine Drittvariable beeinflusst: Das Aufwachsen in einer vernachlässigenden häuslichen Umgebung kann sowohl die Ursache für den Medienkonsum als auch für erhöhte Aggression sein

27
Q

Aussagen über Ursache und Wirkung

A

Logik experimenteller Designs:
2 oder mehrere Gruppen von Untersuchungsteilnehmern, die hinsichtlich
ihrer Ausgangsbedingungen vergleichbar sind (gematcht oder randomisiert).

→ Die Teilnehmer in jeder Untersuchungsgruppe werden Bedingungen
ausgesetzt, die sich von den Bedingungen der anderen Gruppe nur in
dem interessierenden Aspekt (unabhängige Variable) unterscheiden
(Experimental- vs. Kontrollgruppe).
→ Die Probanden in den Gruppen unterscheiden sich nach Darbietung der
jeweiligen Bedingung in der interessierenden Variable (abhängige Variable)
→ Die unterschiedlichen Bedingungen müssen die nachfolgenden
Verhaltensunterschiede verursacht haben.

28
Q

Korrelations- vs. Experimentaldesigns

A

Design-Typ: Korrelationsdesign
Zentrale Eigenschaften: Vergleich bestehender Gruppen von Kindern oder Untersuchung der Beziehung zwischen den Ausprägungen eines Kindes auf verschiedenen Variablen
Vorteile: Bei vielen interessierenden Gruppen die einzige Vergleichsmöglichkeit (Jungen- Mächen, reich-arm) Bei vielen interessienden Variablen die einzige Möglchkeit, ihre beziehungen zu untersuchen (IQ und Leistung, Beliebtheit und Zufriedenheit etc.)
Nachteile: Problem der dritten Variable; Problem der Verursachungsrichtung

Design-Typ:Experimentaldesign
Zentrale EIgenschaften: Zufallszuweisung der Kinder zu Gruppen und experimentelle Kontrolle der Bedingungen für die Gruppen
Vorteile: Erlaubt Kausalschlüsse, weil die Probleme der Verursahungsrichtung und der dritten Variable ausgeschlossen werden können. Naturalistische Experimente können Ursache-Wirkungs-Verknüpfungen in natürlichen Situationen nachweisen.
Nachteile: Das Bedürfnis nach experimenteller Kontrolle führt oft zu künstlichen Experimentalsituationen. Kann bei der Untersuchung vieler interessierender Unterschiede und Variablen nicht verwendet werden (Alter, Geschlecht, Temperament etc.)

29
Q

Untersuchungsdesigns zur Abbildung von Veränderungen über die Zeit

A

Große Teile der Forschungen zur Kindesentwicklung
konzentrieren sich darauf, wie Kinder mit zunehmendem Alter
und wachsender Erfahrung sich verändern oder gleich bleiben.
* Um die Entwicklung im Zeitverlauf zu untersuchen, werden
verschiedene Forschungsdesigns verwendet:
Querschnitt-Design
Kohortensequenz-Design
Längsschnitt-Design
Mikrogenetisches Design

30
Q

Verschiedene Studien

A
  • Querschnittdesign: Kinder unterschiedlichen Alters werden zu einem Messzeitpunkt verglichen
  • Längschnittdesign: Dieselben Kinder werden über längere Zeit hinweg zweimal oder mehrmals untersucht
  • Kohortensequenzdesign: Kombination von Quer- und Längsschnitt
  • Mikrogenetisches Design: Intensive wiederholte beobachtung der gleichen Kinder in einem relativ kurzen Zeitabschnitt, in dem der Eintritt der interessierenden Veränderung zu erwarten ist.
31
Q

Vor- und Nachteile von Quer- und Längsschnittdesigns

A

Designtyp: Querschnittdesign
Eigenschaften: Kinder unterschiedlichen Alters werden zu einem Zeitpunkt untersucht.
Vorteile: Erbingt nützliche Daten über Unterschiede zwischen Altergruppen. Schnell und leicht durchzuführen.
Nachteile: Sagt nichts über die Stabilität individueller Unterschiede im Zeitverlauf. Sagt nichts über Ähnlichkeiten und Unterschiede in den Veränderungsmustern einzelner Kinder.

Designtyp: Längsschnittdesign
Eigenschaften: Kinder werden über längere zeit hinweg wiederholt untersucht
Vorteile: Zeigt das Ausmaß an Stabilität individueller Unterschiede über längere Zeiträume an. Macht das langfristige Veränderungsmuster einzelner Kinder sichtbar.
Nachteile: Untersuchungsteilnehmer können verloren gehen. Die wiederholte Testung derselben Kinder kann die externe Validität beeinträchtigen.