7 Essstörungen: Diagnostik Flashcards

1
Q

Nenne typische Indikatoren für gestörtes Essverhalten und warum es wichtig ist, diesen ggf. bereits klinische Aufmerksamkeit zu schenken.

A
  • Einsatz von Appetitzüglern & Abführmitteln
  • Verwendung von Lightprodukten
  • Wechsel zwischen übermäßigem Essen und Diät
  • Kalorienzähnen
  • Schwankendes Gewicht

Gestörtes Essverhalten kann Vorbote einer behandlungsbedürftigen, “full-on” Essstörung sein. Daher lieber frühzeitig Hilfe holen.

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2
Q

Was ist Orthorexia nervosa, ein neuer “Trend” unter den essgestörten Verhaltensweisen?

A
  • übertriebene Beschäftigung mit gesunder Ernährung
  • viel Zeitaufwand für Nahrungsauswahl und -zubereitung
  • dogmatischer Umgang mit gesunder Ernährung –> auch soziale Konsequenzen
  • kann Vorbote einer Magersucht o.ä. sein
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3
Q

Was ist Biggerexia nervosa, ein neuer “Trend” unter den essgestörten Verhaltensweisen?

A
  • “Muskelsucht” bei Jungen
  • verbunden mit Störung der Selbstwahrnehmung (subjektiv schmächtig, obwohl muskulös)
  • zwanghafte Trainingspläne etc.
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4
Q

Nenne die unter F5 (Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren) aufgeführten Essstörungen.

A
F50.0 AN
F50.1 Atypische AN
F50.2 BN
F50.3 Atypische BN
F50.4 Essattacken bei sonstigen psych. Störungen
F50.5 Erbrechen bei sonstigen psych. Störungen
F50.8 Sonstige Essstörungen
F50.9 NNB Essstörung
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5
Q

Welche Phänomene sind von den Essstörungen unter F5 ausgeschlossen?

A
  • Fütterschwierigkeiten und Betreuungsfehler
  • Fütterstörung im Kleinkind- und Kindesalter
  • Polyphagie (überm. Durst)
  • nnb. Anoerxia
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6
Q

Nenne zentrale Aspekte der Anorexia nervosa nach ICD10.

A
  • absichtlich selbst herbeigeführter Gewichtsverlust, Unterernährung mit sekundär endokrinen und metabolischen Veränderungen & körperlichen Funktionsstörungen
  • spezifische Psychopathologie mit Angst vor dicker und schlaffer Körperform als tiefverwurzelte überwertige Idee, Festlegung einer sehr niedrigen Gewichtsschwelle
  • oft bei Heranwachsenden, jungen Menschen und Kindern vor der Pubertät (+ Frauen vor Menopause)
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7
Q

Wodurch entsteht bei der AN der Leidensdruck?

A
  • Folgeerscheinungen (Konzentrationsstörungen, Depression…)
  • NICHT über das niedrige Gewicht
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8
Q

Was ist Ausschlusskriterium für AN?

A

(psychogener) Appetitverlust

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9
Q

Nenne die diagnostischen Kriterien für eine Anorexie nervosa (nach ICD10 oder DSM5).

A

A. Weigerung, das Minimum des für Alter & Körpergröße normalen Körpergewichts zu halten (

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10
Q

Wonach bestimmt sich der Schweregrad einer Anorexie?

A

über den BMI

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11
Q

Nenne und charakterisiere die Subtypen der Anorexie

A
  1. Restriktiver Typ: Während der anorektischen Episode KEINE regelmäßigen Heißhungeranfälle oder Erbrechen, Laxanzien, Diuretika
  2. Binge-Eating/Purging-Typ: Während der anorektischen Episode regelmäßige Heißhungeranfälle oder Erbrechen bzw. Laxanzien / Diuretika
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12
Q

Was geben Wachstumskurven für den BMI an?

A

geben für Mädchen und Jungen die sich je nach Alter und BMI (Größe und Gewicht) ergebenden, Unter-, Normal- und Übergewichtsbereiche an

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13
Q

Was ist bei einer atypischen Anorexia nervosa anders und wann sollte diese Diagnose NICHT gestellt werden?

A
  • erfüllt einige Kriterien der F50.0, aber das gesamte klinische Bild rechtfertigt die Diagnose nicht (zB fehlen Schlüsselsymptome wie deutliche Angst vor Dicksein oder Amenorrhö)
  • Diagnose sollte bei bekannter körperlicher Krankheit mit Gewichtsverlust NICHT gestellt werden
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14
Q

Nenne zentrale Aspekte der Bulimia nervosa nach ICD10

A
  • wiederholte Heißhungeranfälle und übertriebene Beschäftigung mit Gewichtskontrolle –> Verhaltensmuster von Essanfällen und Erbrechen / Abführmittelgebrauch
  • psychische Merkmale ähneln der AN
  • Erbrechen kann zu Elektrolytstörungen / körperlichen Komplikationen führen
  • oft in der Anamnese frühere Episode einer AN
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15
Q

Wodurch entsteht bei BN der Leidensdruck?

A

Essattacken und erlebter Kontrollverlust

NICHT bezüglich ungesunder kompensatorischer Strategien!

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16
Q

Nenne die diagnostischen Kriterien der BN nach DSM 5.

A

A. Wiederholte Episoden von FRESSATTACKEN mit den Merkmalen 1) Verzehr sehr großer Nahrungsmenge in best. Zeitraum, 2) Gefühl des Kontrollverlustes über das Essverhalten während der Episode

B. Wiederholte Anwendung unangemessener KOMPENSATORISCHER VERHALTENSWEISEN gegen Gewichtszunahme (zB Erbrechen, Laxanzien, Diuretika, Klistieren, Fasten, übermäßiger Sport)

C. Die Fressattacken und komp. Verhaltensweisen treten seit MIND. 3 MONATEN durchschnitt. MIND. 1x PRO WOCHE auf

D. Figur und Körpergewicht haben übermäßigen Einfluss auf SELBSTBEWERTUNG

E. Störung tritt nicht ausschließlich im Verlauf von AN-EPISODEN auf

17
Q

Worüber bestimmt sich be BN der Schwertgrad (sowie Spezifikationsmerkmale für (Teil)remission?

A

Anzahl der Essanfälle pro Woche

18
Q

Was ist bei der atypischen BN anders?

A

erfüllt einige Kriterien der F50.0, aber das gesamte klinische Bild rechtfertigt Diagnose nicht (zB f Schlüsselsymptome wie Essanfälle oder übermäßiger Abführmittelgebrauch OHNE signifikante Gewichtsveränderungen (?) oder ohne typische übertriebene Sorge um Körperform und Gewicht

19
Q

Was sind “Essattacken bei anderen psychischen Störungen” und was ist davon ausgeschlossen? (F50.4)

A
  • übermäßiges Essen als Reaktion auf belastende Ereignisse (Trauer, Unfälle, Geburt..) –> vgl. Psychogene Essattacken
  • Ausschluss: Adipositas
20
Q

Wann liegt zB “Erbrechen bei anderen psychischen Störungen” vor? (F50.5)

A

bei wiederholtem Erbrechen bei dissoziativen Störungen (F44) und Hypochondrie (F45), das nicht unter andere Zugstandbilder außerhalb des Kapitels 5 klassifiziert werden kann

21
Q

Was fällt unter “Sonstige Essstörungen”? (F50.8) Was ist davon ausgeschlossen?

A
  • Pica bei Erwachsenen (Essen ungenießbarer Dinge)
  • Psychogener Appetitverlust

Ausschluss: Pica im Kindesalter (R98.3)

22
Q

Was fällt unter “NNB Essstörungen” (F50.9)

A
  • unangemessenes Kompensationsverhalten normalgewichtiger Person nach Verzehr kleiner Nahrungsmengen
  • wiederholtes Kauen u Ausspucken großer Nahrungsmengen
  • Binge-Eating Störung
23
Q

Nenne die diagnostischen Kriterien der Binge-Eating-Disorder nach DSM5.

A

A. Wiederkehrende ESSANFÄLLE (Schnelle Aufnahme großer Nahrungsmenge in kurzer Zeitspanne + Kontrollverlust)

B. Essanfälle gekennzeichnet durch (mind 3):

  1. Schnelleres Essen als gewöhnlich
  2. Völlegefühl
  3. Essen ohne Hungergefühl
  4. Alleine essen aus Schamgefühl
  5. Gefühle von Ekel, Depression, Schuld

C. Störung sehr BELASTEND

D. Essanfälle an MIND 1 TAG PRO WOCHE über Zeitraum von 3 MONATEN

E. Kriterien einer BN oder AN sind NICHT ERFÜLLT

24
Q

Wonach definiert sich bei Binge Eating Disorder der Schwertgrad?

A

Anzahl der Essanfälle pro Woche

25
Q

Was fangen wir diagnostisch mit Übergewicht an?

A
  • weder im ICD noch im DSM als eigenständige Diagnose
  • wenn Übergewicht = URSACHE einer psychischen Störung, so benenne die psychische Störung und kodiere zusätzlich E66.0 (Adipositas) oder E.66.0 (Adipositas per manga)
  • wenn Essstörung mit Übergewicht EINHERGEHT, kann nach ICD10 mit F54 (Psychologische (Verhaltens)Faktoren bei andernorts klassifizierter Krankheit (Adipositas)) klassifiziert werden.
26
Q

Wann liegt Adipositas vor?

A

wenn der Anteil von Körperfett relativiert an der Gesamtkörpermasse zu hoch ist
–> zur Schätzung: BMI

Adipositas ab BMI = 30
(30-34 Grad I, 35-39 Grad II, 40-44 Grad III)

27
Q

Wie berechnet sich der BMI?

A

Gewicht (kg) durch Körpergröße^2 (m^2)

28
Q

Ab welchem BMI Untergewicht, ab welchem anorektisches Gewicht, ab welchem stationäre Aufnahme empfohlen und ab welchem Lebensgefahr?

A

Untergewicht: 18.5
anorektisch: 17.5
stationär: 16.0
Lebensgefahr: 12.0

29
Q

Welche psychischen Differenzialdiagnosen sind bei AN und BN zu bedenken?

A
  • Anoraktische Reaktionen / psychogenes Erbrechen im Rahmen von Belastungs- / Anpassungsstörungen
  • Somatoforme Störungen
  • Dissoziative Störungen
  • Borderline- PS
  • Zwangsstörungen
  • Depressive Syndrome im Rahmen anderer Erkrankungen (zB depressive Episode)
  • Schizophrene Psychosen / andere wahnhafte Störungen
30
Q

Welche somatischen Differenzialdiagnosen sind bei AN und BN zu bedenken?

A
  • Malapsorptoionssyndrome (zB Pankreatitis)
  • Anämie
  • Hypercalciämie
  • Schilddrüsenfunktionsstörungen
  • Diabetes
  • HNO-Erkrankungen
  • chronische Infektionen
  • Tumorerkrankungen
  • unerwünscht Medikamentenwirkungen…
31
Q

Welche komorbiden Störungen sind bei Essstörungen häufig?

A
  • affektive: MD, Dysthymie
  • Angst: Zwangsstörungen, zwanghafte PS öfter bei AN. soziale Phobie öfter bei BN
  • Substanzstörungen: öfter bei BN
  • PS: Cluster B öfter bei bulimischer Form von AN / BN, Cluster C bei beiden Störungen
32
Q

Wozu dient die ärztliche Untersuchung / medizinische Diagnostik bei Essstörungen?

A
  • differenzialdiagnostischer Ausschluss somatischer Erkrankungen
  • Feststellung, ob internistische Behandlung ggü. Psychotherapie hat (wegen körperlicher Komplikationsstörungen)
  • Feststellung, ob Patient stabil genug für ambulante PT
33
Q

Welche diagnostischen Methoden gibt es allgemein (bezüglich Essstörungen)?

A
  • ärztliche Untersuchung!
  • Exploration, ggf. von Angehörigen
  • Verhaltensanalyse, hypothetisches Bedingungsmodell (Funktionalität?)
  • Mahlzeitenprotokolle, ggf. Verhaltensbeobachtungen
  • ggf. anamnestische Gewichtskurve
  • strukturierte Interviews und störungsspezifische Diagnostik
34
Q

Nenne Verfahren zur Erfassung der störungssspezifischen Diagnostik von Essstörungen.

A

Experteninterviews:

  • Eating Disorder Examination (EDE)
  • Strukturiertes Inventar für AN und BN (SIAB)

Selbsteinschätzungsinstrumente:

  • Eating Disorder Inventory (EDI)
  • Weight Concern Scale (WCS) - eher Screening
  • Fragebogen zum Essverhalten
35
Q

Welcher Aspekt ist im Rahmen der Diagnostik und initialen Therapieplanung wichtig?

A

MOTIVATION abklären

  • überprüfen, ob Pat zu diesem Zeitpunkt wirklich selbst motiviert für eine Veränderung und nicht nur äußerem Druck folgt
  • nützlich: Leidensdruck auf verschiedenen Ebenen erfassen, später sinnvoll für Motivationsaufbau

Auch: In den ersten Gesprächen BEFÜRCHTUNGEN und AUFRECHTERHALTENDE PROZESSE ansprechen

36
Q

Durch welche allgemeinen klinischen Interviews lassen sich Essstörungen nach DSM oder ICD diagnostizieren?

A
  • SKID (strukturiert)
  • DIPS (strukturiert)
  • Eating Disorder Examination (strukturiert)
  • Strukturiertes Interview für AN und BN (Experteninterview und Selbsteinschätzung)
37
Q

Nenne diagnostische Instrumente für essstörungsspezifische Symptomatik und/oder Screening.

A

Selbstbeurteilungsinstrumente:

  • Eating Disorder Inventory (EDI)
  • Eating Attitudes Test (EAT, AN-Screening)
  • Fragebogen zum Essverhalten (FEV)
  • AN-Inventar (prognostisches Screening für Risikogruppen)
  • Weight Concerns Skala (WCS; Screening für AN und BN)
38
Q

Was sollte die Diagnostik bei Patientinnen mit (potentieller) Essstörung umfassen?

A

MEDIZINISCHE UNTERSUCHUNG wegen körperlicher Risiken

ALLG. PSYCHOLOGISCHE DIAGNOSTIK: strukturiertes Interview (zB SKID, DIPS) zur Erhebung zentraler psychopathologischer Symptomkomplexe und
Komorbiditäten

STÖRUNGSSPEZIFISCHE DIAGNOSTIK zur Erfassung der spezifischen Psychopathologie von Essstörungen weitere Interviews:
- EDE
- SIAB
Zur genaueren Quantifizierung einzelner Symptombereiche zusätzlich Selbstbeurteilungsverfahren:
- EAT
- EDI