Auswertung qualitativer Daten 5- Dokumentarische Methode Flashcards
Hintergründe der dokumentarischen Methode
Praxeologische Wissenssoziologie (Karl Mannheim)
Weiterentwicklung
Ralf Bohnsack (1980er): ursprünglich zur Analyse von Gruppendiskussionen entwickelt
Entwickelt im Anschluss an die praxeologische Wissenssoziologie: Rekonstruktion von konjunktivem Wissen
(implizit handlungsleitendem Wissen)
Erweiterung: um verschiedene Interviewformen: leitfadengestützt, problemzentriert
Weiterentwicklung: zur Bild und Videoanalyse
Dokumentarische Methode
Begriffe
Konjunktiver Erfahrungsraum
Konjunktive Erfahrungsräume zeichnen sich dadurch aus:
- dass ihre Mitglieder wesentliche Aspekte einer gemeinsamen Weltanschauung und einen ähnlichen Denkstil, das heißt gemeinsame Erfahrungs- und Wissensstrukturen, teilen.
-normalerweise Überlagerungen mehrer Erfahrungsräume
(Familie, Beruf)
Dokumentarische Methode
Begriffe
Habitusbegriff
Pierre Bourdieu
-gesellschaftlich geprägte, einverleibte
Wahrnehmungsschemata
Denkschemata
Handlungsschemata
-verweist auf kollektive Aspekte von Lebensverhältnissen
Dokumentarische Methode
Begriffe
Orientierungsschemata
- Erfüllen eine kommunikative Verständigung
- Explizites Wissen: gesellschaftlich gültiges Wissen
Gesellschaftliche Normen und Erwartungen
Dokumentarische Methode
Begriffe
Orientierungsrahmen
-erfüllt eine KONJUNKTIVE Verständigung
konjunktives Wissen: milieuspezifisch gültiges Wissen
-kollektiv geteilte Orientierungen, da das Wissen implizit in Konjunktiven Erfahrungsräumen angeeignet wird
Dokumentarische Analyse
Schritte der Interpretation und Typenbildung
Ziel: Theorieentwicklung als Entwurf eines Systems von Typen
in Form von Sinngenetischer und Soziogenetischer Typenbildung
Sinngenetische Typenbildung
-Einteilung des rekonstruierten Wissens welches in Konjunktiven Erfahrungsräumen entsteht (Orientierungsrahmen) in Typen
Soziogenetische Typenbildung
-beschreibt Prozesse der Genese von Orientierungen
Wie entstand aus den Konjunktiven Erfahrungen die Orientierung?
Potenzial der dokumentarischen Methode
-implizites Wissen (genertionen-,geschlechts-, millieuspezifische Orientierungen) empirisch rekonstruieren zu können, und das ins Verhältnis zu stellen mit explizierbaren Wissensbeständen
Dokumentarische Methode
Sequenzierung
1) Wechsel von der formulierenden Interpretation zur reflektierenden Interpretation
1) Wechsel von der formulierenden Interpretation zur reflektierenden Interpretation
(Was? Zu wie wird das Thema bearbeitet?)
Dokumentarische Methode
Schritte zur Auswertung
2)Unterscheidung von kommunikativ-generalisierendem Wissen und konjunktivem Wissen
Unterscheidung von kommunikativ-generalisierendem Wissen und konjunktivem Wissen
Dokumentarische Methode
Schritte zur Auswertung
3)(je nach Forschungsfrage): Sinn- und Soziogenetische Typenbildung
3) (je nach Forschungsfrage): Sinn- und Soziogenetische Typenbildung
Dokumentarische Methode
Schritte zur Auswertung
4) Komparative Analyse
4) Komparative Analyse sowie die Arbeit mit maximalen/minimalen empirischen Kontrasten sowie Gegenhorizonten
Fallintern:
Rekonstruktion der impliziten Regelhaftigkeit
Fallextern = Wie wird das gleiche Thema unterschiedlich behandelt ?
Dokumentarische Methode
Schritte zur Auswertung
Auswertung Gruppendiskussion
narrativ biographisches Interview
IMMER: Modifikation je nach Vorgehensweise
(je nach Forschungsfrage und
generiertem Material)
- Erster Schritt immer Sequenzierung
- Dann Auswahl relevanter Passagen
-Gruppeninterview: Analyse der Diskursorganisation
(Proposition, Elaboration, Konklusion)
Kritik und Grenzen der dokumentarischen Methode
1) Voraussetzungsvoller Ansatz (komplex, theoretisch, Aufwendig)
2) Missverständliches Konzept von Generalisierung im Zuge der Typenbildung
3) Betonung von Kollektivität – An der Rand drängen von Individualität? Künstliche Konstruktion von Gemeinsamkeiten?