1. Einführung, 2. Lernbegriff und Grundlagen Flashcards
2.1 Einführung 2.2 Lernen und Konstruktion von Wissen 2.3 Gedächtnismodelle
Gegenstandsbereich der Pädagogischen Psychologie
Das Verhalten und Erleben von Menschen in pädagogischen Situationen
(Lernen und Lehren in und außerhalb von pädagogischen Institutionen, auch außerhalb von Schulen, informell organisiert)
Methodik der PP
laborexperimentelles Vorgehen der Grundlagenfächer reicht nicht aus, um praktisch anwendbare Erkenntnisse zu gewinnen. Ökologisch valide Daten und Befunde sind notwendig (Feldstudien, Feldexperimente, Interventions und Trainingsstudien).
Lernfähigkeit
- zentrales Wesensmerkmal des Menschen
- ermöglicht Anpasuung an sich stetig ändernde Anforderungen
- Lernen ist meist unbewusst (“ inzidentell”), seltener bewusst und absichtlich (“intentional”).
- Ergebnisse der Lernprozesse im Gedächtnis gespeichert
Lernen: Definition
Lernen ist ein Prozess, bei dem es zu überdauernden Änderungen im Verhaltenspotential als Folge von Erfahrungen kommt
aktuellere Definition: Überdauernde Veränderungen in der Wissensstruktur einer Person. Diese Veränderung ist als aktiver Konstruktionsprozess zu verstehen.
Erweiterung
dem Vorwissen des Lerners werden neue Informationen (neue Konzepte) hinzugefügt, oder: zwei oder mehr bereits vorhandene, aber bisher nicht verbundene Teilbereiche des Wissens werden sinnvoll zueinander in Beziehung gesetzt.
Umstrukturierung
Durch neue Information kann es neben einer Erweiterung auch zu einer Umstrukturierung kommen, wenn einige Elemente innerhalb eines Wissensbereichs eine neue Zusammensetzung erfahren.
Konstruktivistische Perspektive
Wissen ist keine Kopie der Wirklichkeit und auch kein Gegenstand, den sich der Lernende einfach einverleiben kann.
Vielmehr ist Wissen das Ergebnis einer individuellen Konstruktionsleistung des Subjekts. Diese beruht auf der jeweils individuellen Struktur des Vorwissens, den jeweils individuellen Verarbeitungsformen und auf individuellen Einstellungen.
Der Lerner aus kondruktivistischer Sicht
„Der lernende Mensch ist ein zielgerichtet Handelnder, der aktiv nach Informationen sucht, diese vor dem Hintergrund seines Vorwissens interpretiert und daraus neue Konzepte und Auffassungen über die Wirklichkeit ableitet“
Lernen aus konstuktivistischer Sicht
- aktiver Prozess : Lernen ist nur über die aktive Beteiligung des Lernenden möglich (z.B. Aufmerksamkeit, Motivation, Lernstrategien), von sich aus aktiv etwas tun
- selbstgesteuerter Prozess : Der Lerner hat vielfältige Möglichkeiten, seinen Lernprozess zu steuern (z.B. Planung, Motivierung),
-konstruktiver Prozess :
Kernaspekt, Lernen ist abhängig vom jeweiligen subjektiven Wissens und Erfahrungshintergrund, von den Zielen, von subjektiven Interpretationen und von der Verarbeitungsqualität,
- ein situativer Prozess : Lernen ist immer situationsspezifisch und kontextgebunden (Problem des Transfers), und
- ein sozialer Prozess : Der Lernende ist immer soziokulturellen Einflüssen ausgesetzt und Lernen selbst ist immer ein interaktives Geschehen (Bedeutung der Instruktion), Lernen ist immer ein Austausch, Interaktion zwischen Lehrenden und Lernen
Unterrichtsziele
- Motivation und Interesse des Lerners zu fördern
- Steuerungs und Kontrollkompetenz zu fördern
- die Verbindung neuen Wissens mit dem vorhandenen Vorwissen zu erleichtern
- die Anwendung neuen Wissens in realen Situationen zuzulassen
- die Fähigkeit zu kooperativem Lernen zu fördern.
Mehr- Speicher- Modell (MSM)
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Reize der Umwelt: A sehen –>
sensorisches Register (interssiert uns weniger in der PP) : Wahrnehmung, Mustererkennung "A" wahrnehmen auf der Netzhaut --> Filter -->
Kurzzeitgedächtnis (AG) (Man konzeptualisiert KZG als Arbeitsgedächtnis)
“[a:]” artikulatorische Verarbeitung, “Ich sehe ein A” (semantische Verarbeitung)
erhaltende Wiederholung im AG–> (elaborative Wiederhohlung)
Merkmale der Kurzzeitgedächtnisses (KGZ)
- Funktion : aktive Verarbeitung von Information, Ort bewusster mentaler Aktivität (Bewusstsein)
- Dauer : wenige Sekunden bis einige Minuten
- Kapazität : stark begrenzt, 7 +- 2 Elemente, Chunk Bildung
- Kodierung : artikulatorisch (bei sprachlicher Information) und semantisch; akustisches und visuelles KZG
- Ort : zentral (sinnesspezifische Gehirnzentren), elektrophysiologische Prozesse
-Behalten und Vergessen : erhaltende vs. integrative/ elaborative
Wiederholung, Vergessen durch Interferenz
-Arbeitsgedächtnis: die Information wird nicht nur gespeichert,
sondern vielfältig verarbeitet (z.B. bewertet, klassifiziert, transformiert), d.h. das „KZG“ besteht aus einer Prozessor Einheit und mehreren, modalitätsspezifischen Speichern. (Verarbeitungsfunktion kommt hier hinzu, Prozesssoreinheit)
Merkmale der LZG
- Funktion : Dauerhafte Speicherung des Wissens, Voraussetzung für alle bewussten Prozesse
- Dauer : unbeschränkt (zeitlicher Verfall möglich)
- Kapazität : (vermutlich) unbeschränkt
- Kodierung : propositionale (semantische), analoge und prozedurale Repräsentation
- Ort : biochemische Veränderungen in den modalitätsspezifischen Cortexregionen, Bildhafte Representationen im visuellen Kortex
- Vergessen : zeitlicher Verfall? Problem des Auffindens? Überschätzung des Vergessens: freie Wiedergabe vs. Wiedererkennen, geringe Aktivierung und Salienz von Gedächtnisinhalten; Erinnern als Problemlöseprozess, nicht einfach aus dem Langzeitspeicher verschwinden, schweres Wiederfinden, vor allem, wenn die Info selten benutzt wird. Auf Eissensbestände/ Problemlöseinfos zurückgreifen, nicht direkt auf Wissen.
Formen des LZG
Unterscheidung zweier Gedächtnissysteme
- Deklaratives, expliztes Gedächtnis
- Prozedurales, implizites Gedächtnis
Deklaratives, explizites Gedächtnis
bezieht sich auf …
- Fakten, Konzepte, Prinzipien, Regeln (Semantisches Gedächtnis), z.B. Was ist ein Fahrrad?
- Ereignisse bzw. persönliche Erfahrungen (episodisches/ autobiographisches Gedächtnis), z.. Wann sind Sie zuletzt Fahrrad gefahren?
Prozedurales, implizites Gedächtnis
bezieht sich auf …
- Gewohnheiten, Fertigkeiten (perzeptuell, motorisch, kognitiv)
- Klassisches Konditionieren
z. B. Wie fährt man Fahrrad?
Propositionen
kleinste Bedeutungseinheit, die als selbständige Behauptung stehen und daher als wahr oder falsch beurteilt werden kann.
Mikro- und Makropropositionen
-Mikrostruktur eines Textes oder einer Textrepräsentation:
Einzelpropositionen und ihre Relationen (z.B. hierarchische
Struktur), einzelne Kleinigkeiten, die man z.B. von einem Text mitgenommen hat
-Makrostruktur eines Textes oder einer Textrepräsentation:
Propositionen, die die Hauptaussagen des Textes ausdrücken, Zusammenfassende Info
Die Transformation der Mikro in die Makrostruktur erfolgt durch
Makrooperationen “ —> Weglassen und Verallgemeinern
Netzwerkmodell des Wissens
Infos im LG sehr stark miteinander verknüpft, Wissen oft in einer hierarchischen Art gespeichert
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Mentale Modelle
SEHR WICHTIG
- Analoge, bildähnliche Formen der Repräsentation
- Sie ergänzen symbolische Formen der Repräsentation
-Mentale Modelle als strukturelle Analogien zur Realität, d.h. sie stimmen in ihrer Funktionsstruktur mit dem Realitätsausschnitt, den sie abbilden, mehr oder weniger überein,
nicht direkte Abbildungen der Realität, sondern vereinfachte Darstellungen
-Abbildung der Funktionsstruktur: z.B. räumliche, zeitliche und
kausale Relationen
- Ganzheitliche Repräsentation vs. elementaristischer Charakter der propositionalen Repräsentation (jedoch Wechselwirkung)
- Mentale Simulation komplexer und dynamischer Funktionszusammenhänge
Ann ahme multipler Repräsentationen
- Je nach Zweck unterschiedlich gut geeignet:
- Textwiedergabe –> Propositionale Repräsentation, da Struktur des gelernten Textes erhalten bleibt
- Komplexe funktionale Zusammenhänge –> Mentale Modelle
- Meistens Symbiose beider Repräsentationen
Modell der Verarbeitungsebenen (MVE)
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- Qualität der Verarbeitung bestimmt die Behaltensleistung (bzw. die Stärke der Gedächtnisspur)
- Einheitliches Gedächtnissystem , Enkodierungsprozesse im Vordergrund
- Drei Verarbeitungsebenen beim verbalen Lernen
- orthographisch/ strukturell
- phonemisch
- semantisch
- beste Behaltensleistung bei semantischer Verarbeitung
Vergleich mit dem Mehrspeichermodell
- Beschränkung der Verarbeitungskapazität vs. des KZG
- elaborative vs. erhaltende Wiederholung
- LZG Speicherung auch ohne Wiederholung möglich
Elaboration
Anreicherung/ Verbindung neuer Infrormatione mit Vorwissen bzw. Herstellen von Bezügen zu anderen Konzepten
Unterscheidung von drei Elaborationstypen
- Relationale Elaboration: Vergleich von im Lerntext enthaltenen Konzepten/Inhalten (12 Vergleiche) –> Unterscheidbarkeit
-Integrative Elaboration: Eigene Beispiele für die im Lerntext enthaltenen Konzepte ausdenken (je 2 Bsp. für 4 Konzepte) –>
Wissensanreicherung
-Elaborative Befragung: Erweitern des im Lerntext enthaltenen Wissens durch Bearbeitung von speziellen Fragestellungen/Aufgaben (je 2 Fragen zu 4 Konzepten) –> Wissensanreicherung
z.B.: „Warum sollten die vorgestellten Konzepte das Verhalten von
Personen verändern?“
Spurenzerfall
zeitabhängiges Verblassen mentaler Repräsentationen (durch geringe Aktivierung des
Interferenz
vorhandene Wissensinhalte können neue hemmen und neue Wissensinhalte können alte hemmen (z.B. bei großer Ähnlichkeit der Inhalte bzw. geringer Salienz)
Zugriffsproblem
- durch fehlende Abrufhinweise werden die relevanten
Repräsentationen nicht ausreichend aktiviert.
-Prinzip der Enkodierungsspezifität: Merkmale der ursprünglichen Lernsituation (Kontext) werden mit dem neuen Wissen enkodiert und dienen als Hinweisreize in der Abrufsituation.
Abrufbarkeit des Wissens erhöhen
Quantität:
- Aufgewendete Lernzeit (Wiederholung) korreliert mit der Menge verfügbaren Wissens (Übung macht den Meister) (Beachte: intra vs. interindividueller Vergleich)
- gilt nur bei intreindividuellem VGL, bei Inter- gibt es meistens geringe Korrelationen, es hat mit Intelllienz und Lernfähigkeit zu tun
Qualität:
-Weitere Optimierung der Lerneffizienz durch Lernstrategien, vor allem Elaboration : multiple Verknüpfung neuer Information mit dem Vorwissen, so dass Wissen langfristig und in verschiedenen Kontexten verfügbar ist
-Effekt der verteilten Übung: das Lernen über verschiedene Lerngelegenheiten verteilen
-Optimale Zeitintervalle zwischen Lernwiederholungen: erste Wiederholung nach möglichst großem Zeitraum, aber Information sollte noch korrekt erinnerbar sein; danach können die Zeitabstände immer größer werden („expanding rehearsal strategy”)
Sicherstellen, dass man etwas auswändig kennt und dann möglichst lange warten, bis man das wiederholt, je größere Abstände desto besser)
-Verteiltes Lernen ist dem massierten Lernen nur beim längerfristigen
Behalten überlegen