2 Institutionen Macht & Staat: 2.5 Die Entwicklung des modernen Staates Flashcards

1
Q

Der Nationalstaat als neue Form politischer Ordnung

A

Der moderne Staat:

  • ab dem 15. Jahrhundert.
  • Nationalstaat allerdings neueres Phänomen: Herausbildung im Laufe des 19. Jahrhundert (neue Einheiten).
    • Territoriale Zentralisierung, administrative Standardisierung:
      • Staatsherausbildung (Rationalisierung);
        (Verlust von Autonomie)
    • Entstehung neue Identität / kulturelle Integration / gesellschaftliche Solidarität:
      • Konstruktion der Nation (Aufbau einer Bürgerschaft): Rechte / Pflichten.
        (Entwicklung von neuem Typ Bevölkerung: nicht mehr Untertanen)
  • Einen neuen / modernen Typ von Staat:
    • national
    • rational
    • demokratisch
      (liberal, repräsentativ, staatsrechtlich)
    • säkularisiert
    • sozial (soziale Gleichheit)
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2
Q

Ein multidisziplinäres Thema.

A
  • Nationalstaat als fundamentale Einheit in der vergleichenden Politik (Innenpolitik).
    • Konflikt innerhalb:
      zwischen periphere Regionen und Zentralstaat; zwischen liberalen und „konservativen‟ Eliten (Staat−Kirche), usw.
  • Nationalstaat als fundamental Einheit in den internationalen Beziehungen (Staatsystem).
    • Konflikt zwischen: Nationalstaat wird im Gegensatz zu anderen definiert (trotz aristokratischen Familienbeziehungen zwischen Herrscher).
      ​(findet historisch statt)

Analyse der Zusammenhänge zwischen beiden Perspektiven: “war made the state and the state made war” (Tilly, 1990).
(Nationalstaat entwickelt sich, demokratisiert sich, verbraucht immer mehr Ressourcen wegen dem Wettbewerb zwischen Staaten)

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3
Q

Zusammenhang zwischen Staat und Nation

A
  • Diese Vorlesung:
    Staatsherausbildung (von rechts nach links)
  • Pfeile: gegenseitige Beeinflussung
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4
Q

die zwei Revolutionen

A

Sozialer Wandel im 19. / anfang 20. Jahrhundert
(R. Bendix, M. Mann, S. Rokkan, sowie die klassische Soziologie).

  • Nationale Revolution
  • Industrielle Revolution
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5
Q

Nationale Revolution:

Ein Begriff ≠ nicht historische Ereignisse:

A
  • Die Herausbildung des Staates
    (heutige Vorlesung).
  • Die Konstruktion der Nation (nächste Vorlesung).
  • Dessen Liberalisierung und Demokratisierung.
  • Betrifft: „neuere“ und „ältere“ Staaten.
    • 1830, 1848: Hotspots für nationale Revolution -> alle eigenen Staat verlangt, 150J gedauert;
    • 3 Prozesse: Staat, Nation, Demokratisierung = nationale Revolution = Teil von einem grundsätzlichen Wandel = Teil von nationalistischer Ideologie
    • = Massenphänomen = Massenmobilisierung des Volkes, nicht Trennung von Eliten & Volk, Individuen spielen Rolle im Staat
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6
Q

Definition und Unterscheidungen

Definition von Staat (Max Weber)

A

= zwingende Organisation und exklusive Autorität über ein Gebiet.

  • Minimale Funktionen:
    • Verteidigung gegen Aussen: Militär.
    • Innere Ordnung:
      • Recht (Eigentum, Vertrag),
      • Bürokratie,
      • Gewaltmonopol (Polizei, Gefängnisse)
      • Rolle der Sanktion.
    • Finanzen: Steuererhebung (taxation state).
  • Internationaler Wettbewerb -> Expansion der Funktionen: Modernisierung von Staat und Gesellschaft
    (z.B. Militärforschung, Industiralisierung des Nachbarlandes -> ebenfalls investitieren)
  • Dafür: Intervention, Investition
    (Infrastruktur, Forschung),
  • neue „kybernetische“ Mittel: Organisation von offiziellen Statistiken.
    (ein Staat der erfolgreich intervenieren möchte, muss seine Gesellschaft kennen -> Volkszählung etc.)
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7
Q

Definition und Unterscheidungen

Eine differenzierte Aktivität des Staates.

A
  • Spezialisierung des Staates = politische Aktivitäten
    (der Staat ist nicht alles)
  • Darunter auch:
    Konfliktresolution zwischen Teilen der Bevölkerung
    (soziale Spaltungen ≠ Konflikte zwischen Individuen): Rechtstaat und Verfassungen (Gewalttrennung).
    (Politik = Konflikt: wer hat Macht & wie wird das ausgeübt -> Staat: wie werden Konflikte gelöst, immer friedlicher = Spezialisierung)
  • Trennung gegenüber (Aufgaben des Staates):
    • Religion
    • Markt
    • Öffentlichkeit: Bürgerrechte (zivile Rechte)
    • Wissenschaft
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8
Q

Eigenschaften des liberalen Staats

A
  • Die Nationalisierung des Staates:
    • Einbindung / Mobilisierung von Massen.
    • Entstehung einer Bürgerschaft.
      (Rechte & Pflichten)
  • Die Rationalisierung von Staatstrukturen:
    • Territoriale Standardisierung: Verwaltung.
      (Währungen, Massen -> Ordnung: rational)
    • Zentralisierung von Kompetenzen: Hierarchie. (z.B. Post- und Zollwesen in CH)
  • Die Säkularisierung von Institutionen:
    • Trennung Religion/Staat.
    • Ende klerikaler/aristokratischer Privilegien (Ständevertretung).
    • Sozialisierung über neue Werte: Individualisierung und Bürgerschaft.
      (z.B. Schulpflicht)
  • Die Demokratisierung der politischen Partizipation (Liberalismus):
    • Zivile (und ökonomische) Rechte.
    • Politische Rechte (Wahlrecht).
    • Soziale Rechte
      (die wichtigsten Unterschiede = sozial -> Ziel: Solidarität)
  • … also auch ein Sozialstaat (soziales Affangnetz)
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9
Q

Zeitliche Variation

A

Die „kritischen Phasen“ (critical junctures):

  • Ähnliche Ereignisse / Wandelprozesse (Revolutionen), die alle Länder betreffen.
  • ABER: kein Determinismus, die Antwort auf Ereignis variiert (Unterschiede) -> verschiednene Ausgestaltung des Wandels (versch. Staaten).
    Dimensionen der Unterschiede:
    • Ältere/neuere Staaten (zeitliche Variation)
    • Art der Staatsherausbildung (Unabhängigkeit, Vereinigung)
    • Unterschiedliche nationale Identität
      (z. B. kulturell/gemeinsame Werte)
    • Zentralisierungsgrad.
    • Geschwindigkeit der Demokratisierung.
    • (DE vs Irland: Verstaatlichung, aber: untersch. “wie”)
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10
Q

Die “Karte von Europa” (Stein Rokkan)

A

Paradox:

  • Frühere Herausbildung in den Peripherien
    (am Rande von Europa) des alten Reichs.
    (z.B. Spanien, Portugal. GB, RU, FR)
  • Spätere Herausbildung in den Kerngebieten des alten Reichs:
    (Städtegürtel: ital Städte -> alpine Städte CH -> dem Rhein entlang bis in die NL -> London, spät: Ende 19. JH, Dichte, die es unmöglich macht, dass sich eine Stadt durchsetzen konnte -> Wettbewerb)
  • Handelsroutengürtel:
    entlang Rhein und Donau, durch Alpenpässe.
  • Dichte etablierten Zentren:
    keiner konnte andere überwältigen:
    • Städtenetzwerk (politisch/territoriale Fragmentierung).
    • Religiöser Natur (Kathedralen, Klöster, usw.).
    • Wirtschaftlicher Natur (Handelsrouten, Marktplätze, usw.).

Zwei „topologische“ Achsen:

  • Nord-Süd: die kulturelle Dimension.
    • Reformierter Protestantismus
    • gemischt
    • Katholische Gegenreform
  • West-Ost: die wirtschaftliche Dimension. ​
    • Maritime Reiche
    • Städtegürtel
    • Landgebundene Reiche
  • Idee des modernen Staates = europäisch
  • untersch. Typen von Staaten, die wir in Europa finden
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11
Q

Die “Karte von Europa” (Stein Rokkan)

West-Ost

A
  • die wirtschaftliche Dimension -> horizontal
  • Im Westen:
    • Möglichkeit sich Übersee auszudehnen -> Mögl. dass Staat sich etabliert, wirt. Aktivität ausserhalb Europas
    • SP, GB, Portugal
  • Im Osten:
    • territoriale Ausdehnung z.B. RU nicht Übersee
    • Reiche mussten sich durchsetzen???
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12
Q

Die “Karte von Europa” (Stein Rokkan)

Nord-Süd

A
  • die kulturelle Dimension -> vertikal
  • Religion & Sprache
  • Süden:
    • katholische Gegenreform
    • Hinderung: kulturell gemisch
    • konfliktgeprägt
  • Norden:
    • ​homogene protestantische Staaten
    • Faktor der Nationalisierung
  • -> untersch Zeitpunkte der Zentralisierung
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13
Q

Frühe Staatsherausbildung

A
  • Behauptung von starken Zentren.
  • Kontrolle über Territorium
    (interne Ordnung und externe Grenzen).
  • Standardisierung (Verwaltungsstrukturen).
  • Bild:
    • Irland (nördlicher gibt es nichts mehr -> kein Handel): mit wem soll Dublin z.B. Allianzen bilden im Gegensatz zu Strasbourg (hat mehr Mögl. auf Allianzen)
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14
Q

Formen der Staatsherausbildung

A
  • Ältere/frühere Herausbildung aus Absolutismus
  • Unabhängigkeit, Sezession:
  • Vereinigung:
  • Ende multi-nationaler Reiche
  • Das Britische Commonwealth
  • Die Doktrin der Selbstdeterminierung (Wilson)
    (14-Punkte-Plan, isolationlistische Aussenpolitik, Amerika: viele Präsidenten berufen sich auf das)
  • Die dritte Welle (Ende des Kolonialismus, 1989)
  • Sowjetunion und Europäische Union
  • > Nationalismus als Prinzip: Übereinstimmung Staat und Nation (nächste Vorlesung)
  • ganz andere Typen von Reich
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15
Q

Formen der Staatsherausbildung

Ältere/frühere Herausbildung aus Absolutismus

A
  • England,
  • Frankreich,
  • Spanien,
  • Schweden,
  • Dänemark,
  • Russland,
  • Japan.
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16
Q

Formen der Staatsherausbildung

Unabhängigkeit, Sezession

A
  • Religiös:
    Belgien (1830), Irland (1922).
  • Sprachlich/kulturell:
    Norden (Norwegen, Finnland, Island).
17
Q

Formen der Staatsherausbildung

Vereinigung

A
  • Deutschland,
  • Schweiz,
  • sowie Italien und USA (beide letztere mit Unabhängigkeit verknüpft).
18
Q

Formen der Staatsherausbildung

Ende multi-nationaler Reiche:

A
  • Habsburg: Tschechei, Polen, Ungarn, Jugoslawien, östlicher Balkan, usw.
  • Osmanisches Reich: Griechenland, Türkei, Jugoslawien, östlicher Balkan,
  • Zaristisches Reich (Russland): Polen, Ukraine, Baltikum, usw.
  • Ende Kolonialismus: Mexiko, Südamerika, Südafrika, Indien.
19
Q

Formen der Staatsherausbildung

Das Britische Commonwealth

A
  • Multi-nationaler Staat: England, Schottland, Wales, Irland.
  • Commonwealth: − Kanada − Australien − Neuseeland …
20
Q

Formen der Staatsherausbildung

Die Doktrin der Selbstdeterminierung (Wilson)

A
  • Ende 1. Weltkrieg.
21
Q

Formen der Staatsherausbildung

Die dritte Welle (Ende des Kolonialismus)

A
  • Afrika,
  • Naher Osten,
  • Asien.
22
Q

Formen der Staatsherausbildung

Sowjetunion und Europäische Union

A
  • Osteuropa.
  • Kaukasus, Ukraine
23
Q

Industrielle Revolution

Auch ein Begriff:

A
  • Der soziale Staat (Wohlfahrtstaat); Die Bürgerschaft als Element der modernen Nation (nächste Woche).
  • Soziale Mobilisierung (Industrielle Revolution):
    • Agrar-zu Industriegesellschaft.
    • Land-zu Urbanstruktur.
    • Erweiterung zu Kleinfamilien.
  • Politische Mobilisierung:− Arbeiterschicht.− Gewerkschaften und Parteien.
24
Q

citizenship (Bürgschaft) bestehend aus drei Elementen:

A
  • zivile Rechte
  • politische Rechte
  • Soziale Rechte
    • Umverteilung
    • Chancengleichheit
    • Versicherung
  • trotz ziviler und politischer Rechte sind die Leute kulturell und sozial immer noch sehr unterschiedlich -> formell zwar demokratisch aber erst durch soziale Rechte = Demokratie
  • soziale Rechte: z.B. bildung, Kapital, Steuern (Staat, korrigiert, Staat führt Kompensation ein, Umverteilung auf die weniger Privilegierten)
25
Q

Der soziale Staat

A
  • Ein „Staat“:
    • Typ von politischem System, welcher Staatsinterventionen in neuen Bereichen (jenseits von Sicherheit und Ordnung, Industrie und Wirtschaft, Administration) erlaubt.
      (Audehnung von Funktionen, Ziel: grundsätzliche Gleichheit)
  • Eine Reihe von „Policies“:
    • Umfassende soziale Policies (Arbeit, Alter, Gesundheit, Unterkunft, Familie, Bildung).
  • Ziel „Wohlfahrt“:
    • Schutz vor sozialen Risiken und sichert minimales Niveau in diesen Bereichen; Korrektur von sozialen Ungleichheiten. Basiert auf der „Ideevon Gesellschaft und Gerechtigkeit.
  • Nicht nur ein Staat sondern genereller ein „Regime“:
    • Staat und Policies.
    • Familienstrukturen.
    • Zivilgesellschaft (Kirchen, Private Vereinigungen, Parteien, usw.).
26
Q

Der Ausbau der staatlichen Funktionen

Die Funktionen des Staates

A
  • der minimale Staat
  • der liberale Nationalstaat
  • der industrielle Staat
  • der soziale Staat
  • Bild:
    • gesamtgesellschaftlicher Trend
    • Identitäten wurden konstruiert, Traditionen erfunden, um Nationentwicklung zu stärken,
    • Pfeilrichtung: rechts (Trend),
    • Staatsausgaben: wachsen -> Staat wird immer aktiver)
27
Q

Die Funktionen des Staates

der minimale Staat

A
  • Verteidigung
  • Interne Sicherheit und Ordnung
  • Finanzen
28
Q

Die Funktionen des Staates

der liberale Nationalstaat

A
  • Schulen
  • Wehrpflicht
  • Zentralisierung und Standardisierung
    • Verwaltung
    • Sprache
  • Aufbau Identität
  • Demokratisierung
29
Q

Die Funktionen des Staates

der industrielle Staat

A
  • Intervention in die Wirtschaft
  • Investition und Infrastruktur
    • Transport
    • Energie
  • Monetär- / Fiskalpolitik: Zentralbanken
30
Q

Die Funktionen des Staates

der soziale Staat

A
  • Umverteilung von Ressourcen
  • Versicherung gegen Risiken (Sozialpolitik)
    • Unfall
    • Arbeitslosigkeit
    • Rente
    • Gesundheit
    • Mutterschaft
    • Integration
  • Chancengleichheit
31
Q

Schluss

Heutige Entwicklungen und Fragen

A

Rückzug der staatlichen Funktionen? Neue Rolle des Staates?

  • Regulation anstatt Intervention.
  • Privatisierung und Liberalisierung.
  • Governance, Mitarbeit mit, und Delegation (contracting out) an, private Dienstleister:
    • Kernkompetenzen wie Gewaltfunktionen: Gefängnisse, Gerichte, Militär, Polizei, …
    • … aber auch Solidaritätsfunktionen: Gesundheit, Kommunikation, Bildung, usw.
    • Vermarktung von Staatsaktivitäten (Marktlogik anstatt Kollektivgut).
  • Risiko: Verlust an Kompetenzen; Verlust an output-Legitimität.
  • -> Staat: macht weniger