1
Q

Allgemeines zur Metaphysik

A

– Metaphysik muss gleichzeitig mit ihrer Kritik behandelt werden

– Metaphysik gibt es seit über 2000 Jahren > ihre Fragen sind immer noch relevant

– für zeitgenössische Debatten sind große Vorkenntnisse nötig

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2
Q

(Aufgabe der )Metaphysik

Aristoteles

A

– Aristoteles führt die Metaphysik als neue Wissenschaft ein

    • 2 Teile der Metaphysik:
  • — Ontologie
  • — Theologie
    • Metaphysik befasst sich mit Eigenschaften (= Prinzipien), die allen Seienden deswegen zukommen, weil sie Seiend sind
    • andere Wissenschaften untersuchen nur bestimmte Eigenschaften des Seienden (Bsp: Mathematik untersucht Zahl und Maß)
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3
Q

Ziel der Metaphysik

Aristoteles

A

Das Erreichen der Weisheit durch die Kenntnis erster Gründe und letzter Prinzipien

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4
Q

Ontologie

A

Lehre vom Seienden

lat. metaphysica generalis

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5
Q

Theologie

A

Lehre der ersten Ursache der Welt

lat. metaphysica specialis

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6
Q

Prinzipien

A

= Eigenschaften

  1. müssen zu einem “Träger” gehören
    »> Die Verbindung zwischen Prinzip und Träger muss einsehbar und notwendig sein, nicht bloß zufällig
  2. “Element” des Seienden kann nur sein, was Element des Seienden ist = Elemente müssen zugleich erste Ursache des Seienden als Seienden sein
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7
Q

“Sein”

Aristoteles

A

– vielfache Bedeutung

– hat immer denselben Bedeutungskern, der die verschiedenen Verwendungen miteinander verknüpft

Bsp:
“Der Apfel ist rot” ( “sein” beschreibt eine Eigenschaft)
“Gott ist” (“sein” beschreibt die Existenz)

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8
Q

Ousia

A

– ist die primäre Bedeutung von Sein

– ist das Erste, von dem alle anderen Dinge abhängen
»> erste Prinzipien und Ursachen müssen von Philosophen erfasst werden

    • dt. “Seiendheit”, “das wahrhafte Sein”
    • lat. “substantia”, “essentia”

– Aristoteles unterscheidet in 17 Arten von Ousia
Bsp: Dinge, die Selbst ousia sind
Veränderungen einer ousia
Entstehen einer ousia

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9
Q

Bedeutung von Sein bei Aristoteles

A
    • Die Ontologie behandelt das Seiende als Seiendes
    • also die wesentlichen Prinzipien, die dem Seienden zukommen, weil es ein Seiendes ist
    • diese Prinzipien benötigen einen Träger
    • dieser Träger wird durch die Analyse des Ausdrucks “sein” gesucht
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10
Q

“Sein”

Thomas von Aquin

A

– das Seiende ist für unser Erkenntnisvermögen das “Bekannteste”

– erst muss man den Gegenstand erkennen, der Gegenstand unserer Erkenntnis ist

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11
Q

Aufgabe der Metaphysik

Thomas von Aquin

A
    • Voraussetzungen dessen aufzeigen, was wir für wahr halten
    • dadurch können zugrundeliegende Prinzipien erkannt werden
    • alle Begriffe, die wir für ein Subjekt entwickelt haben, beziehen sich auf das “Bekannteste” oder sind hinzugefügt
    • Hinzufügungen müssen intern sein - sie drücken die Bedeutungsschattierungen des Wortes “sein” aus
    • T. v. Aquin erweitert Aristoteles’ Prinzip des ousia durch Seinsmodi
    • Alles Seiende gehört in 10 Kategorien
    • es gibt eine Bedeutungserweiterung des Begriffes “sein” zB “an sich sein” der Substanz, Übereinstimmung von Sein und Seele
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12
Q

Bedeutungsdimensionen von “sein”

A

Hinzugefügter Seinsmodus als…
… Besonderer Seinsmodus
… Allgemeiner Seinsmodus

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13
Q

Besonderer Seinsmodus

A
    • bezieht sich auf Grundbegriffe der aristotelischen Logik und Metaphysik, also auf Kategorien
    • jeder Begriff gehört in eine von 10 Kategorien

Bsp: Substanz (= Nachfolgebegriff von ousia)
» Substanzen existieren selbstständig, ohne auf das Seiende angewiesen zu sein = “esse per se” (= dt an-sich-sein)

Bsp: Eigenschaften existieren nicht per se
» sind immer bezogen auf ein anderes Seiende

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14
Q

Allgemeiner Seinsmodus

A

– “Transzendentalien” = Seiendes, ungeachtet der Kategorie

    • Seinsmodus bezieht sich auf ein einzelnes Ding
  • —— es wird bejahend ausgedrückt > ist nicht mehr nur “seiend” sondern eine “Sache”, die durch essentia festgelegt ist > anders: “Sache” = Seiendes, durch seine Essentia festgelegt
  • —— es wird verneined ausgedrückt > “Seiendes” ist Eines = Individuum
    • Seinsmodus bezieht sich auf ein Ding in Beziehung zu anderen Dingen
  • —— Unterschied zu anderen Dingen wird ausgedrückt
  • —— Übereinstimung zu anderen Dingen wird ausgedrückt
  • ———- können nicht, miteinander übereinstimmen, wenn sie zu verschiedenen Kategorien gehören.
  • ———- Ausnahme: Seele
  • ———- Gegenstand ist wahr > Übereinstimmung mit Erkenntniskraft der Seele
  • ———- Gegenstand ist gut > Übereinstimmung mit Strebekraft der Seele
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15
Q

Gattungsbegriff bei Aristoteles

A

= Oberbegriff für Arten

– Gattungsbegriff kann einem weiteren, höherem Gattungsbegriff untergeordnet sein (Bsp Stuhl ist ein Sitzmöbel - Sitzmöbel sind eine Möbelart)

    • oberster Oberbegriff = Kategorie
    • das Finden von Oberbriffen stößt an ihre Grenzen
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16
Q

Individuation

A

Hintergrund zu Kants’ Existenzbegriff

T. v. Aquin:

    • Individuum = etwas unteilbares = negativ
    • Prinzip der Individuation hängt davon ab, warum etwas unteilbar ist

G. Leibnitz:

    • Individuum = alle Prädikate eines Subjektes erscheinen ersichtlich (= essentia)
    • Individuum ist etwas unverwechselbares
    • identisch = alle Eigenschaften stimmen mit denen vom anderen überein
    • unterschiedlich = eine einzige Eigenschaft unterscheidet sich von etwas anderem
17
Q

Vorkritische Schriften

A

= Schriften, die vor Kants’ “Kritik der reinen Vernunft” (1781) veröffentlicht wurden

> Schriften danach werden als “kritisch” bezeichnet

18
Q

“Sein”

I. Kant

A

– beschäftigt sich mit der metaphysica specialis (= Theologie)

    • aus der metaphysica generalis (= Ontologie) behandelt er nur den Begriff der Existenz
  • —- es geht um das “sein”, das die Existenz eines Dinges behauptet
  • —- Verhältnis von Wirklichkeit und Möglichkeit wird beleuchtet
  • —- Wie sollen mögliche von wirklichen Dingen unterschieden werden?
19
Q

2 Thesen zur Existenz in I. Kants. “Kritik der reinen Vernunft” (1781)

A

These 1:
Dinge werden durch ihre Eigenschaften als existierend behauptet
» “sein” wird benutzt um etwas als existierend zu beschreiben (= “sein” im existentiellen Sinn)
» “sein” ist KEIN Prädikat, das dem Begriff “Ding” etwas hinzufügt

These 2:
“Sein” wird als Kopula verwendet
»> einem Ding (= Subjekt) wird eine Eigenschaft (= Prädikat) zugeschrieben
»> es gibt dadurch keine klare Unterscheidung vom existentiellen Sinn

Bsp:
€ 100,– möglich und wirklich > ich erfasse (denkend) 100 Einheiten eines Zahlungsmittels
€ 100,– möglich > ich erfasse nur den Begriff
€ 100,– wirklich > der Begriff wird wirklich, durch einen Blick in die Geldbörse

20
Q

Vorkritische Überlegungen Kants’

zur Existenz als Prädikat

A

Existenz…
… kann nur durch Erfahrung festgestellt werden
… kann NICHT durch reines Denken festgestellt werden
… ist das im Begriff Gedachte, das in Wirklichkeit erfahren
… Beziehung zwischen Erkennendem und Gegenstand
… kein Prädikat eines Subjekts

Wirklichen Gegenständen, kann man das Prädikat der Existenz NICHT hinzufügen, ohne zu wissen, ob sie es verdienen, sprich existieren

21
Q

Kopula

A

= Bindeglied, das Subjekt und Prädikat zu einer Aussage verbindet

22
Q

Existenz bei Kant

zusammengefasst

A

– der Begriff des Individuums ist (vom göttlichen Standpunkt) vollständig festgelegt > sind zu unterscheiden

– Individualbegriffe können durch mögliche und wirkliche Dinge bestimmt sein > Prädikat der Existenz gehört nicht dazu

– Existenz kann deshalb kein Prädikat eines Individualbegriffs sein

– Existenz = Verhältnis zwischen erkennenden und erfahrenden Subjekt

23
Q

Theorie sprachlicher Bedeutung

R. Carnap

A

= Grundlage von Carnaps Metaphysik-Kritik

"a" = beliebiges Wort
"S(a)" = Elementarsatz (= Satz mit einstelligem Prädikat), in dem es auftritt

Ein Satz (“S(a)”) und die verwendeten Wörter (“a”) sind nur unter 4 Bedingungen bedeutungstragend:

  1. “a” muss empirische Kennzeichen haben
    = durch Erfahrung feststellbare Merkmale
    Bsp: empirisches Kennzeichen für Diamant = härtestes Mineral
  2. Ableitung des Protokollsatzes “S(a)” steht fest
    = Satz mit Feststellung eines empirischen Kennzeichens
    Bsp: Dieser Diamant ist das härteste Mineral.
  3. Wahrheitsbedingungen für “S(a)” stehen fest:
    = “a” hat nur dann eine Bedeutung, wenn die Protokollsätze ein Kriterium erfüllen
    Bsp: Der Diamant ist das härteste Mineral > ist nur wahr, wenn die Protokollsätze die Erfüllung des Kriteriums (= “härtestes Mineral”) aussagen
  4. Weg zur Verifikation von “S(a)” ist die Menge der Protokollsätze

Dieses Verfahren kann an metaphysischen Sätzen NICHT angewendet werden

24
Q

Metaphysische Sätze vs Theorie sprachlicher Bedeutung

A

– Carnaps’ Verfahren der Theorie sprachlicher Bedeutung kann an metaphysischen Sätzen NICHT angewendet werden

– metaphysische Sätze genügen den Anforderungen nicht

– deshalb haben sie KEINE Bedeutung

25
Q

Bedeutungslosigkeit metaphysischer Sätze

A

Warum fällt die Bedeutungslosigkeit metaphysischer Sätze nicht auf?

– Illusion der Sinnhaftigkeit bei metaphysischen Sprache -> Gefühle und Vorstellungen werden mit metaphysischen Begriffen assoziert

– es gibt KEINE klaren Kriterien zur Verifikation eines Satzes
> daher kann KEINE Bedeutung festgelegt werden

26
Q

“sein” bei Carnap

A

Bedeutungslosigkeit metaphysischer Sätze wird darauf ausgedehnt

2 Bedeutungen:
= homonym = zweideutig

  1. Verwendung als Kopula
    = Teil eines Prädikatausdrucks
    Bsp: “Ich bin hungrig”
  2. Bezeichnung der Existenz
    Bsp: “Ich bin”
27
Q

Existenz bei Carnap

A

Existenzbegriff…
… wurde nur zum Zwecke der Metaphysik eingeführt
… lässt sich in einer logisch korrekten Sprache gar nicht bilden (würde die Sprache verschlechtern)

– Kants’ Erfahrungsbasiertheit von Existenzbehauptung wird vom Wiener Kreis weiter radikalisiert

28
Q

Kritik an Carnap

A

– Carnap verlang Erfahrungsbezogenheit aller sinnvollen Sätze, es ist aber nicht klar, was er mit “Erfahrungsbezogenheit” meint

– Dürfen Naturwissenschaften nur zutreffende Aussagen über die Welt machen?

– Können unsere alltäglichen Erkenntnisse als legitime philosophische Projekte angesehen werden?

    • die von Carnap aufgeworfenen Probleme sind viel umfangreicher, als er selbst überblicken konnte
    • seine Lösungen sind nicht so eindeutig, wie seine Texte vermuten lassen