Arbeitsmarkt 5 Flashcards
Was ist die Bedeutung des Arbeitsmarktes?
- Der ganz überwiegende Teil der Einkommen in einer Volkswirtschaft wird über den Arbeitsmarkt generiert
- Der Arbeitsmarkt ist daher ein sehr bedeutender Faktor für den Wohlstand und die soziale Lage eines Landes
- Hohe Arbeitslosenquoten gehen einher mit sozialen Spannungen und auch mit einer hohen Kriminalität in einer Gesellschaft
Bereits vor der Corona-Pandemie hatten Länder wie Griechenland und Spanien hohe Arbeitslosenquoten. In Deutschland dagegen waren seit 2005 stetige Verbesserung im Arbeitsmarkt zu verzeichnen. Die Corona-Pandemie führt weltweit zu dramatischen Konsequenzen für den Arbeitsmarkt. Eine genaue Kenntnis der Mechanismen dort ist daher eine Voraussetzung für die Überwindung der ökonomischen Folgen der Krise
Was sind die Grundbegriffe des Arbeitsmarktes?
Nachfrage nach Arbeit:
- Unternehmen fragen Arbeitskräfte nach
Angebot von Arbeit:
- Erwerbsfähige bieten Arbeit an
-> Vorsicht: Diese Definitionen decken sich nicht mit dem herkömmlichen Sprachgebrauch, wo umgekehrt (aber falsch) davon gesprochen wird, das Unternehmen Arbeit anbietet und Erwerbsfähige Arbeit nachfragen
Preis auf dem Arbeitsmarkt: LOHN
Was bestimmt die Arbeitsnachfrage der Unternehmen?
Grundidee:
Je niedriger der Reallohn (das Entgelt für geleistete Arbeit nachdem die Inflation berücksichtigt wurde), desto mehr Arbeitskräfte werden nachgefragt
- Begründung: Löhne bilden einen wichtigen Kostenfaktor für Unternehmen. Geringere Löhne erlauben daher die Erstellung von mehr Gütern und Dienstleistungen, da
-> bestehende Unternehmen ihre Produktion ausweiten können
-> bisher nicht wettbewerbsfähige Unternehmen neu in den Markt eintreten können
Was bestimmt das Arbeitsangebot der Arbeitnehmer?
- Grundidee: Je höher der Reallohn, desto höher ist das Arbeitsangebot
- Begründung: Je höher die Löhne desto mehr sind die Arbeitnehmer geneigt, Freizeit gegen Arbeitszeit einzutauschen
-> ABER: Wenn eine bestimmte, zufriedenstellende, Einkommenshöhe erreicht ist, mögen auch höhere Reallöhne nicht zur Mehrarbeit motivieren. Deswegen sind der Einkommens- und der Substitutionseffekt einer Lohnerhöhung zu unterscheiden
Was ist der Unterschied zwischen Einkommens- versus Substitutionseffekt einer Lohnerhöhung?
Substitutionseffekt:
Steigende Arbeitsangebotskurve:
mit steigendem Reallohn wird mehr gearbeitet, weil die Arbeitnehmer bereit sind, Freizeit gegen Arbeit zu substituieren. Man spricht hier vom Substitutionseffekt der Lohnerhöhung.
Einkommenseffekt:
Denkbar ist auch, dass die Arbeitnehmer bei steigendem Lohn ab einem bestimmten Lohnsatz weniger arbeiten, weil sie ein bestimmtes Einkommensziel verfolgen. In diesem Fall spricht man vom Einkommenseffekt der Lohnerhöhung.
Wie kommt es zu Ungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt?
- Wie kann es nun zu einem Ungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt und damit Arbeitslosigkeit kommen?
Dazu gibt es zwei Erklärungsansätze:
1. Mikroökonomische Erklärung:
- Die Anreize zum Nichtstun sind zu hoch
- Die Löhne sind zu hoch
- Es bestehen Probleme bei der Koordination von Angebot und Nachfrage
- Makroökonomische Erklärung:
- Es fehlt an gesamtwirtschaftlicher Nachfrage
Wie schaut die Mikroökonomische Erklärung von “Klassische” Arbeitslosigkeit aus?
- Löhne am Arbeitsmarkt werden oft nicht frei durch den Marktmechanismus ermittelt
- In vielen Ländern gibt es Tarifverträge, in denen die Löhne durch Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften festgelegt werden
- Häufig sind diese auch für Unternehmen verbindlich, die keinem Arbeitgeberverband angehören (Allgemeinverbindlichkeit)
- Häufig gibt es auch Mindestlöhne als einheitliche Lohnuntergrenze
- Mögliches Ergebnis: Der dabei festgelegte Lohn ist höher als der Gleichgewichtslohn.
Was sind Implikationen des Mindestlohns?
- Zum festgelegten Lohnsatz besteht ein Angebotsüberschuss
- Arbeitsmarkt ist im Ungleichgewicht
- Voraussetzung: Mindestlohn muss für alle Unternehmen verbindlich sein. Sonst würden die Arbeitssuchenden (=Arbeitsanbietenden) stets bereit sein, für weniger zu arbeiten.
- Gewerkschaften können durch zu hohe Löhne die “Rente” der Arbeitnehmer zu Lasten der “Rente” der Unternehmer erhöhen
- Probleme:
-> Wohlfahrtsverlust für Gesellschaft
-> Arbeitslosigkeit und damit
-> ein “Insider-Ousider-Problem” bei Arbeitnehmern
Warum können Gewerkschaften ein Interesse an “zu hohen” Löhnen haben?
- Grundansatz: Monopol-Modell.
Gewerkschaften als monopolistische Anbieter (oder Kartell) für den Faktor Arbeit - Der Lohnsatz durch die Gewerkschaft wird so bestimmt, dass für die Arbeitnehmer eine optimale “Produzentenrente” erzielt wird.
Was ist das “Insider-Outsider-Problem” am Arbeitsmarkt?
Insider:
Arbeitnehmer, die bei überhöhtem Lohn beschäftigt werden, erzielen höhere “Rente” als ohne Gewerkschaft
Outsider:
Arbeitnehmer, die bei überhöhtem Lohn keine Beschäftigung erzielen, verlieren ihre gesamte “Rente”
Annahme bei diesem Modell:
- Gewerkschaften denken primär an ihre Mitglieder (“Insider”) und nicht an den Arbeitslosen (“Outsider”).
- Arbeitnehmer sind dauerhaft entweder Insider oder Outsider
Wieso passt die hohe Dynamik am Arbeitsmarkt nicht zu den “Insider-Outsider-Problem” Modellannahmen?
- Würden die Annahmen zutreffen, sollte es nur wenig Zu- und Abgänge bei der Arbeitslosigkeit geben. Das trifft in Deutschland aber nicht zu:
- Arbeitsmarktsituation in DE im August 2013:
-> Arbeitslosenzahl: 2.946.000
-> Zugänge in Arbeitslosigkeit: 709.000
-> Abgänge aus der Arbeitslosigkeit: 678.000 - Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass die Modellannahmen die Situation in einigen anderen Ländern z.b. Spanien und Griechenland, gut beschreiben
Was ist die Rolle von Gewerkschaften?
Wenn, wie in der Regel in DE, Gewerkschaften eine konstruktive (fördernde) Rolle einnehmen, haben sie einen wohlfahrtssteigernden Effekt:
- Vorteil der zentralen Lohnfindung für Unternehmen:
-> Einsparung von Transaktions- und Informationskosten durch Flächentarifvertrag
-> “Sozialer Friede” im Unternehmen
- Vorteil der zentralen Lohnfindung für Arbeitnehmer:
-> Schutz vor lokal übermächtigen Arbeitgebern
-> Problem der “asymmetrischen Information” (Unternehmen wissen potentiell viel mehr über die Lage am Arbeitsmarkt als die Arbeitnehmer) wird vermieden
Was gibt es für Alternative Implikationen des Mindestlohns?
- In bestimmten Fällen kann ein Mindestlohn zu positiven gesamtwirtschaftlichen Effekten führen
- So ist es in Niedriglohnländern denkbar, dass Arbeitnehmer aufgrund des Einkommenseffektes bei Senkung der Löhne mehr arbeiten müssen statt weniger, um ihre Lebensgrundlage zu sichern. Die Arbeitsangebotskurve hat in diesen Fällen einen untypischen Verlauf. Ein Mindestlohn kann hier die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt steigern
Was ist die Makroökonomische Erklärung von Arbeitslosigkeit?
- In bestimmten Situationen, z.B. Finanzkrisen, kann es aufgrund der dadurch ausgelösten Konsumzurückhaltung zu einem drastischen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage kommen
- Wenn Unternehmen dadurch in wirtschaftlichen Schwierigkeiten geraten, entlassen sie Arbeitnehmer und die Arbeitslosigkeit steigt.
- Im Falle von Arbeitslosigkeit aufgrund solcher Nachfrageschocks, während Lohnsenkungen contraproduktiv; denn die Nachfrage würde dann noch weiter sinken.
- Die genaue Modellierung von gesamtwirtschaftlichen Nachfrageschocks ist Gegenstand der Makroökonomie.
- In der Praxis ist oft nicht eindeutig klar, ob Arbeitslosigkeit mikroökonomische (zu hohe Löhne) oder makroökonomische (zu geringe gesamtwirtschaftliche Nachfrage) Ursachen hat. In der aktuellen Coronapandemie ist das jedoch unstrittig.