2.4 Lernen mit Texten Flashcards
Lernen mit Texten: Definition
Textverstehen beinhaltet alle kognitive Vorgänge die an der Aufnahme, Transformation, Organisation, Speicherung, Reaktivierung und Reproduktion von Textinformationen beteiligt sind.
Verstehensprozess und Textpräsentation
- Konstruktive Aktivität des Lesers
- Verstehen eines Textes beruht auf der integrativen Verarbeitung dreier Informationsquellen : Text, Leser und Situation
- Integration vollzieht sich im aktiven Konstruktionsprozess:
- Textgeleitete Verarbeitung („ bottom up“)
- Lesergeleitete Verarbeitung („top down“)
- Ebenen des Verarbeitungsprozesses
- Interpretative Verarbeitung vs. inferentielle Verarbeitung
Interpretative Verarbeitung
Text wird dekodiert, Inhalt verstehen
- Grundlegende perzeptive Prozesse (Buchstaben und Worterkennung ) und textgeleitete Konstruktion von Bedeutungseinheiten
- Ziel: Bildung einer propositionalen Repräsentation eines Textes
-Verarbeitungsstufen (hierarchische Ordnung zunehmender
Verarbeitungstiefe)
-Graphemische Analyse
-Auditive Verarbeitung
-Worterkennung
-Syntaktisch semantische Analyse
-Bedeutungserfassung (Extraktion von Propositionen)
Bottom-up
- die aufsteigenden, textgeleitete Verarbeitung
- wird von den im Text enthaltenen Informationen bestimmt
Top-down
- die absteigende, lesergeletiete Verarbeitung
- wird vom Vorwissen und den Zielsetzungen des Lesers bestimmt
Inferentielle Verarbeitung
- mehr mit top-down Prozess
- Bildung von über den Text hinausgehenden Propositionen (Inferenzen)
- Vorwissen (z.B. in Schemata organisiert) ist von Bedeutung
- Unterscheidung von drei verschiedenen Arten von Inferenzen
- intendierte: Ergänzung bereits bekannter Textinformationen (vom Autoer intendierte Inferenz, notwendig um den Text zu verstehen)
- elaborative : Verbindung von Textinformationen mit bereits bekanntem Wissen (Qualität entscheidend)
- reduktive: Reduktion der Textinformationen auf Makrostruktur (verschiedene Infos haben denselben Sinn, man verbindet diese und muss sich nicht an beide erinnern)
Zyklisches Verarbeitungsmodell:
- Aneinanderfügen von Propositionen
- Überbrückung auftretender Kohärenzlücken mittels Inferenzen
- Kohärenz durch Argumentüberlappung
-Zyklischer Prozess: Wegen der begrenzten Kapazität des AG wird
ein Text in mehreren Zyklen verarbeitet
-In jedem Zyklus wird eine bestimmte Anzahl von Sätzen im AG repräsentiert und in Propositionen umgewandelt und hierarchisch organisiert
-damit jeweils neue mit den schon verarbeiteten Propositionen verknüpft werden können, müssen „alte“ Propositionen aktiv im AG gehalten werden
-Verknüpfungsprobleme können auftreten, falls eine „alte“ Proposition nicht aktiviert werden kann
Mentale Repräsentation des Textes
-Unterscheidung von drei mentalen Repräsentationen, die gleichzeitig
entstehen:
- Wörtliche R.: bildet exakten Wortlaut des Textes ab (man kann sich nicht genau erinnern, Synonyme usw.)
- Propositionale R.: beinhaltet die Bedeutung des Textes
- Situative R.: Abbild der im Text beschriebenen Sachverhalte und Ereignisse (am besten erhaltbar)
-Ausprägungen der einzelnen Repräsentationen kann in Abhängigkeit
von Leser und Textmerkmalen variieren
-Tendenz der Ausprägung: situativ > propositional > wörtlich
Methoden der Messung des Textlernens
- Wiedergabeverfahren : möglichst korrekte Wiedergabe eines Textes
- Rekognitions bzw. Wiedererkennungsverfahren: Entscheidung, ob einzelne Sätze in einem vorher gelesenen Text enthalten waren oder nicht
- Verifikationsverfahren: Beurteilung von Sätzen hinsichtlich ihrer Richtigkeit (Wahr Falsch Urteile)
- Cloze Test: Ergänzung von fehlenden Wörtern
- Frageverfahren: Fakten oder Verständnisfragen mit offenen Antworten oder Multiple Choice (mit oder ohne Texteinsicht)
Problem der Lerntests
Ergebnisse vom Lerntest erlauben keine Trennung von Verstehens- und Behaltensprobleme
Bedingungen des Textlernens
- Merkmale des Textes
- Merkmale des Lesers
- Aufgabenorientierung
- Testerwartungen
Textmerkmale
- Sprachliche Einfachheit (z.B. kurze Sätze)
- Semantische Redundanz (z.B. Wiederholung bestimmter Inhalte)
- Kognitive Strukturierung (z.B. lineare Gedankenführung)
- Konzeptueller Konflikt (z.B. Neuigkeitsgehalt)
Ansatz von Kintsch und Vipond (1979) zu den Textmerkmalen
-Ein Text ist umso unverständlicher, je häufiger neue und alte Propositionen mittels Inferenzbildung oder aufgrund einer Suche nach passenden Anknüpfungspunkten im LZG verbunden
werden müssen.
- Lesbarkeit wird durch folgende Merkmale beeinflusst:
- Kohärenz (sinnbildender Zusammenhang der Wörter bzw. Sätze im Text)
- Propositionsdichte (z.B. Zahl der Propositionen pro Textabschnitt)
- Zahl der Argumente pro Proposition
Lesermerkmale
-Vorwissen (z.B. thematisch,
-Fähigkeiten (z.B. Dekodierfähigkeit , AG Kapazität,
Intelligenzfaktoren)
- Lern bzw. Lesestrategien
- Kognitive Strategien: Wiederholung, Elaboration, Organisation
- Metakognitive Strategien: Planung, Überwachung, Regulation
Testerwartungen
Ankündigung einer bestimmten Kriteriumsleistung (z.B. freie Wiedergabe des Textinhalts, Multiple Choice Fragen beantworten)