Einheit 6 Flashcards

1
Q

Rolle von Interviews in der Sozialforschung

A
  • Interviews: qualitative vs. quantitative Sozialforschung
  • Das Interview gilt als eines der wichtigsten Datenerhebungsinstrumente der
    qualitativen Sozialforschung.
  • viele unterschiedliche Arten von „qualitativen“ Interviews: Leitfadeninterviews
    vs. narrative Interviews
  • unterschiedliche Auswertungsmethoden: inhaltsanalytische Auswertung vs.
    Rekonstruktion von (latenten) Bedeutungen
  • verschiedene methodologische Grundlagen
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2
Q

Narratives Interview – Methodologische Grundlagen (1)

A
  • zählt zu den grundlagentheoretisch fundiertesten Erhebungsverfahren in der
    qualitativen Sozialforschung
  • geht maßgeblich zurück auf Fritz Schütze (*1944) und seine
    „Interaktionsfeldstudien“ (u.a. Schütze 1977)
  • wichtige Impulse aus dem Symbolischen Interaktionismus
  • Erzählen als Zugang: im Gegensatz zum Frage-Antwort-Schema von Interviews
    eröffnen Erzählungen einen umfassenderen und in sich strukturierten Zugang zur
    Erfahrungswelt der Interviewpartner*innen.
  • Anwendung: überall dort, wo selbst erlebte Prozesse erzählt werden können
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3
Q

Narratives Interview – Methodologische Grundlagen (2)

A
  • Homologie von Erzählkonstitution und Erfahrungskonstitution: Annahme, dass
    eine Erzählung am ehesten die Orientierungsstrukturen des faktischen Handelns
    reproduziere.
  • Es geht nicht nur um das, was erzählt wird, sondern auch wie etwas erzählt wird.
  • Das bestimmende Grundelement ist die Stegreiferzählung, die vom Befragten
    durch eine Eingangsfrage (= „erzählgenerierende Frage“) angeregt wird. Sie soll
    in eine Erzählstimmung versetzen.
  • Narratives vs. biografisches-narratives Interview
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4
Q

Zugzwänge des Erzählens

A

1) Gestalterschließungszwang
Befragte Person versucht in kurzer Zeit eine umfassende Darstellungsform
zu finden, die alle wichtigen Punkte enthält, damit die Erzählung auch Sinn
ergibt.
2) Relevanzfestlegungs- und Kondensierungszwang
Befragte Person erzählt nur punktuell die relevanten Punkte, ohne die
übergeordnete Geschichte zu erzählen
3) Detaillierungszwang
Befragte Person hält sich penibel an den Ablauf der Erzählung, aber
schmückt die Erzählung aus, damit die einzelnen Aspekte verstanden
werden können.

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5
Q

Narratives Interview Ablauf

A

1. Vorgespräch: Darlegung des Hintergrundes und Erläuterung des
Ablaufes
2. Phase des Erzählens
a. Erzählstimulus („erzählgenerierenden Frage“)
b. Narrative Eingangserzählung (keine Kommunikation zwischen
Interviewerin und befragter Person)
3.** Nachfragephase**
a. Immanente Fragen
b. Exmanente Fragen
*4. Bilanzierungsphas
e

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6
Q

Spezifika des narrativen Interviews

A
  • Verletzung der Rollenerwartung schafft Irritationen ->
    vertrauensvolle Atmosphäre besonders wichtig
  • hohes Maß an Geschick und Konzentration erforderlich
  • Großer Textumfang der Transkripte
  • Auswertung: u.a. Narrationsanalyse
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7
Q

Vorteile des narrativen Interviews

A
  • garantiert reichhaltige Informationen, welche von der
    befragten Person selbst als relevant und passend erachtet
    werden
  • Themen und Punkte, an welche man nie gedacht hätte,
    kommen zum Vorschein
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8
Q

Nachteile des narrativen Interviews

A
  • schwierig bei der Interviewsituation für befragte Person
    (so viel Erzählen, dabei ist man im Alltag Frage-AntwortSpiel gewohnt) und für InterviewerIn (Pausen aushalten
    können, nicht Nachfragen, erzählgenerierende Äußerungen
    etc.)
  • durch das Nicht-Eingreifen werden event. relevante
    Themen nicht erläutert
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9
Q

Leidfadeninterview

A
  • Überbegriff für eine Reihe von Interviewformen,
    die durch die mehr oder weniger strukturierte Verwendung eines mehr
    oder weniger strukturierten Leitfadens charakterisiert sind.
  • Weitere Bezeichnungen: „semi-strukturiertes Interview“ oder
    „halbstrukturiertes Interview“, „qualitatives Interview“
  • Vermittlung der beiden gegensätzlichen Anforderungen von
    Strukturiertheit und Offenheit im Interview
  • meist stärkere Einbeziehung von theoretischem Vorwissen (als beim
    narrativen Interview)
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10
Q

Leitfaden

A
  • mehr oder weniger strukturiertes schriftliches Dokument
  • dient als Orientierungshilfe und Gedächtnisstütze bei der
    Durchführung von Interviews
  • ermöglicht regelgeleitetes Vorgehen (kann wichtig für die
    Auswertung sein)
  • flexibler Umgang mit dem Leitfaden (Vorsicht
    „Leitfadenbürokratie“)
  • kontinuierliche Bearbeitung im Forschungsverlauf
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11
Q

Der Leitfaden

A

Der Leitfaden wird nicht bei jeder Interviewtechnik verwendet
Leitfadengestützt sind u.a. das ExpertInneninterview, das
problemzentrierte Interview bis zu einem gewissen Grad, das
fokussierte Interview und das halbstandardisierte Interview
* Sollte enthalten …
oThemenschwerpunkte (ca. 4-6)
o Untergliederung (je Schwerpunkt 3-4)
o Auflistung der Themenkomplexe
* Stellt sicher …
o Kontrolle über alle Themenbereiche (Operationalisierung der
Forschungsfrage)
o Sicherheit für InterviewerIn
* vom ALLGEMEINEN zum SPEZIFISCHEN

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12
Q

Expert*inneninterview vs. Leitfadeninterview

A

Der Hauptunterschied zwischen Leitfaden- und Experteninterviews ist
dabei, welcher Status den Interviewpartnern zugewiesen wird. Beim
Leitfadeninterview interessieren die persönliche Perspektive der
Interviewten und ihre Erfahrungen mit dem zu untersuchenden Phänomen.
Dem entgegen wird von Experten erwartet, dass sie einen möglichst
neutralen und breiten Blick auf das Geschehen haben. Ob eine Person nun
Betroffenen- oder Expertenstatus einnimmt, hängt somit auch von der
Einschätzung der Forschenden hinsichtlich deren Neutralität und Wissen
ab.

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13
Q

Expert*inneninterview

A
  • Unterschiedliche Bestimmungen von Expert*innentum
  • explorativ vs. Vertiefend
  • 3 mögliche Funktionen:
    − Zielgruppe der Untersuchung: Betriebswissen: „Zeugen“ der
    interessierenden Prozesse (Gläser/Laudel 2004)
    − Komplementärgruppe, Erforschung der
    Kontextbedingungen der Zielgruppe: Kontextwissen zu ihren
    Praktiken interessieren (Meuser/Nagel 2004)
    − Randstellung, Exploration, Illustration, vergleichbar zu
    Literatur
  • Implikationen in Hinblick auf Anonymisierung
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14
Q

Vorteile von Expertinneninterviews

A
  • Offenere Gestaltung als standardisierte oder journalistische
    Interviews
  • Mehrere Themen werden mit Gewissheit angesprochen
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15
Q

Nachteile von Expertinneninterviews

A
  • Oftmals falsche Auswahl der/des Expertin (ist keiner)
  • Doppelte Funktion des Leitfadens schwierig (Forschende
    als kompetente Partner*innen & zentrale Themen
    unwissend ansprechen)
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16
Q

Fokussiertes Interview

A
  • Fokussierung auf ein bestimmtes Thema/ Stimulus/ Erlebnis
  • aufgrund des bekannten „Fokus“ wird ein Leitfaden entwickelt, um die
    subjektiven Erfahrungen der befragten Person zu erfassen
  • entwickelt von Merton und Kendall in den 1950er Jahren im Bereich der
    Medienforschung
  • Die Interviewführung soll eine non-direktive sein (nicht beeinflussen etc.)
  • gut bewährt bei der Erhebung subjektiver Sichtweisen und aktuellen
    (medialen) Thematiken
17
Q

Vorteile Fokusinterview

A
  • Leitfaden und Fokussierung ermöglichen, dass relevante
    Themen angesprochen werden
  • Gut bewährt bei der Erhebung subjektiver Sichtweisen
18
Q

Nachteile Fokusinterview

A
  • Kriterien der Interviewführung lassen sich nicht immer
    einhalten
  • Stimulus sehr bedeutend, aber auch lenkend
19
Q

Problemzentriertes Interview

A
  • Offene Befragung nach Leitfaden, zentriert auf bestimmte Problemfelder;
    einerseits freie Erzählungen andererseits bestimmte Themen vertiefen
  • Vorwissen als heuristisch-analytischer Rahmen für Frageideen im Dialog
    zwischen Interviewer*in und befragter Person
  • Spezifische Relevanzsetzungen der untersuchten Subjekte durch Narrationen
  • Kennzeichen: Problemzentrierung | Gegenstandsorientierung |
    Prozessorientierung
  • erzählgenerierende, offene Einstiegsfrage – die Entwicklung der
    Zusammenhänge und kognitiven Strukturen wird durch BefragteN
    vorgenommen
  • Leitfaden (anhand des Problems, Gegenstandes und Prozesses) inklusive
    Sondierungsfragen, Ad-hoc-Fragen
  • Kurzfragebogen (vor oder nach dem Interview)
20
Q

Instrumente des problemzentrierten Interviews

A
  • Leitfaden
  • Kurzfragebogen( Ermittlung von Sozialdaten
    (Alter, Beruf etc.))
  • Tonträgeraufzeichnung
  • Postskripte
21
Q

Vorteile des problemzentrierten Interviews

A
  • Integriert Elemente des narrativen und leitfadengestützter
    Interviews
  • Gut bewährt bei gesellschaftlich oder biografisch
    relevanten Problembereichen
22
Q

Nachteile des problemzentrierten Interviews

A

Positiv und Negativ Kurzfragebogen sehr hilfreich bei Interpretation, verleitet
aber stark zu Standardisierung und Quantifizierung (was
nicht möglich ist!)
- „Switch“ von sehr offener Interviewführung mit Erzählteil
und erzählimmanenten Nachfragen hin zu
leitfadengestützten Interviewfragen ist schwierig

23
Q

Ethnographisches Interview

A
  • sehr offene und flexible Interviewform, die dennoch leitfadengestützt
    passieren kann
  • wird im Rahmen einer Feldforschung eingesetzt, da der Leitfaden
    (bestenfalls) auf der Grundlage der ersten Beobachtungen entwickelt wird
  • von James Spradley 1979 (weiter-)entwickelt; Ursprünge liegen in der
    Sozialanthropologie bei Bronislaw Malinowski (1922).
  • zielt darauf ab alltägliche Abläufe zu beschreiben
  • Geringer Grad an Formalität
  • Fokus auf implizites Wissen
24
Q

Vorteile des ethnographischen Interviews

A
  • sehr flexibel - ohne „feste“ Vorgaben umsetzbar
  • gut kombinierbar mit „laufenden“ Beobachtungen
25
Q

Nachteile des ethnographischen Interviews

A
  • aufgrund der fehlenden Anweisung viel Kritik („methodisch
    unsauber“)
  • während Feldbeobachtungen ist es schwer
    Interviewpartner*innen im Sinne eines qualit. Interviews
    und seinen Phasen (Kontaktaufnahme, etc.) zu lukrieren