7. Entscheidungs- und Spieltheorie Flashcards
Allgemeines zu Entscheidungs- und Spieltheorie
– wurden in Sozial- und Verhaltenswissenschaften entwickelt
- hängen eng miteinander zusammen
- haben aber auch klar unterschiedliche Fragestellungen
- versuchen mithilfe von Logik und Mathematik philosophische Fragestellungen zu erklären:
- —> wodurch ist das menschliche Handeln gekennzeichnet?
- —> warum bezeichnen wir bestimmte Handlungen als rational
Doppelter Charakter menschlichen Handelns
– deskriptiv:
Handeln wird mithilfe formaler Wissenschaften (zB Mathematik, Logik) beschrieben
– präskriptiv:
Standards werden festgelegt, die Handeln als rational auffassen
Entscheidungstheorie
- Möchte ein wissenschaftliches Modell menschlichen Handelns eines einzelnen Individuums entwickeln
- basiert auf Vereinfachung
- ist nicht präskriptiv oder handlungsleitend
- Entscheidungstheorie spart aus, dass wir NICHT alleine Handeln -> hier kommt die Spieltheorie ins Spiel
Wichtige Vertreter:
Donald Davidson
Frank P. Ramsey
Spieltheorie
- beschreibt Handlungen mehrerer Individuen und deren Abhängigkeiten voneinander
- beschreibt NICHT die Handlung von Einzelnen
- Entwickler: John von Neumann (Mathematiker in 1940er)
- “Spiel” = Situation, in der mehr als 2 Individuen etwas entscheiden müssen
- die Nützlichkeit einer Entscheidung hängt von der Entscheidung anderer Beteiligter ab
- berühmtes Beispiel: Gefangenendilemma
Handlungstheorie
D. Davidson
– Prämisse: Empirismus
- Beobachtbares Verfahren soll festgestellt werden
- wozu Erfahrungsdaten (aus dem Wissen über Handlungen aus Erfahrungen) ausgewertet werden sollen
ABER: Wie weiß ich, ob das Verhalten absichtlich oder unabsichtlich ist?
> aus der Absicht des Handenden
»> unzureichende Antwort, weil: Absichten sind mentale Zustände und nur dem zugänglich, der sie hat
> Frage muss geändert werden: Welche Erfahrungdaten stehen zur Verfügung, die beobachtbares Verhalten als Handeln ansehen?
» Theorie über bestimmte Bedürfnisse und Überzeugungen von Menschen muss gebildet werden
» wenn der Handelnde einen guten Grund hat, gilt die Handlung als absichtlich
> ABER: Was ist ein guter Grund?
» Frank P. Ramsey beantwortet die Frage nach Handlungsrationalität in “Truth and Probability”
» ein guter Handlungsgrund muss kohärent in eine Gesamttheorie eingliederbar sein
» es muss immer ein Gesamtbild betrachtet werden - bestimmtes Verhalten kann nie isoliert betrachtet werden
Handlungsrationalität
Frank P. Ramsey
– Kernfrage: Was ist ein guter Grund für eine Handlung?
- Handlungen sind von Wünschen und Meinungen bestimmt
- wir handeln also so um unsere Wünsche zu verwirklichen
- Bedürfnisse und Überzeugungen werden mit der Wahrscheinlichkeit des Eintretens bestimmter Handlungsfolgen und deren Nützlichkeit verknüpft
Bsp:
Wenn ich jemanden ins Gesicht schlagen möchte, versuche ich vor der Entscheidung dazu abzuschätzen ob er zurückschlagen wird oder nicht. Aufgrund der Wahrscheinlichkeit des Eintretens treffe ich die Entschiedung.
Gefangenendilemma
Spiel aus der Spieltheorie
2 Personen werden beschuldigt eine Bank ausgeraubt zu haben. Es gibt keine stichhaltigen Beweise gegen sie, aber beide trugen eine illegale Waffe bei sich.
Sie werden getrennt voneinander verhört.
Der Staatsanwalt macht beiden dasselbe Angebot:
– Gesteht X und Y schweigt, erhält der geständige X Straffreiheit und der schweigende Y 5 Jahre Haft.
– Schweigen beide, sitzen beide jeweils 3 Jahre in Haft.
– Schweigen beide, sitzen beide jeweils 1 Jahr wegen illegalem Waffenbesitz.
Was sollen sie tun?
————————————————————-
> > ihre Entscheidung sinnd von den Entscheidungen des anderen abhängig
der Gesamtnutzen wird durch Kooperation maximiert
aus Sicht des Einzelnen ist jedoch die einzige rationale Strategie nicht zu kooperieren
—————————————————————–
Inzwischen gibt es reichhaltiger und komplexere Modelle:
Bsp: Wie verhalten sich die Verdächtigen? - Der Staatsanwalt kann nur die Eintrittswahrscheinlichkeit abschätzen
Probleme der Spieltheorie
- — soziale Wirklichkeit wird nur unvollkommen abgebildet
- - man hat kein völlig transparentes Wissen über die Spielfolgen, nur Schätzungen
Philosophische Probleme von Entscheidungs- und Spieltheorie
> > Kann sich die Rationalität des Menschen restlos erschöpfen?
> > Muss man auch andere Faktoren berücksichtigen, die Einfluss auf menschliches Handeln haben können?