3. Metaphysik Flashcards
Allgemeines zur Metaphysik
– Metaphysik muss gleichzeitig mit ihrer Kritik behandelt werden
– Metaphysik gibt es seit über 2000 Jahren > ihre Fragen sind immer noch relevant
– für zeitgenössische Debatten sind große Vorkenntnisse nötig
(Aufgabe der )Metaphysik
Aristoteles
– Aristoteles führt die Metaphysik als neue Wissenschaft ein
- 2 Teile der Metaphysik:
- — Ontologie
- — Theologie
- Metaphysik befasst sich mit Eigenschaften (= Prinzipien), die allen Seienden deswegen zukommen, weil sie Seiend sind
- andere Wissenschaften untersuchen nur bestimmte Eigenschaften des Seienden (Bsp: Mathematik untersucht Zahl und Maß)
Ziel der Metaphysik
Aristoteles
Das Erreichen der Weisheit durch die Kenntnis erster Gründe und letzter Prinzipien
Ontologie
Lehre vom Seienden
lat. metaphysica generalis
Theologie
Lehre der ersten Ursache der Welt
lat. metaphysica specialis
Prinzipien
= Eigenschaften
- müssen zu einem “Träger” gehören
»> Die Verbindung zwischen Prinzip und Träger muss einsehbar und notwendig sein, nicht bloß zufällig - “Element” des Seienden kann nur sein, was Element des Seienden ist = Elemente müssen zugleich erste Ursache des Seienden als Seienden sein
“Sein”
Aristoteles
– vielfache Bedeutung
– hat immer denselben Bedeutungskern, der die verschiedenen Verwendungen miteinander verknüpft
Bsp:
“Der Apfel ist rot” ( “sein” beschreibt eine Eigenschaft)
“Gott ist” (“sein” beschreibt die Existenz)
Ousia
– ist die primäre Bedeutung von Sein
– ist das Erste, von dem alle anderen Dinge abhängen
»> erste Prinzipien und Ursachen müssen von Philosophen erfasst werden
- dt. “Seiendheit”, “das wahrhafte Sein”
- lat. “substantia”, “essentia”
– Aristoteles unterscheidet in 17 Arten von Ousia
Bsp: Dinge, die Selbst ousia sind
Veränderungen einer ousia
Entstehen einer ousia
Bedeutung von Sein bei Aristoteles
- Die Ontologie behandelt das Seiende als Seiendes
- also die wesentlichen Prinzipien, die dem Seienden zukommen, weil es ein Seiendes ist
- diese Prinzipien benötigen einen Träger
- dieser Träger wird durch die Analyse des Ausdrucks “sein” gesucht
“Sein”
Thomas von Aquin
– das Seiende ist für unser Erkenntnisvermögen das “Bekannteste”
– erst muss man den Gegenstand erkennen, der Gegenstand unserer Erkenntnis ist
Aufgabe der Metaphysik
Thomas von Aquin
- Voraussetzungen dessen aufzeigen, was wir für wahr halten
- dadurch können zugrundeliegende Prinzipien erkannt werden
- alle Begriffe, die wir für ein Subjekt entwickelt haben, beziehen sich auf das “Bekannteste” oder sind hinzugefügt
- Hinzufügungen müssen intern sein - sie drücken die Bedeutungsschattierungen des Wortes “sein” aus
- T. v. Aquin erweitert Aristoteles’ Prinzip des ousia durch Seinsmodi
- Alles Seiende gehört in 10 Kategorien
- es gibt eine Bedeutungserweiterung des Begriffes “sein” zB “an sich sein” der Substanz, Übereinstimmung von Sein und Seele
Bedeutungsdimensionen von “sein”
Hinzugefügter Seinsmodus als…
… Besonderer Seinsmodus
… Allgemeiner Seinsmodus
Besonderer Seinsmodus
- bezieht sich auf Grundbegriffe der aristotelischen Logik und Metaphysik, also auf Kategorien
- jeder Begriff gehört in eine von 10 Kategorien
Bsp: Substanz (= Nachfolgebegriff von ousia)
» Substanzen existieren selbstständig, ohne auf das Seiende angewiesen zu sein = “esse per se” (= dt an-sich-sein)
Bsp: Eigenschaften existieren nicht per se
» sind immer bezogen auf ein anderes Seiende
Allgemeiner Seinsmodus
– “Transzendentalien” = Seiendes, ungeachtet der Kategorie
- Seinsmodus bezieht sich auf ein einzelnes Ding
- —— es wird bejahend ausgedrückt > ist nicht mehr nur “seiend” sondern eine “Sache”, die durch essentia festgelegt ist > anders: “Sache” = Seiendes, durch seine Essentia festgelegt
- —— es wird verneined ausgedrückt > “Seiendes” ist Eines = Individuum
- Seinsmodus bezieht sich auf ein Ding in Beziehung zu anderen Dingen
- —— Unterschied zu anderen Dingen wird ausgedrückt
- —— Übereinstimung zu anderen Dingen wird ausgedrückt
- ———- können nicht, miteinander übereinstimmen, wenn sie zu verschiedenen Kategorien gehören.
- ———- Ausnahme: Seele
- ———- Gegenstand ist wahr > Übereinstimmung mit Erkenntniskraft der Seele
- ———- Gegenstand ist gut > Übereinstimmung mit Strebekraft der Seele
Gattungsbegriff bei Aristoteles
= Oberbegriff für Arten
– Gattungsbegriff kann einem weiteren, höherem Gattungsbegriff untergeordnet sein (Bsp Stuhl ist ein Sitzmöbel - Sitzmöbel sind eine Möbelart)
- oberster Oberbegriff = Kategorie
- das Finden von Oberbriffen stößt an ihre Grenzen
Individuation
Hintergrund zu Kants’ Existenzbegriff
T. v. Aquin:
- Individuum = etwas unteilbares = negativ
- Prinzip der Individuation hängt davon ab, warum etwas unteilbar ist
G. Leibnitz:
- Individuum = alle Prädikate eines Subjektes erscheinen ersichtlich (= essentia)
- Individuum ist etwas unverwechselbares
- identisch = alle Eigenschaften stimmen mit denen vom anderen überein
- unterschiedlich = eine einzige Eigenschaft unterscheidet sich von etwas anderem
Vorkritische Schriften
= Schriften, die vor Kants’ “Kritik der reinen Vernunft” (1781) veröffentlicht wurden
> Schriften danach werden als “kritisch” bezeichnet
“Sein”
I. Kant
– beschäftigt sich mit der metaphysica specialis (= Theologie)
- aus der metaphysica generalis (= Ontologie) behandelt er nur den Begriff der Existenz
- —- es geht um das “sein”, das die Existenz eines Dinges behauptet
- —- Verhältnis von Wirklichkeit und Möglichkeit wird beleuchtet
- —- Wie sollen mögliche von wirklichen Dingen unterschieden werden?
2 Thesen zur Existenz in I. Kants. “Kritik der reinen Vernunft” (1781)
These 1:
Dinge werden durch ihre Eigenschaften als existierend behauptet
» “sein” wird benutzt um etwas als existierend zu beschreiben (= “sein” im existentiellen Sinn)
» “sein” ist KEIN Prädikat, das dem Begriff “Ding” etwas hinzufügt
These 2:
“Sein” wird als Kopula verwendet
»> einem Ding (= Subjekt) wird eine Eigenschaft (= Prädikat) zugeschrieben
»> es gibt dadurch keine klare Unterscheidung vom existentiellen Sinn
Bsp:
€ 100,– möglich und wirklich > ich erfasse (denkend) 100 Einheiten eines Zahlungsmittels
€ 100,– möglich > ich erfasse nur den Begriff
€ 100,– wirklich > der Begriff wird wirklich, durch einen Blick in die Geldbörse
Vorkritische Überlegungen Kants’
zur Existenz als Prädikat
Existenz…
… kann nur durch Erfahrung festgestellt werden
… kann NICHT durch reines Denken festgestellt werden
… ist das im Begriff Gedachte, das in Wirklichkeit erfahren
… Beziehung zwischen Erkennendem und Gegenstand
… kein Prädikat eines Subjekts
Wirklichen Gegenständen, kann man das Prädikat der Existenz NICHT hinzufügen, ohne zu wissen, ob sie es verdienen, sprich existieren
Kopula
= Bindeglied, das Subjekt und Prädikat zu einer Aussage verbindet
Existenz bei Kant
zusammengefasst
– der Begriff des Individuums ist (vom göttlichen Standpunkt) vollständig festgelegt > sind zu unterscheiden
– Individualbegriffe können durch mögliche und wirkliche Dinge bestimmt sein > Prädikat der Existenz gehört nicht dazu
– Existenz kann deshalb kein Prädikat eines Individualbegriffs sein
– Existenz = Verhältnis zwischen erkennenden und erfahrenden Subjekt
Theorie sprachlicher Bedeutung
R. Carnap
= Grundlage von Carnaps Metaphysik-Kritik
"a" = beliebiges Wort "S(a)" = Elementarsatz (= Satz mit einstelligem Prädikat), in dem es auftritt
Ein Satz (“S(a)”) und die verwendeten Wörter (“a”) sind nur unter 4 Bedingungen bedeutungstragend:
- “a” muss empirische Kennzeichen haben
= durch Erfahrung feststellbare Merkmale
Bsp: empirisches Kennzeichen für Diamant = härtestes Mineral - Ableitung des Protokollsatzes “S(a)” steht fest
= Satz mit Feststellung eines empirischen Kennzeichens
Bsp: Dieser Diamant ist das härteste Mineral. - Wahrheitsbedingungen für “S(a)” stehen fest:
= “a” hat nur dann eine Bedeutung, wenn die Protokollsätze ein Kriterium erfüllen
Bsp: Der Diamant ist das härteste Mineral > ist nur wahr, wenn die Protokollsätze die Erfüllung des Kriteriums (= “härtestes Mineral”) aussagen - Weg zur Verifikation von “S(a)” ist die Menge der Protokollsätze
Dieses Verfahren kann an metaphysischen Sätzen NICHT angewendet werden
Metaphysische Sätze vs Theorie sprachlicher Bedeutung
– Carnaps’ Verfahren der Theorie sprachlicher Bedeutung kann an metaphysischen Sätzen NICHT angewendet werden
– metaphysische Sätze genügen den Anforderungen nicht
– deshalb haben sie KEINE Bedeutung
Bedeutungslosigkeit metaphysischer Sätze
Warum fällt die Bedeutungslosigkeit metaphysischer Sätze nicht auf?
– Illusion der Sinnhaftigkeit bei metaphysischen Sprache -> Gefühle und Vorstellungen werden mit metaphysischen Begriffen assoziert
– es gibt KEINE klaren Kriterien zur Verifikation eines Satzes
> daher kann KEINE Bedeutung festgelegt werden
“sein” bei Carnap
Bedeutungslosigkeit metaphysischer Sätze wird darauf ausgedehnt
2 Bedeutungen:
= homonym = zweideutig
- Verwendung als Kopula
= Teil eines Prädikatausdrucks
Bsp: “Ich bin hungrig” - Bezeichnung der Existenz
Bsp: “Ich bin”
Existenz bei Carnap
Existenzbegriff…
… wurde nur zum Zwecke der Metaphysik eingeführt
… lässt sich in einer logisch korrekten Sprache gar nicht bilden (würde die Sprache verschlechtern)
– Kants’ Erfahrungsbasiertheit von Existenzbehauptung wird vom Wiener Kreis weiter radikalisiert
Kritik an Carnap
– Carnap verlang Erfahrungsbezogenheit aller sinnvollen Sätze, es ist aber nicht klar, was er mit “Erfahrungsbezogenheit” meint
– Dürfen Naturwissenschaften nur zutreffende Aussagen über die Welt machen?
– Können unsere alltäglichen Erkenntnisse als legitime philosophische Projekte angesehen werden?
- die von Carnap aufgeworfenen Probleme sind viel umfangreicher, als er selbst überblicken konnte
- seine Lösungen sind nicht so eindeutig, wie seine Texte vermuten lassen