Abwrackung Flashcards
Abwrackung
Heutzutage wird der Großteil der Schiffe unter grober Verletzung der Menschenrechte und erheblichen Umweltschädigungen entsorgt. 98% der weltweiten Abwrackung erfolgt in 5 Ländern –> Alang in Indien (bedeutendster Ort), Bangladesch, Pakistan, China, Türkei. 2015 wird eine erneute Spitze an Abwrackungen erwartet, wenn 800 Einhüllentanker entsorgt werden müssen.
Arbeiter nehmen Schaden durch: Kontakt mit giftigen Stoffen, eigene Stürze und Absturz von Material auf die Arbeiter, wodurch sie sich irreversible Krankheiten zuziehen. Nicht die geringsten Schutzmaßnahmen existieren, um sie beim Umgang und dem Einatmen von giftigen Stoffen zu schützen.
Für Giftmüll, vor allem Ölschlamm und Öle, Farben, PVC und Asbest existiert keine Abfallnachbehandlung, nicht einmal elementare Umweltnormen werden eingehalten. Der Müll verschwindet völlig unkontrolliert. In Bangladesch werden des Weiteren nicht einmal Entgasungsbescheinigungen vorgeschrieben.
Die Ausfuhr von Schiffen aus der EU zum Zwecke der Abwrackung in Ländern die nicht zur OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) gehören, wenn sich an Bord gefährliche Abfälle gehören, ist nach dem Basler Verbot und der Abfallverbringungsverordnung verboten. Indien, Pakistan und Bangladesch gehören nicht dazu.
Durch häufige Eigentümerwechsel, teils auch in Scheinreedereien, Umbenennung und Umflaggungen der Schiffe, ist die Umsetzung dieser Rechtsvorschiften sehr problematisch. Die Schifffahrtskrise führt zum aus technischer Sicht viel zu frühem Abwracken. Das einzige Ziel der Gesellschafter ist schnellstmöglich den Stahlpreis herauszuholen.
Die Schiffe werden teilweise auch absichtlich fahruntüchtig gemacht, z.B. durch mangelnde Klimatisierung, damit ein Zustand hergestellt wird, bei dem das Schiff von hoher See eine Abwrackwerft in einem nicht OECD-Land anlaufen kann.
Alternativ muss das Schiff so dekontaminiert werden (vorgereinigt) werden, dass es nicht mehr als gefährlicher Abfall einzustufen ist. Allerdings verliert das Schiff so seine Fahrtüchtigkeit!
Der Barkäufer zahlt einen Preis in USD pro Leertonne (Ldt). Die Leertonnage entspricht in etwa dem Stahlgewicht des Schiffes. Starke Nachfrage nach Stahlschrott in China und das geringe Angebot an Schiffen haben die Preise in jüngster Zeit nach oben schnellen lassen (500USD/ltd). In Bangladesch werden derzeit die höchsten Preise gezahlt. Abwrackunternehmen in Bangladesch, denen keine Kosten für Umweltschutz, Gesundheit und Sicherheit entstehen, zahlen gegenwärtig für Schiffe 450-500 USD/ltd. In China wird 240 USD/ltd und in den USA 24 USD/ltd gezahlt. Ein weiterer Faktor sind die unterschiedlichen Arbeitskosten in Asien und Europa. Während Arbeiter der Abwrackwerften in Bangladesch und Indien 1-2 USD/Tag verdienen und die Aufwendungen des Arbeitgebers für Sicherheit und Gesundheit kaum ins Gewicht fallen, kostet ein Arbeiter in Bulgarien ca. 13 USD/Tag und in den Niederlanden 250 USD/Tag.
Abwrackung von Schiffe ist in Südostasien eine wichtige Rohstoffquelle. Bangladesch gewinnt 80-90% seines Stahls aus verschrotteten Schiffen.
Hong Kong International Convention for the Safe and Environmentally Sound Recycling of Ships
Wurde auf einer Konferenz in China vom 11-15 Mai 2009 beschlossen, an welcher Delegierte aus 63 Ländern teilnahmen
„Inventory of Hazardous Materials“ (IHM) muss jedes Schiff erstellen
Abwrackwerften haben einen „Ship Recycling Plan“ zu erstellen, aus dem hervorgeht, wie jedes einzelne Schiff abgebrochen werden soll und wie mit den zu erwartenden Gefahrstoffen umgegangen wird.
Auch wenn die Hong Kong Convention noch immer nicht ratifiziert wurde, gewinnt das umweltfreundliche Abwracken weiter an Bedeutung. In China erfüllen bereits rund ein Drittel der Abwrackwerften bereits Kriterien für umweltfreundliches Recycling.
Kritik:
Beaching und pre-cleaning wird nicht verboten.
Beaching
¾ der Abwrack-Kapazitäten beruhen auf „Beaching“. Um kein dauerhaftes Scheitern einer Ratifizierung zu riskieren oder noch dunklere Entsorgungswege zu provozieren, besteht die HKC auf Vorschriften für einen Gesundheitsschutz der Arbeiter und Entsorgungsvorschriften für Gefahrstoffe.
Pre-Cleaning
Pre-Cleaning vor Erreichen der Abwrackstandorte in den Entwicklungsländern würde dazu führen, dass die Schiffe nicht mehr seetüchtig sind. Diese Schiffe wären dann aber noch über die Weltmeere auf dem Weg zum Abwracker. Das könnte auch wieder dunklen Geschäften die Tür öffnen. Nicht seetüchtige Schiffe sind halt immer „auf dem Weg zum Abwracker“
Europäische Idee eines Abwrackfonds.
Grundsatz der Herstellerverantwortung. Eigentümer müssen die volle Verantwortung für die Ordnungsgemäße Entsorgung übernehmen.
Obligatorischer Bestandteil des neuen internationalen Überinkommens zur Schiffsabwrackung
Über Hafengebühren oder Pflichtversicherungen die mit dem Schiff während der gesamten Nutzungsdauer verknüpft à Schutz vor Umflaggung.