Diagnostische Urteilsbildung Flashcards
Subjektive (“klinische”) Urteilsbildung: Definition
- Definition: Subjektive (“klinische”) Urteilsbildung:
Auswahl, Gewichtung und Verknüpfung diagnostischer Informationen auf der Basis subjektiver Erfahrungen und impliziten Faktenwissens, ohne feste Vorschriften/Regeln
Subjektive (“klinische”) Urteilsbildung: Gründe dafür
- Einzellfall: Diagnostiker*innen verfügen im Einzelfall über mehr Informationen als über die, die in Gruppenuntersuchungen berücksichtigt werden können
- Durchschnittswerte: Populationsparameter wie Regressionskoeffizienten sind immer Durchschnittswerte, die nicht bild auf den Einzelfall angewandt werden können
- ideografische Integration: jeder Einzelfall verlangt spezifische diagnostische informationen und eine ideogrphische Integration dieser Informationen
Statistische Urteilsbildung: Definition
Auswahl, Gewichtung & Verknüpfung diagnostischer Informationen mittels eines Algoithmus, der aus festen Regeln besteht und genau vorschreibt, wie Informationen zusammenzufassen sind
Statistische Urteilsbildung: Gründe dafür
- begrenzte menschliche Informationsverarbeitungskapazität: kognitive Überforderung, größere Mengen von Informationen angemessen zu integrieren
- unfair: subjektives Urteil kann in Selektionskontexten unfair sein
- begrenzter Erfahrungsschatz: Diagnostiker*innen verfügen über einen begrenzten Erfahrungsschatz, der kleiner ist als die Informationen, die aus Daten von großen Stichproben gewonnen werden können
Metanalysen über die Güte von subejktiver vs. statistischer Urteilsbildung
- Meehl (1954): bei 11 Einzelstudien klinisch ≤ statistisch
- Meehl (1965): bei 51 Einzelstudien klinisch ≤ statistisch
- Grove et al. (2000):
136 Einzelstudien inkl. Genauigkeitsunterschied zwischen beiden Strategien in For von Effektstärken und ob dieser von Aufgabenstellung, Erfahrung der Diagnostiker*innen oder Art der verwendeten Information abhing:
a) Bei 65 Studien: Kein signifikaner Unterschied
b) bei 63 Studien: signifikante: klinisch < statistisch
c) bei 8 Studien: signifikante: klinisch > statistisch - Fazit: Häufig ist statistische Urteilsbildung der klinischen überlegen, selten umgekehrt (unabhängig von der Erfahrung der Diagnostiker*innen)
ABER: statistische Urteilsbildung ist der klinischen nicht immer überlegen, beide können zu ähnlich guten Ergebnissen führen ( –> Unterschiede zeigen sehr kleine Effektstärken)
Regeln der Datenintegration: Definition Datenintegration
Aggregation/ Verdichtung von Informationen aus ver. diagnostischen Verfahren
Regeln der Datenintegration: Wie sollen die Informationen aus ver. Tests miteinander verknüpft werden –> Arten der Verknüpfung
- additiv
- konjunktiv
- disjunktiv
für Beispiel s. F. 25
Regeln der Datenintegration: 1. additive Verknüpfung
- Addieren der ver Kriterien –> erlaubt vollständige wechselseitige Kompensation der einzelnen Variablen
s. F. 20 Beispiel F. 28! gute Übungsaufgabe
Regeln der Datenintegration: 2. Konjunktive Verknüpfung: Arten
zwei Varianten:
1. Stark konjuktive Verknüpfung
2. Schwach konjunktive Verknüpfung
Regeln der Datenintegration: 3. Disjunktive Verknüpfung: Arten
- Stark disjunktive Verknüpfung
- Schwach disjunktive Verknüpfung
s. F. 29 gute Übung!
Einstufige Diagnostik: Definition, Vorteile & Nachteile
- Definition: Alle Informationen werden bei allen Personen gleichermaßen erhoben –> Beispiel: Abschlussprüfung, Führerscheinprüfung
- Vorteile: Erhobene Informationen können nach allen Regeln der Datenintegration miteinander verknüpft werden
- Nachteil: Relativ hohe Kosten
Sequenzielle Diagnostik: Definition, Vorteile & Nachteile
- Definition: Einzelne Teilnehmerinformationen werden in einem mehrstufigen Prozess bei nicht allen erhoben –> Beispiel: Personalauswahl, Verleihung von Preisen
- Vorteil: Relativ geringe Kosten
- Nachteil:
a) nur konjuktive Verknüpfung von Informationen möglich
b) Höhere Wahrscheinlichkeit von Fehlentscheidungen
Gewichtung diagnostischer Fehler: 1. Richtige und falsche Entscheidungen
- Die H0 ist richtig und wird beibehalten
- die H0 ist falsch und wird verworfen
= Richtige Entscheidungen - Die H0 ist richtig, wird aber verworfen (Alpha-Fehler)
- Die H0 ist falsch, wird aber beibehalten (Beta-Fehler
= falschen Entscheidungen
–> lässt sich auf alle dagnostischen Anwendungsfälle übertragen (z.B.: klinische, forensisch, pädagogoisch, personaldiagnostisch)
s. F. 33
Gewichtung diagnostischer Fehler: 1. Richtige und falsche Entscheidungen: Art und Anteil richtiger und falscher Entscheidungen abhängig von:
- Eignungsqote: Bei welchem Ausprägungsgrad erfolgt die Teilung der Population in geeignet und ungeeignet?
- Selektionsquote: Anteil der Personen, die zur Gruppe der geeigneten gerechnet wird
Gewichtung diagnostischer Fehler: 1. Richtige und falsche Entscheidungen: Arten von Diagnostekoeffizienten
Aus der Selektionsquote, der Eignungsquote und den Anteilen der vier Quadranten (richtig positiv, falsch positiv, richtig negativ, falsch negativ) lassen sich 5 Diagnosekoeffizienten bilden –> reflektieren die Güte der diagnostischen Entscheidung
Koeffizienten:
1. Vorhersagekoeffizient
2. Sensitivität/Trefferquote
3. Spezifität
4. Positiver prädiktiver Wert
5. negativer prädiktiver Wert