Chirurgie Fälle 61-80 Flashcards

1
Q

Fall 61 Panaritium

Nennen und erläutern Sie verschiedene Formen des Panaritiums!

A

Oberflächliche Formen:
– Paronychie (Umlauf): Entzündung des Nagelwalls
– Panaritium peri- und subunguale: Entzündung des gesamten Nagelbetts bzw. Nagelwalls bei Fortschreiten einer Paronychie
– Panaritium subcutaneum: eitrige Entzündung des Unterhautgewebes
– Panaritium cutaneum: blasenförmige Abhebung der Epidermis

Tiefe Formen:
– Panaritium ossale: Knochenbeteiligung infolge eines Panaritium subcutaneum
– Panaritium tendinosum: Sehnenbeteiligung infolge eines Panaritium subcutaneum oder
nach sekundär infizierten Verletzungen
– Panaritium articulare: Gelenkbeteiligung infolge eines Panaritium subcutaneum

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2
Q

Panaritium
Sie eröffnen die Schwellung. Es entleert sich Eiter und sie sehen noch einen kleinen Verbindungsgang in die Tiefe. Wie heißt diese spezielle Form des Panaritiums?

A

Kragenknopfpanaritium: intra- oder subkutanes Panaritium mit einem Verbindungsgang in die Tiefe zu einem Panaritium ossale, tendinosum oder articulare

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3
Q

Panaritium

Nennen Sie mögliche Komplikationen!

A

Sehnenscheidennekrose, Hohlhandphlegmone (Sonderform: V-Phlegmone mit Entzündung der Sehnenscheide des 1. und 5. Fingers), Unterarmphlegmone, Lymphangitis, Kontrakturen, Bewegungseinschränkungen bei Verklebung der Sehnen, Gelenksinfektion

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4
Q

Panaritium

Beschreiben Sie das therapeutische Vorgehen bei Panaritien!

A
  • Inzision, Entfernung der Nekrosen, offene
    Wundbehandlung, ggf. Ruhigstellung mittels Gipsschiene, ggf. Antibiotikatherapie (z. B. mit Clindamycin oder Cephalosporin der 3. Generation), feuchte Umschläge (z. B. Rivanol)
  • Bei tiefen Formen zusätzlich ausgiebige Spülung, stationäre Aufnahme, intravenöse Antibiotikagabe, Ruhigstellung
  • Tetanusschutz überprüfen!
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5
Q

Eine 40-jährige Frau stellt sich in den Abendstunden in Ihrer Ambulanz vor, da sie seit einigen Stunden Schmerzen im rechten Oberbauch habe. Die Schmerzen verstärken sich in unregelmäßigen Abständen und nehmen dann wieder ab. Die Patientin empfindet ein Völlegefühl und hat in der vorangehenden Stunde zweimal erbrochen. Fieber habe sie nicht.
Bei der klinischen Untersuchung lässt sich bis auf einen Druckschmerz im rechten Oberbauch kein pathologischer Befund nachweisen.
Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie?

A

Choledocholithiasis bei Cholezystolithiasis: Anamnese (Gallenkoliken, Übelkeit, Erbrechen), Diagnostik (Druckschmerz im rechten Oberbauch)

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6
Q

Cholezystolithiasis und Choledocholithiasis

Nennen Sie Untersuchungen zur Bestätigung Ihrer Diagnose! Welche Ergebnisse erwarten Sie?

A
  1. Labor: Erhöhung von aP/γ-GT/direktem Bilirubin, evtl. auch GOT/GPT; bei Begleitpankreatitis auch Lipase- und Amylaseerhöhung
  2. Sonographie des Abdomens (s. Abb.): evtl. Nachweis einer Cholezystolithiasis (Schallschatten durch Steine ab einer Größe von 3 mm), keine Wandveränderungen (Abgrenzung zur Cholezystitis), dilatierte Gallenwege (D. choledochus > 8 mm) ⇒ Nachweis eines Steines in den Gallengängen oft nicht möglich
  3. ERCP: Nachweis von Steinen im Gallengang, gleichzeitig therapeutische Intervention möglich (Papillotomie und Extraktion von Gallensteinen aus den Gallengängen) wenn ERCP nicht möglich auch PTC (perkutane transhepatische Cholangiographie) oder MRCP
  4. Gastroskopie: Ausschluss einer anderen Ursache für die Beschwerden (z. B. Ulcus ventriculi)
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7
Q

Cholezystolithiasis und Choledocholithiasis

Welche Maßnahmen leiten Sie nach der Diagnostik ein?

A
  1. Stationäre Aufnahme, Infusionstherapie und
    Nahrungskarenz
  2. Spasmolytika, z. B. Butyscopolamin (Buscopan 20 mg i.v.)
  3. Bei stärkeren Schmerzen Pethidin (Dolantin 25 – 50 mg i. v.) oder Tramadol (Tramal 50 – 100 mg i. v.) oder Metamizol (Novalgin 500 – 1000 mg i. v.); Cave: keine anderen Morphinderivate, da spasmogene Wirkung!
  4. Cholezystektomie: laparoskopisch oder konventionell
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8
Q

Cholezystolithiasis und Choledocholithiasis

Erläutern Sie die Pathophysiologie dieser Erkrankung!

A

Lösungsungleichgewicht zwischen Gallensäuren und Phospholipiden im Vergleich zu Cholesterin, Bilirubin oder Kalzium führt zur Steinbildung
Ursache ist entweder ein erhöhter Verlust von Gallensäuren im enterohepatischen Kreislauf (z. B. Erkrankung des terminalen Ileums oder Resektion des Ileums mit verminderter Rückresorption) oder ein Überangebot von Cholesterin, Bilirubin, Kalzium (z. B. vermehrte Hämolyse, chronische Lebererkrankungen)
Weitere Ursachen können Funktionsstörungen, Abflussstörungen und Entzündungen der Gallenwege sein

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9
Q

Eine 50-jährige Frau stolpert beim Aussteigen aus der Straßenbahn und stürzt dabei auf die rechte Hand. Da daraufhin das Handgelenk angeschwollen ist und stark schmerzte, hat sie die Notfallambulanz des Krankenhauses aufgesucht.
Bei der klinischen Untersuchung finden Sie eine Schwellung am rechten distalen Unterarm sowie eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung des rechten Handgelenks.
Sie fertigen eine Röntgenaufnahmen des rechten Handgelenks in 2 Ebenen an (s. Abb.).
Welche Diagnose stellen Sie anhand der Anamnese, Klinik und Röntgenaufnahme?

A

Distale Radiusfraktur vom Extensionstyp (Colles- Fraktur): Anamnese (Sturz auf die rechte Hand), Klinik (schmerzhafte Gelenkschwellung und Bewegungseinschränkung) und Röntgenaufnahme (Fraktur des Radius distal)

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10
Q

Distale Radiusfraktur

Erklären Sie anhand dieses Röntgenbildes die sog. Fourchette- und Bajonett-Stellung!

A

Fourchette-Stellung: Gabelstellung durch Dorsalluxation des Fragments in der seitlichen Projektion
Bajonett-Stellung: aufgrund einer Radialluxation des Fragments durch die starke radialseitige Muskulatur sitzt die Hand mit dem Knochenfragment wie ein Bajonett auf einem Gewehrlauf, sichtbar in der a.p.-Projektion

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11
Q

Distale Radiusfraktur

Nennen Sie die Prinzipien der Behandlung der distalen Radiusfraktur! Was ist der Böhler-Gelenkwinkel?

A

Ziel der Therapie: Wiederherstellung der Radiuslänge und der Gelenkwinkel nach Böhler (s. Abb.) sowie der Gelenkflächen
Konservative Therapie:
– Indikationen: stabile extraartikuläre Frakturen, gering dislozierte intraartikuläre Frakturen
– Prinzipien: Reposition des dislozierten Fraktur unter Narkose, Plexusanästhesie oder Bruchspaltanästhesie; Fixation in Gipsschiene für 4 – 6 Wochen, Bandage

Operative Therapie:
– Indikationen: offene Frakturen, instabile
Frakturen, Flexionsfrakturen (Smith-Fraktur), dislozierte intraartikuläre Frakturen, irreponible Frakturen, Trümmerfrakturen, akute Durchblutungsstörungen nach Reposition, sekundär dislozierte Frakturen
Prinzipien: perkutane Kirschner-Drähte, Schrauben- oder Plattenosteosynthese, Fixateur externe, Zuggurtung (z. B. bei Abriss des Proc. styloideus)

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12
Q

Distale Radiusfraktur

Welche Therapie schlagen Sie der Patientin vor?

A

Da es sich hierbei um eine intraartikuläre Fraktur handelt, sollte bei der noch (relativ) jungen Patientin zur Wiederherstellung der Radiuslänge und des Gelenkwinkels eine operative Reposition und Osteosynthese mittels Kirschnerdrähten oder Plattenosteosynthese durchgeführt werden.

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13
Q

Nabelhernie

Nennen Sie weitere Hernien, die an der vorderen Bauchwand auftreten können!

A
  1. Epigastrische Hernie: zwischen Xiphoid und Nabel in der Linea alba
  2. Spieghel-Hernie (Hernia linea semilunaris):
    zwischen Linea semilunaris und lateraler Rektusscheide, meist in Höhe der Linea arcuata
  3. Rektusdiastase: Auseinanderweichen der Rektusmuskulatur im Bereich der Linea alba (eigentlich keine echte Hernie, da keine Bruchpforte)
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14
Q

Nabelhernie

Was versteht man unter einer sog. Richter-Littré-Hernie?

A

Bei der Richter-Littré-Hernie handelt es sich um die Einklemmung von Darmwandanteilen bei erhaltener Darmpassage. Hierdurch kommt es zu einer lokalen Darmwandnekrose (Meckel-Divertikel im Bruchsack = Littré-Hernie).

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15
Q

Nabelhernie

Beschreiben Sie die Therapie der Nabelhernie!

A

Operation nach Spitzy: Abtragung des Bruchsackes vom Bauchnabel, Reposition des Bruchinhaltes und Verschluss der Bruchpforte durch Einzelknopfnähte

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16
Q

Nabelhernie

Wie würden Sie bei einer Nabelhernie eines 1- jährigen Kindes therapeutisch vorgehen?

A

Zuwarten, da sich angeborene Nabelhernien
bis zum 2. Lebensjahr fast immer spontan verschließen, es besteht nur eine geringe Inkarzerationsgefahr
Operation nur bei großem Bruchsack, Größenzunahme oder ausbleibendem Verschluss nach dem 2. Lebensjahr

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17
Q

Eine 33-jährige Frau wird mit dem Rettungswagen in die Notaufnahme gebracht. Sie war in einen Auffahrunfall auf der Autobahn verwickelt. Sie musste wegen eines Staus anhalten, das nachfolgende Auto prallte auf ihres auf.
Die Patientin berichtet Ihnen, dass sie anfänglich beschwerdefrei gewesen sei, nach einigen
Minuten jedoch Schmerzen in der Halswirbelsäule und ein Kribbeln in beiden Armen aufgetreten seien. Die Rettungssanitäter haben ihr darauf eine starre Halskrawatte (Stiff-neck) angelegt. Mittlerweile sei das Kribbeln in den Armen wieder rückläufig, jedoch verspüre sie eine zunehmende Übelkeit.
Welche Diagnose stellen Sie?

A

(HWS-Trauma): Anamnese (Unfallhergang, Auffahrunfall von hinten) und Klinik (Schmerzen in der Halswirbelsäule, passagere Kribbelparästhesien in den Händen)

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18
Q

Halswirbelsäulen-Trauma

Welchem Grad nach der Einteilung nach Erdmann entspricht diese Verletzung?

A

Bei der Einteilung nach Erdmann handelt es sich um eine Einteilung nach den Schweregraden der HWS-verletzungen. Bei der Patientin handelt es sich entsprechend der Klinik um eine Verletzung vom Schweregrad II (vgl. Tab.).
Grad I : HWS-Distorsion ohne neurologische Ausfälle, beschwerdefreies Intervall > 1 h; Röntgen: unauffällig
Grad II : Gelenkkapselrisse, Muskelzerrungen, retropharyngeales Hämatom ohne neurologische Ausfälle, beschwerdefreies Intervall < 1 h; Röntgen: Steilstellung
Grad III : Frakturen, Luxationen, Bandscheibenrisse, Bandrupturen, neurologische Defizite, kein beschwerdefreies Intervall; Röntgen: Fehlstellung

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19
Q

Halswirbelsäulen-Trauma

Worauf müssen Sie besonders bei der klinischen Untersuchung achten?

A
  1. Druckschmerz im Bereich der gesamten Wirbelsäule, insbesondere der HWS: Ausschluss von Kettenfrakturen (Wirbelsäule, Becken, Bein, Fuß)
  2. Motorische oder sensible Ausfälle an den Extremitäten: Rückenmarksverletzung
  3. Gurtprellmarken am Thorax und Abdomen: Contusio cordis, Sternumfraktur
  4. Druckschmerz im Bereich des Abdomens: Milzverletzung
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20
Q

Halswirbelsäulen-Trauma

Sie füllen einen Schein für die Radiologie aus. Was möchten Sie alles untersuchen lassen?

A
  • Röntgen: obligat HWS in 2 Ebenen einschließlich Dens-Zielaufnahme, ggf. BWS und LWS in 2 Ebenen
  • Ggf. CT: HWS mit zervikothorakalem Übergang
  • Ggf. Sonographie des Abdomens: Freie Flüssigkeit im Douglas oder im Morrisonpouch (Raum zwischen Leber und rechter Niere), Organstatus
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21
Q

Halswirbelsäulen-Trauma

Wie gehen Sie therapeutisch bei der Patientin vor?

A
  1. Anlage einer weichen Halskrawatte (2–3d)
  2. Medikamentöse Therapie: nichtsteroidale Antiphlogistika (z. B. Diclofenac), Muskelrelaxanzien (z. B. Tetrazepam) s. Kommentar
  3. Klinische Kontrolle nach 3 – 4 d, bei Beschwerden: Funktionsaufnahmen der HWS in Inklination und Reklination, ggf. CT, MRT
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22
Q

Wundheilung

Nennen Sie die 5 Kardinalsymptome einer Infektion!

A
Die 5 Kardinalsymptome der Entzündung sind: 
Rötung (rubor), 
Überwärmung (calor), 
Schwellung (tumor), 
Schmerz (dolor) und 
Funktionseinschränkung (functio laesa).
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23
Q

Wundheilung

Auf die Intaktheit welcher Struktur sollten Sie bei diesem Patienten achten?

A

Die Faszie muss intakt sein! Andernfalls besteht eine offene Verbindung zur Bauchhöhle („Platzbauch“), und es muss eine Revision der Wunde erfolgen.

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24
Q

Wundheilung

Beschreiben Sie kurz den Ablauf der Wundheilung!

A

Exsudationsphase (ca.1.–4.Tag):
– Blutstillung durch Gerinnungsaktivierung und Vasokonstriktion
– Verklebung der Wunde durch Fibrin
– Infektabwehr durch Granulozyten und Histiozyten

Proliferationsphase (ca. 4. – 6. Tag):
– Proliferation von Fibroblasten und Produktion von Proteoglykanen und Kollagenfasern
– Umwandlung von Fibroblasten zu Myofibroblasten und Kontraktion der Wunde
– Einsprossung von Kapillaren

Regenerationsphase (ab 7. Tag):
– Vernetzung von Kollagenfasern zu Bündeln, hierdurch zunehmende Reißfestigkeit der Wunde
– Epithelialisierung der Wunde

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25
Q

Wundheilung

Nennen Sie mindestens 3 Faktoren, die zu einer schlechten Wundheilung beitragen!

A
  1. Fremdkörper, Infektion
  2. Begleiterkrankungen, z. B. Diabetes mellitus,
    Arteriosklerose, chronische Veneninsuffizienz,
    konsumierende Erkrankungen
  3. Schlechter EZ des Patienten (z. B. Hypoproteinämie, Vitaminmangel, Adipositas, Mangel an Mineralstoffen)
  4. Medikamente, z. B. Immunsuppressiva, Zytostatika, Glukokortikoide, Antikoagulanzien
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26
Q

Wundheilung

Beschreiben Sie den Unterschied zwischen einer hypertrophen Narbe und einem Narbenkeloid!

A

Hypertrophe Narbe: Bindegewebsproliferation
ist auf Narbe begrenzt, Narbe blasst nach ca. 1 Jahr ab
Narbenkeloid: Übergreifen des Narbengewebes auf das umgebende gesunde Gewebe, Narbe erblasst nicht, ständiger Juckreiz

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27
Q

Ein 51-jähriger Mann sucht Sie in Ihrer proktologischen Sprechstunde auf, da er seit längerem unter Schmerzen und Juckreiz am After leide. Er vermutet, dass es sich hierbei um Hämorrhoiden handele, da er auch ab und zu Blut am Toilettenpapier bemerkt habe. Da die Beschwer- den sich einfach nicht bessern, hätte ihn seine Frau überredet, sich doch endlich beim Arzt vorzustellen.
Nennen Sie mindestens 5 Differenzialdiagnosen, die Sie in Betracht ziehen müssen!

A
  1. Analfissur: meist bei 6 Uhr Steinschnittlage
    (SSL) längsverlaufender Hauteinriss
  2. Hämorrhoiden: meist bei 4/7/11 Uhr SSL Knoten
  3. Hypertrophe Analpapillen: gutartige, mit Plattenepithel überzogene Fibrome ohne Entartungstendenz, von Linea dentata ausgehend; derbe Konsistenz, aber glatte Oberfläche
  4. Basaliom: infiltrierend wachsender, exulzerierender Prozess, keine Metastasierung (semimaligner Tumor); histologische Untersuchung
  5. Morbus Bowen: chronisch-entzündliches, intraepidermal gelegenes Carcinoma in situ; histologische Untersuchung
  6. Condyloma accuminata: spitze papillomatöse Wucherungen v. a. im Anogenitalbereich; klinisches Bild und HPV-Nachweis
  7. Condyloma lata: breite, oberflächlich erodierte, nässende Papeln im Anogenitalbereich, Sekundärstadium der Lues; klinisches Bild und Luesserologie
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28
Q

Analkarzinom

Welcher Schritt zur Diagnosesicherung ist als nächstes indiziert?

A

Biopsie im Rahmen einer Rektoskopie, histopathologische Untersuchung

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29
Q

Analkarzinom

Welche weiteren Untersuchungen sind zum Staging notwendig?

A

1- Endosonographie: Bestimmung der Tiefeninfiltration
2- Koloskopie oder Kolon-Kontrasteinlauf: Suche
nach Zweittumoren
3- CT von Abdomen und Becken: Nachweis von
Fernmetastasen, lokale Tumorausdehnung
4- Röntgen Thorax, ggf. CT Thorax: Nachweis einer pulmonalen Metastasierung

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30
Q

Analkarzinom

Wie therapiert man ein Plattenepithelkarzinom des Analkanals im Gegensatz zum Adenokarzinom des Analkanals?

A

Plattenepithelkarzinom des Analkanals:
– Kombinierte Radio-Chemotherapie (5-FU und Mitomycin-C), ggf. im Afterloading-Verfahren
– Abdominoperineale Rektumamputation mit Anlage eines Anus praternaturalis bei Rezidivtumoren oder mangelndem Ansprechen auf Radio-Chemotherapie

Adenokarzinom des Analkanals: primär chirurgische Therapie (abdominoperineale Rektumamputation mit Anlage eines Anus praternaturalis)

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31
Q

Eine 80-jährige Patientin ist auf Glatteis ausgerutscht und auf die linke Hüfte gestürzt. Die Beweglichkeit im linken Hüftgelenk ist schmerzhaft eingeschränkt, das linke Bein ist leicht verkürzt und außenrotiert. Die angefertigte Röntgenaufnahme zeigt das folgende Bild.
Welche Diagnose stellen Sie anhand der Klinik, Anamnese und Röntgenaufnahme?

A

Mediale Schenkelhalsfraktur: Anamnese (Sturz auf Hüfte), Klinik (schmerzhafte Bewegungseinschränkung des Beins, Bein verkürzt und außenrotiert) und Röntgenaufnahme (nach kranial dislozierte Schenkelhalsfraktur links mit steil verlaufender und direkt unterhalb des Femurkopfes beginnender Frakturlinie)

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32
Q

Schenkelhalsfraktur
Nennen Sie eine Einteilung dieser Frakturen! Wie würden Sie die vorliegende Fraktur bei der Patientin hierbei einordnen?

A

Man unterscheidet zwischen medialen und lateralen Schenkelhalsfrakturen. Mediale Schenkelhalsfrakturen liegen innerhalb der Gelenkkapsel und sind sehr häufig. Eine Einteilung der medialen Schenkelhalsfrakturen erfolgt nach Pauwels aufgrund des Winkels zwischen einer Horizontalen und der Frakturlinie im a.p. Röntgenbild (s. Abb.). Bei der Patientin handelt es sich um eine mediale Schenkelhalsfraktur vom Adduktionstyp (Pauwels III), da der Winkel zwischen Horizontaler und dem Bruchlinienverlauf über 70% beträgt.

Typ I (Abduktionsfraktur): Winkel < 30  
Typ II: Winkel zwischen 30 und 70 
Typ III (Adduktionsfraktur): Winkel > 70
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33
Q

Schenkelhalsfraktur

Beschreiben Sie Ihr weiteres Vorgehen bei dieser Patientin!

A

Stationäre Aufnahme zur Versorgung der Fraktur: Lagerung des Beines auf Schiene, Legen eines venösen Zugangs, Infusionstherapie, evtl. Schmerztropf, Thromboseprophylaxe mit niedermolekularem Heparin, bei starken Schmerzen auch Extension

OP-Vorbereitung: Blutentnahme, Blutkonserven anfordern, Röntgen-Thorax, chirurgische und anästhesiologische Aufklärung

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34
Q

Schenkelhalsfraktur

Wie muss diese Patientin behandelt werden?

A

Bei dem Frakturtyp Pauwels III wirken sehr starke Schub- und Scherkräfte, die zu einer Instabilität der Fraktur führen, so dass eine Heilung ohne Operation nicht möglich ist. Im vorliegenden Fallbeispiel ist die Operation bei der 80-jährigen Patientin möglicherweise sogar lebensrettend, da eine längere Immobilisation mit möglichen Komplikationen (Pneumonie, Thrombembolie) sowie Pseudarthrose vermieden werden kann. Die Patientin sollte mit einer Teilendoprothese (Duokopfendoprothese) versorgt und sofort wieder mobilisiert werden. Alternativ kann bei vorbestehender Hüftgelenksarthrose auch eine Totalendoprothese (TEP) mit Ersatz der Pfanne und des Femurkopfes erfolgen.

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35
Q

Ein 70-jähriger Mann klagt über belastungsabhängige Schmerzen im linken Arm. In Ruhe sei er beschwerdefrei. Zusätzlich würden unter Beastung auch Schwindelattacken und Sehstörungen auftreten.
Welche Erkrankung vermuten Sie?

A

Subclavian-steal-Syndrom: Schmerzen im Arm, Schwindel sowie Sehstörungen unter Belastung, in Ruhe beschwerdefrei

36
Q

Subclavian-steal-Syndrom

Nennen Sie zwei Untersuchungen, die Sie zur Diagnose führen! Was erwarten Sie?

A

Doppler- bzw. (Farb-) Duplexsonographie der
hirnversorgenden Arterien: Strömungsumkehr in der A. vertebralis, v. a. nach Provokation einer Hypoxämie/Sauerstoffschuld der Extremität durch Anlage einer Staubinde/Blutdruckmanschette

Angiographie der supraaortalen Gefäße: Verschluss der proximalen A. subclavia links oder des Truncus brachiocephalicus rechts, jeweils vor dem Abgang der A. vertebralis

37
Q

Subclavian-steal-Syndrom

Erläutern Sie die pathophysiologischen Vorgänge, die zu den Beschwerden des Patienten führen!

A

Durch den Verschluss der A. subclavia links vor dem Abgang der A. vertebralis kommt es bei Belastung des linken Armes zu einer Strömungsumkehr in der A. vertebralis zugunsten der A. axillaris. Hierdurch kommt es zu einem Blutentzug („Steal“) aus dem vertebrobasilären Stromgebiet zugunsten der Armversorgung.

38
Q

Subclavian-steal-Syndrom

Diskutieren Sie die Therapie!

A

Interventionell: PTA (perkutane transluminale
Angioplastie, s. Kommentar)

Operativ: nur bei ausgeprägter Symptomatik;
Bypass zwischen ipsilateraler A. carotis communis zur A. subclavia distal der Stenose (Verfahren der Wahl) oder Transposition der distal der Stenose gelegenen A. subclavia auf die ipsilaterale A. carotis communis oder extraanatomische Bypässe

39
Q

Eine 58-jährige Frau war am Vortag beim Äpfelpflücken von der Leiter gestürzt. Die initiale Diagnostik in der nächstgelegenen Klinik zeigte eine geschlossene Femurfraktur rechts in Schaftmitte. Die weitere Röntgendiagnostik insbesondere der Wirbelsäule und des Thorax erbrachte einen unauffälligen Befund.
Die Femurfraktur wurde noch am Abend des Unfalltages mit einem unaufgebohrten Femurnagel (UFN) operativ versorgt. Der postoperative Verlauf war zunächst komplikationslos, am Nachmittag des folgenden Tages klagt die Patientin jedoch über ausgeprägte Luftnot und thorakale Schmerzen. Die Herzfrequenz beträgt 125/min, die Atemfrequenz 30/min und der Blutdruck 130/80 mmHg. Bei der Auskultation erheben Sie einen unauffälligen Herz-Lungen- Befund.
Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie?

A

V. a. Lungenembolie: akute Luftnot, Tachypnoe, Thoraxschmerz, Tachykardie, OP mit nachfolgender Immobilität

40
Q

Lungenembolie

Nennen Sie mindestens 2 mögliche Differenzialdiagnosen!

A
  1. Übersehene Rippenfrakturen mit Pneumothorax: einseitige, evtl. atemabhängige Thoraxschmerzen; zunehmende Dyspnoe; hypersonorer Klopfschall, abgeschwächtes bis aufgehobenes Atemgeräusch auf betroffener Seite
  2. Myokardinfarkt: akuter anhaltender Thoraxschmerz retrosternal mit Ausstrahlung in (linken) Arm, Schulter, Hals, Unterkiefer, Oberbauch; kein Nachlassen der Schmerzen bei Nitrogabe; Todesangst, Vernichtungsgefühl, Übelkeit, Erbrechen, Dyspnoe, Tachypnoe, evtl. Schock
  3. Pneumonie: hohes Fieber, Husten mit Auswurf, Dyspnoe, Tachypnoe, atemabhängige Thoraxschmerzen; klingelnde Rasselgeräusche, Stimmfremitus verstärkt, gedämpfter Klopfschall; bei atypischer Pneumonie auch schleichender Beginn mit leichtem Fieber, Kopf- schmerzen, wenig produktivem Husten
  4. Schwerer Asthmaanfall („Status athmaticus“): Dyspnoe, Orthopnoe, Tachypnoe, Zyanose, Tachykardie; verlängerte Exspiration mit Gie- men; exspiratorischer Stridor; im fortgeschrittenem Stadium Bradykardie, Atemerschöpfung, Somnolenz
  5. Akute Aortendissektion: akuter, meist thorakaler Schmerz, in Rücken/Schulterblätter ausstrahlend; evtl. Pulsdifferenz an oberen Extremitäten
  6. Psychogene Hyperventilation: Nervosität, Schwindel, Kopfschmerzen, Palpitationen, Atemnot, Parästhesien (v. a. perioral, an Akren), Bewusstlosigkeit
  7. Anämie durch Blutverlust bei Oberschenkelfraktur: Schock (Hf , RR ); blasse, kaltschweißige Haut; Angst, Unruhe, später Be- wusstseinseintrübung
  8. Schädel-Hirn-Trauma: Vigilanz-/Orientierungs- störungen, neurologische Ausfälle (Pupillenstörungen), vegetative Symptomatik (Schwindel, Brechreiz, Kreislaufinstabilität)
41
Q

Lungenembolie

Welche Untersuchungen führen Sie durch, um Ihre Verdachtsdiagnose zu bestätigen oder auszuschließen?

A

1- RR- und Pulskontrolle, Pulsoxymetrie
2- Kontrolle der Drainagen/Wunde (Blutverlust?)
3- Inspektion der Beine: Thrombose?
4- Blutgasanalyse: arterieller pO2-Abfall und
pCO2-Abfall
5- EKG: nur in 50% der Fälle typische Veränderungen wie Sinustachykardie, inkompletter Rechtsschenkelblock, SIQIII-Typ (tiefes S in Ableitung I und tiefes Q in Ableitung III), P-pulmonale (s. Abb.)
6- Röntgen-Thorax: meist unauffällig, evtl. keilförmiges Infiltrat oder Plattenatelektase; zusätzlich Ausschluss eines Pneumothorax
7- Labor: Troponin T, Gesamt-CK, CK-MB, GOT, D- Dimere (nur eingeschränkter Nutzen, da Operation vorausgegangen), CRP, Fibrinogen, Leu- kozyten, PTT, TZ, Hb
8- Echokardiographie: evtl. Zeichen der Rechtsherzbelastung, Nachweis von Thromben, nicht sehr sensitiv und spezifisch
9- Spiral-CT (CT-Angiographie) des Thorax oder MRT-Angiographie: Darstellung des Thrombus
10- Pulmonalisangiographie: Goldstandard, auch
kleinste Thromben nachweisbar
11- Lungenperfusions- oder Ventilationsszintigraphie: Alternative zum Angio-CT, Nachweis von Perfusionsdefekten infolge der Embolie (Vergleich mit aktueller Röntgen-Thorax-Aufnahme notwendig)
12- Diagnostik zur Ursachenabklärung: Duplex- Sonographie: Nachweis einer tiefen Beinvenenthrombose

42
Q

Lungenembolie

Welche therapeutischen Erstmaßnahmen ergreifen Sie?

A

1- Oberkörperhochlagerung
2- Sauerstoffgabe über Nasensonde (4 – 6 l/min),
ggf. Intubation und Beatmung
3- Sedierung (z. B. Midazolam 5 mg i. v.) und Analgesie (z. B. Morphin 5 – 10 mg i. v.)
4- Antikoagulation mit Heparin im Bolus mit
5000 – 10 000 IE, dann Heparinisierung auf das
2 – 3 fache der PTT, später orale Antikoagulation
5- Bei hämodynamisch relevanter Embolie: systemische Thrombolyse, z. B. mit 100 mg rt-PA i. v.
über 2 h; cave: hier nicht möglich, da vorangegangene OP eine Kontraindikation darstellt
6- Ultima ratio: operative Embolektomie, jedoch
hohe Letalität (30 – 50 %!)

43
Q

Eine 63-jährige Frau berichtet über seit 3 Wochen rezidivierenden hellroten peranalen Blutabgang. Auf näheres Nachfragen gibt sie an, in letzter Zeit häufiger Stuhlgang zu haben. Sie führen nach der klinischen Untersuchung, bei der sie rektal-digital keine Auffälligkeiten tasten können, Blut jedoch nachweisbar ist, eine Prokto-Rektoskopie durch. Dabei finden Sie einen ulzerierten, blutenden Prozess bei ca. 10 cm ab ano. Sie entnehmen Biopsien von der auffälligen Schleimhaut. Histopathologisch bestätigt sich Ihr Verdacht auf ein Adenokarzinom des Rektums.
Welche weiteren Untersuchungen veranlassen Sie?

A
  1. Endosonografie: Bestimmung der Wandinfiltrationstiefe sowie Nachweis lokaler vergrößerter Lymphknoten (Abb. 71.1)
  2. MRT des Beckens: ebenfalls zur Bestimmung der Wandinfiltrationstiefe sowie Nachweis lokaler vergrößerter Lymphknoten, ergänzend jedoch Darstellung der pelvirektalen Hüllfaszien
  3. Koloskopie: Ausschluss von Zweittumoren
  4. Staging:
    - CT Thorax/Abdomen: Nachweis von vergrößerten Lymphknoten und Fernmetastasen
    - Bestimmung der Tumormarker CEA und CA 19–9: wichtig für die Tumornachsorge, bei einem Abfall nach der Resektion des Karzinoms ist ein erneuter Anstieg ein Hinweis auf ein Rezidiv
    - gynäkologisches/urologisches Konsil
44
Q

Rektumkarzinom

Erklären Sie die Metastasierungswege des Rektumkarzinoms!

A
Die Metastasierung erfolgt in Abhängigkeit von der Lokalisation des Tumors:
oberer Anteil (8 – 16 cm ab ano): Abfluss entlang der A. rectalis superior und der A. mesenterica inf. zu den paraaortalen Lymphknoten;
– mittlerer Anteil (4–8 cm ab ano): Abfluss zusätzlich entlang der Aa. rectales mediales zu den Aa. iliacae internae und zu den iliakalen Lymphknoten;
– unterer Anteil (0–4 cm ab ano): Abflussentlang der A. mesenterica inferior, der Aa. iliacae internae sowie zusätzlich in die inguinalen Lymphknoten.
45
Q

Rektumkarzinom

Beschreiben Sie die operative Therapie bei dieser Patientin!

A

Anteriore Rektumresektion (indiziert bei Karzinomen höher als 8 cm ab Anokutanlinie): abdominaler Zugang und Resektion des Karzinoms mit einem Sicherheitsabstand von 3 – 5 cm nach aboral, Kontinuitäts wiederherstellung durch End-zu-End-Anastomose mit Handnaht oder Klammernahtgerät ggf. protektive Stomaanlage.

46
Q

Rektumkarzinom
Die histopathologische Untersuchung erbrachte den Befund eines Adenokarzinoms im Stadium T3 N1.
Was sollten Sie der Patientin in diesem Fall anbieten?

A

Kombinierte neoadjuvante Radio-Chemotherapie ist indiziert im T3- und T4-Stadium sowie bei Nachweis von Lymphknotenmetastasen (ab UICC Stadium II, siehe Tab. 71.1):

  • fraktionierte Bestrahlung mit insgesamt 50,4 Gy und
  • 5-Fluorouracil (5-FU) für 6 Wochen
  • 4–6 Wochen nach Abschluss der Radiochemotherapie erfolgt die Operation
  • postoperativ ist nach ca. 4–6 Wochen eine komplettierende adjuvante Chemotherapie indiziert
47
Q

Rektumkarzinom

Was beduetet der Begriff TME ?

A

Totale mesorektale Exzision: Entfernung des gesamten Weichteilgewebes, welches das Rektum umgibt, mit Lymphknotenstationen und Gefäßen. Dies muss bei jeder onkologischen Rektumresektion erfolgen.

48
Q

Sie werden in die Gynäkologie zu einem Neugeborenen gerufen. Bereits kurz nach der Geburt fiel das Kind durch Hustenanfälle und Dyspnoe auf. Mittlerweile würgt das Kind auch größere Mengen von schaumigblasigem Schleim hoch. Bereits während der Schwangerschaft war bei der Mutter ein Polyhydramnion aufgefallen.
Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie?

A

Ösophagusatresie: Neugeborenes mit schaumigblasigem Schleim vor dem Mund, Dyspnoe, Husten; Mutter mit Polyhydramnion während der Schwangerschaft

49
Q

Ösophagusatresie
Die Einteilung nach Vogt beschreibt verschiedene Formen dieser kongenitalen Missbildung. Welche tritt am häufigsten auf?

A

In 90% der Fälle handelt es sich um die Ösophagusatresie vom Typ III b (Ösophagusatresie mit unterer ösophagotrachealer Fistel).

Einteilung der Ösophagusatresieformen nach Vogt
Vogt I: vollständig fehlender Ösophagus
Vogt II: langstreckige Ösophagusatresie ohne Fistel
Vogt III a: Ösophagusatresie mit oberer ösophagotrachealer Fistel
Vogt III b: Ösophagusatresie mit unterer ösophagotrachealer Fistel
Vogt III c: Ösophagusatresie mit oberer und unterer ösophagotrachealer Fistel
sog.H-Fistel: Ösophagus ohne Kontinuitätstrennung mit Fistelverbindung zur Trachea

50
Q

Ösophagusatresie

Welche präoperativen Maßnahmen ergreifen Sie?

A
  1. Halbsitzende Lagerung des Kindes, kontinuierliches Absaugen zur Verhinderung einer Aspiration von Magensaft
  2. Ausgleich einer Exsikkose, Korrektur von Azidose und Elektrolytverschiebungen
51
Q

Ösophagusatresie

Beschreiben Sie das operative Vorgehen bei der häufigsten Form dieser Missbildung?

A
  • Zugang über den 4. ICR rechts

- End-zu-End-Anastomose der beiden Ösophagussegmente und Verschluss der trachealen Fistel

52
Q

Ösophagusatresie

Nennen Sie mindestens 3 Komplikationen, die prä- bzw. postoperativ auftreten können!

A
  1. Aspirationspneumonie
  2. Exsikkose
  3. Ösophago-tracheale Rezidivfistel
  4. Anastomoseninsuffizienz, Anastomosenstenose
53
Q

Eine 44-jährige Frau ist auf der Treppe gestolpert und mit dem rechten Fuß umgeknickt.
Nun kann sie vor Schmerzen nicht mehr richtig auftreten, das Sprunggelenk ist angeschwollen und wirkt leicht „deformiert“.
Worauf achten Sie bei der klinischen Untersuchung?

A
  • Überprüfung der peripheren Durchblutung,
    Motorik und Sensibilität
  • Fehlstellung, Schwellungen
  • Druckschmerz im Bereich des Sprunggelenks
    (Malleolus medialis und lateralis)
  • Druckschmerz unterhalb des Fibulaköpfchens (Ausschluss einer Maisonneuve-Fraktur, s. Frage 73.3)
  • Druckschmerz über Metatarsale-V-Basis (Abrissfraktur durch die Sehne des M. peronaeus brevis)
54
Q

Sprunggelenkfraktur

Um welche Frakturform handelt es sich nach der Einteilung nach Weber?

A

Bei der Einteilung nach Weber ist die Lage der Fibulafraktur (Außenknöchelfraktur) zur Syndesmose ausschlaggebend (s. Tab./Abb.). Eine Fraktur des Innenknöchels kann immer mit vorliegen. Bei der Patientin handelt es sich um eine Fibulafraktur oberhalb der Syndesmose mit Ruptur der Syndesmose und Membrana interossea und somit um eine sog. Weber-C-Fraktur. Weiterhin liegen eine Fraktur des Innenknöchels und der hinteren Tibiakante (sog. dorsales Volkmann-Dreieck) vor.

Weber A : Fibulafraktur unterhalb der Syndesmose
Weber B : Fibulafraktur auf Höhe der Syndesmose; Syndesmose evtl. mitverletzt
Weber C : Fraktur oberhalb der Syndesmose; Syndesmose obligat mitverletzt; Membrana interossea bis zur Fraktur zerrissen

55
Q

Sprunggelenkfraktur

Was ist eine sog. Maisonneuve-Fraktur?

A

Bei der Maisonneuve-Fraktur handelt es sich um eine hohe Weber-C-Fraktur knapp unterhalb des Fibula-Köpfchens mit Ruptur der Syndesmose und Längsriss der Membrana interossea bis zur Fraktur (s. Abb.).

56
Q

Sprunggelenkfraktur

Welche Therapie schlagen Sie der Patientin vor?

A

Operative Reposition der Fibula und osteosynthetische Stabilisierung mittels Plattenosteosynthese; Naht der Syndesmose, temporäre Stellschraube zwischen Fibula und Tibia, um die Syndesmosennaht zu entlasten; Reposition der Innenknöchelfraktur und Stabilisierung mittels Schraubenosteosynthese; die Fraktur der hinteren Tibiakante (sog. Volkmann-Dreieck) wird meist durch die Osteosynthese der Außenknöchelfraktur reponiert und daher nicht weiter stabilisiert.

57
Q

Ein 38-jähriger Mann stellt sich in der Ambulanz eines Krankenhauses bei Ihnen aufgrund in letzter Zeit zunehmender Schmerzen hinter dem Brustbein vor. Diese würden vor allem nach dem Essen auftreten. Aus diesem Grund ist er dazu übergegangen, nur noch kleine Mahlzeiten, dafür jedoch öfter am Tag zu essen. Da- durch haben sich die Beschwerden etwas gebessert, sind jedoch nicht komplett verschwunden. Sie ordnen eine Ösophagogastroduodenoskopie sowie eine Röntgenkontrastmitteluntersuchung des oberen Magen-Darm-Trakts an. Die Röntgenaufnahme zeigt folgendes Bild (s. Abb.).
Welche Diagnose stellen Sie aufgrund der Röntgenaufnahme und der Anamnese?

A

Mischhernie aus axialer Gleit- und paraösophagealer Hernie: Nachweis einer Kontrastmittelfüllung im Magen, der sich teilweise im Thorax befindet; Einengung des Magens durch Zwerchfell

58
Q

Hiatushernie
Welche anderen Formen dieser Erkrankung kennen Sie?
Wie heißt die Maximalvariante dieser Erkrankung?

A

Axiale Gleithernie: Verlagerung von Kardia
und Magenfundus in der Längsachse durch den Hiatus oesophagei in das hintere Mediastinum

Paraösophageale Hernie: Verlagerung des Magenfundus (selten mit Milz, Kolon, Omentum majus) in das Mediastinum entlang des distalen Ösophagus; Maximalvariante der paraösophagealen Hernie ist der Thoraxmagen (Syn.: Upside-down-Stomach) mit Verlagerung des gesamten Magens in den Thorax

59
Q

Hiatushernie

Welche Therapie empfehlen Sie dem Patienten?

A
  • OP-Indikation wegen der Gefahr der Inkarzeration des paraösophagealen Hernienanteils
  • Rückverlagerung der Baucheingeweide und
    Verschluss der Zwerchfelllücke (Hiatoplastik)
    mit ventraler Gastro- bzw. Fundopexie
  • Evtl. Fundoplikatio nach Nissen-Rossetti mit
    Hiatoplastik
60
Q

Hiatushernie

Nennen Sie mindestens 3 Komplikationen dieser Erkrankung!

A
  1. Ulzera, Perforation, Strikturen, Narbenbildung
  2. Refluxösophagitis (Gefahr der malignen Entartung)
  3. Inkarzeration, Strangulation, Blutung
  4. Kardiale Komplikationen
61
Q

Hiatushernie

Worum handelt es sich bei dem sog. Roemheld-Syndrom?

A

Durch den im Thorax liegenden Magenanteil kommt es zur Verdrängung des Mediastinums und des Herzens und infolge dessen zu kardialen Symptomen, wie z. B. Tachykardie, Extrasystolen, Angina pectoris und Dyspnoe.

62
Q

Ein 30-jähriger Mann wird vom Notarzt in die Klink gebracht. Der Patient war in einen Auffahrunfall auf der Autobahn verwickelt gewesen. Bereits kurz nach dem Unfall ist bei dem Patienten ein Brillenhämatom aufgefallen. Bei der Erstuntersuchung in der Klinik ist der Patient wach und reagiert auf Ansprache adäquat, die Vitalparameter sind unauffällig. Ein Druck- schmerz lässt sich im Bereich beider Maxillae auslösen, der Kieferschluss ist nicht vollständig möglich.
Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose?

A

Mittelgesichtsfraktur: Brillenhämatom, Druckschmerz im Bereich beider Maxillae sowie Okklusionsstörung

63
Q

Schädelfrakturen

Welche Untersuchungen veranlassen Sie?

A
  1. Röntgenaufnahmen:
    – Schädelübersicht in 2 Ebenen
    – ggf. Spezialaufnahmen: Nasennebenhöhlen,
    Kiefergelenk, Orbita
    – HWS in 2 Ebenen mit Dens-Zielaufnahme
    – Sog. Henkeltopfaufnahme bei Verdacht auf
    Jochbogenfraktur
  2. CT des Schädels
  3. Koronares Schädel-CT (bei unklaren Befunden): Schnittführung hierbei in der Frontalebene, notwendig zur OP-Planung, da hiermit Ausmaß der Schädelfraktur bestimmt werden kann
64
Q

Schädelfrakturen
Welche Einteilung gibt es für die von Ihnen vermutete Diagnose? Erläutern Sie (durch Ergänzung der Zeichnung) diese Einteilung an folgendem Schaubild!

A

Einteilung der Mittelgesichtsfrakturen nach LeFort
LeFort I = Basale Absprengung der Maxilla
LeFort II = Pyramidale Absprengung der Maxilla einschließlich knöcherner Nase
LeFort III = Hohe Absprengung des gesamten Mittelgesichtsskeletts einschließlich knöcherner Nase

65
Q

Schädelfrakturen

Wie sieht die Therapie einer Mittelgesichtsfraktur aus?

A

Reposition und Stabilisierung der Frakturen
mittels Plattenosteosynthese und Schrauben
Ziel: Wiederherstellung der Gesichtsästhetik,
ungestörter Zusammenbiss

66
Q

Schädelfrakturen

Nennen Sie mindestens 5 Komplikationen dieser Verletzung!

A
  1. Schädelbasisfrakturen, intrakranielle Blutungen, SHT
  2. Verlegung der Atemwege, Aspiration
  3. Augenverletzungen; Doppelbilder bei Orbitabodenfrakturen
  4. Schlussstörungen zwischen Ober- und Unterkiefer
  5. ästhetische Entstellungen
67
Q

Ein 11 Monate altes Kind fällt seit einigen Wochen durch eine zunehmende Ermüdbarkeit sowie eine Belastungsdyspnoe auf, nachdem es sich anfänglich zeitgerecht entwickelt hatte. Der Kinderarzt stellt bei der Auskultation ein systolisches Herzgeräusch mit p.m. im 3.ICR links parasternal und im EKG einen Rechtstyp fest. Daraufhin lässt er eine Röntgenaufnahme des Thorax (s. Abb.) anfertigen.
Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie aufgrund der Röntgenaufnahme und der Anamnese?

A

Auftreten der Symptomatik (Belastungsdyspnoe, rasche Ermüdbarkeit) nach dem 6. Lebensmonat, Auskultation (systolisches Herzgeräusch mit p.m. im 3. ICR parasternal), EKG (Rechtstyp) sowie die Röntgenthoraxaufnahme (Herzspitze vermehrt gerundet, Herztaille betont, Lungendurchblutung vermindert) erlauben die Verdachtsdiagnose Fallot-Tetralogie zu stellen.

68
Q
Kongenitale Herzfehler (Fallot-Tetralogie)
Mit welcher Untersuchung können Sie Ihre Verdachtsdiagnose bestätigen?
A

Die Diagnosestellung erfolgt mittels der Echokardiographie. Mit ihr lassen sich die klassischen Kriterien der Fallot-Tetralogie (reitende Aorta, Ventrikelseptumdefekt, Pulmonalstenose, rechtsventrikuläre Hypertrophie) gut darstellen.

69
Q
Kongenitale Herzfehler (Fallot-Tetralogie)
Nennen Sie 3 prädisponierende Faktoren für die Entstehung kongenitaler Herzfehler!
A
  • Chromosomenanomalien (Trisomie 18, Trisomie 21, Turner-Syndrom)
  • Virale Infektionen in der Schwangerschaft (z. B. Röteln, Cytomegalie, Herpes simplex)
  • Medikamente (z. B. Phenytoin, Cumarine, Lithium) in der Schwangerschaft
  • Alkoholabusus in der Schwangerschaft
70
Q
Kongenitale Herzfehler (Fallot-Tetralogie)
Nennen Sie die 5 häufigsten angeborenen Herzfehler!
A
  1. Ventrikelseptumdefekt (ca. 30 %)
  2. Vorhofseptumdefekt (ca. 12 %)
  3. Pulmonalstenose (10 %)
  4. Persistierender Ductus arteriosus Botalli (10 %)
  5. Fallot-Tetralogie (ca. 10 %)
71
Q
Kongenitale Herzfehler (Fallot-Tetralogie)
Erläutern Sie die Einteilung in zyanotische und azyanotische Herzfehler und geben Sie jeweils ein Beispiel!
A

Zyanotische Herzfehler:
– Rechts-Links-Shunt mit verminderter Lungendurchblutung (z. B. Fallot-Tetralogie)
– Fehlmündungen der Gefäße mit vermehrter Lungendurchblutung (z. B. Transposition der großen Arterien)
Azyanotische Herzfehler:
– mit normaler Lungendurchblutung (z. B. Pul- monalstenose)
– mit vermehrter Lungendurchblutung (z. B. Ventrikelseptumdefekt)

72
Q

Für welche Verletzung ist ein „Klaviertastenphänomen“ charakteristisch?

A

Bei einer kompletten Zerreißung aller Bänder des Akromioklavikulargelenks (Lig. acromioclavicula- re, Lig. coracoclaviculare) kommt es zum sog. „Klaviertastenphänomen“ (s. Abb). Durch Druck auf das nach kranial dislozierte laterale Klavikulaende kann dieses wieder in die Normalposition gebracht werden.

73
Q

Ein 25-jähriger Mann wird vom Notarzt in die Klinik gebracht. Der Patient war in einen Motorradunfall verwickelt und dabei auf die rechte Schulter gefallen. Nun klagt er über starke Schmerzen in der Schulter. Bei der klinischen Untersuchung finden Sie eine Schwellung im Bereich der lateralen Klavikula. Zusätzlich lässt sich ein sog. „Klaviertastenphänomen“ auslösen.
Welche Untersuchungen veranlassen Sie, um eine Diagnose zu stellen?

A

Röntgenaufnahme der rechten Schulter in 2
Ebenen: erweiterter Gelenkspalt, Verschiebung der Klavikula nach kranial

Belastungsaufnahme (sog. Panoramaaufnahme): Gewichtszug mit 10 – 15 kg an beiden Armen, im Seitenvergleich ist ein Höhertreten des peripheren Klavikulaendes erkennbar

74
Q

Akromioklavikularluxation

Nennen und beschreiben Sie eine Einteilung dieser Verletzung!

A

Tossy I
Überdehnung der Ligg. acromioclaviculare und coracoclaviculare
Tossy II
Ruptur des Lig. acromioclaviculare und Überdehnung des Lig. coracoclaviculare → Subluxation
Tossy III
Ruptur der Ligg. acromioclaviculare und coracoclaviculare → Luxation

Luxation bei Riss des Lig. acromioclaviculare und Lig. coracoclaviculare mit Klavikulahochstand

75
Q

Akromioklavikularluxation

Welche Therapieoptionen haben Sie?

A

Konservative Therapie: Tossy I, II und bei
Patienten 35 Jahre auch Tossy III → temporäre Ruhigstellung mit Gilchrist- oder Desaultverband

Operative Therapie: Tossy III bei Patienten > 35 Jahre sowie Mitverletzung von Muskeln und Weichteilen u. a. Begleitverletzungen (Nerven, weitere Frakturen) → Bandnaht und ent- weder temporäre Arthrodese mittels Spick- draht oder Hakenplatte für ca. 6 Wochen oder Cerclage mit resorbierbarem Faden zwischen Korakoid und Klavikula; postoperativ Gilchrist- Verband für eine Woche, dann Krankengymnastik, Metallentfernung nach 6 Wochen

76
Q

Ein 41-jähriger Mann stellt sich bei Ihnen zur weiteren Abklärung unklarer Magenschmerzen vor. Der Hausarzt hatte zuvor wegen zwei diagnostizierter Ulcera duodeni für 3 Monate eine Therapie mit Protonenpumpenhemmern durchgeführt. Unter dieser Therapie war es dem Patienten besser gegangen, aber kurz nach dem Absetzen der Medikamente traten die Magenschmerzen erneut auf. Bei der daraufhin wiederholten Ösophagogastroduodenoskopie wurden ein Ulkus an der großen Kurvatur des Magens sowie weitere Ulzera in der Pars descendens duodeni gefunden. Sie befragen den Patienten nach weiteren Beschwerden und erfahren, dass er seit einigen Wochen auch unter Durchfällen leide.
Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie?

A

Zollinger-Ellison-Syndrom (Gastrinom): Klinik (abdominelle Schmerzen, therapieresistente Ulcera duodeni et ventriculi, Diarrhoe)

77
Q

Zollinger-Ellison-Syndrom (Gastrinom)

Welche Untersuchungen helfen Ihnen bei der Diagnosesicherung?

A

Bestimmung der Magensäurebasalsekretion:
> 15 mmol/h (Normwert 2 – 5 mmol/h), keine wesentliche Erhöhung auf Pentagastrin-Gabe → bereits maximale Stimulation

Gastrin i. S. : basal erhöht (Hypergastrinämie), nach Stimulation mit Sekretin (hemmt normalerweise die Sekretion) weiterer Anstieg

78
Q

Zollinger-Ellison-Syndrom (Gastrinom)

Welche weiteren Untersuchungen veranlassen Sie, bevor Sie therapeutisch tätig werden können?

A

Lokalisationsdiagnostik des Gastrinoms:
– Endosonographie, CT, MRT
– Somatostatin-Rezeptor-Szintigraphie: Nachweis der Primärtumoren sowie Metastasen – Selektive Gastrinbestimmung aus dem Pfortaderblut
– Explorativlaparotomie

79
Q

Ein 55-jähriger Mann stellt sich bei seinem Hausarzt vor. Einige Tage zuvor habe er zunächst ein Bläschen am rechten Mittelfinger bemerkt. Mittlerweile sei es aufgeplatzt, und es habe sich trübes Sekret entleert und nun ein Schorf gebildet. Da er keine Schmerzen gehabt habe, wollte er auch nicht zum Arzt gehen. Mittlerweile habe sich jedoch ein roter Streifen gebildet, der bis zum Oberarm zieht. Eine Verletzung ist ihm nicht erinnerlich.
Bei der Untersuchung findet der Hausarzt eine schwarze Ulzeration mit umgebenden Pusteln (s. Abb.). Zusätzlich liegt eine Lymphangitis mit Lymphadenitis in der rechten Axilla vor.
Welche Erkrankung vermuten Sie bei dem Patienten? Welcher Erreger ist dafür verantwortlich?

A

Milzbrand (Syn.: Anthrax): Papel im Verlauf
mit Ulzeration und konfluierendem Pustelsaum, Lymphadenitis, Lymphangitis

Erreger: Bacillus anthracis (grampositiver, aerober, stäbchenförmiger Sporenbildner)

80
Q

Milzbrand

Wie können Sie den Erreger nachweisen?

A

Erregernachweis mikroskopisch und kulturell in Wundsekret, Blutkultur, Liquor oder Sputum

81
Q

Milzbrand

Welche Therapie leiten Sie bei dem Patienten ein?

A
  1. Ruhigstellung der betroffenen Extremität
  2. Hochdosiert Penicillin 5 – 20 Mega IE/d über 6 Tage i. v., dann bis zum 10. Tag oral; ggf. auch
    Erythromycin, Tetrazykline
  3. Keine chirurgische Therapie, da es sonst zur Ausbreitung der Infektion kommt!
82
Q

Ein 17-jähriges Mädchen stellt sich bei Ihnen in der Klinik-Ambulanz vor. Das Mädchen berichtet, dass sie seit einem Tag unter zunehmenden starken Schmerzen im rechten Unterbauch sowie unter Übelkeit und Erbrechen leide.
Bei der klinischen Untersuchung fällt Ihnen ei- ne Abwehrspannung im rechten Unterbauch auf.
Welche Erkrankungen kommen bei dem 17-jährigen Mädchen differenzialdiagnostisch in Frage?

A

1- Gastroenteritis: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, diffuser Bauchschmerz, Fieber bis 39 C
2- Gynäkologische Ursachen (z. B. Ovarialzysten, Torsionsovar, Adnexitis, Extrauteringravidität, Ovulation): Unterbauchschmerz, Übelkeit, Erbrechen, evtl. Schock/ ß-HCG positiv/ Entzüngungsparameter erhöht; Sonographie
3- Appendicitis acuta: Übelkeit, Erbrechen; sich von periumbilikal in den rechten Unterbauch verlagernder Schmerz, Fieber bis 39 C
4- Harnwegsinfekt, Ureterstein, Nephrolithiasis: Dysurie, Pollakisurie, evtl. Kolikschmerz bei Ureterstein, Schmerzausstrahlung in die Leis- ten
5- „Pseudoappendizitis“ (Lymphadenitis mesenterialis bei Infektionen mit Yersinia pseudotu- berculosis): Übelkeit, Diarrhoe, Fieber bis40 C; BSG stark erhöht
6- Meckel-Divertikulitis: imponiert klinisch wie Appendicitis acuta

83
Q

Appendizitis

Welche Untersuchungen schließen Sie an, um zu einer Diagnose zu kommen?

A
  1. Temperaturmessung: axillo-rektale Temperaturdifferenz ( > 1 C spricht für Appendicitis acuta)
  2. Labor: Entzündungsparameter (Leukozyten, CRP, BSG), ß -HCG, Urinstatus
  3. Abdomen-Sonographie: ödematöse Wandverdickung (Kokarde)/gestautes Lumen/Kotstein der Appendix vermiformis; Harnstau, Ureterstein, Ovarialzysten usw.
  4. Gynäkologisches Konsil: Ausschluss gynäkolo- gischer Ursachen (Extrauteringravidität, Ovarialzysten, Adnexitis usw.)
  5. ggf. CT
84
Q

Appendizitis

Welche Maßnahmen leiten Sie ein bis die Untersuchungsbefunde vorliegen?

A

Stationäre Aufnahme

Venöser Zugang, Infusionstherapie, Nahrungskarenz, Verlaufskontrolle

85
Q

Appendizitis

Beschreiben Sie Befunde, die Sie bei der körperlichen Untersuchung bei einer Appendizitis erheben können!

A

Zu den charakteristischen Druck- und Schmerzpunkten gehören:
McBurney-Punkt: Druckschmerz auf halber Strecke zwischen Bauchnabel und Spina iliaca anterior superior rechts, Lage des Zäkums mit Abgang der Appendix

Lanz-Punkt: Druckschmerz am Übergang zwischen mittlerem und rechtem Drittel einer Verbindungslinie der beiden Spinae iliacae anteriores superiores

Blumberg-Zeichen: kontralateraler Loslassschmerz bei bereits vorliegender peritonitischer Reizung

Rovsing-Zeichen: retrogrades Ausstreichen des Kolons führt zu Schmerzen im rechten Unterbauch

Psoaszeichen: Psoasschmerz rechts, bei Lage der Appendix auf der Faszie des rechten M. psoas kommt es zu Schmerzen bei Anheben des rechten Beines aus der Rückenlage gegen Widerstand

Douglasschmerz: Schmerz bei rektaler Palpation als Hinweis auf peritoneale Reizung.